Wie ein Sog
NordwasserDer Arzt Patrick Sumner heuert auf der Volunteer an, einem Walfänger, der von Hull aus in nördliche Gewässer sticht. Das raue Schiffsleben und die grausame Arbeit an und über Bord prägen den Alltag, bis ...
Der Arzt Patrick Sumner heuert auf der Volunteer an, einem Walfänger, der von Hull aus in nördliche Gewässer sticht. Das raue Schiffsleben und die grausame Arbeit an und über Bord prägen den Alltag, bis sich die Crew zu weit nach Norden wagt.
Als Serie verfilmt, beschaffte ich mir "Nordwasser" doch noch, um den Roman zuerst zu lesen, der mir nach der Veröffentlichung zwar aufgefallen war, mich aber nicht so sehr reizte, dass ich ihn auch lesen wollte. Da der Schreibstil eher sachlich-neutral gehalten ist, was ich nicht so gerne lese, kam ich zu Beginn auch eher schleppend in die Geschichte und hatte sie schon als mittelmäßig eingestuft, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. War für mich aber ok, ich wollte ja eigentlich nur die Serie gucken.
Doch ohne es richtig zu merken, war ich plötzlich drin in der Story, die mich wie ein Sog immer weiter mit sich riss und ich überhaupt nicht mehr aufhören konnte zu lesen. Hatte ich anfangs noch das Gefühl, der Autor hake eine Liste ab mit Dingen, die passieren müssen (Dann taten sie das, dann fuhr das Schiff weiter da lang, dann trafen sie auf eine Robbenkolonie ...), bekam die Geschichte immer mehr Substanz und das nicht erst, nachdem sich kurz vor der Mitte des Buches eine Art "Kriminalhandlung" entspinnt.
Die Grausamkeiten, die der Beruf der Walfänger mit sich bringt, wird nicht ausgelassen, und die, die unter den Schiffsleuten unter Deck passieren, auch nicht. Da der Schreibstil die ganze Zeit über sehr sachlich bleibt, kam das aber nicht nahe genug an mich ran, worüber ich sehr dankbar war. Ich las eher mit einem gewissen Interesse als mich zu ekeln oder (zu viel) Mitleid zu haben, gleichzeitig hat der Autor es trotzdem geschafft, dass ich mich gefreut habe, wenn das ein oder andere Tier aus dem Dunstkreis der Harpunierer fliehen konnte.
Fazit: Ein sachlich-unromantischer Schreibstil, der es trotzdem schafft, einen mitzureißen, großartig ausgearbeitete Figuren mit kaum nennenswerten Sympathiewerten, mit denen man trotzdem mitgeht, und eine Geschichte, die wie ein Sog wirkt erhalten von mir 4,5****