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Veröffentlicht am 11.11.2021

Besuch von einem Fremden

Kasi Kauz und die komische Krähe (Kasi Kauz 1)
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In dem idyllischen Wald kennen die Tiere sich gut untereinander. Jeder hat seine Rolle und seinen Platz in der Gemeinschaft. Eines Tages taucht ein komischer bunter Vogel auf, der merkwürdige Schreie von ...

In dem idyllischen Wald kennen die Tiere sich gut untereinander. Jeder hat seine Rolle und seinen Platz in der Gemeinschaft. Eines Tages taucht ein komischer bunter Vogel auf, der merkwürdige Schreie von sich gibt. Die Waldbewohner kennen keine Papageien und wissen nicht, ob das neue Tier gefährlich ist. Frisst es womöglich die Kinder, nimmt es einem den Lebensraum oder Nahrung weg? Die Sorgen der Einzelnen sind unterschiedlich, aber sie führen allesamt zu Misstrauen und Ablehnung. Nur der kleine Weise Kasi Kauz lässt sich vorurteilsfrei auf den Gast ein. Er argumentiert ruhig und geschickt, so kann er die verschiedenen Bedenken der Tiere entkräften.
Die einzelnen Waldbewohner haben lustige Namen, die den Kindern Spaß machen. Sie alle sind liebevoll in Szene gesetzt worden, es macht Spaß die bunten Bilder zu betrachten.
Kasi ist ein schönes Vorbild für Offenheit und Gelassenheit dem Neuen gegenüber. Die dargestellte Problematik lässt sich gut auf unsere Gesellschaft übertragen. Das Buch beinhaltet eine wichtige Botschaft, die auch bei den kleinen Lesern schon verständlich ankommt.
Mein Kritikpunkt bezieht sich auf den Fremden, der hier leider auch keinen Schritt zur Eingliederung unternimmt und als einziges Wort ausgerechnet nur „Blödmann“ beherrscht. Was mir missfiel, fanden die Kinder beim Vorlesen jedoch ganz witzig.
Fazit: Eine schöne Parabel zu einem wichtigen Thema mit tollen Illustrationen.

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Veröffentlicht am 07.11.2021

Leben in einer Parallelgesellschaft

Vertraute Welt
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Der Autor beschreibt das Leben des 14 jährigen Glubschaug in den 80er Jahren in Korea. Er zieht mit seiner Mutter zu deren neuen Freund und dessen Sohn auf die Blumeninsel in der Peripherie Seouls. Hinter ...

Der Autor beschreibt das Leben des 14 jährigen Glubschaug in den 80er Jahren in Korea. Er zieht mit seiner Mutter zu deren neuen Freund und dessen Sohn auf die Blumeninsel in der Peripherie Seouls. Hinter diesem schönen Namen verbirgt sich kein blühender Vorort, sondern die Mülldeponie der Stadt. Auf dieser lebt eine Vielzahl von Müllsammler, die die Wertstoffe aus dem permanent eintreffenden Müll zur Wiederverwertung händisch heraussuchen. Diese Gemeinschaft hat eine klare Hierarchie, die Jedem seinen Platz zuweist.


Das Leben in dieser Parallelgesellschaft wird durch die Augen der Kinder beschrieben. Es wird schnell zur Normalität für Glubschaug, dass Alles, was sie zum Leben benötigen, aus dem Müllberg kommt. Besonders bei der Nahrungsmittelbeschaffung schüttelte es mich. Die Lebensbedingungen dort werden anschaulich geschildert.
Das vorhandene Bildungsangebot wird kaum wahrgenommen, aber die gelegentlichen Essenspenden für Kinder werden gerne angenommen. Die reichen Damen, die hier helfen, dokumentieren ihr Engagement mit reichlich Fotos, bei denen die Kinder wie Marionetten benutzt werden, nachdem sie mit Deosprays „aushaltbar“ gemacht wurden.
Die Kinder führen ihr Leben teils neben den Erwachsenen und haben gemeinsam Spaß. Durch seinen neuen Bruder lernt Glubschaug neue Menschen kennen und es gibt auch einige mysteriöse Erscheinungen und Ereignisse, die wohl der koreanischen Kultur entspringen.

Das Leben auf dem Müllberg hält auch große Gefahren bereit, die hier drastisch beschrieben werden. Wie so oft muss es erst zur Katastrophe kommen, bevor Missstände verändert werden. Heute gibt es die Blumeninsel in dieser Form nicht mehr und Korea ist im Umgang mit Müll ein Vorzeigeland geworden.

Der Autor erzählt direkt und ungeschönt, so wird die Lektüre aufrüttelnd und berührend. Man hinterfragt unwillkürlich sein eigenes Konsumverhalten, den Umgang mit Müll, insbesondere Lebensmitteln. Auch der Umgang mit an den Rand gedrängten Menschen kommt hier auf den Prüfstand.
Glubschaug zeigt uns seine vertraute Welt, die in Korea der Vergangenheit angehört, anderorts aber noch in ähnlicher Form existieren mag. Ein Buch, dass an unser Verantwortungsgefühl appelliert und das ich gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Porträt einer deutschen Dichterin

Annette von Droste-Hülshoff. Dichterin zwischen den Feuern
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In dieser Romanbiografie wird Annette von Droste-Hülshoff durch verschiedenen Episoden Leben eingehaucht. Die Autorin hat hierzu prägnante Erlebnisse herausgesucht, die in der Summe ein gutes Bild der ...

In dieser Romanbiografie wird Annette von Droste-Hülshoff durch verschiedenen Episoden Leben eingehaucht. Die Autorin hat hierzu prägnante Erlebnisse herausgesucht, die in der Summe ein gutes Bild der bedeutenden Dichterin ergeben und aufzeigen, wie vielseitig begabt Annette tatsächlich war.

Sie wurde als Frühchen geboren, dem man nur wenige Überlebenschancen einräumte. Eine schwache gesundheitliche Konstitution blieb ihr erhalten, was sie nicht abhielt, viel zu unternehmen und sich mit einen starkem Kampfgeist für ihre Leidenschaft einzusetzen. Annette v.D.-H. Leben wurde zeitlebens von ihrer Familie, insbesondere der Mutter dominiert, doch in der Veröffentlichung ihrer Dichtung verfolgte sie ihre Belange. Bezüglich ihrer Reisewünsche oder in Herzensdingen konnte sie sich meist nicht gegen die Mutter durchsetzen. Neu war für mich, dass die Dichterin auch erfolgreich komponierte und eine hervorragende Sängerin war.
Durch die bildhaften Episoden, die die Autorin geschaffen hat, meint man bei den Ereignissen dabei gewesen zu sein. So werden Haltungen und Benehmen aus der Zeit spürbar. Gedichte und Briefauszüge reichern die Texte an.

Im ausführlichen Anhang finden sich Bilder, Daten, Personenregister und ein detaillierter Lebenslauf, sowie weitere Quellenangaben. Beim Lesen der Kapitel kann man sein Wissen hier immer wieder ergänzen.

Mir hat das Buch gut gefallen, hin und wieder hätte ich es gerne noch etwas umfangreicher gehabt. Einige ihrer Werke kannte ich schon, aber mir hat es Lust gemacht, wieder einmal etwas von ihr zu lesen.


Ein guter Einblick in das Leben einer der bedeutendsten deutschen Dichterinnen , deren Wunsch „nach 100 Jahren will ich gelesen werden“ sich eindeutig erfüllt hat.

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Märchen für die Ohren

Schneewittchen und Rosenrot
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Ein schönes Hörbuch mit klassischen und einigen unbekannteren Märchen.

Der Sprecher hat eine tolle, sonore Stimme. Er liest sehr souverän, mich hat er mit seiner Interpretation direkt in meine Kindheit ...

Ein schönes Hörbuch mit klassischen und einigen unbekannteren Märchen.

Der Sprecher hat eine tolle, sonore Stimme. Er liest sehr souverän, mich hat er mit seiner Interpretation direkt in meine Kindheit zurückversetzt. Die einzelnen Märchen sind zwischen 8 und 26 Minuten lang, so kann man immer mal eines zwischendurch hören. Die einzelnen Märchen werden von der Musik einer Spieluhr eingeleitet und beendet, dieses Musik ist sehr passend und fügt sich harmonisch ein.

Ein Hörerlebnis für Märchenfans und solche, die es noch werden wollen.

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Veröffentlicht am 13.10.2021

Auseinandersetzung mit Tod und Trauer

Was bleibt, wenn wir sterben
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Louise Brown war Journalistin, aber nach dem Tod der Eltern hat sie ihr Leben verändert. Sie setzte sich mit den Themen Tod und Trauer auseinander und veränderte ihre Einstellung grundlegend. Seither arbeitet ...

Louise Brown war Journalistin, aber nach dem Tod der Eltern hat sie ihr Leben verändert. Sie setzte sich mit den Themen Tod und Trauer auseinander und veränderte ihre Einstellung grundlegend. Seither arbeitet sie als Trauerrednerin, es gelingt ihr den Hinterbliebenen zarte Bilder zu schenken, die trösten und auf den Weg bringen.
In diesem Buch schreibt Brown über ihr eigenes Leben und ihre Erfahrungen in dem neuen Beruf. Anekdoten scheinen einfach aus ihr heraus zu fließen, sie erzählt nicht einfach chronologisch, sondern springt von Ereignis zu Ereignis wie es ihr in den Sinn kommt. Sie schildert, wie verschieden die Menschen mit diesem Thema umgehen und rät dazu sich bereits im Vorfeld mit dem nahenden Tod von Angehörigen auseinanderzusetzen. Sie macht Mut über den Tod zu sprechen und auch Anteilnahme auszusprechen.
Sie plädiert gegen das Totschweigen, denn der Tod gehört zum Leben dazu.