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Veröffentlicht am 23.10.2021

Zu detailliert, aber sehr atmosphärisch

Des Kummers Nacht
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Berlin 1855. Die beiden Freunde Wilhelm von der Heyden und Johann Schmidt haben ihr Studium in Jura und Medizin erfolgreich abgeschlossen. Wilhelm, der von einem Gutshof im Osten nach Berlin gezogen ist, ...

Berlin 1855. Die beiden Freunde Wilhelm von der Heyden und Johann Schmidt haben ihr Studium in Jura und Medizin erfolgreich abgeschlossen. Wilhelm, der von einem Gutshof im Osten nach Berlin gezogen ist, hat sich mittlerweile in der Hauptstadt eingerichtet. Eines Tages gibt es im Nachbarhaus gegenüber eine Explosion. Dabei wird eine junge Frau aus dem Fenster geschleudert und hängt leblos am Gartenzaun. Wilhelm vermutet noch weitere Bewohner im Haus und eilt zu Hilfe. Dabei fallen ihm in der Wohnung der Toten einige Ungereimtheiten auf. Sein Verhalten macht ihn aber zuerst verdächtig, doch der Chef der Berliner Kriminalpolizei fällt Wilhelm's Kombinationsaufgabe auf und bietet ihm eine Stelle als Polizeihelfer an. Die preußische Ermittlungsbehörde sucht dringend talentierte junge Männer für den Polizeidienst. Für diesen Fall nimmt Wilhelm an, obwohl "gewöhnliche" Ermittlungsarbeit seinem Stand eigentlich nicht angemessen ist. Ihm zur Seite wird der erfahrene Kommissar Vorweg gestellt, der ihm so einige Einblicke in die Polizeiarbeit gewährt.

Der historische Roman mit Krimianteil (so würde ich ihn lieber nennen) führt uns in die Anfänge der preußischen Polizeiarbeit. Diese steckt noch in den Kinderschuhen und so ist es nicht verwunderlich, dass Wilhelm nach seinem Jurastudium mit offenen Händen aufgenommen wird bzw. als Kollege erwünscht ist. Seine Fähigkeit ein fotografisches Gedächtnis zu haben, wäre für die Polizei natürlich von großem Vorteil. Dadurch, dass die Tote eine österreichische Gräfin ist, befürchten die Ermittler eine politische Tat. Doch ist es das wirklich?
Der Fall ist komplex und die Polizei tappt lange Zeit im Dunkeln. Die Ermittlungen sind sehr preußisch. Man versucht über Beziehungen und Salonbesuche in der gehobenen Gesellschaft besser hinzuhören und eventuell wichtige Dinge aufzuschnappen, die den Ermittlungen zugute kommen könnten. Dadurch beginnt der Spannungsaufbau etwas langsam und braucht seine Zeit....

Für mich hatte deshalb die erste Hälfte leider einige Längen. Zu detailverliebt schreibt der Autor über alle möglichen Themen, die sehr ausgereizt werden. Man merkt dabei aber auch seine penible Recherche.
Immer wieder versucht man das Tatmotiv zu erkunden. Ist die Tat nun politisch motiviert? Ein Liebesdrama oder hätte der Anschlag jemand anders gegolten?

Die Sprache ist der Zeit angepasst. Der Autor fängt die Atmosphäre und das Lebensgefühl der damaligen Zeit perfekt ein. Man fühlt sich mitten im Geschehen und in der Zeit gefangen.

Beim Lesen bekommen wir detaillierte Einblicke in die gehobene Gesellschaft und in die Innenpolitik der damaligen Zeit. Dabei treffen wir auch auf Otto von Bismarck, der 1855 noch am Anfang seiner Karriere steht. Am Ende des Buches findet man einen Anhang des Autors, in dem er über Fakt und Fiktion spricht, über Preußen und Berlin im Jahre 1855, sowie über historische Persönlichkeiten und fiktive Personen aufklärt. Am Cover innen (vorne und hinten) befindet sich eine sogenannte Standes Liste.
Der Titel ist aus einer Textzeile eines Gedichtes von David Kalisch (ein Vierzeiler steht am Beginn des Buches) und betrifft die Stadt Berlin.

Etwas schade finde ich, dass ein sehr persönliches Detail von Wilhelm noch nicht aufgeklärt wurde. Ich hoffe, dass es einen weiteren Teil geben wird und dieser wichtige Umstand aufgeklärt wird. Ich werde den nächsten Teil trotzdem noch lesen, denn ich will wissen, was in Wilhelms Vergangheit passiert ist.

Fazit:
Ein historischer Roman mit Krimianteil und einem sehr sympathischen Ermittler, der eher zufällig zur Polizeiarbeit gekommen ist. Sehr detailliert erzählt und perfekt recherchiert, jedoch mit einigen Längen, die vorallem zu Beginn etwas ermüden....vorallem bei der Seitenanzahl.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Die Anfänge des Teehauses Ronnefeldt

Die Teehändlerin
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Ich bin zwar eine begeisterte Kaffeetrinkerin, aber Romane über die Entstehung von Tee oder wie er nach Europa kam, finde ich mega interessant.

In "Die Teehändlerin" erlaubt uns Susanne Popp einen kleinen ...

Ich bin zwar eine begeisterte Kaffeetrinkerin, aber Romane über die Entstehung von Tee oder wie er nach Europa kam, finde ich mega interessant.

In "Die Teehändlerin" erlaubt uns Susanne Popp einen kleinen Einblick in das frühe 19. Jahrhundert nach Frankfurt. Dort besitzt Tobias Ronnefeldt einen kleinen Tee- und Kolonialwarenhandel. Seine Frau Friederike ist abermals schwanger, als er nach China zu einer Expedition und Forschungsreise über Teeanbau aufbricht. Kurz vor seiner Abfahrt erleidet sein Prokuist einen schweren Unfall, der ihn auf längere Zeit arbeitsunfähig macht. Kurzfristig stellt Tobias einen Mann ein, dem Friederike jedoch nicht traut, weil sie ihn von früher kennt.

Susanne Popp nimmt uns mit in das Frankfurt im frühen 19. Jahrhundert und zeigt die vielen gesellschaftlichen Zwänge der Frauen auf. Friederike interessiert sich sehr für das Teegeschäft, ist jedoch als Frau an die Konventionen gebunden. Es wird nicht gern gesehen, dass sie während der Abwesenheit ihres Ehemannes im Geschäft steht oder neue Ideen einbringt. Selbst ihre Schwester sieht es als "unnatürlich" an, denn Geschäfte führt nun einmal nur der Mann. Die Frau gehört ins Haus zu den Kindern. Doch Friederike kommt den Prokuristen auf die Schliche und es gelingt ihr ihn mit Hilfe ihres Schwagers Nicolaus loszuwerden.

Für die erste Hälfte benötigte ich etwas mehr Zeit, um in die Geschichte zu finden. Kleine Längen schlichen sich während des Lesens ein und einige Begebenheiten fand ich zu ausschweifend erzählt. Doch ab der Mitte - ab dem Zeitpunkt - als wir auch einen kleinen Blick nach China werfen dürfen, hatte mich der Roman endlich gepackt.

Die Autorin zeigt nicht nur, wie schwierig es damals war, mehr über den Teeanbau zu erfahren, sondern setzt sich auch mit dem damaligen Frauenbild auseinander. Gesellschaftspolitische Themen werden ebenfalls angesprochen. Der große Zwist zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen wird immer wieder aufgegriffen, aber auch politische Interessen, wie die Idee einer Republik, werden thematisiert.

Die Entwicklung Friederikes zu einer selbstbewussteren und im Rahmen dieser Zeit selbstständigeren Frau wird von der Autorin gelungen dargestellt.

Das Thema Tee kam mir hingegen viel zu kurz. Dies ist auch ein Kritikpunkt vieler Leser, die ebenfalls an der Leserunde bei Lovelybooks teilnahmen.

Zum Ende gab es leider auch noch einige offene Stränge, die hoffentlich im zweiten Band aufgeklärt werden.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Die Charaktere sind gut gezeichnet. Mit Tobias wurde ich allerdings nicht ganz warm.
Die Autorin lässt die Protagonisten aus verschiedenen Erzählperspektiven erzählen. So erhalten wir auch Einblicke in Tobias Gedanken, wie auch in die von Friederikes Schwester Käthchen, Julius Mertens oder Paul Birkholz.
Am Beginn der Klappbroschur gibt eine Karte des alten Frankfurts und ein Personenverzeichnis. Am Ende findet man nochmals eine Art Ahnengalerie. Beigefügt ist auch ein Lesezeichen, was ich richtig toll fand.

Im Nachwort erklärt die Autorin welche Themen und Figuren ihrer Fantasie entsprungen sind und welche tatsächlich mit der Geschichte der Familie Ronnefeldt verbunden sind.

Fazit:
Mit dem ersten Drittel habe ich mich etwas schwer getan, denn der Roman hatte für mich doch einige Längen. Danach fand ich gut in die Geschichte und habe die Anfänge der Familie Ronnefeldt gerne gelesen. Gewünscht hätte ich mir allerdings etwas mehr Tee-Content. Für den Auftakt einer Familiensaga okay, aber für mich gibt es noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Fürmich schwächer als die Vorgängerromane

Das Spiel der Ketzerin
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Von der Autorin Manuela Schörghofer habe ich bereits "Die Klosterbraut" und "Die Sündenbraut" gelesen. Vorallem ihr erster historischer Roman hat mir sehr gut gefallen.
Auch diesmal sind wir wieder im ...

Von der Autorin Manuela Schörghofer habe ich bereits "Die Klosterbraut" und "Die Sündenbraut" gelesen. Vorallem ihr erster historischer Roman hat mir sehr gut gefallen.
Auch diesmal sind wir wieder im 13. Jahrhundert im Rheinland unterwegs. Es ist die Zeit der Zwiste und Kämpfe zwischen Grafschaften und Erzbischöfen, sowie territoralen Verändeurngen.

Alida von Erkenwald erlebt innerhalb weniger Stunden den Alptraum ihres Lebens. Ihr Vater Graf Eduard von Erkenwald, ist beim Kaiser in Ungnade gefallen und wurde gefangen genommen, ihre Zofe Liese ermordet, die mit ihr verwechselt wurde. Dahinter steckt Konrad von Westerburg, Ritter des Deutschordens, der den Besitz der von Erkenwalds an sich reißen möchte.
Alida gelingt die Flucht und sucht in Coellen beim jüdischen Kaufmann Soloman ben Issak Schutz. Ihr Vater hat ihm vor Jahren das Leben gerettet und Alida erhofft sich nun von ihm Hilfe. Er gibt Alida als seine Tochter aus, die als neue Identität den Namen Sara bat Salomon annimmt. Gemeinsam mit Mirjam, der fast gleichaltrigen Tochter von Salomon, brechen die drei auf, um zum Kaiser zu gelangen und bei ihm vorzusprechen. Doch die Verfolger von Konrad von Westerburg sind ihnen bereits auf den Fersen. Richard von Thurau, ein Ritter des deutschen Ordens, und Bertram von Leiningen, Sarjantbruder und Begleiter von Richard, treffen viel zu schnell auf die kleine Gruppe. Aber auch Alidas Verlobter Dankwart von Hemyberg ist bereits unterwegs seiner zukünftigen Frau beizustehen...

Abwechselnd wird aus der Sicht von Alida und Richard erzählt. Die Charaktere der beiden Hauptprotagonisten sind sehr lebendig und detailliert dargestellt, aber auch die Nebenfiguren werden sehr authentisch charakterisiert. Die Geschichte hat wieder Spannungspotential, jedoch war es mir diesmal zu viel Liebesgeplänkel. Im Gegensatz zu den beiden letzten historischen Romanen, wo das Klosterleben samt mörderischen Anschlägen oder das sehr interessante Thema der "Sündenesserinnen" aufgegriffen wurde, hat mich die eher "romantische Stimmung" weniger abgeholt. Ich suche in historischen Romanen eher Abenteuer, interessante historische Begebenheiten, die mir Neues erzählen und Spannung. Nur zu Beginn und am Ende hat mich diese richtig gepackt. Dazwischen hat mich die verbotene Liebe bzw. das Anschmachten eher gelangweilt. Ich bin da wohl weniger romantisch veranlagt ;)

Die Sprache ist der Zeit angepasst und man taucht perfekt in das 13. Jahrhundert ein. Das Leben der damaligen Zeit wurde von der Autorin wieder sehr bildhaft dargestellt und sehr gut recherchiert. Man erfährt einiges über jüdische Sitten und auch über die Verpflichtungen der Ritter des deutschen Ordens. Zusätzlich gibt Manuela Schörghofer Einblicke in das Innere der beiden Hauptprotagonisten. Vorallem Richards Kämpfe zwischen Pflichtbewusstsein und Gefühl sind deutlich spürbar. Er ist sehr pflichtbewusst und dem Orden treu ergeben. Alida ist eine sehr temperamentvolle und mutige junge Frau.

Am Beginn des Buches befindet sich eine Karte des Kölner Judenviertels, ein Personenverzeichnis, ein Glossar, eine Aufstellung von Orts- und Flussnamen damals und heute und noch weitere historische Begebenheiten. Am Ende befindet sich eine Karte von der Strecke zwischen Coellen und Worms. Der Verlag hat sich hier richtig Mühe gemacht. Auch das Cover ist wieder absolut gelungen.

Fazit:
Mir haben die beiden Vorgängerromane besser gefallen, da ich in historischen Romanen eher Spannung und gut recherchierte Historie bevorzuge. Letztere ist wieder top, aber der romantische Teil war mir einfach zu stark hervorgehoben. Deshalb gibt es von mir 3 1/2 Sterne für einen weiteren guten historischen Roman der Autorin.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Jungvampire in in Ausbildung

Die Erben der Nacht - Nosferas
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In einer gemeinsamen Leserunde auf meinem Blog habe ich "Nosferas", den ersten Teil der "Erben der Nacht" Reihe von Ulrike Schweikert gelesen. Eines hatten wir gemeinsam: Es ist total an uns vorbei gegangen, ...

In einer gemeinsamen Leserunde auf meinem Blog habe ich "Nosferas", den ersten Teil der "Erben der Nacht" Reihe von Ulrike Schweikert gelesen. Eines hatten wir gemeinsam: Es ist total an uns vorbei gegangen, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Dementsprechend verhalten fiel unser Fazit aus. Das ist allerdings unsere eigene Schuld und ich denke ich werde als Einzige dem nächsten Band noch eine Chance geben, weil ich Band 2 und 3 sowieso schon hier zuhause liegen habe. Wann das sein wird, kann ich allerdings noch nicht sagen.
Von der Autorin habe ich bereits einen anderen historischen Vampirroman gelesen, der mehr in die Richtung historisch geht und mir eigentlich sehr gut gefallen hat. Es handelt sich dabei um "Das Herz der Nacht". Hier ist meine uralt Rezension aus dem Jahre 2011 dazu klick

In Nosferas haben die letzten sechs Vampirclans ein großes Problem. Sie sind davor auszusterben. Deshalb beschließen sie die jüngste Generation, die Erben der Nacht, zusammenzuführen und sich nicht mehr gegenseitig zu bekämpfen. Abwechselnd sollen diese gemeinsam in den diversen Ländern der einzelnen Clans unterrichtet werden. Dabei sollen sie sich die bestimmte Eigenschaften der anderen Vampirclans aneigen und von deren Stärken profitieren. Nur gemeinsam können sie stark genug sein, um sich gegen die immer häufiger auftretenden Vampirjäger zu wehren. Die Ausbildung beginnt in Rom bei den Nosferas. Von ihnen sollen die Nachkommen aus den verschiedenen Clans Unterricht in Abwehr gegen Kirchenkräfte erhalten und die italienische Sprache lernen. Außerdem würden sich die jungen Vampire gegenseitig besser kennenlernen. Nacheinander treffen die Lycana aus Irland, die Dracas aus Wien, die Vyrad aus London, die Pyras aus Paris und die Vamalia aus Hamburg in Rom ein, wo sie in der Domus Auream, dem ehemaligen Palast Neros, untergebracht sind.

Eine einzige Hauptprotagonistin gibt es in der Geschichte eigentlich nicht, obwohl ich zu Beginn dachte es sei Alisa aus Hamburg. Doch auch Ivy aus Irland, die immer in Begleitung ihres Wolfes ist und der hochnäsige Franz Leopold aus Wien spielen eine größere Rolle. Neben den Schulstunden unternehmen die jungen Vampire Ausflüge in das nächtliche Rom. Doch dort lauert eine große Gefahr! Es gehen Vampirjäger um und immer wieder werden Vampire ermordet aufgefunden. Es scheint, als ob der Vatikan in diese Geschehnisse verwickelt ist. Zusätzlich zieht noch eine weitere, unheimliche Gestalt durch die Ruinen - weder Vampir noch Mensch. Doch die Nosferas verheimlichen den Erben diese Todesfälle, was sie zusätzlich in große Gefahr bringt.
Im weiteren Verlauf erleben wir einige sehr spannende Szenen, aber es gibt auch etliche Längen, die sehr deutlich werden lassen, dass es sich um eine Jugendbuch handelt. Die Ausschnitte, die mehr Spannung aufbauten, waren meiner Meinung etwas zu kurz geraten. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht. Auch das Ende wurde mir etwas zu schnell abgehandelt und natürlich werden nicht alle Geheimnisse aufgelöst, denn es folgen noch weitere Bände.

Gefallen haben mir die bildhaften Beschreibungen der Landschaft und der ewigen Stadt am Ende des 19. Jahrhunderts. Ulrike Schweikert hat die Stellung der Kirche sehr gut dargestellt und die politischen Folgen ihres Eingreifens. Ganz besonders gefallen haben mir die Erwähnungen bekannter Autoren, wie Oscar Wilde, Charles Dickens, Bram Stroker und Shakespeare. Wenn Alisa am Friedhof auf den blutjungen Oscar Wilde trifft, ist dies ein ganz besonderer Lesemoment.

Der Schreibstil der Autorin ist wie in ihren anderen Romanen bildhaft und einnehmend. Die Charaktere sind sehr aussagekräftig und man kann sich ein gutes Bild machen. Was ich jedoch sehr vermisst habe war eine Übersicht der Clans und ihren jugendlichen Vertretern zu Beginn des Buches. So dauerte es eine Weile bis ich alle richtig zuordnen konnte, denn die Jungvampire kamen alle in Begleitung ihrer Servienten, sogenannten Halbvampiren, die als Mensch gebissen wurden. Sie sind deren Diener, aber auch Beschützer. Und so gab es zu beginn namen über Namen, die mich ziemlich verwirrten und die ich erst im Laufe der Zeit zuordnen konnte.

Fazit:
Ein Vampirroman, der einen interessanten Plot aufweist, dem man jedoch anmerkt, dass es sich um ein Jugendbuch handelt und "Nosferas" der Beginn einer Reihe ist. Die Geschichte ist sicher erst mit dem sechsten Band zu Ende erzählt, jedoch ist der erste Band abgeschlossen. Ich hoffe, dass die Charaktere im Laufe der nächsten Bände noch erwachsener werden und etwas mehr Spannung aufkommt.

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Veröffentlicht am 26.08.2021

Familiendrama mit sehr vielen Klischees

Gute Nachbarn
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Dieser Roman hat meine Neugierde geweckt, als ich die Inhaltsangabe gelesen habe. Diese lässt ein Familiendrama erwarten und genauso ist es auch eingetroffen. Doch warum und wieso, möchte ich euch erzählen.
Der ...

Dieser Roman hat meine Neugierde geweckt, als ich die Inhaltsangabe gelesen habe. Diese lässt ein Familiendrama erwarten und genauso ist es auch eingetroffen. Doch warum und wieso, möchte ich euch erzählen.
Der Roman spielt in einem Vorort von North Carolina und zwar im fiktiven Ort Oak Knoll. Dort leben größtenteils weiße Familien aus der Mittel- und Oberschicht und es herrscht ein freundliches Miteinander. Seit Jahren wohnt auch die farbige Ökonomin Valerie Alston-Holt mit ihrem Teenagersohn Xavier in der Kleinstadt. Valerie ist seit dem Tod ihres Mannes Alleinerzieherin und bei den Nachbarn beliebt. Sie liebt Pflanzen und ganz besonders ihre alte Eiche im Garten. Xavier ist ein Musiktalent und hat bereits ein Stipendium am Musikkonservatorium in San Francisco sicher. Dennoch hat er manchmal zu kämpfen, da er sich durch seinem weißen Vater und der farbigen Mutter irgendwo "dazwischen" fühlt.
Als das Nachbargrundstück verkauft, alle Bäume abgeholzt und ein protziger Neubau entsteht, ist Valerie auf der Hut. Gegenüber ziehen die Whitmans ein. Eine Familie, wie aus dem Bilderbuch: Bill, ein erfolgreicher Geschäftsmann und Inhaber der Firma Whitman HLK, seine Frau Julia, seine Stieftochter Juniper und seine Tochter Lily. Doch hinter der Fassade sieht es oftmals anders aus. Sowohl Brad, als auch Julia, stammen aus ärmlichen Verhältnissen. Brad ist zerfressen vor Ehrgeiz. Er will immer mehr und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Juniper wird streng gläubig erzogen und musste mit 14 Jahren ein Keuschheitsgelübde vor der Kirchengemeinde ablegen. Als sich Juniper und Xavier ineinander verlieben und Valerie die Whitmans wegen der Zerstöreung ihrer Eiche verklagt, ist die sich anbahnende Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Aus einem typischen Nachbarschaftsstreit wird ein Familiendrama, das alles zerstört....

Im Vorwort hat Therese Anne Fowler sich die Frage gestellt, ob eine weiße Autorin eine Geschichte über zwei farbige Menschen schreiben darf, denn sie könne sich nicht so einfach in die Gedanken und Gefühlswelt Farbiger hineindenken. Meiner Meinung nach ist sie somit genauso wenig vorurteilsfrei, wie ihre weißen Protagnisten. Jeder Mensch denkt und fühlt anders, egal ob weiß oder schwarz. Muss man unbedingt demselben Geschlecht oder Hautfarbe, wie seine Protagonisten angehören, um sich die Freihet nehmen zu dürfen, einen Roman zu schreiben? Außerm würde sich wohl jeder Thrillerautor fragen müssen, ob er über einen Serienmörder schreibem darf/kann, wenn er selbst keiner ist. Oder eine erwachsene Frau über einen jugendlichen Mann. Da würde es in der Literaturszene wirklich traurig aussehen! Aber zurück zum Buch....

Die Geschichte wird von einer nicht personifierzten Erzählstimme erzählt, nämlich aus der Sicht der Nachbarschaft. Mir hat diese ungewöhnliche Erzählweise in der ersten Person Plural sehr gut gefallen, auch wenn sie zu Beginn etwas ungewöhnlich wirkt. Manche Leser störten sich daran, wie ich aus einigen Rezensionen herauslesen konnte.
Die ersten zwei Drittel sind eher ruhig erzählt, auch wenn man von Anfang an eine unterschwellige Bedrohung spürt. Es sind leise Töne, die sich jeodch im Hintergrund immer bemerkbar machen und man weiß, dass man unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuern wird.
Therese Anne Fowler hat sich in "Gute Nachbarn" sehr vielen Themen angenommen: Klimaschutz, Glaube, Vorurteile und vorallem Rassismus. Ihre Figuren hat sie trotzdem leider sehr klischeehaft und auch überspitzt dargstellt. Ich kam ihnen nicht wirklich näher. Es bestand immer eine gewisse Distanz zwischen mir und den Protaginisten.
Bill ist der weiße Bösewicht, der nicht nur seine Familie mit seinem moralischen Getue tyrannisiert, sondern einfach den Hals nicht voll bekommt. Für ihn ist klar, dass er immer auf der Gewinnerstraße unterwegs sein wird...komme, was wolle. Aber auch Valerie, der die Herzen zu Beginn zufliegen, macht sich schuldig. Mit ihrer eingereichten Klage bringt sie ihren neuen Nachbarn noch mehr gegen sich auf. Statt persönlich mit Brad zu sprechen und ihm ihre Sicht der Dinge betreffend der Eiche zu erklären (die zwar sinnlos, aber ein Weg in die richtige Richtung gewesen wäre), geht sie sofort zum Angriff über. Die Kettenreaktion, die sich daraus ergeben wird, ist auch für den Leser eine Überraschung, obwohl man natürlich von Beginn an weiß, dass es hier zur Katastrophe kommen wird.
Das letzte Drittel ist sehr spannend und gut erzählt. Das Drama spitzt sich zu und die Art und Weise, wie die Autorin dieses zu Ende bringt, ist gelungen und hat mich sehr nachdenklich gemacht. Vorallem deshalb, weil es in Wirklichkeit ziemlich sicher genauso ablaufen würde...

Was mir ebenfalls nicht gefallen hat, war der erhobene Zeigefinder der Autorin. Sie ließ dem Leser keinerlei Spielraum sich selbst seine Meinung zu bilden. Ich hatte permanant das Gefühl, dass sie mir ihre Sicht der Dinge aufzwingen möchte. Die Geschichte ist gut, aber ich getraue mir zu sagen, dass zum Beispiel Jodie Picoult etwas viel besseres daraus gemacht hätte. Das Thema hätte perfekt zu ihr gepasst. Picoult hat aber nie den erhobenen Zeigefinger parat, sondern schildert aus verschiedenen Sichtweisen. Dabei bringt sie die Figuren dem Leser näher - egal, ob gut oder böse. Das hat hier leider komplett gefehlt, was ich sehr schade finde.

Fazit:
Ein Gesellschaftsroman, der einen sehr guten Plot aufweist und hochaktuell ist. Trotzdem hat mir die Ausführung nicht immer gefallen. Der permanent erhobene Zeigefinger hat mich genervt, die Distanz zu den Protagonisten und viele Klischees machten die Geschichte nicht besser. Trotzdem mochte ich das Buch und vorallem Juniper und Xavier, sowie das aufwühlende letzte Drittel. Ich tu mir schwer mit der Bewertung, denn ich habe trotz der vielen Kritikpunkte die Geschichte gerne gelesen. Ich vergebe nach langem Überlegen 3 1/2 Sterne.

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