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Veröffentlicht am 02.11.2021

Aktuell, fesselnd, kurzweilig

Die Kampagne
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Senator Tom Harrison, Spitzenkandidat um die US-Präsidentschaft, weiß, dass er gegen diese Frau nicht gewinnen kann. Ihr, der hochkarätigen Anwältin Natasha Winthrop, werden Ambitionen auf das Amt nachgesagt. ...

Senator Tom Harrison, Spitzenkandidat um die US-Präsidentschaft, weiß, dass er gegen diese Frau nicht gewinnen kann. Ihr, der hochkarätigen Anwältin Natasha Winthrop, werden Ambitionen auf das Amt nachgesagt. Mittendrin in der heißen Phase des Wahlkampfes ist plötzlich nichts mehr so, wie es war. Wie es sein sollte.

Eine beklemmende Szene spielt sich ab in ihrem Haus: Natasha liegt am Boden, ein Mann auf ihr drauf, sie kann sich kaum bewegen. Mit letzter Kraft bekommt sie einen Gegenstand zu fassen, schlägt zu – und trifft den Eindringlich tödlich. Wer ist das? Wer steckt dahinter? Um hinter die Kulissen zu blicken, bedarf es eines klugen Kopfes. Natasha holt Maggie Costello an ihre Seite und diese gräbt ganz tief im Leben der Natasha Winthrop, sie will die Wahrheit ans Licht holen.

Buch 3 der Maggie Costello-Reihe ist für mich der erste Kontakt mit der Fallermittlerin Maggie. Sie ist brillant, hat für die beiden letzten Präsidenten gearbeitet, kennt den Politbetrieb und dessen Akteure in- und auswendig.

Sam Bourne schafft es sofort, mich in diese ganz eigene Welt zu ziehen. Ist hier auch nur einer ehrlich, geradlinig unterwegs? Der Blick hinter die Kulissen, deren Taktik und Methoden, all die Tricks und Kniffe rund um den Kampf des Präsidentenamtes liest sich äußerst spannend. Die sozialen Medien und die damit einhergehenden Fake News spielen schon lange eine große Rolle, nicht nur in den USA. Diese fiktive Story bescherte mir des Öfteren einen aha-Moment, die Realität kann hier locker mithalten. Viel Raum gibt der Autor dem Thema Vergewaltigung in all seinen schlimmen Facetten, verwebt alles sehr gekonnt zu einem homogenen Ganzen. Es geht um Macht, um Ehrgeiz und Rache.

„Die Kampagne“ ist fesselnde, sehr kurzweilige Unterhaltung. Aktuelle Themen hat Sam Bourne in glaubhafte Stories verpackt. Und - egal ob es sich um den Straftatbestand des sexuellen Übergriffes oder die Politik mit all seinen Intrigen handelt – die sozialen Netzwerke haben überall ihre Finger mit drin.

Eine mitreißende Story mit Charakteren, denen ich gut folgen konnte. Die mich empört haben, deren Ränke ich verabscheute. Gut durchdacht, zuweilen niederträchtig und heimtückisch, immer packend und interessant. Dubios bis zu Schluss – ein hochkarätiger Thriller, den ich sehr gerne weiterempfehle.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 29.10.2021

Nervenaufreibend, bösartig, spannend

Sharing – Willst du wirklich alles teilen?
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Bettina und Markus betreiben ihr Kern & Kern Carsharing. Teilen anstatt zu besitzen, das ist ihre Devise, ihr sehr einträgliches Geschäft. Nach dem Fitnessstudio noch einen Plausch mit der besten Freundin ...

Bettina und Markus betreiben ihr Kern & Kern Carsharing. Teilen anstatt zu besitzen, das ist ihre Devise, ihr sehr einträgliches Geschäft. Nach dem Fitnessstudio noch einen Plausch mit der besten Freundin und dann wollte Bettina nach Hause, aber sie kommt nicht. „Ruf die Website auf. Und Beeil dich. Die Bettina-Show hat schon angefangen.“ Diese Nachricht verändert alles, ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Arno Strobel bürgt wieder mal für atemlose Spannung. Natürlich musste ich „Sharing“ lesen und konnte, kaum angefangen, das Buch nicht mehr weglegen. „Du willst wirklich alles teilen?“ Diese Frage wäre, bezogen auf ihre Firma, ganz leicht zu beantworten. Hier aber geht es um sie, um Markus´ Frau. Er soll sich ins Darknet einloggen und spätestens jetzt weiß er, was die unter „teilen“ verstehen. Bettina sitzt da, gefesselt, die Beine gespreizt. Männer mit schwarzen Masken kommen ins Bild. Markus´ Bildschirm wird schwarz, während über zwanzigtausend zahlende Nutzer gleich sehen werden, wie es zur Sache geht. Am nächsten Tag bekommt Markus sie zurück – benutzt…

Nervenaufreibend geht es weiter, die Spannung wird gesteigert. Wer steckt hinter dieser hinterhältigen Aktion, warum hören sie nicht auf? Sie nehmen sich, was richtig weh tut. Melden sich, treiben ihr hässliches Spiel immer weiter. Was hat Markus getan, wem hat er so viel Schaden zugefügt, dass diese sich auf so fürchterliche Weise rächen? Man fiebert mit, ist oftmals entsetzt ob der Dreistigkeit, hofft und bangt, dass alles ein Ende mit Schrecken, aber doch ein Ende finden mag.

Arno Strobel peitscht seine Leser direkt durch die Seiten. Das Ende? Ich empfehle „Sharing“ selber lesen.

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Veröffentlicht am 28.10.2021

Die Enkelin und ihr Großvater

Die Enkelin
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Kaspar liest. Die ganzen Jahre hat sie in ihrer Dachkammer aufgeschrieben, was ihr Leben war, hat sich ihre Vergangenheit von der Seele geschrieben. Birgit ist tot und er liest von ihrem gemeinsamen Leben, ...

Kaspar liest. Die ganzen Jahre hat sie in ihrer Dachkammer aufgeschrieben, was ihr Leben war, hat sich ihre Vergangenheit von der Seele geschrieben. Birgit ist tot und er liest von ihrem gemeinsamen Leben, aber mehr noch zieht Birgits Leben an ihm vorüber. Das, von dem er weiß und das andere, welches sie vor ihm verborgen hielt. Und so macht er sich auf die Suche nach Birgits Tochter, von der er nichts wusste, die sie nach der Geburt gleich weggeben hat, gar nicht sehen wollte. Damals wäre er zu ihr in den Osten gegangen, aber sie wollte lieber im Westen leben. Er hat ihr geholfen, zu fliehen, die DDR hinter sich zu lassen.

Der Autor nimmt seine Leser mit in eine völkische Gemeinschaft, die nach wie vor dem verbohrten Idealismus der Nationalsozialisten nacheifert, alles Nicht-Deutsche verurteilt, den Holocaust mit all seinen Schrecken vehement leugnet, deren Geist ein ewig gestriger ist. Sie leben ihre Überzeugung, sind in ihrem Enthusiasmus gefangen. Hier findet er Birgits Tochter, die nach ihrem heftigen Vorleben in dieser Gemeinschaft ihrem Leben eine andere Richtung gibt und deren rechte Gesinnung sie auch ihrer 14jährigen Tochter nahebringt. Sigrun heißt sie, Birgits Enkelin ist sie und ihn, Kaspar, nennt sie bald Großvater.

„Er musste Sigrun eine andere Welt erleben und andere Erfahrungen machen lassen, als ihre Eltern es ihr boten.“ Eine große Aufgabe – ob sie wenigsten ansatzweise lösbar ist? Diese andere Welt hat Kaspar ihr gezeigt, ihre Eltern werden nicht begeistert gewesen sein. „…und wenn man die Franzosen nicht mag, macht man es sich schwer, die liebenswerten Franzosen zu finden.“ Ein so richtiger Satz, es kommt nicht darauf an, welche Nationalität einer hat, der einzelne Mensch zählt. Seine Haltung, seine Empathie, seine Weitsicht. Leben und leben lassen.

Bernhard Schlink schaut genau hin. Sein ruhiger, sehr präziser Erzählstil legt die Verirrungen seiner Charaktere offen, ohne anklagend zu sein. Wiederum lese ich vom Holocaust wie schon beim „Vorleser“. Ein Thema, über das niemals geschwiegen werden darf. Er lässt Sigrun ihre eingeimpfte Sichtweise darlegen, um dagegenzuhalten - sachlich, authentisch, historisch belegt ohne langatmig zu sein. Da ich erst vor kurzem ein ehemaliges KZ besuchte, ließ mich Sigrun und Kaspars Besichtigung der Gedenkstätte Ravensbrück und ihr unsägliches Geplapper der „guten Gesichter“ wütend zurück.

Der Autor findet den richtigen Ton, zeigt die Sichtweisen aller sehr deutlich auf. Zwei Welten prallen aufeinander, sie werden sich wohl nie näherkommen. Er lässt es so stehen – wertfrei. Überlässt es seinen Lesern, zu werten.
„Die Enkelin“ lässt mich sehr nachdenklich zurück. Ein Buch, eine Geschichte, die nachhallt, die man nicht so schnell vergisst. In seiner schnörkellosen, aber so lebendigen Sprache vermittelt Schlink ein akkurates Bild, macht die Gegensätze Ost-West, die es leider immer noch gibt, nur allzu deutlich.

Das Geschichtliche verwebt Schlink mit dieser Geschichte vom Suchen und Finden. Ein Roman, der mich sehr berührt hat, den ich sehr gerne weiterempfehle. Er ist es wert, gelesen zu werden.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Spannend und undurchsichtig von Anfang an

Verloschen: Thriller
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Eine tote Frau in einem Container, in dem es aussieht wie in einer Folterkammer. Florian Kessler wird an den Tatort gerufen und was er hier sieht, ist alles andere als alltäglich. Der Toten wurden fremde ...

Eine tote Frau in einem Container, in dem es aussieht wie in einer Folterkammer. Florian Kessler wird an den Tatort gerufen und was er hier sieht, ist alles andere als alltäglich. Der Toten wurden fremde Ohren unfachmännisch angenäht, ihre Ohren dagegen wurden abgetrennt und sind verschwunden. Bald stellt sich heraus, dass es noch weitere Opfer gibt, die ähnlich zugerichtet Rätsel aufgeben. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen, soviel steht fest.

Mit „Verloschen“ hat Catherine Shepherd rund um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wiederum einen Thriller vorgelegt, der es in sich hat. Spannend und äußerst undurchsichtig von Anfang an.

Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren und Julia in ihrer Funktion als Rechtsmedizinerin ist Florian eine große Hilfe. Ihre Wege kreuzen sich nicht nur in beruflicher Hinsicht, auch privat sind sie verbandelt und dieser wohldosierte Einblick in ihre Zweisamkeit gibt die gut austarierte Würze in diesem hochspannenden Thriller.

Anne – wer ist Anne? Sie hat Schreckliches erlebt, der Leser weiß es und doch ist ihr Schicksal nur in Teilen greifbar – wenn überhaupt. Anne taucht in kurzen Sequenzen immer wieder auf, ihre Geschichte liegt länger zurück.

So etliche Spuren werden verfolgt und jede einzelne könnte zum Täter führen, haben sich doch so einige Typen etwas zuschulden kommen lassen, ihre kriminelle Energie ist mehr oder weniger ausgeprägt. Ganz schön fies, wie Catherine Shepherd sie alle so geschickt platziert, dass man als Leser beinahe jeden hier in Verdacht hat. Man meint, auf der richtigen Fährte zu sein. Aber nicht doch! Lose Fäden und keine passenden Enden, Versatzstücke, die nicht recht zusammenpassen wollen, nichts ist klar. Umso überraschender stellt sich letztendlich heraus, wer hier sein grauenvolles Werk vollenden musste.

Sehr gerne bin ich Julia Schwarz gefolgt, hatte sehr kurzweilige Lesestunden und kann jedem Thriller-Fan „Verloschen“ ohne wenn und aber empfehlen. Lesen, einfach lesen!

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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ein Dorf begehrt auf

Wie schön wir waren
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Die Guten gegen die Bösen oder wie wird ein Land systematisch ausgebeutet – der zweite Roman der preisgekrönten Schriftstellerin Imbolo Mbue „Wie schön wir waren“ zeichnet ein erschreckendes Bild all jener, ...

Die Guten gegen die Bösen oder wie wird ein Land systematisch ausgebeutet – der zweite Roman der preisgekrönten Schriftstellerin Imbolo Mbue „Wie schön wir waren“ zeichnet ein erschreckendes Bild all jener, denen es um Wohlstand geht zulasten der Alteingesessenen.

Ein amerikanischer Ölkonzern, von der korrupten Regierung eines afrikanischen Landes unterstützt, fördert sein „schwarzes Gold“ genau hier in Kosawa, ihrem Heimatdorf. Dass dabei ihr Trinkwasser ungenießbar und die fruchtbaren Böden vergiftet werden, stört diesen Konzern – Pexton – nicht im Geringsten. Lange lassen es sich die Einwohner gefallen bis es ihnen zuviel wird. Die Kinder sind die Schwächsten, immer mehr sterben. Die Leute von Pexton interessiert dies nicht, die Regierung ebensowenig.

Ihr Kampf gegen die Ungerechtigkeit zeigt das Kräfteverhältnis David gegen Goliath nur zu deutlich auf. Imbolo Mbue lässt sie erzählen, ihre Sicht auf die Dinge. Die Kinder dieses Dorfes in ihrer Verbundenheit und die Familie um Thula, die es weit gebracht hat, fortgegangen ist nach Amerika und doch nie ihre Heimat vergessen konnte. Der Leser taucht tief ein in ihre Traditionen, ihre Denkweise, die dem westlichen Betrachter doch sehr fremd anmutet. Immer jedoch ist er aufseiten derer, die sich nicht wehren können.

Genug ist genug! Sie müssen aufbegehren, wollen sie überleben. Mit welchen Mitteln sie dies tun, darüber haben sie lange beraten und nicht alle finden das gut.

Das Thema ist aktueller denn je. Überall auf der Welt gibt es sie, die Mächtigen. Wären sie nicht hier, um den Profit über alles zu stellen, könnten diejenigen, deren Vorfahren schon da waren und das Land ihren Nachkommen im Glauben auf deren Auskommen weitergeben, in Frieden leben. In diesem eindringlichen Roman stehen sich Tradition und Moderne gegenüber, das erbitterte Gegeneinander führt zu immer mehr Unfrieden.

Eingebettet in das Dorf Kosawa und deren Bewohner erzählt die Autorin von der Gier der Großen, der ohnmächtigen Wut derer, die unter der Ausbeutung ihrer Ressourcen über Generationen leiden. „Der Tag wird kommen, an dem kein Öl mehr übrig ist unter der Erde.“ Eine nicht endend wollende Problematik, bis dieser Tag da sein wird. Ein großartiges Buch, sehr behutsam erzählt, das gelesen werden will!

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