Eigentlich sogar besser als der Auftakt, aber das Ende enttäuscht
The Magpie Society - Aller bösen Dinge sind dreiVielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Die ...
Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Die Aufmachung der Dilogie finde ich absolut gelungen. Beide Cover harmonieren wunderbar miteinander dadurch, dass sie vom Grundaufbau her sehr ähnlich gestaltet sind: Auf beiden Covern sieht man im Vordergrund den Titel der Dilogie „The Magpie Society“, auf dem ersten Band in lila, auf dem zweiten in orange (nebenbei: finde es toll, dass hierfür die Kontrastfarbe gewählt wurde!), im Hintergrund Elstern und die Silhouette der Illumen Hall.
Die Cover unterscheiden sich jedoch in den Details entscheidend: Während auf dem des Auftakts nur eine Elster zu sehen ist, zeigt das dieses Buches zwei, was – kennt man den Inhalt – Sinn ergibt.
Die Untertitel finde ich im Original passender (Band 1: „One for sorrow“, Band 2: „Two for joy“), aber die deutschen passen ebenfalls.
Meine Meinung:
Mir hat ja bereits der Auftakt der Dilogie bis auf wenige Kleinigkeiten sehr gut gefallen, und eigentlich könnte ich sagen, dass ich diesen Band insgesamt sogar noch viel spannender fand. Das Ende sorgt jedoch leider dafür, dass mein Eindruck von der Reihe im Gesamten nicht mehr ganz so positiv ausfällt.
Aber fangen wir erstmal mit etwas Lob an:
In meiner Rezension zum Auftakt hatte ich kritisiert, dass ich die beiden Protagonistinnen Audrey und Ivy nicht voneinander hätte unterscheiden können, wenn am Kapitelanfang nicht jeweils der Name genannt worden wäre, da der Erzählton beider Figuren für mein Empfinden viel zu ähnlich war.
Hier ist in diesem Punkt eine deutliche Steigerung zu erkennen. Zwar habe ich die Perspektiven zwischendurch durchaus immer mal wieder verwechselt, allerdings fiel es mir trotz allem insgesamt leichter, die Kapitel von Audrey und Ivy auseinander zu halten. Der Ton der beiden unterscheidet sich zwar immer noch nicht allzu sehr voneinander, aber immerhin doch so sehr, dass ab und zu wesentlich leichter erkennbar war, aus wessen Sicht nun geschrieben wurde.
Auch mit den beiden Protagonistinnen an sich konnte ich dieses Mal viel besser warmwerden als noch im Auftakt, vor allem mein Verhältnis zu Audrey hat sich stark verbessert. Sowohl sie als auch Ivy verhalten sich in meinen Augen allerdings immer noch sehr kindlich, aber das kann ich ihnen nach wie vor nicht vorhalten, da sie eben noch Teenager sind und demnach ab und zu durchaus etwas impulsiv handeln dürfen – jüngeren Leser*innen dürfte dieser Punkt bestimmt nicht so stark auffallen wie mir. Das liegt wieder einfach daran, dass ich mit meinen 22 Jahren schon aus der Zielgruppe falle.
Trotzdem kann ich nicht verschweigen, dass ich an einer Stelle auch mal genervt von den beiden gewesen bin; das liegt aber, denke ich, weniger daran, dass die Figuren im Buch noch so jung sind, sondern schlicht an fehlender Kommunikation, wovon ich per se nicht so gerne lese.
Nichtsdestotrotz sind Ivy und Audrey auch in der Fortsetzung tolle Protagonistinnen, die man gerne begleitet und in die man sich gut hineinversetzen kann!
Die Nebenfiguren bleiben allerdings auch in diesem Band wieder eindimensional und blass, selbst diejenigen, die für die Handlung relativ wichtig sind. Das mag wieder an der Zielgruppe liegen, aber ich finde nicht, dass Figuren blass ausgestaltet sein müssen, nur weil das Buch an Jüngere gerichtet ist. Diese Blässe führt letztlich dazu, dass die Figuren durchschaubar bleiben und Vieles sich im Vorfeld erahnen lässt.
Trotz aller Vorhersehbarkeit gilt aber auch hier wieder: „The Magpie Society“ ist spannend, Band 2 sogar noch mehr als der Auftakt! Es gibt hier weniger ruhigere Zwischenmomente, der Fokus ist noch stärker auf den Ermittlungen, Ivy und Audrey müssen sich noch mehr Hürden und unvorhergesehenen Ereignissen stellen. Die Spannungsdichte ist in „Aller bösen Dinge sind drei“ enorm hoch. Hinzu kommt, dass man zwar Vieles vorher erahnen kann, aber das Rätsel um Lola und Clover bleibt stets das: ein Rätsel. Man stellt seine eigenen Theorien auf und verwirft sie wieder, sobald Audrey und Ivy etwas Neues herausfinden, stets stellt man sich die Frage: Wer hat Lola denn nun getötet?
Das ist und bleibt ein Mysterium, ebenso wie alles rund um die Magpie Society. Das haben die beiden Autorinnen wirklich geschickt aufgebaut und den Leser in ein Chaos verstrickt, aus dem er von alleine nicht mehr herausfindet.
Jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Dort hat sich bei mir nämlich ein Verdacht eingestellt, den ich eigentlich relativ schnell wieder verworfen habe – nicht etwa, weil andere Hinweise davon weggeführt hätten, sondern aus der schlichten Hoffnung, die Autorinnen mögen doch bitte ein anderes Ende gefunden haben. Denn das, was ich da vermutet hatte, würde in meinen Augen einfach keinen Sinn ergeben und mich unbefriedigt zurücklassen. Ich würde aufgrund allem, was man bisher so erlebt hat, einfach viel mehr von der Lösung des Rätsels erwarten, als das, was sich an diesem gewissen Punkt in meinem Kopf eingenistet hat, insbesondere auch, weil es einfach nicht zu dem Eindruck passen würde, den man vor allem durch den Auftakt von der Geschichte und ihren Figuren erhalten hat.
So also meine Gedanken zu diesem Verdacht. Tja, genau dieser hat sich dann am Ende leider bewahrheitet und ich war stark enttäuscht von der gesamten Dilogie. All das Drama für diese Auflösung?
Der Weg, für den sich die beiden Autorinnen dann also entgegen meiner Hoffnungen letztlich tatsächlich entschieden haben, macht in meinen Augen das gesamte spannende Leseerlebnis und auch die eigene Rätselei zunichte, weil es einfach nicht passt.
Im Prolog zeichnet sich die Lösung rückblickend zwar durchaus ab (insofern passt es also jedenfalls dazu), aber vor allem mit Blick auf den Auftakt wirkt es schlicht so, als wäre dieses Ende nicht von Anfang an geplant gewesen und wäre im Sinne einer Schnapsidee den Autorinnen noch im Schreibprozess eingefallen. Das gesamte Verhalten einer gewissen Person vor allem im ersten Teil, aber auch noch in diesem Band widerspricht der Lösung.
Darüber hinaus führt dieser Lösungsweg dazu, dass viele Konflikte damit viel zu lapidar und „mal eben“ gelöst werden, insbesondere alle Fragen, die sich im Hinblick auf die Magpie Society im Laufe der Handlung stellen, werden meiner Meinung nach nicht zufriedenstellend gelöst. Ich hätte mir da schlicht viel mehr erhofft!
Um die Rezension noch mit ein paar netten Worten abzuschließen:
Das Setting in der Illumen Hall hat mir wieder sehr gut gefallen. Insbesondere durch die ganzen Geheimgänge wirkt die Schule wieder grandios mysteriös; zusammen mit dem englischen Regenwetter und der düsteren Grundstimmung erhält man hier ganz wunderbare dark academia-Vibes.
Fazit:
„The Magpie Society: Aller bösen Dinge sind drei“ ist eigentlich durchweg ein Pageturner, der zwar insbesondere im Hinblick auf die Figuren nicht allzu tiefgründig oder vielschichtig ist, der aber trotzdem eine enorm hohe Spannungsdichte aufweist und trotz einiger Vorhersehbarkeit fast bis zum Schluss fesseln kann.
Das Ende enttäuscht jedoch einfach nur. Es passt zum einen nicht zu dem Bild, das man vor allem durch den Auftakt von den Figuren und dem Rätsel hat, zum anderen werden viele Konflikte, insbesondere all diejenigen rund um die Magpie Society viel zu lapidar gelöst.
Ende vom Lied: Das Buch lässt einen sehr unzufrieden zurück, wodurch im Nachhinein der Eindruck der gesamten Reihe heruntergezogen wird, und ich trotz des starken Anfangs und Mittelteils wegen der letzten 30 Seiten einen ganzen Punkt abziehen muss.
3,5/5 Lesehasen.