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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2022

Sehr politträchtig

Unser kostbares Leben
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"Unser kostbares Leben" spielt in der Kindheit und Jugend dreier Mädchen in den 70ern und 80ern in Mainheim, die deutlich von Politik, gesellschaftlichen Missständen und Umweltproblematiken gerpägt wurden. ...

"Unser kostbares Leben" spielt in der Kindheit und Jugend dreier Mädchen in den 70ern und 80ern in Mainheim, die deutlich von Politik, gesellschaftlichen Missständen und Umweltproblematiken gerpägt wurden. Ausgangspunkt des Buches ist das Schwimmbad-Unglück des vietnamesischen Klassenkameraden Guys zum Beginn der Schwimmbadsaison. Das ist auch der Tag, an dem Claire, ein vietnamesisches Waisenkind, in das Kinderheim kommt und dort verheerende Erfahrungen machen muss.

Die drei weiblichen Hauptfiguren sind Minka, Caro und Claire, die im Roman auf dem Weg des Erwachsenwerdens und der politischen Verstrickungen ihrer Väter begleitet werden. Während Minka die Tochter des Bürgermeisters und SPD-Anhängers ist, wurde Caro sehr christlich geprägt. Ihrem Vater gehört die Schokoladenfabrik und er wählt CDU.

Die familiären Unterschiede werden gerade in der Beziehung zwischen Minka und Caro bzw. in ihren Ansichten übereinander und dem Umgang miteinander deutlich. Beide sind vor allem durch Politik geprägt, was mich in ihrem Alter von zehn Jahren in der Intensität schon erstaunt hat.

Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, wodurch eigentlich eine Bindung und schwarfe Konturen der Figuren gezeichent werden. Diese Wirkung setzte bei mir allerdings nicht ein, denn bis zum Schluss hatte ich keine konkrete Vorstellung und eine große Distanz gerade zu den drei Mädchen. Katharina Fuchs hat die Entwicklungen an reale politische und gesellschaftliche Ereignisse gebunden und einen tiefen Einblick in die damalige Bundes- und Kommunalpolitik gewährt. Jedoch waren mir gerade diese Fäden zu ausführlich, zu detailliert und im Gesamten - bezogen auf den Romanumfang und die Figurenhandlung und -entwicklung - zu ausschweifend und kleinschrittig geschildert. Ich habe bisher noch kein Buch von Katharina Fuchs gelesen, aber kann mir vorstellen, dass hier Leser*innen auf die Kosten kommen, die gern ausführliche Fakten der damaligen Zeit lesen und weniger Wert auf Nähe und emotionale Verbindung zu Figuren legen.

Veröffentlicht am 11.12.2021

Ich konnte nicht viel mitnehmen

Berauscht vom Leben
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Jardine LibaireundAmanda Eyre Ward erzählen in "Berauscht vom Leben", wie sie von ihrer Alkoholsucht losgekommen sind und wie sie Ihr Leben seitdem mit Freude, Fülle und Positivität gestalten. Zu Beginn ...

Jardine LibaireundAmanda Eyre Ward erzählen in "Berauscht vom Leben", wie sie von ihrer Alkoholsucht losgekommen sind und wie sie Ihr Leben seitdem mit Freude, Fülle und Positivität gestalten. Zu Beginn gefiel mir die ehrliche und unterhaltsame Art des Erzählens. Gern habe ich die sehr persönlichen Geschichten, Anekdoten und Einblicke gelesen. Allerdings verlief sich dieser Eindruck spätestens nach der Hälfte des Buches. Es kam nichts Neues mehr, die Tipps und Ratschläge, die die beiden Autorinnen aufführen, kann ich persönlich für meinen Alltag nicht mitnehmen. Ich kann mir vorstellen, dass Menschen, die selbst eine (Alkohol)Sucht überwunden haben, hier viel Mut, Verständnis, lebensbejahende Einstellungen und die Bestätigung des sich-immer-wieder-gegen-Alkohol-entscheiden-Müssens finden und etwas aus der Lektüre mitnehmen können. Ich konnte dies leider nicht und der erste erfrischende, unterhaltsame Eindruck hat recht schnell seinen Reiz und seine Anziehung für mich verloren.

Veröffentlicht am 05.12.2021

Leider recht vorhersehbar

Abgetrennt
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Nach einer halbjährigen Auszeit kehrt Paul Herzfeld zurück in die Kieler Rechtsmedizin und wird kurz darauf gebeten, an einer Begehung eines privaten Lehrinstituts teilzunehmen. Dieses wird der ...

Nach einer halbjährigen Auszeit kehrt Paul Herzfeld zurück in die Kieler Rechtsmedizin und wird kurz darauf gebeten, an einer Begehung eines privaten Lehrinstituts teilzunehmen. Dieses wird der illegalen Leichenteilbeschaffung beschuldigt, um angehende Medizinstudierende fachlich auf das kommende Studium vorzubereiten. Tatsächlich erkennt Herzfeld einen der dort sichergestellten Arme aufgrund eines auffälligen Tattoos und einer Narbe wieder. Hängt etwa jemand aus der Rechtsmedizin mit dem Institut zusammen?

Neben diesen Fragen und selbst initiierten Nachforschungen beschäftigt Herzfeld noch immer die Frage, was mit dem ehemaligen Institutsleiter und Serienmörder Schneider passiert ist, der sich an ihm rächen wollte. Ist er tatsächlich gestorben, auch wenn seine Leiche noch nicht gefunden wurde?

Wie von Michael Tsokos nicht anders gewöhnt, ist der Schreibstil sehr flüssig und locker, die Kapitel sind kurz und entsprechend schnell gelesen. Außerdem überzeugt er durch seine einschlägigen Fachkenntnisse aus dem Obduktionssaal, was die geschilderten Leichenbeschauungen wesentlich interessanter gestaltet. Was die Erzähltechnik angeht, überzeugten mich die vorherigen Teile der Reihe allerdings mehr. Denn "Abgetrennt" beinhaltete keine überraschenden Wendungen oder Momente und endete in einem sehr vorhersehbaren Finale.

Da es das Ende der Herzfeld-Trilogie bildet und ich den Rechtsmediziner und seine nachdrückliche Art sehr mag, habe ich ihn auch gern bei diesem Fall begleitet.

Veröffentlicht am 24.10.2021

Lässt mich zwiegespalten zurück

Der Panzer des Hummers
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Caroline Albertine Minor stellt die drei Geschwister Sidsel, Niels und Ea in den Mittelpunkt der Erzählung. Nach dem Tod ihrer Eltern haben die drei sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen: ...

Caroline Albertine Minor stellt die drei Geschwister Sidsel, Niels und Ea in den Mittelpunkt der Erzählung. Nach dem Tod ihrer Eltern haben die drei sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen: Niels schlägt sich als Plakatierer durch, Sidsel ist alleinerziehende Mutter und Kuratorin, und Ea ist schon früh nach San Francisco ausgewandert, wo sie mit ihrem Lebensgefährten und dessen Tochter zusammenlebt. Um Kontakt zu ihrer Mutter aufzunehmen, sucht sie eine Seherin auf. Doch statt ihrer Mutter erscheint ihr ungeliebter Vater, dessen Besuch unangenehme Folgen für Ea birgt.

Meine Erwartung an das Buch war, basierend auf dem Klappentext, ein vielschichtiger Familienroman, in dem die Geschwister den Tod der Eltern und die Beziehungen zueinander verarbeiten, überdenken und sich miteinander entwickeln. Allerdings wurde anhand eines Ausschnitts wengier Tage deskriptiv die Lebensweisen und der Alltag der Geschwister dargestellt. Die wechselnden Erzählperspketiven schlossen Begegnungen mit anderen Menschen, unter anderem der Seherin, ein. Eine tiefe Verbindung entstand hier nicht, denn es gab nur wenige Berührungspunkte und Überscheidungen der Figuren.

Gerade in Kombination mit der spirituellen Ebene, die Abschnitte der toten Charlotte aus dem Jenseits, angeht, bin ich zwiegespalten. Mir haben die Beobachtungen und die Schilderungen von Sidsels, Niels und Eas Alltag gefallen und vor allem der flüssige und tragende Schreibstil der Autorin hat mich zum Weiterlesen animiert. Allerdings fehlte mir der rote Faden, ich habe teilweise die Zusammenhänge zu Figuren nicht durchschaut und wollte meinen Lesefluss nicht stören, indem ich ständig im Personenregister nachschlage.

Ein deskriptiver Roman, der irgendwie anders ist und den ich vor allem wegen des Erzählstils und des Tons der Autorin gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 12.09.2021

Geeignet als Einstieg ins Thema

Power Hour
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Adrienne Herbert lebt das Konzept der Power Hour: der ersten Stunde am Morgen, in dem sie zur Ruhe kommt, sich mit dem kommenden Tag, Gedanken, Zielen und Wünschen auseinandersetzt. Diese Morgenstunde ...

Adrienne Herbert lebt das Konzept der Power Hour: der ersten Stunde am Morgen, in dem sie zur Ruhe kommt, sich mit dem kommenden Tag, Gedanken, Zielen und Wünschen auseinandersetzt. Diese Morgenstunde unterstützt sie im Erreichen von Zielen, steuern zu mehr Wohlbefinden und Zufriedenheit bei. Allerdings braucht es dazu auch die Kombination aus Bewegung, Schlaf, Ernährung und Mindset.
In den unterteilten Kapitel widmet sie sich all diesen Lebensbereichen. Sie erzählt, wie sie zur Power Hour gekommen ist, welche Erfahrungen sie in der Vergangenheit gemacht hat und welche Menschen, Bücher und Biographien sie inspiriert und motiviert haben.

Alles in allem ließ sich das Buch sehr flüssig lesen und ich mochte den sehr persönlichen und nahbaren Schreibstil. Etwas schade finde ich, dass das Konzept der Power Hour verhältnismäßig wenig Raum bekommen hat und der Rahmen an Tipps und Strategien zur eigenen Umsetzung recht eng gesteckt wurde. Da ich mich schon seit einer Weile mit Selbstoptimierung, Achtsamkeit, Persönlichkeitsentwicklung und ähnlichen Themen auseinandersetze, barg der "theoretische Block" im Vorfeld, der den Großteil des Buches einnimmt, eher wenig Mehrwert für mich.

Ich kann mir jedoch vorstellen, dass das Buch in Kombination mit den zahlreichen Erfolgsgeschichten, Zitaten und persönlichen Beispielen genau das richtige Einstiegsmaterial für einen achtsameren, zielstrebigeren Lebensstil inklusive der Power Hour ist.

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