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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2024

Expedition in die Tiefsee

Verborgene Fabelwesen der Meere
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Wir begleiten hier die zweite Expedition des Konstantin O. Boldt, der legendäre Erforscher und Beschützer von Fabelwesen. Dieses Mal geht es in bisher unerforschte und unentdeckte Gebiete tief unterhalb ...

Wir begleiten hier die zweite Expedition des Konstantin O. Boldt, der legendäre Erforscher und Beschützer von Fabelwesen. Dieses Mal geht es in bisher unerforschte und unentdeckte Gebiete tief unterhalb des Meeresspiegels. Grund dafür sind die immer häufiger auftretenden Angriffe längst vergessener Meereskreaturen, die die Küsten Europas unsicher machen. Gemeinsam mit alten Bekannten und neuen Begleitern begibt Boldt sich an Bord der legendären Nautilus um den Angriffen auf den Grund zu gehen. Doch an Bord des Ubootes haben nicht alle die gleichen Beweggründe an der Reise teilzunehmen und so sind Spannungen vorprogrammiert.

Schon beim ersten Durchblättern fällt die wunderbare Aufmachung des Buches auf. Ganz wie ein echter Expeditionsbericht wird die Geschichte anhand von Tagebucheinträgen erzählt und mit zahlreichen Illustrationen und zusätzlichen Informationen sowie Erläuterungen ergänzt. Das macht das Lesen zu etwas besonderem und man fühlt sich selbst wie auf einer Entdeckungsreise. Anhand von Karten kann man außerdem den Weg der Nautilus sehr gut nachvollziehen. Ich habe ein paar Seiten gebraucht um mich an diesen doch sehr andersartigen und teils wissenschaftlichen Erzählstil zu gewöhnen, doch schon bald fühlte ich mich wie ein Teil der Forschergruppe.

"Verborgene Fabelwesen der Meere" war für mich eine ganz besondere Erfahrung und ich hätte stundenlang einfach nur die Bilder und zeitungsausschnitte betrachten können. Das Buch wird auf jeden Fall einen besonderen Platz in meinem Regal bekommen und ich kann es jedem nur wärmstens empfehlen.

Als kurze Notiz am Ende sei noch gesagt, dass man der Geschichte ohne weiteres folgen kann, ohne die erste Expedition von Boldt zu kennen (so wie ich), doch nach der Lektüre will man dies auf jeden Fall nachholen!

Veröffentlicht am 14.02.2022

Zusammenkunft

Zusammenkunft
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Eine junge namenlose Frau, schon früh wird ihr eingetrichtert, der einzige Weg nach vorne ist der Weg nach oben. Sie studiert, erarbeitet sich eine Karriere in der Bank, eine eigene Wohnung. Endlich scheint ...

Eine junge namenlose Frau, schon früh wird ihr eingetrichtert, der einzige Weg nach vorne ist der Weg nach oben. Sie studiert, erarbeitet sich eine Karriere in der Bank, eine eigene Wohnung. Endlich scheint sie angekommen zu sein, in der Familie ihres reichen Freundes, in ihrem Job bekommt sie eine Beförderung, die sie sich hart erarbeitet hat. Und doch sieht man in ihr nur die Quoten-Frau, die Quoten-Schwarze, die kurze rebellische Phase des weißen reichen Jungen. Täglich ist sie konfrontiert mit offenem oder hinter Nettigkeiten verborgenem Rassismus, mit Sexismus und mit dem Unglauben der Gesellschaft, dass eine Schwarze dazugehören könnte, dass sie nicht zur Unterschicht gehört.

Natasha Brown hat mit Zusammenkunft einen beachtlichen Text geschaffen, der trotz der Kürze messerscharf und perfekt auf den Punkt ist. Anfangs hat mich die unbenannte Protagnostin und der Textaufbau noch etwas verwirrt, doch schnell blickt man hinter die Worte und das Bild, das nach außen projiziert wird. Hinter der (teilweisen) Nüchternheit des Textes steckt eine junge Frau, die stets das getan hat, was von ihr erwartet wurde, die sich einen Platz in der Gesellschaft erarbeitet hat, um das zu würdigen, wofür ihre Vorfahren gekämpft haben. Der einzige akzeptable Weg, war der nach oben, hin zu Geld und Erfolg. Doch man spürt auch ihre Zweifel, ihre Ungewissheit, verursacht durch tägliche Anfeindungen und die Angst mit der sie morgens schon aufsteht. Angst zu versagen, Angst vor dem was sie an ihrem Arbeitsplatz erwartet, ja vielleicht sogar Angst vor dem Leben.

Als ihr Körper sich gegen sie wendet, sieht die Protagonistin eine Chance auszubrechen, sie steht vor einer Entscheidung, die all das, was sie erreicht hat, in Frage zu stellen droht, eine Entscheidung, die sie nicht treffen kann, nicht treffen will, denn auch "Nichts" ist eine Entscheidung. Diese Ungewissheit spiegelt sich auch zunehmend im Text wieder. Die einzelnen Themen verschwimmen miteinander zu einem Ganzen, zu ihrem Leben, das sie mehr und mehr in Frage stellt. Wo steht sie als Individuum in all den Erwartungen, die andere an sie haben, die Schwarze Familie, die stolz auf sie ist, der weiße privilegierte Freund, der sorgenfrei durchs Leben geht. Der sprunghafte Aufbau in "Zusammenkunft" ist auf den ersten Blick ziellos, doch auf den zweiten beschreibt er den Zwiespalt und das gedankliche Chaos, mit dem die Protagonistin ringt.

"Zusammenkunft" ist ein fragmentarischer Text, der mich doch mit jedem Wort mehr mitreißt, mehr hinführt zu dieser jungen Frau, die zerissen wird, von dem Drang aufzusteigen, auch wenn sie selbst dabei der Preis ist, den es zu zahlen gilt. Das wurde auch grandios von Jackie Thomae ins Deutsche übertragen, die es schafft, den Ton genau zu treffen und das Experimentelle des Textes zu übermitteln und zugänglich zu machen. Für alle, die die oben genannten Themen interessieren und die auch mit bruchstückhaften aber präzisen Beobachtungen und Gedankengängen zurecht kommen, sei dieses Buch sehr empfohlen!

Veröffentlicht am 10.02.2022

Wiedersehen mit dem Donnerstagsmordclub

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Elizabeths ehemaliger Geheimdienstkollege und Ex-Ehemann hat sich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht und bittet sie nun um Hilfe. Da ist natürlich klar, dass das nicht ohne ihren Donnerstagsmordclub ...

Elizabeths ehemaliger Geheimdienstkollege und Ex-Ehemann hat sich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht und bittet sie nun um Hilfe. Da ist natürlich klar, dass das nicht ohne ihren Donnerstagsmordclub aus Coopers Chase und die Unterstützung der beiden hiesigen Polizisten Donna und Chris geht.

Die Geschichte von Richard Osman hat wieder sehr viel Spaß gemacht. Der Schreibstil ist wieder sehr flüssig und eingängig mit einem angenehmen britischen Touch. Ich fand es toll, dass die liebgewonnenen Figuren aus Teil 1 wieder auftauchen und man sie weiter begleitet. Die Truppe der Senioren ist mittlerweile ein eingespieltes Spiel und kümmert sich liebevoll umeinander. Osman schafft es so, auch schwierigere Themen wie Überfälle und Krankheit einzufügen, ohne, dass sie die Geschichte belasten. Auch die Geschichte selbst hält so einige Überraschung bereit, so dass ich wirklich gut unterhalten wurde. Ich habe mich über das Wiedersehen mit dem Donnerstagsmordclub sehr gefreut und kann auch Teil 2 nur empfehlen!

Veröffentlicht am 09.02.2022

Erzählungen

Milch Blut Hitze
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Dantiel W. Moniz schreibt über Menschen, die nicht im Glanze Floridas leben, sondern die mit ihren großen oder kleineren Tragödien kämpfen. Im Vordergrund stehen Frauen und die Auseinandersetzung mit dem ...

Dantiel W. Moniz schreibt über Menschen, die nicht im Glanze Floridas leben, sondern die mit ihren großen oder kleineren Tragödien kämpfen. Im Vordergrund stehen Frauen und die Auseinandersetzung mit dem Frausein und über die Verbindungen zu Menschen in ihrem Leben. Es geht um Trauer, Freundschaft, Liebe aber auch um Frust und Ängste, um Rassismus, Ausgrenzung und Zurückweisung.

Moniz berührt mit ihren Geschichten, sie schockiert und rüttelt auf. Ihre Sprache ist präzise und eindringlich, sie zieht die Leser in ihren Bann und hat mich schnell eingefangen. Wie das immer so ist bei Erzählungen, haben mich nicht alle gleich erreicht oder berührt und doch haben mich alle beschäftigt. Auch mit wenigen Sätzen schafft es Moniz ein Gefühl für die Figuren zu entwickeln. Fiese Figuren sind ganz normale Menschen, wie es sie überall gibt, Menschen die nicht herausstechen aus der Masse aber die dadurch noch näher und menschlicher erscheinen.

"Milch Blut Hitze" ist ein literarisches Debüt, das mich sehr begeistert hat mit Geschichten aus dem Leben. Man begegnet Gedanken und Schicksale von Frauen und den Menschen, denen sie im Leben begegnen.

Veröffentlicht am 26.10.2021

Monster und Magie

The Stranger Times
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Hannah Drinkwater hat ein recht ereignisreiches Jahr hinter sich, von der braven Gattin des reichen Mannes zur geschiedenen jungen Frau, die bei ihrem ehemaligen Dienstmädchen lebt. Deswegen heißt sie ...

Hannah Drinkwater hat ein recht ereignisreiches Jahr hinter sich, von der braven Gattin des reichen Mannes zur geschiedenen jungen Frau, die bei ihrem ehemaligen Dienstmädchen lebt. Deswegen heißt sie jetzt auch wieder Hannah Willis und ist auf der Suche nach einem Job. Mit mangelhaftem Lebenslauf gestaltet sich das jedoch eher schwierig, weshalb die Stelle bei der Stranger Times ihre letzte Hoffnung ist. Dort ist sie umgeben von ihrem cholerischen Chef, der tiefgläubigen Empfangsdame Grace, der rebellischen Teenagerin Stella, dem Drucker Many und den beiden Hauptmitarbeitern Ox (der an UFOs aber nicht an Geister glaubt) und Reginald (der an Geister aber nicht an UFOs glaubt). Was zunächst wie ein furchtbar Haufen aus Verrückten wirkt, wächst Hannah schnell ans Herz und als ein Unglück geschieht, macht sich die Truppe der Stranger Times daran den Fall aufzuklären. Und stellt dabei fest, dass es Monster und Magie wirklich gibt.

Ich war ja zunächst sehr skeptisch und unentschlossen, als ich gesehen habe, dass CK McDonnell ein irischer Stand-up-Comedian ist, da ich mit offensichtlichem Humor in Büchern oft so meine Probleme habe. Da es aber eigentlich genau nach meinem Geschmack klang, wollte ich dem ganzen doch eine Chance geben. Und taadaa, ich wurde nicht enttäuscht.

Es fängt alles eher gemächlich an, man lernt zusammen mit Hannah die Mitarbeiter der Stranger Times kennen und findet sich so langsam zurecht. Doch viel passieren tut eigentlich vordergründig nicht, weswegen ich zwischendurch etwas gelangweilt aber dennoch interessiert weiter las. Irgendwann wendet sich das ganze, es passieren seltsame Dinge, Menschen sterben und werden entführt, ein Monster läuft durch die Nacht und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

CK McDonnell hat ein Talent, seine Figuren zu schreiben, die zwar etwas überzeichnet erscheinen können, mir aber sehr gut gefallen haben. Alles wirkte sehr britisch aber der Humor war für mich genau richtig. Die Mitglieder der Stranger Times wirken auf den ersten Blick etwas ruppig und distanziert, sind auf den zweiten (oder dritten) aber durchaus liebenswerte Menschen, die alle irgendwie in dieser Zeitung des Absurden und Unerklärlichen gestrandet sind. Die Handlung an sich ist grob umrissen ein klassischer Kriminalfall, der jedoch durch die eine oder andere übernatürliche Stolperfalle gehörig durchgeschüttelt wird.

Mit seinem sehr flüssigen und leichten Schreibstil hat McDonnell es so geschafft, mir eine gelungene Abwechslung vom grauen Alltag zu ermöglichen. "The Stranger Times" die Zeitung für alles was nicht so ist, wie gewohnt, für alle Spinner und Gläubigen, ist perfekt für einen gemütlichen Tag, wenn es draußen regnet und man sich eine Auszeit wünscht. Ich hatte trotz des etwas (zu) gemächlichen Einstieg sehr viel Spaß beim Lesen!