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Veröffentlicht am 22.10.2021

Sagenhaft witzig - sagenhaft gelungen

Is’ ja SAGENhaft! 3 - Norddeutsche Sagen jetzt erst recht!
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Was für ein großartiges, kleines Büchlein. Ich bin nicht aus Norddeutschland, die meisten der Sagen, die uns Lars Kramer präsentiert, waren mir bis heute unbekannt, aber das spielt beim Lesen überhaupt ...


Was für ein großartiges, kleines Büchlein. Ich bin nicht aus Norddeutschland, die meisten der Sagen, die uns Lars Kramer präsentiert, waren mir bis heute unbekannt, aber das spielt beim Lesen überhaupt keine Rolle. Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem ich an so vielen Stellen laut lachen musste. Der Autor setzt in seinem Werk (den Norddeutschen) bekannte Sagen auf so originelle und witzig Art in Szene, dass man von der ersten bis zur letzten Seite unglaublich viel Spaß beim Lesen hat. Wir lernen uralte, gebrechliche Omas kennen, die mit den Fingern zu Partymusik knirschen und das ganze Dorf retten, schaurig schöne Monster, egozentrische Heinzelmännchen, die man nicht verärgern sollte, riesige Schiffe, gemeingefährliche Hexen und so vieles mehr.

Dabei verwendet er ungewöhnlich originelle Verse in perfekter Metrik, der Sprachwitz erinnert mich an den unvergessenen Heinz Erhard und ich frage mich, warum ich vorher noch nie etwas von dem Autor gehört habe. Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen Rudi Kohls sind auf das Wesentliche reduziert, charmant, witzig und einfach immer passend.



Da der vorliegende Band schon der dritte Teil der Reihe ist (aber natürlich unabhängig von den anderen) freue ich mich nun, auch die Vorgänger noch lesen zu können, die ich mir gleich bestellen werde.

Ich empfehle „Ist ja sagenhaft 3“ allen Nord-, Süd- und Mitteldeutschen, allen im Osten und Westen, all denen, die Humor haben und gerne lachen, allen Fans von Sagen und Märchen, allen Freunden guter, humorvoller Lyrik und allen, die für einige Stunden den Stress des Alltags vergessen wollen und sich mit einer Tasse Tee und einem leckeren Gebäck vor den Kamin kuscheln wollen.



Danke für dieses großartige Buch!

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Veröffentlicht am 08.10.2021

Wunderbares Buch, das Mut macht

Das Gedächtnis des Baumes
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Ein Mensch kann auch verloren gehen, bevor er stirbt. Diese schmerzvolle Erfahrung muss der 10-jährige Jan machen, als sein geliebter Großvater an Demenz erkrankt und mehr und mehr Erinnerungen verliert. ...

Ein Mensch kann auch verloren gehen, bevor er stirbt. Diese schmerzvolle Erfahrung muss der 10-jährige Jan machen, als sein geliebter Großvater an Demenz erkrankt und mehr und mehr Erinnerungen verliert. Der Sprachlosigkeit der Erwachsenen steht ein Ich-Erzähler gegenüber, der intuitiv erfasst, dass er nun einen geliebten Menschen Stück für Stück verlieren wird und der mit unglaublicher Sensibilität seinen Großvater auf dessen Weg in das Vergessen begleitet. Der alte Mann verwendet im Gegenzug seine ganze ihm verbleibende Energie und Kraft dafür, um für seinen Enkel da zu sein und ihm den Abschied leichter zu machen. Zur Hilfe nimmt er dafür seine tiefe Liebe für Bäume, die auf einem Geheimnis seiner Jugend beruht. So lernt auch Jan nach und nach, loszulassen und das Gedächtnis der Bäume zu verstehen.
Das Buch hat ein sehr interessantes Cover und die Falten des Mannes erinnern wirklich an die Rinde einer knorrigen Eiche, die schon sehr viel erlebt hat, genau wie der Großvater, der nun sein altes Leben langsam vergisst.
Der Autorin gelingt es mit einer unglaublichen Empathie die Geschichte eines an Demenz erkrankten, alten Mannes aus der Perspektive eines Jungen zu erzählen. Sie geht dabei feinfühlig auf die einzelnen Nuancen der Empfindungen der ganzen Familie und des Großvaters ein und es gelingt ihr, in kurzen, übersichtlichen Kapiteln eine bildgewaltige Darstellung eines Abschieds aufs Raten. Das Buch berührt die Leser und gibt gleichzeitig voller Liebe die Hoffnung, dass nichts verloren geht, solange man den geliebten Menschen in Erinnerung behält.
Dieses Buch ist ein ganz besonderes Kleinod und ich werde definitiv mehr Bücher von dieser wunderbaren, katalanischen Autorin lesen.

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Woyzeck - einmal ganz anders

Woyzeck verstanden! Lektürehilfe frei nach Georg Büchner
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Ich muss zugeben, dass ich zunächst sehr skeptisch war, als ich erfuhr, dass es jemand „gewagt“ hat, aus diesem Text eine erzählende Lektüre zu machen, die verspricht, dass das Drama von jedem verstanden ...



Ich muss zugeben, dass ich zunächst sehr skeptisch war, als ich erfuhr, dass es jemand „gewagt“ hat, aus diesem Text eine erzählende Lektüre zu machen, die verspricht, dass das Drama von jedem verstanden werden kann. Also machte ich mich ans Werk, diesen berühmten Klassiker, dem wohl kaum ein Schüler oder eine Schülerin entgehen kann, in seinem neuen Gewand zu lesen.

Wie das Original handelt natürlich auch diese Umsetzung von dem armen Soldaten Franz Woyzeck, der versucht, seine Geliebte und sein uneheliches Kind zu unterstützen, indem er entwürdigende Tätigkeiten ausübt und sich demütigen lässt, was ihn letztendlich in den Wahnsinn treibt und eine Tragödie verursacht.

Das Cover des dünnen Taschenbuchs ist sehr ansprechend und zeigt Szenen aus dem Drama; in dem gezeichneten Franz Woyzeck erkennt man Klaus Kinski in einer seiner Paraderollen.

Latona gelingt es überzeugend, das komplexe Werk in einfache Sprache zu übersetzen, ohne den Inhalt zu verändern und ohne entscheidende Details wegzulassen.

Als erschwerend erweist sich hierbei natürlich, dass es sich bei dem Original um ein Dramenfragment handelt, welches in keiner vollständigen Fassung vorliegt und sich demnach, je nachdem, welche Ausgabe man wählt, erheblich voneinander unterscheiden kann.

Dies kann es für den Lesenden der Neubearbeitung erschweren, der für den Unterricht gewählten Fassung zu folgen.

Latona weist allerdings sowohl im Vorwort als auch im Nachwort ausdrücklich darauf hin, dass es diese unterschiedlichen Fassungen gibt, erklärt, an welcher sie sich orientiert, und betont, dass das Lesen des Originalwerks natürlich auf keinen Fall durch ihre neue Umsetzung entfallen könne. Und diesen wichtigen Hinweis muss man als Schüler bzw. Schülerinnen auch unbedingt berücksichtigen, um letztendlich in einer Klausur gut abschneiden zu können. Zumal sich diese Fassung nicht unbedingt an der in Schulen am häufigsten gewählten Ausgaben orientiert.

Man bemerkt, dass sich Latona sehr intensiv mit dem Woyzeck-Stoff auseinandergesetzt hat und dass es sich hier durchaus um eine Umsetzung handelt, die professionell verfasst ist.

Was solch einer Neuerzählung natürlich fehlen muss, ist das Flair und der Charme des Originals. Büchners Drama lebt besonders auch durch die Sprache der einzelnen Protagonisten, die Sprachlosigkeit Woyzecks und die verkürzten Satzstrukturen. Da eine Umformung, die leichter verständlich sein soll, so etwas natürlich nicht detailliert übernehmen kann, bemüht sich die Autorin immer wieder durch gezielte Hinweise, auf solche Phänomene aufmerksam zu machen.

Wenn man den Original-Woyzeck wirklich parallel liest, stellt dies natürlich überhaupt kein Problem dar, wenn man darauf natürlich verzichtet, kann man nicht davon ausgehen, das Drama in all seinen Facetten erfasst zu haben, was ohnehin schwierig ist.

Sehr gut gefallen haben mir die Anmerkungen, die die Autorin an wichtigen Stellen immer wieder einfließen lässt, damit einzelne Passagen besser zu verstehen sind. Hierdurch liefert sie bereits wichtige Interpretationsansätze, die auf jeden Fall bei der Lektüre des Originals sehr hilfreich sind. Wenn man also wirklich bereit dazu ist, das Original parallel zu lesen, ist „Woyzeck – verstanden“ uneingeschränkt zu empfehlen.

Es kann auch für solche Menschen interessant sein, die sich mit der Originalsprache des Klassikers schwer tun, sich aber dennoch für den Inhalt interessieren, sich aber nicht an das ursprüngliche Drama herantrauen.

Wenn ihr also Probleme damit habt, den Klassiker zu verstehen, oder einen Lehrer beziehungsweise eine Lehrerin, der oder die nicht besonders gut erklären kann, oder wenn ihr prinzipiell eher an Naturwissenschaften interessiert seid als an der Interpretation literarischer Werke, kauft euch diese gelungene Lektürehilfe und verwendet sie parallel zum Originaltext. Aber denkt daran: Wer der Reihenfolge des im Unterricht behandelten Werks nicht folgt und sich allein auf die Lektürehilfe verlässt, kann am Ende ganz schön hereinfallen, obwohl er mit Sicherheit den Inhalt des Dramas verstanden hat.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Reise in eine knallbunte Welt der Fantasie

Fabula - Das Portal der dreizehn Reiche
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Der neue Kinder-/Jugendroman „Fabula“ hat es wirklich in sich und wird besonders gut jungen Fantasyfans ab einem Alter von 10 Jahren gefallen. Schon das Cover ist ein echter Hingucker und zeigt, worauf ...



Der neue Kinder-/Jugendroman „Fabula“ hat es wirklich in sich und wird besonders gut jungen Fantasyfans ab einem Alter von 10 Jahren gefallen. Schon das Cover ist ein echter Hingucker und zeigt, worauf wir uns beim Lesen einstellen sollten. Die tolle Gestaltung lässt Freunde des Genres sicher schnell automatisch zugreifen. Die gesamte Aufmachung des Buches ist liebevoll gestaltet und auch nach dem Aufschlagen des Buches gibt es in der Gestaltung einiges zu Entdecken. Besonders der kleine Test „welche Figur Fabulas bist du?“, hat meiner Tochter sehr gut gefallen.

Worum es geht:
Die Zwillinge Charlotte und Will werden von einem Tag auf den anderen aus ihrem vertrauten Leben gerissen, als plötzlich während eines Schulausflugs seltsame Dinge geschehen. Will entdeckt bei einem merkwürdigen Baum Wesen, die es auf gar keinen Fall geben dürfte und plötzlich steht auch noch eine fremde Frau in der Wohnung, die sich als dunkle Bedrohung erweist. Die Geschwister sind gezwungen durch einen geheimnisvollen Baum an einen Ort der Magie zu flüchten, in der die Welt der Märchen, Fabeln und seltsamer Wesen bereits vor langer Zeit zum Leben erwacht ist. Bald schon merken sie, dass beide Welten vom Untergang bedroht sind und sie zum Schlüssel in einer Geschichte geworden sind, die schon lange vor ihrer Geburt begonnen hat.

Der Autor Akram El-Bahay trifft mit seinem Fantasy-Roman „Fabula“ mitten ins Herz seiner jungen Leser und Leserinnen. Bereits der Anfang der Geschichte ist fesselnd und die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, sodass es sehr leicht fällt, in die Welt der Magie und Fabelwesen einzutauchen. Besonders gut gefällt mir persönlich, dass der Autor bekannte Elemente mit neuen mischt und „traditionelle“ Merkmale gerne einmal ins Gegenteil verkehrt, was für noch mehr Interesse beim Lesen und häufig auch komische Elemente sorgt. Hier merkt man deutlich: Akram El-Bahay kennt alle Klischees, aber er hat keine Lust dazu, sie zu bedienen.
Ja, wir haben alles, was ein gutes Fantasy-Buch braucht: Einhörner, Zwerge, Elfen usw., aber dennoch sind alle dieser Gestalten ein wenig anders als erwartet.
Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, auch die Nebenfiguren stehen den Lesern sehr schnell deutlich vor Augen.
Insgesamt ist die ganze Geschichte sehr temporeich und findet eine sehr gelungene Balance zwischen Action, nachdenklich machenden Episoden, Humor und Ernsthaftigkeit.
Der Schreibstil ist absolut passend und flüssig und die Erschaffung der fremden Welt durch die Wortwahl und Erzählweise so gut gelungen, dass sie beim Lesen wirklich deutlich vor dem inneren Auge entsteht.
Ich kann diese schöne, fantastische Geschichte auf jeden Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 05.02.2022

Mysteriöse Ereignisse in einem abgeschiedenen Dorf

Ancora
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Ancora ist ein Jugendroman, von dem ich mir von Anfang an viel versprochen habe.
Schon der Klappentext lässt erahnen, dass hier auf die Leser und Leserinnen ungewöhnliche und spannende Ereignisse zukommen ...

Ancora ist ein Jugendroman, von dem ich mir von Anfang an viel versprochen habe.
Schon der Klappentext lässt erahnen, dass hier auf die Leser und Leserinnen ungewöhnliche und spannende Ereignisse zukommen werden.
Die junge Romy möchte ihre Ferien abseits vom Trubel der Stadt verbringen und an ihrer Beziehung zu ihrem Freund Aurel arbeiten. Gemeinsam mit einem weiteren Freund begibt sie sich deswegen in das weit abgelegene Dorf Ancora, in dem die Menschen ohne Kontakt zur Außenwelt in einer eng aufeinander abgestimmten Gemeinschaft leben. Bald schon geschehen allerdings unheimliche Dinge und Romy kommt nicht nur ihrer eigenen Vergangenheit auf die Spur, sondern gerät in tödliche Gefahr, als sie entdeckt, dass alles anders ist, als es scheint und ein altes Gedicht ihren Tod voraussagt.

Zunächst möchte ich die zahlreichen positiven Aspekte des Buches hervorheben, die mir aufgefallen sind. Schon das Cover ist außergewöhnlich und besteht aus 2 Teilen, wovon der äußere einen Blick auf den inneren frei gibt, so dass es wirkt, als würde uns eine junge Frau durch ein geheimnisvolles Oval beobachten. Das erweckte sofort meine Neugier und lässt sicher auch weitere Leser instinktiv zu dem Buch greifen, denn man merkt schnell: Hier geschieht etwas sehr Geheimnisvolles.

Das Buch liest sich sofort sehr gut und ist von Anfang an spannend. Bereits die ersten Seiten erwecken die Lust, weiterzulesen.

Man rätselt bald schon mit der Hauptfigur, welche seltsamen Geschehnisse in dem Dorf vor sich gehen und welche Rolle die merkwürdigen Menschen spielen, die dort wie in einer Sekte zurückgezogen leben.
Romy ist eine vielschichtige und starke weibliche Heldin, die nie aufgibt und ihren Weg durch alle Widerstände geht.
Gegen Ende wird das Buch meiner Ansicht nach leider etwas schwächer, die Auflösung des Plots konnte mich nicht wirklich überzeugen und ich hätte nach dem spannenden Beginn noch einiges mehr erwartet. Dennoch werden die Geschehnisse umfassend aufgeklärt.
In dem Roman spielen Gedichte eine entscheidende Rolle, über deren seltsame – nicht vorhandene – Metrik ich mehrfach gestolpert bin und die mich beim Lesen gestört hat.

Alles in allem würde ich das Buch jungen Lesern und Leserinnen aber durchaus empfehlen, die auf jeden Fall gut unterhalten und einige spannende Lesestunden verbringen werden.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen

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