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Veröffentlicht am 22.10.2021

Historische Küche

Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau
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Das junge Ehepaar Alice und Nate Hale zieht von New York aufs Land. Das Haus gefällt Alice nicht so richtig, doch Nate lässt sich in seiner Begeisterung nicht aufhalten. Ebenso ist es mit den Kinderwunschplänen, ...

Das junge Ehepaar Alice und Nate Hale zieht von New York aufs Land. Das Haus gefällt Alice nicht so richtig, doch Nate lässt sich in seiner Begeisterung nicht aufhalten. Ebenso ist es mit den Kinderwunschplänen, die Nate schmiedet, ohne Alice richtig zu fragen. Nach einiger Zeit jedoch gewöhnt sich Alice an das Haus und sie erfährt von der vorherigen Eigentümerin. Eleanor Murdoch hat lange hier gelebt und möglicherweise hat sie ein Geheimnis hinterlassen. In den 1950er war Nellie auch jung verheiratet, so wie Alice heute. Was kann Alice über sie erfahren? Ein altes Kochbuch mit persönlichen Anmerkungen kann da weiteren Aufschluss geben.

Heute und damals, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, ein altes Haus, das viel erlebt hat. Mit Hilfe ihrer Fundstücke taucht Alice ein in die 1950er, in denen Nellie ihre Tage als junge Ehefrau verbrachte. Nellie schien die ideale Ehefrau gewesen zu sein, die jeden Ratgebervorschlag beherzigte. Alice ist fasziniert, sie beginnt, die alten Rezepte auszuprobieren und sich in dem Haus wohl zu fühlen. Nate ist darüber froh, sieht er doch sein Ziel, ein Wunschkind in die Welt zu setzen, fast schon erreicht. Zunächst jedoch will Alice, die ihre Stelle verloren hat, mit dem Schreiben ihres Romans beginnen.

Was zunächst wie die Schilderung zweier unterschiedlich ähnlicher Eheverläufe beginnt, entwickelt sich zu einem Kriminalstück, welches mit einigen Überraschungen aufwartet. Obwohl es alle Beteiligten mehr oder weniger faustdick hinter den Ohren haben, die Sympathien werden sanft, aber eindeutig gelenkt. Hat sich in über sechzig Jahren nichts geändert oder neigen Menschen in Beziehungen immer dazu, nicht alles zu sagen oder ihr Gegenüber zu manipulieren. Wenigstens die gesellschaftlichen scheinen heutzutage nicht mehr so engstirnig zu sein. Auf jeden Fall wird man bei der Lektüre dieses Romans bestens unterhalten und man kann sich über einige Dinge richtig schön aufregen oder widerwillig verständnisvoll den Hut ziehen. Der Schluss regt zusätzlich die Phantasie an.

Veröffentlicht am 21.10.2021

Fisch im Wasser

Arzt der Hoffnung
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Aus dem Urlaub auf Sylt heraus wird im Jahr 1892 Dr. Robert Koch nach Hamburg gerufen. Dort breitet sich die Cholera aus und die Freie und Hansestadt hat die Lage bisher nicht im Griff. Schweren Herzens ...

Aus dem Urlaub auf Sylt heraus wird im Jahr 1892 Dr. Robert Koch nach Hamburg gerufen. Dort breitet sich die Cholera aus und die Freie und Hansestadt hat die Lage bisher nicht im Griff. Schweren Herzens lässt Koch seine Geliebte Hedwig zurück. In Hamburg angekommen versucht sich Robert Koch eine Überblick zu verschaffen. Seine Erkenntnisse sind niederschmetternd, die gesamte Stadt scheint versucht. Das angrenzende Altona, auf preussischem Gebiet belegen, bleibt dagegen weitgehend verschont. In Hamburg füllen sich die Krankenhäuser schneller als Platz geschaffen werden kann und gegen die Cholera gibt es keine Behandlungsmethode.

Dr. Robert Koch sowohl als engagierter Wissenschaftler als auch als empfindsamer Liebender. Während der Cholera Epidemie in Hamburg steht der Forscher in Koch im Vordergrund, doch seine Liebe zu der jüngeren Hedwig Freiberg verursacht einigen Aufruhr in der feinen Hamburger Gesellschaft, schließlich ist die Scheidung von seiner ersten Frau noch nicht ausgesprochen. Als Hedwig unerwartet in Hamburg auftaucht, ist Robert nicht so begeistert. Das ändert sich jedoch schnell als er merkt, welche Unterstützung sie bei der Pflege der Kranken ist. Derweil sucht Robert Koch nach der Ursache, wieso Hamburg so viel stärker von der Seuche betroffen ist. Dass im Hamburger Frischwasser manchmal kleine Fische auftauchen, gibt ihm schon zu denken.

Geschrieben zu Beginn der laufenden Pandemie war für den Autor erstaunlich, welche Parallelen er zwischen damals und heute fand. Die Stadtväter Hamburgs unterstützen Dr. Koch nicht immer bei seinen Forschungen. Politik und Wissenschaft haben wohl nur bedingt die gleichen Ziele. Die Bekämpfung der Cholera und die Suche nach den Ursachen für die schnelle Ausbreitung, ist fesselnd beschrieben. Man fühlt sich hineingezogen in die Handlung. Man sieht förmlich den gewissenhaften Forscher, die verzweifelten Menschen, die am Rande der Erschöpfung arbeitenden Ärzte und Schwestern. Wie eine Dunstglocke hängt die Krankheit über der Stadt und den Senatoren scheint doch die Wirtschaft wichtiger als die Gesundheit. Aber was wird mit der Wirtschaft, wenn so viele sterben, dass es keine Wirtschaft mehr gibt? Gespannt verfolgt man, ob Dr. Robert Koch es schafft, der Epidemie etwas entgegen zu setzen. Dieser historische Roman packt ungemein, gerade auch nach den aktuellen Erfahrungen.

Veröffentlicht am 17.10.2021

Wall City

Glitterschnitter
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Frank Lehmann lebt seit einigen Wochen in Berlin. Es ist Anfang der 1980er Jahre und Frank hat eine Putzstelle im Café Einfall ergattert. Manchmal springt er auch für Chrissie hinter der Theke ein, wenn ...

Frank Lehmann lebt seit einigen Wochen in Berlin. Es ist Anfang der 1980er Jahre und Frank hat eine Putzstelle im Café Einfall ergattert. Manchmal springt er auch für Chrissie hinter der Theke ein, wenn die kurz mal weg muss. Morgens läuft das Café, das eigentlich eine Kneipe ist, nicht so besonders. Vielleicht sollte Frank es mal mit Milchkaffee versuchen, das gibt es doch jetzt überall. Die Mitglieder der Band Glitterschnitter proben für den nächsten Auftritt, sie wollen einen Platz bei der Wall City Noise, das könnte ihr Durchbruch werden. Wenn nicht Leo die Organisatorin wäre, die leider ein gutes Personengedächtnis hat.

Mal wieder gibt es etwas Neues aus dem Universum von Herrn Lehmann. Diesmal wieder kurz nach seiner Ankunft in Berlin angesiedelt, kann miterlebt werden, wie Lehmann in Berlin Fuss fasst, wie Glitterschnitter sich auf einen Auftritt vorbereiten, wie H. R. Ledigt seine nächste Performance plant und noch ein paar Kleinigkeiten. Das Ganze im Westberlin der frühen 1980er, wo man noch wusste, was Zonenrand war oder Berlinförderung. Wo man noch nach Westberlin fliehen konnte, wenn man mit der Bundeswehr nichts zu tun haben wollte. Frank Lehmann gehört irgendwie gleich dazu, aber wie sein Bruder sagt, wenn er wieder fort wäre, würde es auch keine Besorgnis auslösen.

Berlin war zwar eine eingeschlossene, aber doch pulsierende Stadt. Kneipen, Kunst, Nachtleben - die Möglichkeiten schienen unbegrenzt. Herr Lehmann und seine Kumpane loten aus, was zu ihrem Leben passt. Wobei Lehmann eher bodenständig erscheint, während seine Kumpel zum Künstlerischen zieht. Eingekleidet ist das Ganze in die flapsige Sprache der Achtziger. Wenn man alle paar Jahre in das Lehmann Universum zurückkehren kann, ist es eine Freude. Vor allem auch, weil man nie weiß, wo man auf dem Zeitstrahl landet. Und irgendwie wünscht man auch, dass man die Lehmann Romane nie in chronologischer Reihenfolge lesen kann, denn das hieße, der Autor habe sich einem anderen Thema zugewandt.

Veröffentlicht am 16.10.2021

Oder stirbt sie doch

Barbara stirbt nicht
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Barbara und Walter Schmidt sind schon lange verheiratet. Eigentlich war Barbara nicht die erste Wahl, aber ein Kind war unterwegs. Der Alltag schien genau durchgeplant, Barbara versorgte den Haushalt und ...

Barbara und Walter Schmidt sind schon lange verheiratet. Eigentlich war Barbara nicht die erste Wahl, aber ein Kind war unterwegs. Der Alltag schien genau durchgeplant, Barbara versorgte den Haushalt und Walter machte, was er meinte. Doch eines Morgens stürzte Barbara im Bad und war danach nicht mehr in der Lage aufzustehen. Und nun erledigt Herr Schmidt alles und Barbara schläft und isst nicht. Die Kinder sind aus dem Haus und Herr Schmidt will auch nicht, dass sie zu häufig kommen. Dafür lernt er, sich mit dem Computer zu befassen. Schließlich muss er irgendwo erfahren, wie er Barbara etwas Leckeres zubereiten kann.

Die Schmidts sind schon ein seltsames altes Ehepaar, wobei Barbara in sich zu ruhen scheint und Walter vor sich hingrantelt und schnappt, wenn sich mal jemand nach seinem Befinden erkundigt. Obwohl Barbara offensichtlich krank ist, will Walter davon nichts wissen. Barbara stirbt nicht, sie isst nur nicht, aber Walter wird schon dafür sorgen, dass alles wieder in die Reihe kommt. Dass seine ganze Umgebung das anders sieht, ficht Walter nicht an. Doch bei aller Brummigkeit, öffnet sich Walter doch ein wenig und wagt einen großen Schritt, der Barbara gefallen soll.

Mit humorvollen Worten und teilweise beißendem Witz schildert die Autorin das Eheleben von Walter und Barbara, dass wohl auf seinen letzten Abschnitt zugeht. Walter, der immer wollte, dass sie in Deutschland nicht schon wegen ihres Akzents auffallen, hat seine Frau wohl erzogen. Seiner Meinung nach hat er sich in die Ehe gefügt und sein Bestes gegeben. Und er hat die zarte Barbara den ganzen Haushalt erledigen lassen. Über seine Gefühle spricht Walter nicht, da nutzen auch alle gut gemeinten Worte nichts. Gerade wenn sich alles in ihm zusammenzieht, wird er besonders bärbeißig, auch seinen Kindern gegenüber. Bei Beginn der Lektüre dieses witzigen Romans, der einem manchmal auch das Lächeln auf den Lippen gefrieren lässt, wird man direkt in die Handlung gezogen. Zwar fehlen einige Hintergrundinformationen, aber man ist gleich mitten drin im Leben von Walter und Barbara. Und so bewirkt die Handlung, dass man reagiert und reflektiert. Wie haben die eigenen Eltern gelebt? Wie hätte man selbst es gemacht? Mit leichten Worten geschrieben, widmet sich die Autorin durchaus ernsten Themen und ihre teils eigenwillige Herangehensweise macht den Roman sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 11.10.2021

Zwei neben ihr

Judith und Hamnet
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Der Vater des jungen William Shakespeare hat Schulden und sein guter Ruf ist dahin. William muss deshalb, um einen Teil der Schulden abzutragen, Latein unterrichten. Eine sehr öde Aufgabe, hätte er nicht ...

Der Vater des jungen William Shakespeare hat Schulden und sein guter Ruf ist dahin. William muss deshalb, um einen Teil der Schulden abzutragen, Latein unterrichten. Eine sehr öde Aufgabe, hätte er nicht einen Blick auf das Mädchen mit dem Falken geworfen. Es handelt sich um Agnes, die älteste Tochter des Hauses. Kurz darauf heiraten sie und William. Im folgenden Sommer wird die erste gemeinsame Tochter Susanna geboren und nicht viel später die Zwillinge Hamnet und Judith. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Als die Zwillinge elf Jahre alt sind, fühlt sich Judith plötzlich unwohl. Hamnet ist in großer Sorge, der er ertastet die verdächtigen Beulen am Hals seiner Schwester.

Über das Leben William Shakespeares und seiner Familie sind nur wenige Fakten bekannt. So stimmt es, dass seine Frau einige Jahre älter war als er und sie drei Kinder hatten. Auch ist belegt, dass Hamnet mit elf Jahren verstarb. Um diese wenigen Daten entwickelt die Autorin ein fesselndes Familiendrama. Erzählt wird von den letzten Lebenstagen des aufgeweckten Hamnet. Er entdeckt die Krankheit seiner Schwester und versucht vergeblich Hilfe zu holen. Erst später als Agnes aus dem Wald nach Hause kommt, kann sie sich um Judith kümmern. In Rückblenden wird die Geschichte von William und Agnes erzählt. Die Gesamtkomposition bildet eine anrührende Ausschmückung der wenigen gesicherten Lebensdaten.

Shakespeare mal nicht in erster Linie als Dichter, sondern als junger Mann, Geliebter und Vater. Die Erzählweise ist etwas verwickelt, doch nachdem man sich eingelesen hat, bietet sie eine besondere Facette. Im Mittelpunkt der Geschichte steht jedoch Agnes, die sehende Frau, die sich sofort sicher ist, dass William der Richtige ist, dass mehr in ihm steckt. Sie ist sich auch sicher, dass zwei Kinder an ihrem Sterbebett stehen. Auf welch tragische Weise sie Recht behalten wird, kann sie nicht ahnen. Agnes ist eine eigenwillige und starke Frau, die zum Besten anderer in der Lage ist, Verzicht zu üben. Diese Familiengeschichte wirft einen anderen Blickwinkel auf Shakespeare und fesselt damit ungemein.