Ein grandioses und hochaktuelles Jugendbuch
Salz für die SeeInhalt:
Die letzten Kriegstage des Jahres 1945: Tausende Menschen flüchten aus Angst vor der Roten Armee nach Westen. Darunter Florian, ein deutscher Deserteur, Emilia, eine junge Polin, und Joana, eine ...
Inhalt:
Die letzten Kriegstage des Jahres 1945: Tausende Menschen flüchten aus Angst vor der Roten Armee nach Westen. Darunter Florian, ein deutscher Deserteur, Emilia, eine junge Polin, und Joana, eine litauische Krankenschwester. Eine Notgemeinschaft, in der jeder ein Geheimnis hat, das er nicht preisgeben will. Denn der Krieg hat sie Misstrauen gelehrt.
Im eiskalten Winter wählt der kleine Flüchtlingstrek den lebensgefährlichen Weg über das zugefrorene Haff. In Gotenhafen, so heißt es, warte die Wilhelm Gustloff, um sie nach Westen zu bringen. Doch auch dort sind sie noch lange nicht in Sicherheit.“ (Quelle: Verlag)
Meine Meinung:
Ich bin ehrlich. Ich lese wirklich selten Geschichtliches und vor allem wenn es darum um den zweiten Weltkrieg geht. Aber nicht, weil es nicht wichtig wäre. Gerade jetzt ist Ruta Sepetys Buch sogar wahnsinnig wichtig. Also habe ich mich rangewagt an ihr Werk, das auf kurzen 400 Seiten so viel Inhalt vermittelt.
Das Buch begleitet die fiktiven Charaktere Joana, Emilia und Florian auf der damals ziemlich realen Flüchtlingsroute Richtung Gotenhafen. Sie lernen sich auf der Flucht kennen und sind zusammen mit den unterschiedlichsten anderen Begleitern auf dem Weg Richtung Hafen, wo sie die rettenden Schiffe nach Kiel bringen sollen. Weg von der russischen Bedrohung, die ihnen dicht auf den Fersen ist.
Sepetys schreibt kurze Kapitel, in jedem davon kommt ein anderer Protagonist zu Wort. Komplementiert wird das ganze von Briefen des Matrosen Alfred an ein Mädchen in seiner Heimat, die er allerdings immer nur formuliert – aber nie abschickt.
Am Anfang war diese Aufteilung noch sehr verwirrend und ab und zu musste ich noch einmal eine Seite zurückblättern, um noch mal genau nachzulesen, wer denn nun wer ist. Aber schon nach wenigen Seiten ist man drin im Buch und Kapitel und Kapitel treffen die einzelnen Geschichten und Schicksale immer mehr zusammen.
Auf dem Weg der Flucht begegnen wir immer wieder ganz unterschiedlichen Emotionen. Angst, Verzweiflung, Einsamkeit und Trauer – aber auch Hoffnung. Zusammenhalt, Freundschaft, Zuneigung und Freude.
Diese Gefühle sind so mitreißend, dass man dem Roman sofort anmerkt, wie viel aufwendige Recherche in den Seiten steckt, wie persönlich betroffen die Autorin von der Thematik ist.
Die Geschichte ist so gut in die reale Begebenheit eingeflochten, dass man beim Lesen manchmal vergisst, dass nur ein Teil davon tatsächlich so passiert ist.
Wahnsinnig spannend fand ich auch die Charakterentwicklung. Haben wir am Anfang noch einen ganzen Haufen von Einzelkämpfern und Geheimniskrämern, so wachsen die Charaktere zum Ende hin immer mehr zusammen, kehren den guten Teil ihrer Selbst raus, den der Krieg so tief in ihnen allen verborgen hat.
Und letztendlich bringt das Buch auch eine ganze Menge Spannung mit sich, denn jeder der Mitreisenden trägt sein ganz eigenes Geheimnis mit sich und Sepetys lässt sich bis zum Ende Zeit, sie Stück für Stück zu enthüllen. Gerade wenn man glaubt, eine der Personen vollkommen durchschaut zu haben, wartet schon die nächste Offenbarung.
Fazit:
„Salz für die See“ ist ein großartiges Jugendbuch – vielleicht eines der besten, das der Buchmarkt zur Zeit zu bieten hat. Diese Geschichte ist so wertvoll und berührend und passend für diese Zeit, in der der Krieg so alltäglich geworden scheint.
In ihrem Nachwort bittet Ruta Sepetys darum, die Stimmen der Zeitzeugen nicht zu vergessen und mit ihrem Roman hat sie einen ganz großen Schritt dazu beigetragen, dass genau das hoffentlich nicht so bald passieren wird.
Sepetys neues Jugendbuch ist ein Aufruf zu mehr Menschlichkeit, ein Aufruf gegen das Vergessen.
Dieses Buch sollte jeder gelesen haben!