Michael Palin ist im allgemeinen mehr für seine Schauspielkarriere oder als Mitglied von Monty Python bekannt, doch er hat seinen ursprünglichen Beruf als Historiker niemals aufgegeben und es darin auch ...
Michael Palin ist im allgemeinen mehr für seine Schauspielkarriere oder als Mitglied von Monty Python bekannt, doch er hat seinen ursprünglichen Beruf als Historiker niemals aufgegeben und es darin auch zu einigen Lorbeeren gebracht. Mit „Erebus“ zeichnet er nun gekonnt und lebensnah die gesamte Lebensgeschichte eines weltbekannten Schiffes nach und beschreibt den Werdegang und das Sterben der Männer die auf ihm dienten.
Am Anfang graute mir fast etwas davor, mich durch die vielen Kapitel hindurchbeißen zu müssen, bis es endlich unter Franklins Kommando interessant werden würde, aber hier hatte ich mir unnötig Sorgen gemacht. Ganz im Gegenteil: als es auf das Ende zuging, graute mir fast davor, von der Erforschung der Nord-West-Passage zu lesen. Zu sehr hatte ich mich mit dem Schiff, seiner ungewöhnlichen Konstruktion und mit den interessanten Persönlichkeiten angefreundet.
Palin schöpft bei seinen Erzählungen aus einem reichen Schatz an Logbüchern, die auf jeder Reise eines königlichen Schiffes gleich mehrere Offiziere führen mussten und somit in großer Zahl in englischen Archiven verfügbar sind. Hinzu kommen persönliche Briefe der Seeleute und jener, die an Land geblieben sind. Somit ist es dem Autor möglich die Charaktere gut zu beschreiben und sie mit ihren Eigenarten und Schrullen zum Leben zu erwecken.
Die Reise beginnt ganz am Anfang, mit der Planung der damals noch als Bombarde ausgelegten Erebus, begleitet sie dann auf ihren ersten Patrollienfahrten um dann James Clarck Ross’ Expedition in die Arktis zu verfolgen.
Spätestens hier bekommt man ein hautnahes Gefühl dafür, wie sich das Leben auf einem Segelschiff des 19. Jahrhunderts anfühlen konnte. Man erfährt nicht nur trockene maritime Fakten, sondern auch Details, wie man es schaffte, die Mannschaft bei jahrelangen Fahrten bei Laune zu halten, beispielsweise mit welchen spontanen Einfällen auch einmal rauschende Feste zur See gefeiert wurden. Man fühlt mit, wie sehr die Männer sich bei monatelangen Zwischenstopps mit der Gesellschaft in einem Hafen angefreundet haben und diese dann aber wieder für immer verlassen müssen.
Mit der Franklin-Expedition reißt der Strom aus Logbüchern und Briefen natürlich irgendwann ab. Durch die intensiv bearbeitete Vorgeschichte kann man sich dennoch in die Köpfe der Seeleute hineindenken und die Katastrophe wirkt um so intensiver.
Insgesamt ist es ein sehr empfehlenswertes Buch, auch wenn man sich nicht im besonderen für die Seefahrt interessiert, denn Palin schafft es sehr gut, dieses Interesse zu wecken. Für schwache Nerven ist es dennoch nichts, denn der reale Schrecken, den das Ende der Erebus und der Terror mit sich brachte, wird durchaus schonungslos dargestellt.
Es ist selten, dass ich über ein Buch sagen kann, dass es herrlich ist. Bei diesem ist es ganz klar der Fall. Ich habe noch nie eine so wunderschöne Persiflage auf das Gelehrtentum des 18. und 19. Jahrhunderts ...
Es ist selten, dass ich über ein Buch sagen kann, dass es herrlich ist. Bei diesem ist es ganz klar der Fall. Ich habe noch nie eine so wunderschöne Persiflage auf das Gelehrtentum des 18. und 19. Jahrhunderts gelesen - und gleichzeitig ist das Buch auch noch ein absolut solider Fantasyroman.
Mit den beiden namensgebenden Charakteren Mr. Strange und Mr. Norrell werden zwei unterschiedliche Typen von Akademikern beschrieben, die typisch für ihre Zeit waren. Norrell, der geniale aber menschenscheue, ängstliche Bücherwurm, der wirkt als könne er keiner Fliege etwas zu Leide tun - aus seiner Feigheit heraus aber auch vollkommen unfähig ist sich auf andere Ansichten einzulassen und diese rücksichtslos, mit unfairen Mitteln zu vernichten will. Wer hatte nicht schon mal den einen oder anderen Professor nach dieser Art?
Auf der anderen Seite steht Strange, der Geck, der aus purer Langweile Meister seines Fachs wird und darum nichts so richtig Ernst nehmen kann, Warnungen ignoriert und aus reiner Neugier Dinge versucht, die besser ausgebildete nicht wagen würde - auch weil dabei mit Opfern zu rechnen ist.
Auch die Art wie das Buch geschrieben ist, mit Fußnoten zu magiehistorisch interessanten Punkten, zeigt, dass sich die Autorin sehr gut in der Welt akademischer Zwistigkeiten auskennt. Sie versteht es, so etwas auf die Spitze zu trieben. Über die kleine Anmerkung zum "Pseudo-Master of Doncaster" muss ich heute noch schmunzeln.
Als kleinen Kritikpunkt muss ich anfügen, dass das Buch durch seine größeren Zeitsprünge und vielen kleinen Episoden in welchen der Werdegang der Charaktere beschrieben wird, etwas zerrissen wirkt. Die überspannende Geschichte wird dadurch etwas dünn.
In der fernen Zukunft herrscht im bekannten Universum ein rigides Feudalsystem, in welchem ganze Sonnensysteme von Adelshäusern regiert werden. Seit einem heiligen Krieg vor 10.000 Jahren sind Computer ...
In der fernen Zukunft herrscht im bekannten Universum ein rigides Feudalsystem, in welchem ganze Sonnensysteme von Adelshäusern regiert werden. Seit einem heiligen Krieg vor 10.000 Jahren sind Computer und künstliche Intelligenz geächtet, was den menschlichen Geist dazu gezwungen hat, sich auf nie gekannte Entwicklungsstufen zu erheben. So ist es dem Orden der Bene Gesserit-Schwestern möglich, Lügen zu spüren und in die Zukunft zu sehen, während die Raumgilde durch ihre Navigationsfähigkeiten das Monopol auf interstellare Reisen hat. Diese Fähigkeiten werden jedoch erst durch den Gebrauch der Melange-Droge möglich, die nur auf einem Planeten, Arrakis, auch Dune genannt, abgebaut werden kann.
Dieser fast wasserlose und lebensfeindliche Ort wurde bisher vom Haus Harkonnen mit harter Hand verwaltet. Scheinbar ohne Grund fällt das Lehen jedoch plötzlich auf Befehl des Imperators dem Haus Atreides zu, welches mit den Harkonnen in traditioneller Fehde liegt. Herzog Leto Atreides weiß, dass es eine Falle sein muss. Aber ihm bleibt nur die Wahl, seinen Herrschaftssitz auf den Wüstenplaneten zu verlegen oder ins Exil zu fliehen. Seine Konkubine Lady Jessica, eine Bene Gesserit, hat seinen Tod bereits vor Augen. Und auch das Schicksal ihres gemeinsamen Sohnes Paul, der das sein könnte worauf der Schwesternorden seit Jahrtausende hingearbeitet hat, scheint auf mehrere Arten bereits besiegelt. Nur die Hoffnung auf eine Allianz mit dem durch die Harkonnen verfolgten, kriegerischen Wüstenvolk der Fremen scheint noch möglich.
Science Fiction-Legende Arthur C. Clarke hat „Dune“ mit „Der Herr der Ringe“ verglichen und ich finde die Parallelen stark genug um damit einzuleiten. Wie bei Tolkiens Hauptwerk handelt es sich um eine epische Geschichte, die vielleicht nicht jedem sofort Zugang gewährt. Beide haben eine sprachliche Gewalt, die es nötig macht, diese Bücher anders zu lesen als man es gewöhnlich vielleicht tut. Querlesen oder unaufmerksames Schmökern führen zwar aufgrund der breiten und eher einfachen generellen Geschichte nicht so leicht dazu, dass Faden verliert, aber man droht sich zu langweilen. Dies liegt darin, dass die Qualität der Bücher in beiden Fällen in den Beschreibungen und Ideen liegt, die in ihnen verkörpert werden. Allerdings sind die Dune-Romane keine so vollständige und abgeschlossene Reihe wie es „Der Herr der Ringe“ ist. Herbert verstarb bevor er sie vollenden konnte. Zwar setzte sein Sohn die Bücher angeblich anhand von Notizen seines Vaters fort, doch sind die Ergebnisse in Fankreisen höchst umstritten. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Plot und Welt grundsätzlich andere Schwerpunkte setzen, die teilweise eher an Groschenromane erinnern, sondern auch daran, dass der Verlag altes, von Frank Herbert abgesegnetes Hintergrundmaterial einfach im Handstreich als „Paralleluniversum“ abtat.
Der Plot von Dune jedoch beweist Virtuosität. So lässt Herbert den Leser teils durch die verschiedenen Erzählperspektiven, teils durch vor jedem Kapitel eingeschobene Zitate aus der Literatur seiner Welt, Dinge über den Verlauf der Geschichte wissen, die in einem schlechteren Buch die Spannung verdorben hätten. Bereits zu Beginn erfährt man, wer Verrat an den Atreides plant und dass es eine Verbindung zwischen Prinzessin Irulan und Muad‘Dib gibt, steht gar auf der ersten Seite. Mit solchen Vorgriffen schafft der Autor eine höhere Erwartungshaltung als bei einer klassischern Erzählweise.
Ich bin der Ansicht, dass der Verlauf des Plotstranges dennoch der schwächste Aspekt des Romans ist. Ich hatte häufig das Gefühl, dass die Szenen nicht so ineinander greifen, wie sie es sollten. Es scheint, als wäre die Geschichte nicht so lückenlos vorausgeplant, wie sie sich gibt. Außerdem leidet das Buch ein wenig unter der Fantastik-Krankheit bestimmte Dinge erst dann zu erklären, wenn sie für den Plot relevant werden.
Eines der zentralen Themen des Romans ist Religion und deren Ambivalenz. Die Gesellschaft, die Herbert beschreibt ist stark von Dogmen geprägt, die sich aus wunderlichen Kombinationen westlicher, nah- und fernöstlicher Prägungen zusammensetzen. So ist die Geisteswelt der Fremen von der sogenannten Zensunna geprägt und vieles aus der Orange-Katholischen Bibel gilt im Imperium als festes Gesetz.
Gleichzeitig wird bereits früh im Roman erklärt, dass der Glaube der Menschen absichtlich manipuliert wurde um damit bestimmte Effekte zu schaffen. Es kein Zweifel daran gelassen, dass auch die zentrale Prophezeiung von Dune auf so einer bewussten Erfindung basiert. Dennoch schließt niemand aus, dass sie sich erfüllen kann. Der Leser bekommt hier ein interessantes Bild einer Gesellschaft, die einerseits Religion als von Menschen für Menschen gemacht ansieht, deren Richtigkeit oder gar die Existenz Gottes aber nicht anzweifelt.
Die sprachliche Qualität, die besonders im englischen Original glänzen kann, zeigt sich auf jeder Seite. Hier sind besonders die lebendig geschriebenen Dialoge zu erwähnen. Eigentlich ist es in der englischen Literatur fast Standard, wenig wert auf Redebegleitsätze gelegt wird – egal ob man nun „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ liest. Dieser Tradition folgt Herbert nicht. Vielmehr ist es so, dass er seine Charakter mehr über ihre Sprechweise und vor allem das Verhalten in den Gesprächen mit anderen definiert, als über die direkte Beschreibung.
Auch das Spiel mit den aus verschiedenen Sprachen entlehnten Begriffen wirkt perfektioniert. So schafft es der Autor, bestimmten Ideen eine kulturelle Prägung zu geben, in welche er eigene fiktive Wörter gut einflechten kann.
Insgesamt ist dieser Klassiker der SF-Literatur aus den 1960ern immer noch unerreicht. Für jeden, den dieses Genre interessiert, sollte das Buch ein Muss sein. Man sieht während des Lesens schnell, wie viele andere Werke von Dune inspiriert wurden, aber auch, warum bisher jede Umsetzung in ein anderes Medium gescheitert ist. Ich würde jedem Leser empfehlen sich zeitnah zum Buch auch David Lynchs katastrophale Verfilmung zu Gemüte zu führen, da dies sehr erheiternd ist. Die Regieentscheidungen dieses Reinfalls erscheinen im Vergleich zum Quellenmaterial noch abstruser als sie es für sich gesehen schon sind.
Orpheustränen von Zsóka Schwab geht ein sehr ernstes Thema, den Verlust eines geliebten Menschen, auf behutsame Weise an. Es ist ein Roman, der in fast symbolistischer Weise mit verschiedenen Facetten ...
Orpheustränen von Zsóka Schwab geht ein sehr ernstes Thema, den Verlust eines geliebten Menschen, auf behutsame Weise an. Es ist ein Roman, der in fast symbolistischer Weise mit verschiedenen Facetten seines Kernthemas spielt. Es geht um Vertrauen – in Freunde, in Fremde und vornehmlich in sich selbst – aber auch den Bruch dessen, was sich aber sehr spät offenbart.
Die Protagonistin Nessie hat auch zwei Jahre nach dem Tod ihres besten Freundes Tristan, dem sie nie ihre Liebe gestehen konnte, nicht ins Leben gefunden. Sie ist nicht depressiv, verharrt aber in einer Trauerphase, die ihr vieles vom Alltag einer jungen Frau verbietet. Stattdessen schottet sie sich ab und verbringt viele Stunden auf dem Friedhof. Als ihr angeboten wird, ihren Freund in einem Experiment als ein von ihrem eigenen Kopf geschaffenes Trugbild wieder zu treffen, nimmt sie zögerlich an.
Hieraus ergibt sich eine sehr spannende Dynamik: Sie weiß, dass ihr Gesprächspartner nicht echt ist, doch er möchte sie vom Gegenteil überzeugen. Man fragt sich, ob sie ihre Wünsche, ihre Idealvorstellung von „ihrem“ Tristan in ihn projiziert und ob er nicht nur das sagt, was sie ihn unterbewusst sagen lassen möchte oder ob mehr dahinter steckt. Schließlich ist er sicher der lebendigste Charakter in diesem Buch. Der Zweifel darüber, was genau hier geschieht wird von der Autorin gezielt geschürt ohne den Versuch, den Leser auf irgendeine Art zu verwirren.
Zeitgleich unternimmt Nessies Mitbewohnerin ihre eigenen Versuche, sie ins Leben zurückzuholen. Eine endlose reihe frustrierender Verkuppelungsversuche scheint gerade zu jenem Zeitpunkt zarte Früchte zu tragen, als Nessie beschließt sich der Vergangenheit zu stellen. Hier wird auf sehr subtile Art und Weise ein Konflikt aufgebaut, der den meisten Akteuren des Buches gar nicht bewusst wird. Hat der Heilungsversuch das Problem nur vergrößert, oder gehört dies zum Prozess dazu? Wie würde sich die Geschichte ohne das Trugbild Tristan entwickeln?
Trotz dieser Konflikte strahlt das Buch eine gewisse Leichtigkeit aus. Niemals wird versucht dem Leser à la Nicolas Sparks mit naiver Gewalt auf den Tränendrüsen herumzutrampeln und jeder aufkommende Kitsch wird sofort wieder entlarvt. Beziehungen entwickeln sich langsam und wirken dadurch sehr realistisch. Der Schreibstil ist positiv, reich an Wortwitz und Situationskomik. Man könnte es fast als Gegenentwurf zu literarischen Vorbildern einer ähnlichen Stoßrichtung, wie etwa Rodenbachs „Das tote Brügge“ sehen.
Dies liegt vor allem an den schön gezeichneten, bodenständigen Charakteren. Nessie ist keine brütende Melancholikerin. Sie ist eine junge Frau, die einen Verlust nicht richtig verarbeiten kann, aber das macht nicht ihr ganzes Wesen aus. Tristan scheint von klein auf die Rolle ihres frechen aber wohlmeinenden großen Bruders übernommen zu haben und ist auch nach dem Tod nicht bereit diese aufzugeben. Diese beiden sind besonders durch die eingeschobenen Rückblenden aus Kindheit und Jugend sehr gelungen. Man kann ihnen beiden beim Aufwachsen zusehen, miterleben wir sich ihre Charaktere entwickeln.
Der Freundes- und Familienkreis von Nessies Mitbewohnerin bildet den Kontrapunkt zu dieser Beziehung, quasi im Hier und Jetzt. Sie bringen ihre eigenen Konflikte mit, die angedeutet im Hintergrund mitschwingen. Ihre direkte Konkurrenz zu Nessies aktueller Beziehung mit Tristan wird jedoch mit Fortschreiten des Buches immer deutlicher. Die große, wohlhabende Familie, geprägt von Feiern und innerem Streit kann somit vielleicht symbolhaft für das Leben an sich gesehen werden.
Insgesamt ist es jedoch ein versöhnliches Buch, das in seinem unerwarteten Abschluss sehr rund erscheint. Die Autorin macht durch die Blume eine sehr deutliche Aussage zu vielen Plattitüden, die es zum Thema Trauerbewältigung gibt. Gleichzeitig bleiben Fragen offen – manche davon weil sie eben nicht beantwortet werden dürfen. Das Buch kann auf sehr verschiedene Arten gelesen werden und es ist der Autorin hoch anzurechnen, dass sie den Interpretationsspielraum des Lesers nicht über gebühren einschränkt, aber auch nicht aus dem Ruder laufen lässt.
Jahre sind vergangen seitdem Paul Muad‘Dib den Padisha Imperator gestürzt und sich selbst als weltlicher wie geistlicher Führer auf den Thron gesetzt hat. Doch es ist genau so geschehen, wie es seine Mutter ...
Jahre sind vergangen seitdem Paul Muad‘Dib den Padisha Imperator gestürzt und sich selbst als weltlicher wie geistlicher Führer auf den Thron gesetzt hat. Doch es ist genau so geschehen, wie es seine Mutter in ihrer Vision vorausgesehen hat: Das Banner der Atreides wird an der Spitze eines blutigen Jihads durch das Universum getragen. Muad‘Dib hat die Fremen befreit, überzieht jedoch den Rest der Menschheit mit Krieg und Tod – die Kontrolle darüber hat er jedoch längst verloren. Es ist also kein Wunder, dass sich Verschwörer gegen ihn sammeln.
Mit „Der Herr des Wüstenplaneten“ (im Original passender „Dune Messiah“, etwa „Der Messias von Dune) setzt Herbert den grandiosen ersten Teil in schonungsloser Konsequenz fort. Wie hätte es auch anders enden können, wenn sich ein mitleidloses Volk von Kriegern und Überlebenskünstlern um einen Anführer schart, der von keinem anderen Konzept als der Rache getrieben wird? Dennoch finde ich es mutig, dass sich der Autor getraut hat, die Handlung in diese Richtung zu lenken.
In den schwerfälligen Mühlen des neuen Gottesstaates mit seiner tödlichen Eigendynamik ist die Stimmung dieses Romanes eine vollkommen andere als die seines Vorgängers. Sie ist stets auf einem dumpfen, gedrückten Niveau ohne die actionreichen Höhen und Tiefen des ersten Bandes. Gespräche, Beratungen und das Spinnen von Intrigen in Hinterzimmern sind der Kern des Buches. Dies funktioniert dank Herberts meisterhafter Dialoge sehr gut. Insgesamt ähnelt der Roman, in krassem Gegensatz zum Vorgänger, einem aristotelischen Drama: Begrenzt auf eine Handlung, einen Ort und wenige Tage.
Dennoch hätte ich mir an vielen Stellen gewünscht, dass Hintergründe und philosophische Konzepte etwas greifbarer aufbereitet worden wären. Es ist mir klar, dass Herberts Erzählprinzip darauf basiert, dass er seine Welt durch gezielte Anspielungen größer erscheinen lässt. Daran gibt es nichts auszusetzen, doch wäre hier viel Raum gewesen ein paar solidere Grundlagen, zum Beispiel für die Zensunna, zu liefern.
Auch hätte dem Buch im Vergleich mit dem ersten Band vielleicht ein wenig mehr Action nicht geschadet. Vielleicht hätte dies aber die melancholische Nachdenklichkeit zerstört. Insgesamt ließ mich die Handlung aber ein wenig unbefriedigt zurück, da nicht alles abgerundet und vieles erst am Ende im Handstreich erledigt wird.