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Veröffentlicht am 29.10.2021

Leider kein Nagelbeißer

Gejagt im Eis
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Das merkwürdige Verhalten von Touristen ist Martin Moltzau ja gewohnt, aber diese amerikanische Familie setzt allem irgendwie die Krone auf. Warum in drei Teufels Namen wollen die drei unbedingt nach Pyramiden, ...

Das merkwürdige Verhalten von Touristen ist Martin Moltzau ja gewohnt, aber diese amerikanische Familie setzt allem irgendwie die Krone auf. Warum in drei Teufels Namen wollen die drei unbedingt nach Pyramiden, eine verlassen Minenstadt ? Die Schneemobiltour scheint unter keinem guten Stern zu stehen, denn erst schlägt das Wetter Kapriolen und dann beginnt ein Wettlauf auf Leben und Tod...

Was für eine gigantische Kulisse - Spitzbergen, klirrende Kälte blauleuchtende Eisberge, Schnee und Eis wohin das Auge sieht. Alleine diese Bilder vor dem inneren Augen machen Lust auf das Buch und jagen die Gänsehaut über die Arme.

Nach dem Lesen des Klappentextes entsteht auch schon eine gewisse Spannung, die neugierig macht. Aber so richtig kommt die Handlung leider nicht in Fahrt, scheint im ewigen Eis festgefroren zu sein und lässt den Leser allein auf weiter Flur zurück

Der Autor holt nämlich erst einmal ganz weit aus, um sich seitenweise über die Geschichte Spitzbergens, Martins Leben und Aufgaben als Tourguide und den Vorbereitungen für den Trip nach Pyramiden auszulassen. Mit Spannung hat das nur wenig zu tun und es passiert über mehrere Kapitel einfach nichts, was mich an die Seiten fesselt. Keine Action, kein Thrill, keine Vorkommnisse, die eine unterschwellige Bedrohung verströmen und für gesträubte Nackenhaare, Nägelbeißen und emotionale Anspannung sorgen. Es geht viel mehr um Wirtschaftsmacht, politisches Tauziehen und Intrigen.

Auch bedient sich der Schreibende hier gängigen Klischees über Amerikaner und Russen um sie zu charakterisieren. Gefällt mir überhaupt nicht, zumal die Figuren eher einfach gestrickt sind, anstatt mit echten Ecken und Kanten ausgestattet zu sein. Reicher Amerikaner, gelangweilte gut aussehende Tochter, hinterhältige Russen, die häufig und gerne zur Wodkaflasche greifen....hier hat der Autor wirklich die Schablone angelegt.

Erst gegen Ende hin gelingt es Odd Harald Hauge, einen Spanungsbogen zu kreieren, in dem er die Flucht übers Eis, Martins Kombinationsgabe und und ein paar aufregende Szenen miteinander verknüpft. Aber das reicht leider nicht aus, um den enttäuschenden Eindruck wettzumachen. Die Nebenhandlung auf dem Kreuzfahrtschiff (mit sehr deutlichen Hinweisen zu der markanten Gestaltung des Schiffsbugs) hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, denn sie zieht das Ganze nur unnötig in die Länge und nimmt nur unwesentlich Einfluss auf den Verlauf der Geschichte.

Ich kann leider nur 2,5 Sternchen vergeben, denn unter einem "actionreichen Höllenritt durch die eisige Wildnis Spitzbergens", wie im Klappentext angekündigt, stelle ich mir etwas ganz anderes vor.

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Veröffentlicht am 24.10.2021

Leider nicht wirklich top secret

Secret Places Alpen
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Ein Bergurlaub mit lauschigen Plätzen, fernab von Massentourismus und vielen unvergesslichen Momenten, die in Erinnerung bleiben - klingt traumhaft und mit dem Bildband "Secret Places Alpen" hätte ich ...

Ein Bergurlaub mit lauschigen Plätzen, fernab von Massentourismus und vielen unvergesslichen Momenten, die in Erinnerung bleiben - klingt traumhaft und mit dem Bildband "Secret Places Alpen" hätte ich gedacht, diesem Traum ein wenig näher zu kommen. Denn wo gibt es sie heute noch, die Abgeschiedenheit der Bergwelt, die zum Seele baumeln lassen und Energie tanken einlädt ?

Die im Buch vorgestellten 76 Secret Places sind aber leider längst keine wirklichen Geheimtipps mehr, sondern bereits fest im Herzen von Wanderern, Genießern und Bergliebhabern verankert, sodass ich hier ziemlich enttäuscht bin.

Gerade in der Sommersaison ist der Reschenpass und die zauberhafte Gegend um den Reschensee nicht als lauschig zu bezeichnen, denn viele Autoreisende nehmen den Weg über den Reschenpass, um den nervigen Stau am Brenner zu umfahren. Auch ist diese kurvenreiche und landschaftlich schöne Strecke extrem beliebt bei Motorradfahrern, die auf dem Parkplatz vor der versunkenen Kirche im Reschensee regelmäßig in Scharen anzutreffen sind.

Die Villa Tempesta in Torbole am Gardasee liegt zwar wirklich etwas versteckt, umfasst gerade einmal 15 Zimmer und bietet einen herrlichen Ausblick auf den See, aber diese Exklusivität kostet auch entsprechend, sodass hier der etwas größere Geldbeutel gefragt ist.

Spätestens seit dem G7-Gipfel 2015 ist Schloss Elmau in aller Munde - auch wenn das Luxusresort vor idyllischer Bergkulisse für Romantik pur steht, der Normalbürger kann sich eine solche Auszeit nicht wirklich leisten.

Viele Tipps sind gut gemeint, aber nicht wirklich alltagstauglich und können daher wenig bis gar nicht bei der eigenen Urlaubsplanung berücksichtigt werden.

Für eine gedankliche Bergauszeit mit bildschönen Fotos ist dieser Reisebildband gut geeignet, um zwischen den vorgestellten Reisezielen in Deutschland, Österreich, Südtirol, Italien, Schweiz, Liechtenstein, Frankreich und Slowenien hin und her zu reisen und sich die ein oder Anregung zu holen. Mehr ist leider nicht drin, daher vergeben ich schweren Herzens 3 Sternchen, die aber mit der Tendenz zur 2 zu sehen sind.

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Veröffentlicht am 05.10.2021

Erfüllt leider nicht ganz die Erwartungen

Der schwarze Winter
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Silke und Rosemarie Bendsorf haben durch den Krieg ihre Heimat verloren. Die zugewiesene Arbeit auf dem Bauernhof gleicht eher der Hölle auf Erden und so beschließen beide Frauen, ihrer Knechtschaft ein ...

Silke und Rosemarie Bendsorf haben durch den Krieg ihre Heimat verloren. Die zugewiesene Arbeit auf dem Bauernhof gleicht eher der Hölle auf Erden und so beschließen beide Frauen, ihrer Knechtschaft ein Ende zu breiten und fliehen nach Hamburg. Aber auch in der Trümmerstadt an der Elbe scheint der Neustart erschwert, denn die britischen Besatzer haben die Aufnahme neuer Flüchtlinge untersagt und so ist Wohnraum und Essen für die Geschwister nur auf dem Schwarzmarkt zu handeln. Dann scheint das Schicksal sein Füllhorn über Silke und Rosemarie auszuschütten, denn Silke kann eine Bar für britische Soldaten eröffnen. Aber das Glück währt nicht lange...


"Der schwarze Winter " ist ein Mix aus Nachkriegsbetrachtung, Romanze und seichtem Krimi, der zwar über weite Strecken recht gut unterhalten kann, aber leider nicht wirklich überzeugt.

Die Geschichte ist nicht neu, irgendwie hat man das alles schon mal gelesen und es fehlt hier eindeutig der Clou, der Schnick an Extras, um mich ganz zu überzeugen, damit der Roman aus der breiten Masse dieses Genres herausragt.

Die Bilder des zerbombten Hamburg bleiben nicht wirklich im Gedächtnis haften, die Figuren erzählen eher kraftlos ihre Geschichte und so fehlt mir das Wesentliche, um richtig im Roman anzukommen - Empathie.

Die zermürbende Situation der Protagonisten, nämlich nagender Hunger, beißende Kälte und die immer wieder aufkommende Hoffnungslosigkeit, wird nicht sehr authentisch dargestellt - angerissen ja, aber näher darauf eingehen leider nicht.

Auch spult sich die Handlung mehr oder weniger routiniert hab - die kleinen und größeren Aufreger lösen sich schon nach wenigen Seiten in Wohlgefallen auf, ohne dass jetzt großartig Spannung zu verzeichnen ist. Der Widersacher von Silke und Rosemarie enttarnt sich durch sein allzu offensichtlich negatives Auftreten recht früh selbst, sodass auch hier keine große Überraschung auf den Leser wartet.

Es fehlt an zündenden Ideen, um aus dem Thema wirklich einen echten Erlebnisbericht zu machen, denn so liest man die Seiten einfach nur herunter, ohne dass großartige Emotionen den Leser einfangen und ihn an die Geschichte binden.

Die Romanze sorgt am Ende noch für einen reichlich verkitschten Ausgang und wirkt daher in meinen Augen deplatziert. Die Grundidee zum Buch ist sehr gut, allerdings ist die Umsetzung leider nicht so, wie ich sie erwartet hätte und daher kann ich leider nur 2,5 Sternchen vergeben.

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Tabuthema wird von Hau-drauf-Mentalität erdrückt

Liebe und Tod in Blau
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Blauer Himmel, Meeresrauschen und ab und zu ein kleines Liebesabenteuer - das sind die Annehmlichkeiten, die sich Manuel Rivera gönnt, nachdem er den Job an den Nagel hängen musste. Aber mit der Ruhe ist ...

Blauer Himmel, Meeresrauschen und ab und zu ein kleines Liebesabenteuer - das sind die Annehmlichkeiten, die sich Manuel Rivera gönnt, nachdem er den Job an den Nagel hängen musste. Aber mit der Ruhe ist es vorbei, als er vor seiner Tür die verletzte Elena findet. Das Mädchen bittet ihn um Hilfe und Manuels Ermittlerinstinkt erwacht wieder. Seine Ermittlungen sind ein Stich ins Wespennest....


"Liebe und Tod in blau" bietet eine zauberhafte Kulisse und versetzt den Leser zuerst in entspannte Urlaubsatmosphäre. Aber dann holt Thomas Lojek zum sprichwörtlichen Rundumschlag aus und lässt die Themen Kinderprostitution, Pädophilie, organisierte Kriminalität und Korruption regelrecht auf den Leser niederregnen.

Das Tabuthema ist ein heißes Eisen und wird hier mit eindringlichen Bildern geschildert. Jedoch entwickelt sich der Krimi immer mehr zu einem Buch in Bud-Spencer/Terence-Hill-Manier , denn es fliegen oft und gerne die Fäuste, die Kraftausdrücke und Gossensprache lässt die Wortgefechte und Dialoge sehr gewöhnungsbedürftig erscheinen und stößt mich persönlich eher ab, als dass ich interessiert folge. Die Gewaltspirale ist so absurd aufgebläht und lässt vieles gar zu theatralisch und gestellt erscheinen.

Die Figuren lassen mich nicht wirklich an sich heran, sodass ich über den gesamten Verlauf des Buches eher außen vor bleibe, anstatt mich in sie hineinzuversetzen. Gerade bei dieser aufwühlenden Thematik hätte ich mir gewünscht, dass der Gerechtigkeitssinn und die Entrüstung über den Missbrauch der Schutzbefohlenen hier große Wellen schlagen. Manuel wirkt überspannt, Elena manipulativ und auch sonst kann ich jetzt nicht sagen, dass ich einem der Beteiligten großartig Sympathie entgegenbringen kann.

Die Spannung hält sich in Grenzen, das an und für sich sehr gut gewählte Thema bietet ein sehr großes Potenzial an Konfliktstoff, aber die Hau-drauf-Mentalität erdrückt den Krimi und lässt ihn zu zu einer Art Prügelorgie werden - schade eigentlich, denn mit der Grundidee hätte man den Betroffenen eine Stimme geben können, um wachzurufen und zu sensibilisieren.

Ich kann hier nur 2,5 Sternchen vergeben - mehr ist leider nicht drin.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

50er Jahre-Flair ohne Pep

Der Eissalon
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Was so ein Kuss doch alles auslösen kann - für Karina bedeutet die Affäre mit ihrem Lehrer das Aus an der Restaurantfachschule. Aber deswegen als leichtes Mädchen verschrien zu werden, ist dann doch zu ...

Was so ein Kuss doch alles auslösen kann - für Karina bedeutet die Affäre mit ihrem Lehrer das Aus an der Restaurantfachschule. Aber deswegen als leichtes Mädchen verschrien zu werden, ist dann doch zu viel und eine Rückkehr in den Schoß der Familie vollkommen ausgeschlossen. Die junge Frau möchte es alleine schaffen, etwas auf die Beine stellen und so wächst, getragen von den aufkommenden Gefühlen zu ihrem Mitmieter Ricardo, die Idee, einen eigenen Eissalon zu eröffnen. Aber wird das alles funktionieren, wie sich die beiden das ausgemalt haben ?


Im Roman "Der Eissalon" begegnet man vielen alten Bekannten aus dem "Schokoladenpavillon" wieder und Anna Jonas zeichnet erneut ein sehr authentisches moralisches und gesellschafliches Bild in den späten 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch passt sie sich sprachlich der damaligen Zeit an, was mir manchmal einfach zu angestaubt und überholt wirkt.

Karina lässt sich nicht in die vorgefertigten Schubladen pressen, hat einen eigenen Kopf und will ihren Weg gehen. Nicht einfach, wenn man bedenkt, dass es in den 50er Jahren noch ganze andere Wertvorstellungen gab und es nicht gern gesehen war, dass eine Frau beruflich auf eigenen Beinen steht.

Mit Ricardo tritt eine geheimnisvolle und attraktive Figur ins Geschehen und man kann schon nachvollziehen, dass sich Karina von ihm angezogen fühlt. Seine Vergangenheit macht ihn interessant und im Verlauf der Handlung lässt ihn die Autorin auch seine komplette Lebensgeschichte erzählen.

Leider spielt der Eissalon nur eine untergeordnete Rolle und wird regelrecht zum Nebenschauplatz degradiert. Ich finde es sehr schade, denn gerade die vielen Begegnungen mit den unterschiedlichen Menschen im Eiscafé bieten doch Möglichkeiten, um das neue Lebensgefühl darzustellen und so den Flair noch mehr zu verstärken.

Manchmal blitzt der Elan von schwingenden Petticoats und fetzigen Rock'n Roll-Klängen durch, aber insgesamt ist mir das einfach zu wenig, um mich von der Geschichte bezaubern zu lassen. Anhand des Covers hätte ich mir hier etwas mehr erhofft, daher nur 2,5 Sternchen.

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