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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2023

Die gemeinsamen Tage sind gezählt

Und wir tanzen, und wir fallen
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Angesprochen durch die für mich etwas ungewöhnliche Covergestaltung in Verbindung mit der kurzen Inhaltsangabe sowie eine kurze Leseprobe hatte ich mich für die Lektüre dieses Romans entschieden.
Ein für ...

Angesprochen durch die für mich etwas ungewöhnliche Covergestaltung in Verbindung mit der kurzen Inhaltsangabe sowie eine kurze Leseprobe hatte ich mich für die Lektüre dieses Romans entschieden.
Ein für mich sehr emotionales Thema, die Begleitung einer austherapierten Freundin mit deren ersten wichtigen Entscheidung, sich in ein Hospiz zu begeben. Eine schwierige und belastende Ausgangsituation und es braucht nicht viele Worte um sich vorzustellen, mit welchen Gefühlen und Gedanken dieser Aufenthalt begleitet wird.
In persönlicher Erinnerung an Familienangehörige mit lebensverkürzenden Erkrankungen hatte ich eine berührende und tiefgründige Geschichte erwartet, auch wenn der Schreibstil als locker leicht beschrieben werden kann.
Was mich aber immens gestört hat war die Rollenverteilung im Romangeschehen, da nach meiner Einschätzung nicht die todkranke Edi sondern deren beste Freundin Ash im Fokus stand. Für Edi, Mitte dreißigheißt es Abschied nehmen von ihrem kleinen Sohn und ihrem Ehemann – ein Prozess, der neben der mit ihrer Krankheit verbunden physischen Belastungen auch eine ungeheuer große psychische Belastung darstellt. In meinen Augen bewundernswert, wie sich Edi diesen Herausforderungen stellt und sie meistert.
Auf der anderen Seite dann ihre beste Freundin seit gefühlten Ewigkeiten: Ash, mit der sie nicht nur vieles verbindet, sondern mit der sie auch vieles erlebt und durchgestanden hat. Für Ash selbstverständlich, ihrer Freundin auch in ihren letzten Lebenstagen oder –wochen zur Seite zu stehen und ihr einen verhältnismäßig "normalen" Alltag zu bieten. Dabei hat mich allerdings Ashs Leben und ihre Lebensgewohnheiten außerhalb ihrer Betreuung von Edi bzw. außerhalb des Hospizes mehr und mehr irritiert bzw. gestört. So erschließt sich mir in keinster Weise, aus welchem Grund ausgerechnet ihre in dieser Zeit gelebten Sexualität von so großer Bedeutung ist, dass sie in einer Geschichte, in der Sterbebegleitung thematisiert werden soll, im vorgefundenen Ausmaß Berücksichtigung finden musste.
Ich hatte mehr, deutlich mehr und auch anderes erwartet und habe das Buch enttäuscht und unbeendet zur Seite gelegt.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Auch mit Handicap ist das Leben schön und wertvoll

Das Kuscheltier-Kommando (Band 1) - Eine Geschichte über wahre Stärke
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Der kleine Junge Fred und der Teddybär Pollo sind dicke Freunde, gehen gemeinsam durch Dick und dünn und erleben so manches Abenteuer. Leider geht ein Abenteuer alles andere als erfolgreich aus. Ganz im ...

Der kleine Junge Fred und der Teddybär Pollo sind dicke Freunde, gehen gemeinsam durch Dick und dünn und erleben so manches Abenteuer. Leider geht ein Abenteuer alles andere als erfolgreich aus. Ganz im Gegenteil, verliert Pollo doch einen seiner beiden Arme. Tieftraurig über Verlust des Arms und die spannenden Abenteuerreisen mit seinem großen Freund Fred muss er nun auch noch damit leben, dass er von Fred vergessen fristet er sein Dasein einsam und alleine mit weiteren uninteressant gewordenen Spielsachen.
Doch Rettung naht und das Kuscheltier-Kommando nimmt nicht nur Kontakt zu Pollo auf sondern setzt die hervorragende Idee eines Ersatzarms für Pollo nicht nur erfolgreich um sondern hat damit entscheidenden Anteil am Wiederaufleben der Freundschaft zwischen Fred und Pollo.
Ein interessantes Kinderbuch mit wunderschönen und kindgerechten Illustrationen, das sich nicht nur zum Vorlesen sondern durch die grafische Gestaltung auch als interessantes Bilderbuch eignet, mit dem die Geschichte weiter ausgeschmückt werden kann. Dabei verdient gerade die Kreativität, mit der die Handicaps der Kuscheltier-Kommando-Mitglieder und die phantasievolle Gestaltung eines Ersatzes für dieses vermeintliche Handicap eine besondere Erwähnung. Und für mich der absolute Höhepunkt dieses Kinderbuches und wird mit Sicherheit so manches Kinderherz, mit Sicherheit aber auch das von Erwachsenen, tief berühren.
Allerdings enthält das Buch aber einen auf mich dann doch alles andere als positiven Aspekt: Pollo, der einarmige Bär, wird nach dem im Spiel erfolgten Verlust seines Arms für seinen Freund uninteressant und wird von Fred nicht mehr beachtet. Erst mit seinem Ersatzarm stellt er wieder einen willkommenen und gern gesehenen Spielkameraden dar. Schade … dass ein treuer Freund mit Fehler nichts mehr wert ist – so der Eindruck auf mich, den ich – gerade in Bezug auf Kinder – sehr bedauernswert finde.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Interessante Romanidee - mit Schwächen umgesetzt

Das verschlossene Zimmer
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Angesprochen von einem interessanten Cover und einem ersten Leseeindruck auf der Grundlage einer Leseprobe habe ich mich der Klärung des Geheimnisses um das verschlossene Schlafzimmer des Arztes Dominik ...

Angesprochen von einem interessanten Cover und einem ersten Leseeindruck auf der Grundlage einer Leseprobe habe ich mich der Klärung des Geheimnisses um das verschlossene Schlafzimmer des Arztes Dominik gewidmet.
Dominik, renommierter Arzt an einem Krankenhaus in Krakau, der sich in seiner Freizeit dem faszinierenden Thema der Erforschung von Bakterien widmet, hat seine inzwischen fast 18jährige Tochter Marie alleine großgezogen. Marie, die im Frühjahr 1939 endlich den Mut aufbringt, die stets verschlossene Tür zum Schlafzimmer ihres Vaters auf ungewöhnliche Weise zu öffnen, findet einen interessanten, aber auch merkwürdigen Hinweis auf die vor Jahren verschwundene Mutter.
Hatte ich eine spannende Geschichte um ein Familiengeheimnis vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Zweiten Weltkriegs, der nur wenige Monate später mit dem Einmarsch in Polen begann, so wurde ich leider enttäuscht. Die vor allem auf Grund verschiedener Charaktere, die mich weder in ihrer Entwicklung durch die folgenden Romanseiten noch durch die Darstellung der zeitgeschichtlichen Ereignisse, gerade in der Verbindung der bekannten Ereignisse ab 1939 und deren Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung und hier insbesondere im Hinblick auf Polen, das zu dieser Zeit den größten jüdischen Bevölkerungsanteil aller europäischen Staaten aufwies.
Marie, von ihrem Vater liebevoll und fürsorglich umsorgt, wobei mich die Fähigkeiten des Vaters, insbesondere das Nähen eines Kleides für Marie, doch staunen ließen bzw. unglaubwürdig wirkten, wirkt sehr naiv. Dass sie dann, praktisch "über Nacht erwachsen" wird, sich für ein Medizinstudium entscheidet, was zu damaligen Zeit eher ungewöhnlich für eine Frau und mit Problemen verbunden war und – ohne Wissen des Vaters – aus Liebe zum Judentum konvertiert: all dies trägt zu einer interessanten Geschichte bei. Doch die Charaktere, seien es nun die Hauptpersonen oder auch Nebenfiguren, konnten mich nicht wirklich überzeugen. Hinzu kommen verschiedene Handlungsstränge, die auf interessante Weise in die Geschichte eingewoben werden, von denen ich mir mehr erhofft bzw. erwartet hatte, als dargestellt wird. Der Verlauf ist teilweise sehr enttäuschend.
Auch wenn sich das Geheimnis um Helene, die verschwundene Mutter von Marie, gegen Ende des Romans löst und Helenas Geschichte rückblickend im Roman dargestellt wird, so bleiben sehr viele Fragen offen und ich die Auflösung als unglaubwürdig und unrealistisch einstufe.
Der Roman lässt sich zwar recht gut lesen, doch würde ich ihn eher als historischen Unterhaltungsroman einstufen, ohne große Erwartung auf Verknüpfung mit realen historischen Ereignissen zu hegen. Teilweise recht interessant, teilweise aber auch völlig unglaubwürdig und unrealistisch.

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Eine Kleinstadtpomeranze wagt den Umzug nach Berlin

Die Damen vom Pariser Platz
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Gretchen, eine junge Frau, die in einer provinziellen Umgebung aufgewachsen ist, über eine alles andere an angemessene schulische Ausbildung verfügt, träumt in den frühen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts ...

Gretchen, eine junge Frau, die in einer provinziellen Umgebung aufgewachsen ist, über eine alles andere an angemessene schulische Ausbildung verfügt, träumt in den frühen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts von einem Studium. Ein unüblicher und untypischer Wunsch, doch Gretchen lässt sich nicht beirren und muss nur noch eine wichtige Hürde überwinden: die finanzielle Sicherstellung dieses Berufswunsches. Dank ihrer Freundschaft zu Henni, die bereits seit einiger Zeit in der Großstadt Berlin lebt und arbeitet, erhält auch Gretchen die Möglichkeit, ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen zu können: die bekannte aber auch geheimnisvolle Nachtclubsängerin Isis möchte ihre Biographie zu Papier bringen und stellt zu diesem Zweck Gretchen ein. Für Gretchen völlig unbekannte und neue Welten, die es zu entdecken gilt und wozu Henni mit ihren Kontakten und ihrer Lebensfreude einen nicht unerheblichen Beitrag leistet.
So weit so gut, eine interessante Romanidee – so mein erster Gedanke. Doch der Zugang zu den Romanfiguren ist mir nicht leichtgefallen. Das gleiche gilt für die Ausflüge Gretchens und ihrer Freunde in das Berliner Nachtleben und die Kunstszene. Die Atmosphäre, die ich mit den "goldenen Zwanzigern" verknüpfe, Lebensfreude, Lebenslust, Lebensgier waren schon zu spüren, aber gefesselt haben sie mich nicht – leider. Ein Roman, von dem ich bereits nach wenigen Seiten erkannte, dass er so gar nicht meinen Erwartungen entsprach, zu dem ich nur bedingt Zugang fand und den ich leider mangels Interesse auch nicht beendet habe.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Hatte mir mehr versprochen

Mann! Bin ich jetzt alt?!
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Eine Frage, die für Mann (und Frau gleichermaßen) durchaus berechtigt ist, wenn sich die Zeit des Berufslebens dem Ende zuneigt. Da gilt es von einer stressigen und zu manchen Zeiten anstrengenden Lebensphase ...

Eine Frage, die für Mann (und Frau gleichermaßen) durchaus berechtigt ist, wenn sich die Zeit des Berufslebens dem Ende zuneigt. Da gilt es von einer stressigen und zu manchen Zeiten anstrengenden Lebensphase Abschied zu nehmen und sich auf einen neuen Lebensabschnitt einzustellen, womit sich Andreas Malessa in seinem vorliegenden Buch auseinandersetzt. In kurzen Abrissen widmet er sich unterschiedlichen Fragestellungen, wobei neben den zunehmenden körperlichen Veränderungen und mit dem altern verbundenen Einschränkungen auch die finanziellen Auswirkungen, d.h. im Ruhestand oder als Rentner mit deutlich weniger Einnahmen auskommen zu müssen, Berücksichtigung finden. Aber auch der deutlich größere Freizeitumfang und Änderungen in der Rollenverteilung des häuslichen Alltagstrotts kommen nicht zu kurz und werden angesprochen.

Unterhaltsam und informativ ge- und beschrieben, aber nach meiner Einschätzung mit keinen wesentlichen neuen Erkenntnissen und Informationen. Vom Buchtitel herleitend auch eher geeignet für eine ganz spezielle Personengruppe, Männer im Rentenalter, werden sich diese sicher in der einen oder anderen Episode wiederfinden.

Für mich persönlich jedoch eher enttäuschend. Im Hinblick auf die Veröffentlichung in einem christlichen Verlag, geschrieben von einem Autor, der mir als Partner des Gesangs-Duos "Arno und Andreas" bekannt ist, hatte ich – leider irrtümlich – geistliche Impulse, Anregungen, Tipps erwartet. Vielmehr wirken die einzelnen Kapitel auf mich wie eine Zusammenfassung bekannter Fakten und Auswirkungen, die teilweise auch recht amüsant sind. Als überaus störend und "fehl am Platz" das Interview mit einem ehemaligen Bordellbesitzer, jetzt ebenfalls im Rentenalter, der sich sehr offen zu seinem Geschäftsgebaren, aber auch zu Herrenbesuchen im fortgeschrittenen Alter in einem Bordell äußert. Ein überflüssiger und auch geschmackloser Beitrag.

Mit großen Erwartungen in das Buch gestartet, sind diese jedoch schon bald verschwunden. Mag sein, dass der angesprochene Leserkreis dies anders empfinden könnte, doch für mich persönlich überaus enttäuschend.

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