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Veröffentlicht am 25.10.2021

Wann ist der beste Moment für die perfekte Welle ?

Shots of Adventure
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"Shots of Adventure" ist mehr als ein Bildband und Abenteuerbericht. Das Buch zeigt die Passion und Seele von Chris Burkard . Ein Fotograf, der sein Herz an die Natur und das Surfen verloren hat und immer ...

"Shots of Adventure" ist mehr als ein Bildband und Abenteuerbericht. Das Buch zeigt die Passion und Seele von Chris Burkard . Ein Fotograf, der sein Herz an die Natur und das Surfen verloren hat und immer auf der Suche nach der perfekten Welle und dem besten Moment für seine außergewöhnlichen Fotos ist.

In seinem Buch erfährt man viel über die Entstehungsgeschichte seiner spektakulären Fotos, aber auch über ihn selbst. Die ersten zaghaften Gehversuche in der Branche, die mit Misserfolgen, Rückschlägen und einer Nacht im russischen Gefängnis für kleine Hürden sorgen. Aber auch von dem Fieber, das ihn erfasst, wenn es um das Entdecken von ungewöhnlichen Surfrevieren geht. Immer dabei - seine Kameras und sein Team, ohne das er nicht seine Träume verwirklichen könnte.

Wer bei Surffotos jetzt aber die klischeebeladenen Sommer-Sonne-Beachboy-Varianten im Kopf hat, der wird hier eines Besseren belehrt, denn Burkard widmet sich mit Vorliebe dem Kaltwassersurfen. Dafür werden so einige Strapazen in Kauf genommen, Unterkühlungen, Eiskristalle an den Wimpern und klappende Zähne inklusive.

Außergewöhnliche Begegnungen mit interessanten Menschen, die alle die Leidenschaaft fürs Surfen in sich tragen fließen in dieses Buch ebenso ein wie bisher unveröffentlichte Bilder.

Die Reiseberichte sind fesselnd erzählt und lassen mit jeder Zeile die aufgedrehte Spannung spüren, die immer präsent ist, um ja nicht d e n perfekten Moment zu verpassen. Als Leser:in folgt man Gespannt den Geschichten, Anekdoten und Abenteuern.

Und jetzt kommt ein großes Manko - die Fotos sind zwar spektakulär, zeigen die ganze Bandbreite des Könnens von Burkard, aber die Wahl des Papieres ist qualitativ nicht ganz so glücklich getroffen. Die Aufnahmen büßen unglaublich viel an Strahlkraft ein, erscheinen blass und stumpf. Das Grün des Polarlichts wirkt müde, die Sonne kann die Wellen nicht zum Glitzern bringen, das Blau der Gletscher leuchtet nicht und bei Sonnenuntergängen fehlt das flammende Rot, um den Wow-Effekt beim Betrachten auszulösen. Schade, denn hier geht viel an Bildqualität und Aussagekraft verloren.


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Veröffentlicht am 25.10.2021

Aufregende Zeiten

Das Collier der Königin
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Lea hält völlig überraschend ein wunderschönes Diamantcollier in den Händen - ein Erbe schon zu Lebzeiten und dann auch noch mit einer solch unglaublichen Geschichte behaftet, das weckt natürlich ihre ...

Lea hält völlig überraschend ein wunderschönes Diamantcollier in den Händen - ein Erbe schon zu Lebzeiten und dann auch noch mit einer solch unglaublichen Geschichte behaftet, das weckt natürlich ihre Neugier. Denn das Schmuckstück hat eine bewegte Vergangenheit, die in die Zeit der Französischen Revolution zurückreicht. Gemeinsam mit Historiker Elias beginnt Lea zu recherchieren...


Die Romane von Beate Maxian bedeuten für ihre Leser immer Geschichte zum Anfassen, akribische Recherche und bewegenden Zeitreisen mit historischem Flair. Und genau das passiert im neuen Buch "Das Collier der Königin", denn die Autorin wirft die Zeitmaschine an, um die Wirren der Französischen Revolution hier in besonders plastischen Bildern zu schildern und für ihre Fans zugänglich zu machen.

Isabelle nimmt die Lesenden an die Hand und zieht sie direkt hinein in die Kulissen des Paris von 1974 und macht so das Unmögliche möglich - hautnah erlebt man die Schrecken der Französischen Revolution mit, spürt die aufgeheizte Stimmung und die Todesangst, die Robespierre mit seinen Anhängern verbreitet. Der Roman ist in diesem Erzählstrang einfach unglaublich spannend, mitreißend und aufwühlend erzählt, sodass ich hier nicht schnell genug die Seiten umblättern kann, um weitere Einzelheiten zu erfahren.

Wenn die Autorin aber in die Gegenwart wechselt und Lea zu Wort kommen lässt, verpufft diese Sogwirkung leider ein wenig. Lea macht auf mich an manchen Stellen einen überforderten Eindruck, wirkt fahrig und genervt und das überträgt sich leider auf mich als Leserin. Sie stösst mich damit von sich, anstatt mir ihre Welt zu zeigen - so wie Isabelle es tut. Hier rettet Elias die Handlung, denn er merzt mit seiner sympathischen Art aus, was Lea an Empathie fehlt. Auch erhält man einen sehr guten Einblick in seine Arbeit als Historiker.

Das Verbinden von realen Personen und Ereignissen mit den sehr guten Ideen der Autorin ist raffiniert gesponnen, sodass hier die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwindet. Dadurch greifen historische Ereignisse und Gegenwart wie Zahnräder ineinander, erzählen die Geschichte des Colliers und seinen Weg durch die unruhigen Zeit bis hin in die Hände von Leas Familie.

Wer historische Geschichten mit Herz liebt, der ist bei Beate Maxian in besten Händen, daher spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 24.10.2021

Welches Wissen liegt im Schweigen ?

Was bei uns bleibt
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Klara Hirtenberg hat es vorgezogen, lieber über ihre Vergangenheit zu schweigen - dabei ist sie doch so stolz auf das, was gewesen ist. Nicht aus falschen politischen Idealen, sondern weil sie mit ihrer ...

Klara Hirtenberg hat es vorgezogen, lieber über ihre Vergangenheit zu schweigen - dabei ist sie doch so stolz auf das, was gewesen ist. Nicht aus falschen politischen Idealen, sondern weil sie mit ihrer Hände Arbeit etwas dazu beigetragen hat, dass das Reich zum Sieg führt. Ihre Tätigkeit in der Munitionsfabrik hat für sie ja schließlich bedeutet, ein Teil der Gemeinschaft zu sein, Freundinnen zu haben und in der entbehrungsreichen Zeit auch so etwas wie Geborgenheit und Zusammenhalt zu finden. Nachdem Enkel Luis einen Unfall erleidet, beschließt Klara, endlich reinen Tisch zu machen, denn die letzten Tage des Krieges haben für immer Spuren hinterlassen....

"Was bei uns bleibt" ist ein leiser Roman, der mit vielen Metaphern den Leser ins Boot holt (z. Bsp S. 182 "Ich bewegte mich durch das Skelett einer ausgekühlten Landschaft") und ihn an Klaras Erinnerungen teilhaben lässt.

Die Autorin versucht den emotionalen Spagat zwischen Erinnern und Verschweigen für den Leser so darzustellen, dass die innere Zerrissenheit von Klara deutlich spürbar wird. Natürlich ist sie stolz auf ihre Arbeit, die sie in der Munitionsfabrik geleistet hat, auch wenn sie durch den immer währenden Umgang mit Blei große gesundheitlichen Schäden davongetragen hat und durch den Einsatz der von ihr gefertigten Munition Menschen getötet wurden.

Was aber schwerer wiegt sind die Erinnerungen, denn Klara erlebt in aller Deutlichkeit die Misshandlungen von KZ- Insassinnen mit, die zur Zwangsarbeit in die Fabrik rekrutiert worden sind. Körperliche Gewalt, Hunger, Demütigungen, willkürliches Erschießen, Bombeneinschläge - all das hat sich wie ein Fingerabdruck auf ihre Seele und Erinnerungen eingebrannt. Ich bin regelrecht mit Klara zusammengezuckt, als sie sich in ihren Erinnerungen wiederfindet und das Zerbersten von Dachschindeln, die Luis beim Reparieren des Daches einfach in den Hof wirft, mit dem Abwerfen von Bomben assoziiert.

Das Buch zeigt, wie schwer es ist, die eigenen Kriegserlebnisse der Enkelgeneration (verständlich) nahe zu bringen, ohne dabei die Vergangenheit zu verherrlichen, auch wenn es schöne Zeiten in den dunklen Kriegstagen gegeben hat. Die Szenen in Klaras Erinnerung sind verstörend, manchmal provokant und trotzdem jederzeit berührend zu lesen, denn hier gelingt es der Schreibenden , die vernarbte Seele von Klara offenzulegen und für den Leser zugänglich zu machen.

Die Figuren sind von Didi Drobna sehr facettenreich angelegt, aber es gelingt ihr nur mit Klara und Luis, mich so richtig zu begeistern. Bei Horst und Dora bleibe ich eher außen vor und finde keinen richtigen Zugang zu ihnen.

Ein Buch das Aufzeigt, wie schwer es ist, sich mit dem Erlebten auseinanderzusetzen und die Entscheidung zu treffen, ob man lieber darüber reden oder für immer schwiegen möchte.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Herrlich selbstironisch

Der Lack ist ab
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Kai Wiesinger widmet sich in "Der Lack ist ab" der Baustelle des Älterwerdens aus der Sicht eines Mannes. Und was da alles zum Vorschein kommt ist nicht nur brüllend komisch und voller Selbstironie geschildert, ...

Kai Wiesinger widmet sich in "Der Lack ist ab" der Baustelle des Älterwerdens aus der Sicht eines Mannes. Und was da alles zum Vorschein kommt ist nicht nur brüllend komisch und voller Selbstironie geschildert, es ist vor allen Dingen mitten aus dem Leben gegriffen und daher bestens bekannt.

Egal ob die gefühlte Schriftgröße 126 auf dem Handy eingestellt, heimlich die Lesebrille im Drogeriemarkt gekauft wird oder inkognito das Haarfärbemittel den Weg erst ins heimische Badezimmer und dann auf des Mannes Haupt findet - Wiesinger schildert alles mit Augenzwinkern, einer großen Portion Humor und trotzdem mit einer gewissen Ernsthaftigkeit.

Da wird von nachlassender Spannkraft in der Körpermitte gesprochen, wenn statt Sixpack das Bauchfett präsent ist, von schwindendem Erinnerungsvermögen, lebensnotwendigen Untersuchungen beim Urologen und von der Frage, ob Mann im fortgeschrittenen Alter noch noch einmal Vater werden sollte.

Das Buch ist schräg und voller frecher Seitenhiebe, packt ernste Themen nicht mit Samthandschuhen, sondern mit dem nötigen Respekt an und zeigt auf, dass Männer genauso unter der schwindenden Attraktivität leiden wie Frauen.

Ein bisschen stört mich, dass Wiesinger hier zu oft auf das Glas Wein, die Flasche Bier oder den schnelle Wodka zwischendurch zur Sprache kommt, obwohl er betont, dass er übermäßigen Alkoholkonsum nicht verherrlichen möchte. Trotzdem hinterlässt dieses Thema einen leicht bitteren Nachgeschmack und sorgt dafür, dass ich einen Stern abziehen muss.

Ansonsten eine sehr kurzweilige Lektüre, die die wundersamen Eigenarten der Männer beim Älterwerden näher beleuchtet.

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Ehrgeiz ist die Fähigkeit, die Träume real werden lässt.“ (Niklas Gennen)

Revolution der Träume
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Das Ende der Kaiserzeit birgt die Chance auf die Verwirklichung vieler Träume und einem Leben in Frieden. Für Carl, Isi und Artur liegen so viele Möglichkeiten plötzlich auf offener Straße, aber der Weg ...

Das Ende der Kaiserzeit birgt die Chance auf die Verwirklichung vieler Träume und einem Leben in Frieden. Für Carl, Isi und Artur liegen so viele Möglichkeiten plötzlich auf offener Straße, aber der Weg von der Vision bis zu ihrer Umsetzung ist lang und trotz neuer politischer Vorzeichen nicht einfach. Während Artur die Berliner Unterwelt aufmischt, Isi politisch eher linksgerichtet aktiv ist und Carl weiterhin von großen Durchbruch bei der UFA träumt, befindet sich die Welt im Umbruch...

Mir der Fortsetzung der Wege-der Zeit-Reihe setzt Andrea Izquierdo erneut die Laterna magica in Gang und produziert sepiafarbene Bilder, die den Leser das Ende des Kaiserreichs miterleben lassen. Dabei hat man im Hinterkopf eine ruhige, sanfte Erzählstimme, die das Lesen unglaublich leicht und flüssig von der Hand gehen lässt.

Aus der Perspektive von Carl erzählt, gelingt des dem Autor, seine Gefühle und Gedanken für den Leser zugänglich zu machen und mit ihm gemeinsam die aufregenden Szenarien zu erleben, die sich in Berlin abspielen. Es fällt dem Leser leicht, sich an die Seite von Carl zu stellen - Carl ist so eine Art Kumpel, der mit seiner freundlichen Art durchs Leben geht. Aber auch er hat seine Fehler...

Die blutigen Straßenkämpfe sind dabei ebenso präsent wie das Nachtleben, das für Artur nun beruflich die Haupteinnahmequelle bildet. Seinen Drang, Probleme immer und überall lösen zu wollen, hat er allerdings nicht abgelegt. Auch Isi begleitet man wieder mit Staunen und unverhohlener Neugier, denn die junge Frau ist immer wieder für ein Überraschung gut (ich sag nur LKW klauen gg). Sie ist noch durchgeknallter als im ersten Teil und das will schon etwas heißen.

Die Entwicklung der Figuren ist deutlich zu spüren und so hat jeder der Charaktere noch ein paar Ecken und Kanten dazubekommen, die sich hier dem Leser offenbaren.

Die historische und politische Kulisse wird von Izquierdo extrem gut in Szene gesetzt und ermöglicht ein vollkommenes Abtauchen vor Ort. Es ist, als würde man eine geheime Tür öffnen und Dank Carls Fähigkeiten in seinem eigenen Lebensfilm mitspielen- ein sehr geschickter Schachzug, der den Geist des vorherigen Jahrhunderts aufleben lässt.

Eine gelungene Fortsetzung, die wieder das besondere einer Geschichtsstunde mit guten Ideen des Autors verbindet.

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