Sehr vorhersehbar
Anne und Marco sind bei ihren Nachbarn Cynthia und Graham zum Essen eingeladen. Leider hat der Babysitter kurz vorher abgesagt, deshalb schläft Cora im Nachbarhaus, während die Eltern nebenan ein Glas ...
Anne und Marco sind bei ihren Nachbarn Cynthia und Graham zum Essen eingeladen. Leider hat der Babysitter kurz vorher abgesagt, deshalb schläft Cora im Nachbarhaus, während die Eltern nebenan ein Glas Wein trinken.
Als Anne und Marco dann nach Hause gehen, ist Cora verschwunden. Entführt. Die beiden sind entsetzt und geben sich selber die Schuld. Wo ist Cora?
Das Cover gefällt mir nicht so gut. Es ist recht einfach und für mich ein bisschen nichtssagend.
Anne scheint von Anfang an ein sehr unsicherer Charakter zu sein. Nicht nur das sie unter postnataler Depression leidet, sie macht auf mich generell einen sehr zurückhaltenden Eindruck.
Obwohl ich zuerst das Gefühl hatte, dass die Autorin vielleicht auf den Druck auf die Mütter von Seiten der Öffentlichkeit eingehen wollte. Aber später hat sich das dann doch nicht bestätigt.
Der Einstieg war eigentlich gut, denn der Schreibstil und die flüssige Erzählweise lassen die Seiten nur so dahin fliegen. Aber später dann im Buch kippt die Geschichte für mich dann ein bisschen, denn die Charaktere lassen alle nach und konnten mich dann auch nicht mehr so richtig überzeugen.
Anne hätte ich mir im Verlauf des Buches vielleicht als Löwin gewünscht, die urplötzlich aus ihrer verunsicherten Haltung aufwacht und alles dafür tut, um ihr Kind wieder zu bekommen.
Marco ist mir von Anfang an etwas unsympathisch. Zuerst wirkt er noch sehr geschockt über die Entführung, aber im Laufe des Buches entpuppt er sich immer mehr als recht egoistisch veranlagt, finde ich.
Aber auch die anderen Charaktere machen leider nicht so viel her.
Cynthia ist eine ganz falsche Schlange, die nicht nur ihre ehemals beste Freundin Anne hintergeht und Annes Eltern manipulieren wo sie nur können.
Im Großen und Ganzen gibt es also keinen richtigen Sympathieträger. Nur allein das Mitleid für Anne hat mich bei der Stange gehalten.
Was allerdings interessant war, ist, dass die Autorin viele Perspektivwechsel im Buch vornimmt und so kann man die Ermittlungen auf allen Perspektiven betrachten. Das ist ein wirklich gelungener Schachzug, denn die Gedanken des außenstehenden Ermittlers Rasbach tragen dann doch etwas zur Spannung bei.
Wobei diese mich immer mehr verlassen hatte, denn ich war etwas enttäuscht darüber, dass das Buch leider so vorhersehbar ist und gab es auch nicht viele Überraschungen. Habe um ehrlich zu sein immer gewartet, dass jetzt die große Wende kommt und ich vollkommen geplättet werde von der Autorin, aber das blieb leider aus und so verlief die Story recht geradlinig. Es kam alles so wie gedacht. Das ist im Grunde ja nicht so verkehrt, aber ich mag es immer wenn Autoren dann doch zumindest zum Schluss eine überraschende Wendung einbauen und es dann doch nicht so wie geplant verläuft.
Irgendwann mittendrin hatte ich dann das Gefühl, dass die Fakten zur Entführung sehr oft innerhalb eines kurzen Zeitraumes wiederholt wurden und das fand ich etwas ermüdend.
Das Ende ist zwar dann nicht schlecht, sondern gibt der Geschichte vielleicht nochmal einen kleinen Kick, aber sehr überraschend finde ich es auch wieder nicht, denn es ergibt sich einfach aus der Story.
Der Roman wirkt dadurch leider nicht richtig lebendig, so als wären die Charaktere die Schmiede ihres eigenen Glücks, sondern er wirkt halt wie ein erfundenes Buch, dass sich ein Schriftsteller ausgedacht hat. Erst passiert dies, dann das und danach kommt das Ende.
Das mag ich leider nicht so sehr. Ich habe es lieber, wenn ich das Gefühl habe, dass die Personen im Buch sich vom Autor losgelöst haben und ihre eigene Geschichte erzählen und dann handeln diese einfach nicht immer so wie man sich das vorstellt, denn Menschen sind einfach so.
Vielleicht habe ich auch einfach schon zu viele Thriller gelesen und erwarte einfach zu viel von Büchern die diesen Zusatz haben.
Mein Fazit: Ich bin eigentlich gut in das Buch gestartet, aber leider verließ mich dann die Spannung nach und nach. Die Geschichte wirkte auf mich einfach zu geradlinig und man konnte sich ganz genau vorstellen, wie alles passiert ist und auch wie es enden wird. Das fand ich leider nicht so toll, deshalb bin ich etwas enttäuscht von The couple next door.