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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2022

Über besondere Freundschaften, neues Selbstvertrauen und die erste Liebe

Die gigantischen Dinge des Lebens
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Von Susin Nielsen habe ich im letzten Jahr „Adresse unbekannt“ gelesen, das mich sehr berühren konnte. Nun war ich gespannt auf das neue Buch und hoffte auf eine ebenso sensibel und intensiv erzählte Geschichte. ...

Von Susin Nielsen habe ich im letzten Jahr „Adresse unbekannt“ gelesen, das mich sehr berühren konnte. Nun war ich gespannt auf das neue Buch und hoffte auf eine ebenso sensibel und intensiv erzählte Geschichte. Die bekam ich auch – allerdings doch ganz anders.

Wilbur ist 14 und wird seit Jahren gemobbt. Das Missgeschick eines Lehrers und ein fieser Mitschüler sind ihm zum Verhängnis geworden – nun lastet ihm eine alte Geschichte und ein fieser Spitzname an. Dass sein Körper nicht gerade dem klassischen Schönheitsideal entspricht, macht die Situation nicht einfacher – dass er sich dadurch möglichst unscheinbar kleidet und beim Gehen versucht, sich klein und unsichtbar zu machen, natürlich auch nicht. Was dort in der Schule passiert, ist wirklich extrem und macht mich sehr betroffen, zumal auch die Lehrkräfte in diesen Situationen teilweise unangenehm auffallen.

Als Wilbur sich verliebt, aber meint, nicht mit dem gutaussehenden, beliebten Mitschüler mithalten zu können, steckt er den Kopf in den Sand – und wird von seinen Freunden herausgezogen. Von nun an wird an einer Veränderung gearbeitet, an einer optischen, aber vor allem am Aufbau seines Selbstbewusstseins.
Ganz grundsätzlich hat mir die Entwicklung, die Wilbur durchmacht, gut gefallen. Es sind kleine Schritte, einzelne Situationen, in denen er versucht, für sich einzustehen, andere unterstützt oder sich verbal zu wehren beginnt. Auch wenn nicht alles direkt klappt, bauen ihn auch die Tiefschläge auf. Immerhin hat er es versucht. Er war mutig.
ABER: Es ist ein sehr schmaler Grat zwischen Veränderungen, die das eigene Selbstwertgefühl stärken, und der Aussage, man müsse trainiert, schlank und modisch sein, um etwas wert zu sein.
Und es gibt andere Kleinigkeiten, die ebenfalls ein falsches Bild erzeugen könnten, wenn beispielsweise der 14-jährige Protagonist zugibt, noch nie mit einer Frau geschlafen zu haben (ich hielt das zunächst für einen Übersetzungsdreher, da es eigentlich darum geht, im gleichen Zimmer zu schlafen) und sein gleichaltriger Freund daraufhin fragt: „Du hast immer noch nicht…?“

Die Mischung der Charaktere hat mir richtig gut gefallen: Wilburs bester Freund ist der 85-jährige Nachbar. Während Wilbur ihn körperlich unterstützt, versorgt Sal Wilbur wiederum mit seiner Lebensweisheit.
Darüber hinaus gibt es noch zwei Schulfreunde, die sich als loyale Unterstützer herausstellen, wobei sich in einem Fall Vertrauen und Freundschaft erst entwickeln müssen.
Auch Wilburs Beziehung zu seinen zwei Müttern ist sehr herzlich und liebevoll dargestellt. Allerdings bekommt Wilbur auch viele ihrer Sorgen mit und gerät immer wieder in die Situation, seine eigenen Probleme zu verschweigen, um seine Mütter nicht zusätzlich zu belasten.

Mobbing, Freundschaft, Mut, Selbstvertrauen und die erste Liebe – diese Themen sind in eine ruhige Geschichte verwoben, die ohne große Überraschungen und ohne größere Aufregung auskommt, aber dennoch nicht langweilig wird. Es gibt witzige Momente, skurrile Szenen und auch berührende Augenblicke. Aber es gibt auch ganz viele alltägliche Teenager-Momente, die eine authentische Atmosphäre schaffen.
Dank der Ich-Perspektive gibt Wilbur immer wieer Einblicke in seine Gedanken und Gefühle, die sein Handeln erklären.

Das Cover wird mit fortschreiten der Geschichte immer stimmige, weil es verschiedene Aspekte der Geschichte in einem Bild vereint.

Fazit

„Die gigantischen Dinge des Lebens“ handelt von ganz besonderen Freundschaften und einer starken Entwicklung des 14-jährigen Protagonisten, der Mut und Selbstvertrauen entwickelt und für sich selbst einzustehen beginnt. Wilburs Erlebnisse, die schlimmen wie die schönen, sind einfühlsam erzählt, allerdings bleibt das Vorgehen seiner Freunde, Wilbur aufzurütteln dennoch ein Drahtseilakt – da es immer wieder auch um seine Optik geht. Dabei ist Wilbur doch ohnehin schon ein „Prachtmensch“!

Veröffentlicht am 19.12.2021

Ideenreiche Fantasywelt und abwechslungsreiche Handlung

Feuerblut - Der Schwur der Jagdlinge
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Zwölf ist ein Jagdling in der Loge. Um dort aufgenommen zu werden, muss man seinen Namen und seine Herkunft aufgeben. Doch ihre Vergangenheit holt Zwölf immer wieder ein. Einmal mehr, als die Loge überraschend ...

Zwölf ist ein Jagdling in der Loge. Um dort aufgenommen zu werden, muss man seinen Namen und seine Herkunft aufgeben. Doch ihre Vergangenheit holt Zwölf immer wieder ein. Einmal mehr, als die Loge überraschend angegriffen wird und sie sich mit zwei Gefährten auf die abenteuerliche Suche nach einer vermissten Mitschülerin begibt…

Dass die Figuren statt Namen Nummern tragen, ist anfangs ungewöhnlich, stellte für mich aber kein größeres Problem dar, da nur vier von ihnen wirklich eine größere Rolle spielen.

Wirklich gut gefallen hat mir die detailliert ausgestaltete Welt mit den neuartigen Wesen. An jeder Ecke lauern unerwartete Bedrohungen und ungewöhnliche magische Begebenheiten.
Dank des anschaulichen flüssigen Schreibstils ist es leicht, sich das Geschehen vorzustellen.

Ein paar Probleme hatte ich aber mit dem wechselhaften Verhalten der Figuren. Diese sind arg jung (Zwölf ist 13) und benehmen sich dementsprechend teilweise auch entsprechend kindlich – oder eben wirklich kindisch, besonders im Kontakt miteinander. Immer wieder kommt es zu verbalen Kabbeleien in eigentlich brenzligen Situationen.
Andererseits werden sie zum Kampf ausgebildet. Sie geraten in diverse Gefahrensituationen, die sie im Gegensatz zu ihrem sonstigen Verhalten sehr „erwachsen“ meistern.
Im Verlauf machen sie, besonders Zwölf, eine Entwicklung durch. Die Ereignisse verändern ihre Sicht auf einige Dinge und das Verhältnis zueinander. Vor allem Zwölf ist gezwungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und den richtigen Weg für sich zu finden.

Geschildert werden die Ereignisse aus der personalen Sicht von Zwölf. Immer wieder blitzen die Schatten ihrer Vergangenheit durch. Aber sie ist nicht die einzige, die Geheimnisse verbirgt. So kommt es im Verlauf zu unerwarteten Aufdeckungen und überraschenden Zusammenhängen in einer magisch-bunten Story.

Zwar ein paar Handlungsstränge sind halbwegs abgeschlossen, dennoch ist das Ende relativ offen und lässt noch einige Fragen offen.

Fazit

Interessante Fantasywelt voller überraschender Wesen und Begebenheiten. Die Handlung bietet spannende Momente, abwechslungsreiche Gefahren und viele Geheimnisse, die aufgedeckt werden müssen. Nicht immer passte für mich das kindliche Verhalten der jungen Figuren mit ihrem „erwachsenen“ Kampfverhalten zusammen. Dafür macht aber besondern Zwölf eine „lehrreiche“ Entwicklung durch.

Veröffentlicht am 24.10.2021

düster und wendungsreich

Das Tagebuch der Jenna Blue
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Die 17-jährige Jenna ist die mittlere von drei Schwestern. Vor 10 Jahren ist ihre Mutter spurlos verschwunden. Dass diese tot ist, daran will Jenna nicht glauben. Aber niemand spricht darüber, was damals ...

Die 17-jährige Jenna ist die mittlere von drei Schwestern. Vor 10 Jahren ist ihre Mutter spurlos verschwunden. Dass diese tot ist, daran will Jenna nicht glauben. Aber niemand spricht darüber, was damals passiert ist. Gern würde Jenna wissen, warum ihre Mutter die Familie verlassen hat. Als sich ihr eine Chance bietet, beginnt sie, nach der Wahrheit zu suchen.

Ihre ein Jahr jüngere Schwester Scarlett steht oft im Vordergrund. Sie wird von allen umschwärmt. In der Schule suchen Mitschülerinnen den Kontakt zu Jenna teils nur, um näher an Scarlett heranzukommen.
Die zwei Schwestern kommen nicht besonders gut miteinander aus. Sie gönnen sich nichts und triezen sich mit zahlreichen Psychospielchen. Jenna hasst es, dass Scarlett – allem Anschein nach – immer das bekommt, was sie will.
Beide zeigen sich meistens von ihrer schlechtesten Seite, sodass es schwer ist, mit einer von ihnen wirklich zu sympathisieren. Gleichzeitig macht dieser Aspekt die Geschichte aber auch interessant: Es gibt nicht die klassischen Guten, mit denen man mitfiebert, und die Bösen, die besiegt werden müssen…

Das Buch konnte mich fesseln, ohne dass es im klassischen Sinne spannend ist – einen Thriller hätte ich mir zumindest anders vorgestellt.
Es passieren viele kleine Dinge, wodurch die Handlung stetig voranschreitet. Neben allerlei Konkurrenzkampf, Eifersucht und Streitereien zwischen den Schwestern, begegnet Jenna noch zwei weiteren interessanten Charakteren, die die oft ernste, düstere Stimmung ein wenig auflockern, aber auch neue Probleme mitbringen.
Im Verlauf gibt es etliche Geheimnisse aufzudecken. Dabei kommt es zu einigen unerwarteten Wendungen. Besonders das Ende stellt alles auf den Kopf. Zwar empfand ich es teils als etwas wirr – spektakulär und dramatisch war es aber allemal. Und am Ende möchte man das Buch eigentlich nochmal von vorn beginnen. Nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint, anderes bleibt völlig offen… Und je nach Perspektive stellt sich ein und das selbe Ereignis unter Umständen sehr unterschiedlich dar – denn jede/r hat seine/ihre eigene Wahrheit.

Die Einbindung eines kleinen Märchens, deren Motive sich in der Geschichte wiederfinden, gibt der Handlung einen märchenhaften Touch.

Jenna schildert die Ereignisse in der Ich-Perspektive. Dazwischen gibt es Tagebucheinträge, mal etwas kürzer, mal etwas länger, die die Geschichte inhaltlich ergänzen, teilweise aber auch Fragen aufwerfen.
Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm. Flüssig und anschaulich. Jennas Innensicht wird sehr intensiv dargestellt.

Fazit

Tiefe Einblicke in die menschliche Psyche von ihrer dunkelsten Seite: Zwei Schwestern, die sich gegenseitig nichts gönnen und jede Menge dunkle Geheimnisse, die gelüftet werden müssen. Das Buch kommt mit sehr vielen Wendungen daher – im letzten Teil der Geschichte sind es so viele, dass es etwas verworren wird. Immer wenn man denkt, die Situation nun zu durchschauen, kommen neue Erkenntnisse daher, die so manche Ereignisse in ein neues Licht rücken.

Veröffentlicht am 24.10.2021

(zu?) ruhig

Right Here (Stay With Me)
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Lucy liebt das Eiskunstlaufen. Ihre Eltern würden sie hingegen lieber an der Uni sehen. Eine letzte Chance hat sie noch, ein letzter Wettkampf, bei dem sie sich beweisen soll. Doch ein Unfall auf dem Eis ...

Lucy liebt das Eiskunstlaufen. Ihre Eltern würden sie hingegen lieber an der Uni sehen. Eine letzte Chance hat sie noch, ein letzter Wettkampf, bei dem sie sich beweisen soll. Doch ein Unfall auf dem Eis bringt Lucys Trainingsplan durcheinander und verschiebt ihre Prioritäten…

Die LoveNXT-Reihe von Anne Pätzold habe ich geliebt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen. Zwar konnte mich „Right here“ nicht genauso umhauen, gut gefallen hat mir die Geschichte aber trotzdem.

Lucy ist eine sympathische Protagonistin. Die 19-jährige lebt für das Eiskunstlaufen und stellt alles hinten an. Dennoch läuft es in vielfacher Hinsicht nicht so, wie sie es sich erhofft. Die vorderen Plätze bei Wettbewerben bleiben aus und auch beim Training neuer Figuren klappt es nicht auf Anhieb. Lucy spürt stetig den Druck. Was soll sie tun, wenn der Erfolg ausbleibt und ihre Eltern sie zurück an die Uni schicken?
Neben dem Training ist sie gezwungen, ein Praktikum zu absolvieren. Dadurch lernt sie neue Menschen kennen. Lucy fällt es sehr schwer, sich neuen Leuten zu öffnen. Eigentlich hat sie schlicht keine Zeit für Freundschaften. Aber zwei von ihnen sind sehr hartnäckig – und super sympathisch. Je häufiger Lucys Leben abseits des Eises stattfindet, desto mehr ist sie auch bereit, ihre Verbissenheit zu hinterfragen. Sie macht im Verlauf eine deutliche Entwicklung durch.

Als Ich-Erzählerin lässt sie die Leser/innen an ihren Überlegungen und Gefühlen teilhaben. Sie grübelt viel über ihre Situation nach. Sie sucht nach Lösungen. Als Jules in ihr Leben stolpert, grübelt sie auch viel über ihn, und der Druck wächst, je näher der Wettkampf rückt.

Eiskunstlauf als Thema hat mir gut gefallen. Zwar hatte ich zu den Namen der Sprünge und Drehungen nur vage Vorstellungen, die Atmosphäre auf dem Eis wird aber gut rübergebracht.

Die Handlung verläuft insgesamt sehr ruhig, langweilig wird es deswegen aber nicht. Ich fand es ebenso interessant, Lucys Entwicklung zu verfolgen wie auch die beginnende Annährung zu Jules.
Dabei war Jules für mich allerdings der spannendere Charakter und ich hätte mich über Szenen aus seiner Sicht gefreut. Der 25-jährige hat in der Vergangenheit bereits einiges erlebt und auch aktuell beschäftigen ihn viele Sorgen. Auch wenn Lucys Suche nach sich, ihren Zielen und ihrer Zukunft intensiv und nachvollziehbar dargestellt ist, ist es doch Jules Schicksal, dass der Geschichte für mich mehr Tiefe verliehen hat. Seine Situation sorgt für kleinere Wendungen, sowie sehr ernste, dramatische Momente.

Aber auch die Entwicklung der beiden, wie sie sich ganz zaghaft annähren, den anderen in ihr Leben lassen und sich nur zögerlich öffnen, habe ich gern verfolgt.
Aber obwohl ich die zwei wirklich niedlich zusammen finde, hat mir doch irgendwas gefehlt. Ein paar mehr Emotionen. Ein paar Überraschungen. Hin und wieder vielleicht auch ein wenig mehr Tempo.

Das offene Ende lässt viele Entwicklungen noch offen und ich freue mich auf jeden nächsten Band.

Abschließend gibt es aber einen Punkt in der Geschichte, der mir leider gar nicht gefällt: Lucy hat ein (...) Kaninchen. Die Beschreibungen von Haltung, Versorgung und Tierarztbehandlung stoßen mir an vielen Stellen auf, weil hier vieles leider nicht sehr tierorientiert – und in meinen Augen auch nur bedingt realistisch – abläuft. Lucy behandelt ihr Kaninchen wie ein Kuscheltier, dass sie sich schnappen kann, wann immer sie nähebedürftig ist… um nur einen Punkt zu nennen.

Eine kleine Unstimmigkeit empfand ich auch in Bezug auf Mika, den Bruder von Jules. Dieser wirkt auf mich sehr kindlich, obwohl er mindestens neun Jahre sein müsste. Vielleicht ergibt sich hier in Band 2 ein klareres Bild.

Fazit

Ruhig – so lässt sich das Buch am ehesten beschreiben. Trotz kleiner dramatischer Momente ist der Verlauf insgesamt sehr ruhig. Was grundsätzlich nicht schlecht ist, denn die langsame Annährung der Figuren ist toll. An manchen Stellen hätte ich mir aber doch etwas mehr gewünscht: mehr Emotionen, mehr Handlung, mehr Tempo. Lucy grübelt sehr viel, macht dabei im Verlauf aber auch eine nachvollziehbare Entwicklung durch. Allerdings ist Jules für mich der interessantere Charakter, weswegen ich besonders gespannt bin, wie seine Geschichte weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2021

Auftaktband mit vielen Überraschungen

Die Hüter der fünf Jahreszeiten, Band 1: The Lie in Your Kiss (Romantische Fantasy - So aufwühlend wie der Herbstwind, so unvergesslich wie ein Sommerabend.)
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Die Idee der Geschichte hat mir gut gefallen: Es gibt vier Jahrenszeitenfamilien, die über den Jahreszyklus wachen und die Jahreszeiten einleiten, damit alles seinen geordneten Gang geht. Diese Familien ...

Die Idee der Geschichte hat mir gut gefallen: Es gibt vier Jahrenszeitenfamilien, die über den Jahreszyklus wachen und die Jahreszeiten einleiten, damit alles seinen geordneten Gang geht. Diese Familien besitzen magische Kräfte, die auf die jeweiligen Eigenschaften der Jahreszeit angepasst sind. Verbindungen mit normalen Menschen werden nicht gern gesehen, ebenso Beziehungen zu den anderen Jahreszeitenhöfen.

Bloom ist ein Wintermädchen. Aber sie besitzt keine Kräfte und deshalb wurde sie bisher nicht unterrichtet und auch nicht für die Position einer Hütern vorbereitet. Das ganze System ist ihr verhasst. Sie fühl sich nicht richtig zugehörig, wird sie doch aus vielen Familienangelegenheiten ausgeschlossen. Dennoch genießt sie es, dass sie dadurch die Freiheit hat, eine öffentliche Schule zu besuchen.
Ein Vorfall innerhalb der Familie macht sie zur nächsten Hüterin. Mit allen Pflichten, die dazu gehören. Und mit plötzlich erwachenden Kräften, die Bloom nicht zu beherrschen weiß.
Zwar war mir Bloom nicht unsympathisch, ich habe sie allerdings oft als unnötig zickig und auch sehr naiv empfunden. Wenn ihr ganz offensichtlich jemand etwas verschweigt – was sie auch bemerkt –, geht sie darüber hinweg und schenkt demjenigen dennoch ihr Vertrauen. Mit fatalen Auswirkungen. Sie trifft Entscheidungen, ohne die Folgen komplett zu überdenken. Zu ihrer Verteidigung muss man natürlich sagen, dass sie viele Dinge nicht wissen kann, weil es ihr nie erklärt wurde. So richtig intensiv sucht sie aber auch nicht nach Antworten.
Da Bloom die Ich-Erzählerin ist, teilt sie mit den Leser/innen entsprechend auch nur ihr eingeschränktes Wissen, gibt aber viele Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle.

Das Buch entwickelt sich völlig anders, als der Klappentext zunächst vermuten lässt. Nur der Titel dienst hier quasi als kleiner Spoiler. Die unerfahrene Bloom ist das perfekte Opfer für eine Gruppe von Leuten, die das ganze System umkrempeln wollen. Dadurch gerät die 17-jährige unverschuldet zwischen die Fronten. Welche Seite Recht hat, vermag sie nicht zu sagen. Bloom versucht, das Richtige zu tun, gerät dabei aber immer wieder in neue Schwierigkeiten. Dadurch liegt durchweg eine gewisse Spannung über der Geschichte. Es gibt einige Wendungen, die mich überraschen konnten. Allerdings gab es auch einige Längen. Oft passiert gar nicht so richtig viel – weil Bloom nicht weiter weiß oder nichts tun kann. Sie denkt viel nach, dreht sich dabei aber auch oft im Kreis. Unnötigerweise gibt es auch etliche Wiederholungen bereits geschilderter Sachverhalte.

Zum Ende hin nehmen Spannung und Dramatik deutlich zu. Es kommt zu weiteren Überraschungen und traurigen Momenten. An einer besonders dramatischen Stelle endet das Buch und lässt noch viele Fragen offen.

Fazit

Auftaktband voller Wendungen, Intrigen und Geheimnisse. Die Idee der Story hat mir gut gefallen. Streckenweise empfand ich die Protagonistin als anstrengend, die aufgrund ihrer Naivität nicht ganz unschuldig von Problem zu Problem stolpert. Neben vielen spannenden und überraschenden Momenten hat die Geschichte aber auch einige Längen. Der Cliffhanger macht neugierig auf die Fortsetzung.