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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2021

Interessante Perspektive

Der Sohn des Odysseus
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Ein Klassiker im neuen Gewand.
Die Geschichten des Odysseus werden aus einer anderen Perspektive erzählt, nämlich aus Sicht seines Sohnes Telemachos. Erst als Kind und dann Jahre später als junger Erwachsener ...

Ein Klassiker im neuen Gewand.
Die Geschichten des Odysseus werden aus einer anderen Perspektive erzählt, nämlich aus Sicht seines Sohnes Telemachos. Erst als Kind und dann Jahre später als junger Erwachsener sieht man durch seine Augen auf die unglaublichen Geschichten seines Vaters.
Eingebettet wird diese in das Leben im Königshof, in ständiger (jahrezehntelanger!) Abwesenheit des Herrschers. Ich fandgerade auch das damalige Alltagsleben so interessant. Die Aufweichung der klassischen Rollenteilung durch die kluge Herrschaft einer Königin, das Leben mit vielen Sklaven und die Intrigen der männlichen Bewohner Ithakas, die nach der Königsmacht greifen wollen.

Dazu eben immer wieder Rückblicke auf die Abenteuer des Odysseus.

Das alles endet mit einer überraschenden Auflösung.
Telemachos, der erfährt, was ein Krieg mit Menschen macht, sucht für sich nach einem Ausweg...

Das Buch ist für Kinder ab zehn Jahren empfohlen.
Die Altersempfehlung finde ich etwas schwierig, denn sowohl Inhalt als auch Sprache sind doch sperrig und nicht so gefällig wie die gewohnte Kinderliteratur. Das soll natürlich kein Hinderungsgrund sein, aber für die breite Masse der jungen Leser ab zehn Jahre ist das eine ungewohnte Lektüre - die bei uns beim Kind auch durchfiel.
Für Kinder, die in einem humanistischen Gymnasium sind oder generell Interesse an der griechischen Mythologie haben, ist das allerdings ein sehr empfehlenswertes Buch.

Ansonsten würde ich es tatsächlich eher für Jugendliche ab vierzehn Jahre empfehlen - oder eben für Erwachsene, die bislang noch nicht viele Berührungspunkte mit den "alten Griechen" hatten.
Denn ich fand diese Perspektive sehr gelungen. Ich habe etwas gebraucht, bis ich mit dem Schreibstil angefreundet hatte, aber wir wurden dann doch noch richtige Freunde.

Vier Sterne - es wurden keine fünf, weil das Zielgruppenkind sich eben nicht zu Hause in der Geschichte gefühlt hat.

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Veröffentlicht am 30.10.2021

Gute Unterhaltung mit spannendem Hintergrund

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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Etwas Geschichtsstunde über den berühmten Ullstein-Verlag anhand von Frauenschicksalen in den berühmt-berüchtigten 20er Jahren in Berlin, das klang spannend.

Und das war es auch.
Im Wesentlichen geht ...

Etwas Geschichtsstunde über den berühmten Ullstein-Verlag anhand von Frauenschicksalen in den berühmt-berüchtigten 20er Jahren in Berlin, das klang spannend.

Und das war es auch.
Im Wesentlichen geht es um drei Frauen:
Rosalie, eine geschiedene, unabhängige Journalistin, die von dem Generaldirektor des Verlags, Franz Ullstein, umworben wird.
Vicki Baum, ihre beste Freundin und Verlagsredakteurin im Hause Ullstein.
Lilli, das Tippfräulein (allein der Name...), die für Vicki Baum arbeitet und als einzige nicht in der Welt der Reichen und Schönen zu Hause ist.

Die Drei wachsen während der Geschichte immer mehr zusammen.

Und dann gibt es da noch die Ullstein-Brüder und weitere Männer. Machtgetrieben und eben in einer traditionellen Männerweilt verortet, entwickelt sich eine Intrige der üblen Art.

Ich fand es spannend, in die damalige Verlagswelt hineinzuschnuppern. Die Autorin hat es sehr gut geschafft, die Atmosphäre herüberzubringen. Das geschäftige Treiben, die kleinen und großen Machtspielchen, das war alles sehr bildlich (ich könnte mir das Buch auch sehr gut als Grundlage für eine Verfilmung vorstellen).
Überhaupt war das Buch sehr unterhaltsam, es hat sich locker-flockig weg lesen lassen. Die Entwicklung Lilis war mir ein wenig zu dick aufgetragen und zu unrealistisch, aber dafür ist es nun mal ein Unterhaltungsroman, insofern muss das wohl so sein.

Ich fand es nur ein wenig schade, dass am Buchende nur sehr knapp darauf eingegangen wurde, was fiktiv war und was einer realen Grundlage entsprach. Lili ist ein Geschöpf der Phantasie - einen Liebhaber gab es real als Person (mit einer sehr üblen Weiterentwicklung in der Realität). Aber war er auch real der Liebhaber?

Ich habe im Anschluss noch etwas mehr über den Verlag und die Brüder recherchiert, denn darauf macht das Buch auf jeden Fall neugierig. Die Realität ist nicht minder spannend...

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Himmelfahrt

Die Frau, die den Himmel eroberte
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Die Luftfahrtpionierin Käte Paulus war mir bis zu Vanessa Gieses Roman völlig unbekannt. Ich wusste auch nicht, dass das Aufsteigen mit einem Heißluftballon und dann mit einem Fallschirm versehen daraus ...

Die Luftfahrtpionierin Käte Paulus war mir bis zu Vanessa Gieses Roman völlig unbekannt. Ich wusste auch nicht, dass das Aufsteigen mit einem Heißluftballon und dann mit einem Fallschirm versehen daraus abzuspringen ein beliebtes Unterhaltungsformat vor etwas über hundert Jahren war.

Deshalb bin ich sehr begeistert von der Handlung des Romans. Sie bringt uns genau das näher. Käte Paulus war nicht typisch für ihre Zeit, sie war auch nicht einfach ein Anhängsel ihres Partners, mit dessen Hilfe sie den Himmel für sich eroberte.

Interessant inszeniert, zwischen durch Quellen belegten, wenn auch raren Fakten und ausgeschmückt durch fiktionale, aber sehr realistisch wirkende Inhalte. Das fand ich spannend zu lesen - und im Nachwort wird auch noch darauf eingegangen, was belegt und was Fiktion ist. Das war für mich sehr hilfreich zur Einordnung.

Besonders gut hat mir gefallen, dass der fiktionale Part Kätes keine Glorifizierung einer strahlenden Heldin geworden ist, sondern die Himmelsstürmerin durchaus ambivalent dargestellt wurde.
So richtig sympathisch wurde mir Käte dadurch nicht, ihre Kriegsbegeisterung, ihr pragmatischer Umgang mit der Liebe usw. macht sie aber zu einer Figur mit Ecken und Kanten, was es doch sehr viel spannender macht.

Was mir bis auf den letzten Teil des Buches etwas gefehlt hat, war die Nähe zu den Figuren. Ich war beim Lesen eher distanziert, vielleicht lag das ja auch an der oben genannten Darstellung Kätes, die eine Identifikation schwierig gemacht hat?
Der letzten Teil ging mir dann doch nahe, die Kriegsschilderungen und das Schicksal insbesondere der Frauen war sehr eindringlich.

Ein vielversprechendes Debüt, ich würde mich freuen, wenn Vanessa Gierse noch weitere Frauen porträtieren würde, denn die gewählte Erzählform zwischen Fakten und Fiktion hat mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 18.10.2021

Gesund mit Genuss - aber Wunder kann das Buch nicht vollbringen

Mein grünes Familienkochbuch
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Das Buchkonzept gefällt mir. Es ermuntert, sich für das Kochen Zeit zu nehmen und auf Tiefkühlpizzen und Fertiggerichte weitestgehend zu verzichten.
Auf den Weg zu einer gesünderen Lebensweise müssen die ...

Das Buchkonzept gefällt mir. Es ermuntert, sich für das Kochen Zeit zu nehmen und auf Tiefkühlpizzen und Fertiggerichte weitestgehend zu verzichten.
Auf den Weg zu einer gesünderen Lebensweise müssen die Essensgewohnheiten aber nicht komplett umgekrempelt werden, auch kleine Schritte sind ein Erfolg. Beruhigend, finde ich.
Zudem hält die Autorin auch Genuss und das Zusammensein als Familie wichtig - das trifft unsere Einstellung komplett.

Nun aber zum Buch:

Anfangs gibt es viele Infos, es geht u. a. um den richtigen Mix, Portionsgrößen für Kinder, Veggie für Kinder und konkreten Tipps, wie man Kinder (evtl.) zu Gemüsefans macht.

Dann folgt der Rezeptteil. Mehr als 80 Rezepte, mit schönen, appetitanregenden Fotos warten auf´s Nachkochen.
Aufgeteilt in folgende Kategorien:
Frühstück
Mittagessen zu Hause oder unterwegs
Abendessen
Süßes und Gebäck
Snacks & Extras

Ich habe ganz viele Rezepte gefunden, die ich sofort nachkochen möchte. Ob Blumenkohl-Schnitzel, Knusperlachs, Hummus-Hänchen oder Hähnchencurry, mir ist das Wasser im Mund zusammengelaufen.
Was den Rest der Familie angeht: tja - Wunder kann das Buch leider nicht vollbringen. Aber die Autorin schreibt ja auch, dass man dranbleiben muss, manchmal stellt sich der Erfolg erst nach Jahren ein.


Wobei ich die Rezepte schon auch fordernd für Gemüse-Verächter finde. Wenn der Blechpfannkuchen als Untergrund nun mal Spinat hat und schon vollflächig grün leuchtet oder Zucchini im Zitronenkuchen ist, die Pancakes aus Mandelmehl bestehen und so ganz anders schmecken, dann ist das schon eine gravierende Veränderung.

Mein Fazit: Wer ohnehin eine Vorliebe für gesunde Küche hat, wird hier sehr glücklich, viele leckere Rezepte. Aber Kinder, die beim Anblick eines Vitamins oder der Farbe grün "Iiiiiiiiieh!" rufen, wird auch das Buch nicht nicht in Gemüsefans verwandeln. Zumindest bei uns kann ich die Rezepte, die beim Kind Gnade gefunden haben, an einer Hand abzählen. Leider.

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Gelungene Mischung aus Ostsee-Atmosphäre und Krimi-Spannung

Weißer Sand
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Birger Andresen ist zurück aus seinem Sabbatical - die Weltreise war doch zu schön, aber jetzt ist er wieder mittendrin im Arbeitsalltag.
Ungeklärte Zuständigkeiten im Kommissariat, Liebeleien unter Kollegen, ...

Birger Andresen ist zurück aus seinem Sabbatical - die Weltreise war doch zu schön, aber jetzt ist er wieder mittendrin im Arbeitsalltag.
Ungeklärte Zuständigkeiten im Kommissariat, Liebeleien unter Kollegen, Kompetenzgerangel, puh. Und dann auch noch eine Vermisste und eine Leiche...

Es bereits Band elf um den Kommissar Andresen, aber der Quereinstieg war überhaupt kein Problem.

Die Kombination von Ostsee-Feeling, Kriminalfall und privaten Problemen gefällt mir gut, das ist schön ausbalanciert.

Interessant auch, dass mir die Hauptperson nach etwas Einblick in sein Privatleben so gar nicht mehr sympathisch war.

Gleich zu Beginn wird es schön spannend. Man wird in eine Situation geworfen und kann sie nicht einordnen. Ein geschickter Schachzug, denn damit entstand gleich ein hoher Spannungsbogen.
Nach und nach erscheinen immer mehr Verdächtige - und man kann so schön mit rätseln und mit ermitteln. Und grandios scheitern...

Zwischendrin war es mir mal etwas zu holprig, zu schnell - die Auflösung fand ich dann aber wieder gelungen. Zumal sich da nicht alles Stränge auf einmal aufgelöst haben, sondern in Etappen - es blieb also bis zum Schluss spannend.

Gelungene Krimi-Unterhaltung, natürlich perfekt als Lektüre für einen Ostsee-Urlaub in der Lübecker Bucht - aber auch für Landratten viele hundert Kilometer davon entfernt empfehlenswert.

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