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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2018

zu unglaubwürdig und konstruiert

Remember Mia
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„Remember Mia“ von Alexandra Burt ist ein Thriller, der in der Aufmachung und Ankündigung an Bücher wie „Gone Girl“ oder „Girl on the Train“ erinnert aber nicht mit deren Komplexität und Tiefe mithalten ...

„Remember Mia“ von Alexandra Burt ist ein Thriller, der in der Aufmachung und Ankündigung an Bücher wie „Gone Girl“ oder „Girl on the Train“ erinnert aber nicht mit deren Komplexität und Tiefe mithalten kann.

Im Mittelpunkt steht die junge Mutter Estelle Paradise die nach einem Autounfall mit Gedächtnisverlust im Krankenhaus aufwacht. Ihre 7 Monate alte Tochter Mia ist verschwunden, Polizei, Öffentlichkeit und sogar ihr Ehemann Jack halten sie für die Mörderin des Babys, denn Mia befand sich nicht mit im Unfallwagen sondern war schon drei Tage vorher unter mysteriöse Umständen aus der elterlichen Wohnung verschwunden, ohne dass Estelle sie vermisst gemeldet hätte. Umso verzweifelter versucht Estelle ihre Erinnerung wieder zu finden, sie reflektiert die nicht immer einfache Beziehung zu ihrer Tochter und fragt sich, ob sie fähig wäre, ihrem eigenen Kind etwas anzutun.

Anfangs vermag das Buch noch einigermaßen zu fesseln und Spannung aufzubauen, im Verlauf wirkt es aber zunehmend zäher, unglaubwürdiger und konstruierter. Sowohl Estelles Verhalten als auch die Reaktionen ihrer Umfelds und beteiligter Polizisten erschienen mir zu oft als unglaubwürdig und konstruiert. Anfangs habe ich beim Lesen noch mit gerätselt, es ergeben sich wechselnde Thesen zu möglichen Szenarien, zu früh im Buch ist der Fall jedoch gelöst und geht es in erster Linie um eine Aufarbeitung. Hier flacht der Spannungsbogen sehr ab, während es am Anfang noch passend wirkte, dass Estelles Gefühle eher gedämpft wirken, kann die Geschichte zum ende hin immer weniger emotional berühren.

Dazu mag beigetragen haben, dass ich in dem Hörbuch die Sprecherin die Geschichte mit wenig Variation und einem unpassend breiten Dialekt liest. Dieser nüchterne Ton lähmt die Erzählung zusätzlich, so dass ich im Vergleich zu anderen Thrillern nur auf eine Wertung von drei Sternen komme.

Veröffentlicht am 28.10.2017

Das Buch entsprach nicht meinen Erwartungen

Die Schlange von Essex
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Ein Buchpreis und die interessant klingende Beschreibung des Klappentextes haben mich neugierig gemacht, das Buch ist aber im Verlauf zunehmend abgeflacht, zudem konnte ich dem extrem poetischen Sprachstil ...

Ein Buchpreis und die interessant klingende Beschreibung des Klappentextes haben mich neugierig gemacht, das Buch ist aber im Verlauf zunehmend abgeflacht, zudem konnte ich dem extrem poetischen Sprachstil keine Zugang finden.
Eine der Hauptfiguren des Romans ist Cora Seaburne, die sehr jung in die Ehe mit einem älteren Mann gedrängt wurde, der sich als sehr dominant entpuppt hat und Cora psychisch und physisch Gewalt angetan hat. Der gemeinsame Sohn hat sich in zunehmende Zwangshandlungen und seine eigene Welt zurückgezogen und ihr so mehr und mehr entglitten. Trost haben Cora ihre treue Zofe Martha gespendet und ihr Interesse in die Wissenschaften, speziell in die provokanten Thesen Charles Darwins. Nach dem Tod ihres Mannes genießt Cora ihre neu gewonnene Freiheit und flieht aus dem ungeliebten Heim an die Küste von Essex. Dort wird sie mit einer Geschichte konfrontiert, die dort gerade kursiert und die Bewohner am Rande des Blackwater-Flusses und der Küste in Schrecken versetzt. Ein Ungeheuer in Gestalt einer geflügelten Schlage treibt in der Region sein Unwesen wie schon einmal etwa 200 Jahre zuvor, es soll unter anderem Menschenleben auf dem Gewissen haben. Während bei der Bevölkerung in erster Linie der Aberglaube geschürt wird, ist Coras Forscherdrang geweckt, in der Entlarvung des Ungeheuers sieht sie eine spannende Aufgabe, reist in die Gegend an der Mündung des Flusses und mietet dort sogar ein Häuschen. Dort macht sie Bekanntschaft mit dem Dorfpfarrer Will Ransome, dem Coras offenes und intelligentes Wesen gefällt. Anfangs entspinnen sich zwischen beiden interessante Gespräche über die widersprüchlichen Standpunkte von Wissenschaft und Theologie, trotz ihrer gegensätzlichen Haltungen fühlen sich beide zueinander hingezogen, ihre Gefühle überlagern nach und nach den angeregten Austausch.
In weiteren Handlungssträngen stehen der Mediziner Luke Garett mit seinen in dieser Zeit provokanten Methoden im Vordergrund und auch Coras Zofe Martha mit ihrem politischen Engagement für die unterdrückte Arbeiterklasse.
Nach einem lebendig erzählten Beginn und interessanten Exkursen in die damals umstrittenen Welt der Wissenschaft und Politik flacht das Buch leider immer mehr ab, konzentriert sich auf die unglücklichen Liebesgeschichten und verliert sich in blumigen bis gestelzt poetischen Umschreibungen.
Es ist in meinen Augen ein generelles Problem des Buches, dass es aufgrund der sehr beschönigend bildhaften Sprache zu sehr an der Oberfläche bleibt auch bei solch ernsten Themen wie den sozialen Problemen der Arbeiterklasse und der Wohnungssituation in London.
Sarah Perry wird sehr beeinflusst von der Literatur des viktorianischen Zeitalters und hat die Sprache ihres Debüts bewusst diesem Stil angepasst, das muss man mögen, mir ist das insgesamt zu schwülstig und melodramatisch, das thematisch ansprechende Buch nimmt sich so viel an Glaubwürdigkeit.

Veröffentlicht am 09.07.2017

zu konstruiert und unglaubwürig - erster Teil einer Fortsetzungsgeschichte

Schwesterherz
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Der Anwalt Martin Benner gibt im Stockholmer Grand Hotel einem Journalisten ein Interview, um über die dramatischen Ereignisse zu berichten, die er in jüngster Vergangenheit erlebt hat, und die sein Leben ...

Der Anwalt Martin Benner gibt im Stockholmer Grand Hotel einem Journalisten ein Interview, um über die dramatischen Ereignisse zu berichten, die er in jüngster Vergangenheit erlebt hat, und die sein Leben nachhaltig verändert haben.

Eines Tages ist ein Mann in Benner Kanzlei gekommen, um ihn zu engagieren, die Unschuld seiner für 5 Morde angeklagten Schwester Sara Tell nachzuweisen und ihren verschwundenen kleinen Sohn Mio aufzufinden. Der Fall ist spektakulär und umstritten, da Sara die Morde zum einen gestanden hat und zum anderen seit 6 Monaten tot. Lehnt Benner den Fall ab. Doch ihr Bruder ist hartnäckig, Martins Neugier und sein Ego geweckt, so dass er sich dennoch zu Recherchen hinreißen lässt und mit seinen Ermittlungen quasi in einen Bienenschwarm sticht. Unvermittelt stehen Martin Benner und seine Partnerin Lucy als Gejagte da.

Die Geschichte wirkt auf den ersten Blick spannend, konnte mich aber weder inhaltlich noch stilistisch überzeugen. Martin Benner als Hauptperson tritt sehr arrogant und sexistisch auf, seine später auftauchenden Gefühlregungen insbesondere seiner Nichte Belle gegenüber wirken sehr aufgesetzt. Vom Stil erinnert das Buch an klassische amerikanische Detektivfilme, in denen der Held aus dem Hintergrund über einen Fall erzählt. Zusammen mit den Namen der Hauptpersonen und dem Ablauf der Geschichte hat das Buch mich sehr skandinavischen Flair vermissen lassen. Obwohl ich Stockholm kenne, habe ich die Ereignisse gedanklich nie wirklich mit dieser Stadt in Verbindung bringen können. Inhaltlich ist die Geschichte bei weitem nicht so interessant oder reißerisch, wie Martin Benner es im Rahmen der Interview-Abschnitte darstellt. Vieles ist sehr konstruiert und unglaubwürdig, so dass kaum Spannung aufkommt. Viele Entwicklungen sind nur aufgrund eines völlig irrationalen Handelns der Personen möglich, es gibt wenig klare Aussagen zu den tatsächlichen Ereignissen, sondern stattdessen wiederkehrende wenig konkrete Andeutungen. Dazu kommt noch ein offenes Ende und die Tatsache, dass in der Beschreibung des Buches verschwiegen wird, dass zu diesem Buch der Folgeband „Bruderlüge“ mit der (vermutlichen) Auflösung des Falls gehört, die zu meiner Enttäuschung bei „Schwesterherz“ beitragen.

Veröffentlicht am 28.04.2017

enttäuschend knapp gehalten - kein Vergleich zu der Verfilmung

Love Story
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Die Geschichte zu „Love Story“ ist vermutlich vielen bekannt aus der berühmten Verfilmung mit Ally McGraw und Ryan O’Neill. Aber wer kennt auch das Buch dazu? Der argon-Verlag hat eine Neuauflage des Hörbuchs ...

Die Geschichte zu „Love Story“ ist vermutlich vielen bekannt aus der berühmten Verfilmung mit Ally McGraw und Ryan O’Neill. Aber wer kennt auch das Buch dazu? Der argon-Verlag hat eine Neuauflage des Hörbuchs auf den Markt gebracht, um diese bewegende „Love Story“ alten und neuen Hörern näher zu bringen.
Oliver Barret IV ist Anfang 20, rebellierender Sprössling einer Anwalts- und Politiker-Dynastie und Harvard-Student, als er die Musik-Studentin Jennifer Cavalleri kennen lernt und sich in sie verliebt. Auf den ersten Blick haben die beiden nicht viel gemeinsam, Jenny stammt aus einfacheren, bürgerlichen Verhältnissen als Oliver, was in den 60er Jahren, in denen die Geschichte spielt, noch deutlich mehr Gewicht besaß als heute. Für seine Liebe zu Jenny riskiert Oliver selbst den Bruch mit seiner Familie, auch ohne deren Unterstützung meistern die beiden den Alltag und ihr Studium, bis eine schwere Erkrankung Jennys das Glück jäh zerreißt.
Im Hörbuch wird die Geschichte aus der Sicht Olivers dargestellt der rückblickend über seine Beziehung zu Jenny erzählt. Gerade zu Beginn der Geschichte stehen seine Person, seine Sportlerkarriere und seine angespannte Beziehung zu seinem Vater sehr im Vordergrund. Auch wenn Olivers Hintergrund und gerade die gestörte Vater-Sohn-Beziehung ein Schlüsselpunkt der Geschichte ist, kommt für meinen Geschmack Jennys Person etwas zu kurz.
Marc Waschke ließt das Buch überzeugend, aber auch er kann aus der sehr knapp gehaltenen Vorlage, nicht mehr heraus hohlen. Bei mir ist der Funke nicht übergesprungen, die Charaktere wirken zu flach, Oliver wirkt zu distanziert, so dass die Gefühle kaum vermittelt werden.
Während häufig eine Verfilmung nicht mit der Buchvorlage mithalten kann, verhält es sich hier genau umgekehrt. Im Vergleich zu dem sehr stimmungsvollen und mitreißenden Film schöpft das Buch das Potential dieser Geschichte bei weitem nicht aus und war für mich eine Enttäuschung.

Veröffentlicht am 10.04.2017

düsteres Thema, aber in der ersten Hälfte zu langatmig

Boy in the Park – Wem kannst du trauen?
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Der Roman „Boy in the Park“ von A.J. Grayson wird als Psychothriller vermarktet, meine Erwartungen an eine spannende Geschichte konnte er leider nicht erfüllen.
Zu Beginn erzählt Dylan Aaronsen, Kassierer ...

Der Roman „Boy in the Park“ von A.J. Grayson wird als Psychothriller vermarktet, meine Erwartungen an eine spannende Geschichte konnte er leider nicht erfüllen.
Zu Beginn erzählt Dylan Aaronsen, Kassierer eines Bio-Supermarkts in San Franzisco von seinen Beobachtungen während seiner Mittagspausen im Botanischen Garten. Seit mehr als einem Jahr taucht jeden Mittag in der Nähe von Dylans bevorzugter Parkbank derselbe kleine Junge am Rand eines Teiches auf. Als der Junge eines Tages Verletzungen aufweist und wenig später verschwunden bleibt, ist Dylan verunsichert und macht sich auf die Suche nach dem Jungen.
Der folgende Teil erzählt von Dylans zum Teil verstörenden Erlebnissen während seiner Reise durch verschiedene Teile Amerikas.
Dazu kommen Kapitel mit Aufzeichnungen von Gesprächen zwischen einer Psychologin und einem unter Mordverdacht stehenden Jungen namens Joseph, der offenbar geistig verwirrt ist und widersprüchliche Antworten gibt.
Beide Handlungsstränge sind zum Teil sehr düster und verwirrend, der Zusammenhang zwischen den Geschichten wird es nach etwa der Hälfte des Buches deutlich. Bis dahin zieht sich das Buch eher zäh dahin, der eher einfache Schreibstil passt zwar zu den Hauptfiguren, macht in Kombination mit den kurzen Kapiteln das Lesen aber eher ermüdend. Ich war mehrfach versucht, das Buch beiseite zu legen. Erst gegen Ende kommt kurz Spannung auf und werden die gesamte Tragweite und Tragik dieser schicksalhaften Geschichte deutlich.
Aufgrund seines Aufbaus ist der Roman schwer einem Genre zuzuordnen, man braucht einen langen Atem, um von der Geschichte in den Bann gezogen zu werden. Den Vergleich mit "Girl on the Train", "Gone Girl" und "Shutter Island", finde ich etwas hoch gegriffen, dazu fehlen bei „Boy in the Park“ die überraschenden Wendungen und die Raffinesse.