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Veröffentlicht am 15.08.2023

Nicht ganz, was ich erwartet hatte

Ingenium
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Seit Jess Price wegen eines brutalen Mordes verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wurde hat sie kein Wort mehr gesprochen. Zu niemandem. Doch als ihre Gefängnispsychologin auf ihren Wunsch hin Kontakt ...

Seit Jess Price wegen eines brutalen Mordes verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wurde hat sie kein Wort mehr gesprochen. Zu niemandem. Doch als ihre Gefängnispsychologin auf ihren Wunsch hin Kontakt zu Mike Brink aufnimmt, zeigt sich Jess endlich bereit, ihr Schweigen zu brechen. Nur er kann es schaffen ihre Unschuld zu beweisen.
Ein mystisches Rätsel hat Jess in diese Lage gebracht. Und nur der namenhafte Rätselmeister aus New York kann ihr dabei helfen jenes Rätsel zu lösen.
Mike ist fasziniert von der jungen Autorin und ihrer Geschichte und weil er ein Rätsel nicht ungelöst lassen kann, erklärt er sich bereit ihr zu helfen. Doch Mike und Jess haben mächtige Gegenspieler und des Rätsels Lösung ist so viel weitreichender, als sie es je für möglich gehalten hätten.

"Ingenium - Das erste Rätsel" von Danielle Trussoni ist ein Thriller, der mich im Zwiespalt zurückgelassen hat. Rein von der Optik ist das Buch eine 10 von 10. Das Cover passt hervorragend zu einem Thriller, die Farben sind in echt noch viel schöner als auf dem Foto und der Farbschnitt ist ein absoluter Hingucker. Inhaltlich hingegen hat mich "Ingenium" nicht vom Hocker gerissen.
Die Idee Mike Brink, der nach einem schweren Unfall in seiner Jugend eine einzigartige Begabung für Rätsel und systematische Zusammenhänge entwickelt hat, als "Ermittler" einzusetzen, hat mich auf Anhieb gepackt. Im Kern gilt es einen mysteriösen Mordfall aufzuklären, (zumindest lässt die Autorin uns in dem Glauben, dass es nur darum ginge) und mit Mike hat sie einen Protagonisten ins Leben gerufen, der eine einzigartige Perspektive auf die Dinge mitbringt. Es war spannend mal einem Charakter zu folgen, der keinen polizeilichen Hintergrund hatte, ähnlich wie Professor Langdon aus den Dan Brown Romanen.
Anfangs war ich sehr mitgerissen vom Aufbau der Geschichte, der Charaktervorstellung und der Einführung in das Titelgebende erste Rätsel. Der Schreibstil ist fesselnd, temporeich und einnehmend. Ein tolles Detail, dass das Lesen sogar etwas interaktiver gestaltet hat war, dass jedes erwähnte Rätsel auch einmal abgedruckt wurde. Das hat mir sehr gefallen.
Erzählt wird hauptsächlich aus der Perspektive von Mike selbst, wobei es auch immer mal wieder Kapitel gibt, die aus der Sicht anderer Charaktere geschildert werden. Das hat die Handlung nochmal abwechslungsreicher gestaltet.
Gewöhnungsbedürftig fand ich hingegen den Umgang mit Rückblenden oder Erkläranteilen. Obwohl Hintergrundinformationen hilfreich sind, war mir die Umsetzung irgendwie unausgeglichen. Beispielsweise wird Mike an einer Stelle im Buch von einem Professor Gupta angerufen. Das Telefonat wird gleich am Anfang erzählerisch unterbrochen, um erstmal seitenlang ihre Kennenlerngeschichte widerzugeben. An anderer Stelle wird der Haupterzählstrang für mehrere Kapitel hintereinander unterbrochen, um Tagebucheinträge und damit Geschehnisse der Vergangenheit widerzugeben. Natürlich ist nicht uninteressant, was man da zu lesen bekommt, allerdings waren diese Passagen teilweise so ausschweifenden, dass ich darüber ein wenig aus dem Haupterzählstrang rausgefallen bin.
Womit ich schließlich nicht zurecht gekommen bin und was auch meinen Hauptkritikpunkt an der Geschichte ist, war die Richtung, in die sie irgendwann abgedriftet ist. Die "Bindung" zwischen Mike und Jess war nicht meins, die Einbeziehung von Übernatürlichem und besonders religiösem Mystizismus hat mich nicht abholen können und ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich das Buch vermutlich gar nicht erst gelesen hätte, wäre mir der Einschlag ins Paranormale vorher bekannt gewesen. Und obwohl die Auflösung für die Geschichte durchaus schlüssig ist, hat auch diese mich nicht wirklich überzeugen können .
Es ist schade, denn an sich finde ich die Idee des rätsellösenden Protagonisten genial und bis zu einem gewissen Punkt konnte mich das Buch auch unterhalten. Ich denke am Ende kommt es sehr auf die persönlichen Präferenz beim Lesen an, ob man mit der Geschichte glücklich wird oder nicht. Von mir gibt es für "Ingenium - Das erste Rätsel" 2,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2023

Eine wortgewaltige Erzählung

Babel
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Selten hat mich ein Buch so im Zwiespalt hinterlassen wie Rebecca F. Kuangs Babel. Einerseits ist hier ein enorm interessantes, einmaliges Werk entstanden, das sprachlich nur als gewaltig bezeichnet werden ...

Selten hat mich ein Buch so im Zwiespalt hinterlassen wie Rebecca F. Kuangs Babel. Einerseits ist hier ein enorm interessantes, einmaliges Werk entstanden, das sprachlich nur als gewaltig bezeichnet werden kann, andererseits wirkt es in nahezu all seinen Komponenten unausgeglichen, nicht ausbalanciert, was mich wiederrum mit einem Gefühl der Unzufriedenheit hinterließ, welches ich nur schwer erklären kann. Versuchen werde ich es trotzdem.
Erstmal zum Schreibstil. Dieser hat mich anfangs noch sehr begeistern können, die sprachliche Eleganz, dieses Empfinden, jedes Wort sei mit Bedacht gewählt worden. Alles wird mit einer gewissen Gemächlichkeit geschildert, durchaus ausführlich aber keineswegs langweilig. Und auch wenn es vielleicht nicht direkt danach klingt, so hat mich das doch sehr schnell in die Geschichte hineingezogen. Ich bin gerne drangeblieben und war motiviert weiterzulesen, weil all diese ausführlichen Schilderungen die Erwartung genährt haben, dass bald etwas in Gang gesetzt würde, dass der Handlung ein neues Tempo verleihen sollte. Tatsächlich wartete ich darauf jedoch vergebens. Während ich am Lesen war, war es leicht dranzubleiben. Sobald ich dann aber eine Pause einlegt habe, forderte es immer auch ein bisschen Überwindung das Buch wieder in die Hand zu nehmen, da die Aussicht auf ausschweifende Berichterstattung und geringfügige Handlungsentwicklung nur wenig Begeisterung in mir wecken konnte. Die meiste Zeit ist man eher passiver Zuhörer, statt aktiv zu erleben, was den Protagonisten widerfährt und bei mehr als 700 Seiten war mir das einfach zu wenig.
Das bringt mich zum nächsten Punkt. Dreh und Angelpunkt der Geschichte sind Sprache und Übersetzung und die Autorin verwendet viele Seiten darauf, sich in Etymologischen Erörterungen zu ergehen. Faszinierenderweise ist ihr das auf eine Art gelungen, dass ich diese eher belehrenden Absätze mit großem Interesse gelesen habe und lange als spannend und nicht langweilig empfunden habe. Doch auch hier ist kein gesundes Mittelmaß gelungen. Irgendwann wird es einfach zu viel und ich denke es hätte der Geschichte gutgetan, wenn man zu Gunsten der Handlung auf die ein oder andere etymologische Belehrung verzichtet hätte.
Selbes lässt sich über den Einsatz der Fußnoten in diesem Buch sagen. Einige davon waren sehr interessant als Ergänzung zum Fließtext, aber auch hier wurde das Mittel in meinen Augen überstrapaziert. Wenn die Fußnoten beinahe eine halbe Seite einnehmen, nur dazu dienen mehr Information abzuladen, oder scheinbar wichtige Hintergründe zu den Figuren an den unteren Seitenrand verbannt werden, finde ich das einfach nicht gut.
Handlungstechnisch hatte Babel mit Ausnahme des Endes nur wenig zu bieten. Der Plot ist eher dünn und erstreckt sich über mehrere Jahre. Die passive Erzählweise trägt auch nicht gerade zur Spannung bei. Insgesamt hat das Buch viel von einer Chronik, die das Leben des Protagonisten zusammenfasst. Tja und den Fantasy Charakter habe ich vergebens gesucht. Lässt man das Silberwerken außen vor, hat man hier einen Roman, der im Viktorianischen Zeitalter spielt und ein Britisches Empire darstellt, dass exakt so rüberkommt und funktioniert, wie das reale Britische Empire. In der Konsequenz liest sich Babel weitaus mehr als (fiktiver) historischer Roman, denn als Fantasy und ich muss doch deutlich sagen, dass sich der Verlag keinen Gefallen damit getan hat, es mit Denis Schecks aufmerksamkeitsheischender Proklamation zu bewerben, Babel sei „das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter“. Diese Aussage ist so dermaßen unzutreffend, dass es mir fast physisches Unbehagen bereitet, genauer darüber nachzudenken.
Widmen wir uns nun den Charakteren. Robin ist von Anfang an ein Sympathiemagnet. Tragische Kindheit, gleich zu Beginn diese große Veränderung mit der Überfahrt nach England, wo der liebe, ruhige und aufmerksame Junge in einem lieblosen Haushalt aufwächst, die toten Sprachen und eine eindimensionale Haushälterin seine einzige Gesellschaft. Oh, wie schön es doch war zu lesen, wie er am College endlich Freunde findet und sich ein Leben aufbaut, dass ihn glücklich macht. Und auch diese Freunde, diese Gruppe, die entsteht hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Dynamik zwischen Robin, Ramy, Victoire und Letty ist eine, mit der man sich auf Anhieb wohlfühlen kann. Natürlich nur, bis die Realität auch in ihrer kleinen Babel-Blase ankommt. Da zeigt sich nämlich, dass die Autorin hier Charaktere zusammengeführt hat, die scheinbar nur den Zweck erfüllen sollen, als Sprachrohr für jene Perspektiven zu Imperialismus und Rassismus herzuhalten, die sie in ihrem Roman adressieren will. Die oberflächliche Individualität aller Figuren, sei es Robin selbst, seine Freude oder sogar Professor Lovell halten einer näheren Betrachtung nicht stand. Sieht man genauer hin, sind es keine originellen und vielschichtigen Charaktere, sondern nur an die Handlung angepasste Stellvertreter für bestimmte Meinungsbilder. Professor Lovell ist der skrupellose, überhebliche Imperialist; Robin, der halb Chinese und halb Brite ist, sitzt zwischen den Stühlen; Letty, die ignorante, privilegierte weiße Frau; Ramy, Victoire und Griffin, die überzeugten Gegner der Kolonialherren und des Empires und so weiter.
Ergänzend dazu ist es auch alles andere als hilfreich, dass die Autorin scheinbar kein Vertrauen in ihre Leserschaft hat, sich eine eigene Meinung über Themen wie Kolonialismus, Sexismus usw. zu bilden. Anstatt uns durch Subtext oder Denkanstöße an die elementaren Schlussfolgerungen der Geschichte heranzuführen, gibt sie im Grunde eine vorgekautes Ergebnis zum Besten. Selbes passiert übrigens Robin in dem Buch. Ihm wird auch alles durch Griffin oder Lovell vorgekaut und er entscheidet sich der Seite zu glauben, die für den Moment den besseren Vortrag abgeliefert hat.
Es ist wirklich bedauerlich, denn im Grunde steckt hier eine aufregende und bedeutsame Geschichte drin, die gerade auch junge Leser an diese enorm wichtigen Themen unserer Weltgeschichte heranzuführen vermag. Ich kann durchaus verstehen, dass Babel so viel Begeisterung auslöst, aber weil es für mich so eine ambivalente Leseerfahrung war, wie ich sie nur selten erlebt habe, kann ich mich dem nicht so richtig anschließen. Letzten Endes fehlte mir einfach eine gewisse Balance in allem, sodass ich mit meinem Fazit nur bei 2.5 Sternen lande.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 27.01.2023

Hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen

Twisted Dreams
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Wieder nur ein ungerechtfertigter BookTok-hype oder doch so gut wie alle sagen? „Twisted Dreams“ von Ana Huang hat es mir nicht leicht gemacht, diese Frage zu beantworten. Einerseits fand ich das Buch ...

Wieder nur ein ungerechtfertigter BookTok-hype oder doch so gut wie alle sagen? „Twisted Dreams“ von Ana Huang hat es mir nicht leicht gemacht, diese Frage zu beantworten. Einerseits fand ich das Buch echt catchy und unterhaltsam, andererseits gab es einige Dinge, die wirklich nicht gut waren. Aber erstmal zum Inhalt:
Ava und Alex sind durch ihre Vergangenheit gezeichnet. Das soll aber die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihnen bleiben, denn wenn Ava so warm und fröhlich ist wie ein Sonnenstrahl, ist Alex so skrupellos, kalt und unnahbar wie ein Wintersturm.
Wäre er nicht der beste Freund ihres Bruders, gäbe es wohl keinen Grund, weshalb sich der erfolgreiche CEO und die hart arbeitende Studentin je begegnen sollten. Aber so sehen sie sich zumindest bei jedem Thanksgiving-Essen. Nicht, dass sie dabei viel miteinander zu tun hätten. Nein. Ava ist immer nur die kleine Schwester von Josh und Alex bleibt stets verborgen hinter seiner Wand aus eiskalter Emotionslosigkeit.
Doch die Dinge ändern sich auf einmal, als Josh wegen seines anstehenden Auslandsjahrs ausgerechnet Alex darum bittet, ein Auge auf Ava zu haben. Das macht ihn nicht nur zu Avas neuem Nachbarn, sondern erlaubt es ihnen auch einander auf eine Weise kennenzulernen, die Alles verändert.
Es ist kein Geheimnis, dass „Twisted Dreams“ aus den sozialen Medien nicht wegzudenken ist und Alex Volkov nicht selten als der perfekte Bookboyfriend ausgezeichnet wird. Entsprechend neugierig war ich also auf dieses Buch.
Das Cover der im LYX-Verlag erschienen Neuauflage gefällt mir im Großen und Ganzen ganz gut. Vielleicht eine Spur zu unscheinbar, gefällt mir das Design doch besser, als bei den bisher erschienenen Covern.
Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Ana Huangs Art zu Erzählen ist sehr locker und leichtgängig und so habe ich ohne Probleme in die Geschichte starten können. Etwas unausgewogen fand ich allerdings die Beschreibungen innerhalb der Szenen. Während Alex‘ Aussehen, seinem Auto, seiner Haltung, Wohnung etc. sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, blieben viele andere Aspekte sehr blass im Vergleich. Bisschen weniger Alex Volkov Show hätte es für mich auch getan.
Schade fand ich außerdem, dass die ganze emotionale Entwicklung von Ava und Alex nicht wirklich packend erzählt wurde. Ja, es gibt sehr viele spicy scenes, der Part hat sich ohne Probleme aufgebaut und entwickelt. Aber ich finde Romance lebt von diesen Momenten, in denen man als Leser miterlebt, wie sich die Protagonisten einander emotional näherkommen. Doch statt tatsächlich mal solche Szenen zu lesen, z.B. die nächtelangen Gespräche oder Dates, die wohl über Wochen stattfinden, wird überwiegend nur beiläufig erwähnt, dass das stattgefunden hat. Ich hatte daher oft das Gefühl entscheidende Interaktionen zwischen Alex und Ava verpasst zu haben.
Hinsichtlich der Charaktere und der Handlung habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Autorin einfach zu viel unterbringen wollte. Auch hier muss ich wieder einmal Alex als Beispiel heranholen. Er ist einfach zu ideal. Erfolgreicher CEO, Multimillionär mit überdurchschnittlichem IQ und außergewöhnlicher Gedächtnisleistung, seit er 14 ist leitet er de facto die Familiengeschäfte, sein Studium hat er natürlich als schnellster abgeschlossen (natürlich auch mit Bestleistungen), alle respektieren und fürchten ihn, er hat keine Angst vor gar nichts (nicht einmal vor Bären), zeigt nie auch nur eine Emotion, ist quasi Christian Grey 2.0. – die Liste könnte unbestimmt lang weitergehen. Mit seinem allesbestimmenden Streben nach Rache präsentiert er sich wie ein Möchtegern Batman, nur weniger cool und von der unauthentischen Sorte. Selbst seine „Schattenseiten“ wirken zu ideal. Da fehlen mir insgesamt die Ecken und Kanten, um aus ihm einen glaubhaften Charakter zu machen.
Ava ist – wie könnte es anders sein – das genaue Gegenteil. Total liebenswürdig, fürsorglich und trotz traumatisierender Vergangenheit ein Sonnenschein. So wird sie einem vorgestellt und am Anfang kam das auch richtig gut rüber. Auch ihre Charakterentwicklung (besonders zum Schluss) fand ich sehr schön mitzuverfolgen. Dann wiederrum hat die Autorin es aber nicht so wirklich konsequent durchgezogen mit dem Sunshine-Image. Teilweise fand ich ihr Verhalten sogar etwas widersprüchlich zu ihrer ursprünglichen Charaktervorstellung.
Ein Gefühl von „zu viel des Guten“ hatte ich auch bei der Handlung. Man bekommt brother’s best friend; Nachbar-Romance; traumatische Vergangenheit; grumpy-/sunshine; den unantastbare CEO, der keine Beziehungen führt; den düsteren, kriminellen Twist; den Psycho-Ex – auch hier ließe sich die Liste fortsetzen. Die Ansätze sind alle für sich ganz gut, aber daraus geworden ist so eine bestenfalls halbgare Sache und nur die wenigsten Komponenten wurden überzeugend ausgearbeitet. Dazu kommt, dass die Handlung wirklich sehr vorhersehbar war. Es war spannend und der düstere Touch hat mir gefallen, sodass ich darüber hätte hinwegsehen können. Doch dann hat die Autorin sich dafür entschieden, die Szenen in den entscheidenden Momenten in eine Richtung abdriften zu lassen, die mich schmerzhaft an „daily Soap“ erinnerte.
Mein abschließendes Fazit ist, wie man unschwer schlussfolgern kann, gemischt. Bei BookTok Hypes bin ich eher vorsichtig mit meinen Erwartungen. Lieber lasse ich mich positiv überraschen, als direkt mit hohen Erwartungen an ein Buch heranzugehen, um enttäuscht zu werden. „Twisted Dreams“ hat mich also auf keinen Fall enttäuscht, aber um auf den hype-train aufzuspringen, hat es nicht gereicht. Dafür hat für mich einfach zu viel nicht richtig gepasst. Trotz allem kann ich bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, dass die Reihe so viele Fans hat. Die Idee ist cool, der Schreibstil erlaubt es, sich schnell in der Geschichte zu verlieren und der Unterhaltungsfaktor ist da. „Twisted Dreams“ ist zwar nicht mein neues Lieblingsbuch, aber ich freu mich es endlich mal gelesen zu haben. Ich lande alles in allem bei 2.5 Sternchen.

Veröffentlicht am 11.01.2023

Louise Bay kann's besser

Mister Park Lane
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„Mister Park Lane“ ist nun der vierte Teil aus Louise Bays beliebter Mister-Reihe und erzählt die Geschichte von Joshua und Hartford. Letztere war als Ärztin im Ausland stationiert, bis es an der Zeit ...

„Mister Park Lane“ ist nun der vierte Teil aus Louise Bays beliebter Mister-Reihe und erzählt die Geschichte von Joshua und Hartford. Letztere war als Ärztin im Ausland stationiert, bis es an der Zeit für sie ist nach London zurückzukehren. Und auf einmal läuft so gar nichts nach ihrem Plan. Hartfords Mutter ist es zu verdanken, dass sie die erste Zeit ausgerechnet bei Joshua Lucas unterkommen soll. Der Joshua Lucas, der seit ihren Teenager Jahren der beste Freund ihres Bruders war. Den sie hinter sich lassen musste, obwohl sie damals schrecklich verknallt in ihn war.
Aber was solls, sind ja nur drei Monate! Und es besteht kein Grund sich das Leben wegen einer längst vergangenen Jugend-Romanze unnötig schwer zu machen, oder? Dabei stellt sich für Hartford schnell heraus, dass sie vielleicht doch nicht so über Joshua hinweg ist, wie sie es sich einzureden versucht hat.
Nachdem mich die bisherigen Teile der Reihe total abholen konnten, wollte ich selbstverständlich lesen, wie es mit Joshua’s Geschichte weiter geht. Leider muss ich aber sagen, dass „Mister Park Lane“ mich insgesamt nicht ganz so begeistern konnte.
Der Schreibstil von Louise Bay ist natürlich wie gewohnt toll. Ihre lockere, emotionale und einnehmende Art Liebesgeschichten zu erzählen, wird nie langweilig und war in diesem Band auch der treibende Faktor für mich, um weiter dran zu bleiben. Erneut gestattet sie ihren Leser/innen Einblicke in die Gefühlswelt beider Protagonisten. Das gefällt mir persönlich immer ganz gut, weil dadurch beide Charaktere viel nahbarer werden und man irgendwie auf beiden Seiten mitfiebern kann. Nur leider habe ich dennoch keine wirkliche Sympathie für Joshua oder für Hartford aufbauen können. Beide wirkten auf mich eher emotionslos und auch wenn die Chemie zwischen ihnen durchaus erkennbar war, hat es mich nicht wirklich packen können; das Knistern war bestenfalls lauwarm.
Auch die Handlung konnte mich dieses Mal nur bedingt in den Bann ziehen. Mir hat zwar gefallen, dass die Autorin versucht hat sich an einige wichtige Themen heranzutasten, die Ausarbeitung ist dabei jedoch nicht ganz so überzeugend geworden. Darüber hinaus wurde für mich viel von den unnötig hervorgerufenen Dramen überschattet. Natürlich braucht jede gute Romance ein gewisses Maß an Drama, aber für gewöhnlich schafft Louise Bay, dass es sich stimmig und für die Charaktere echt an fühlt. Mit Hartford und Joshua wirkte es leider sehr konstruiert und flach.
Alles in allem hat mir die Grundidee von Joshuas und Hartfords Geschichte gut gefallen, die Umsetzung hingegen nicht ganz so. „Mister Park Lane“ gehört deshalb definitiv eher zu den schwächeren Büchern der Autorin. Es ist ein gutes Buch, konnte mich aber nicht begeistern.

Veröffentlicht am 27.10.2021

Der Funke ist nicht übergesprungen

Dance into my World
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Mit "Dance into my World" ist am 20.09.2021 endlich das lang ersehnte Debüt von Autorin Maren Vivien Haase im Blanvalet Verlag erschienen. Gleichzeitig ist es der Auftaktband zu einer neuen New Adult Reihe ...

Mit "Dance into my World" ist am 20.09.2021 endlich das lang ersehnte Debüt von Autorin Maren Vivien Haase im Blanvalet Verlag erschienen. Gleichzeitig ist es der Auftaktband zu einer neuen New Adult Reihe rund um das "Move District" Tanzsstudio in New York.

Alle Wege führen in die Stadt, die niemals Schläft. So auch die von Jade, die nicht nur an der Parsons School in New York Modedesign studieren will, sondern auch dringend das traumatische letzte Jahr in ihrer Heimatstadt Beckhaven hinter sich lassen möchte.
Und so heißt es für sie ab sofort: Neue Stadt, neue Wohnung und neuer Job.
Nur den Punkt mit den neuen Freunden kann Jade nicht so richtig in Angriff nehmen. Zu viel ist passiert, zu viel von ihrem Vertrauen verloren gegangen, als dass sie sich anderen Menschen wieder öffnen könnte. Doch zum Glück gibt es Olivia. Wie Jade, jobbt auch sie in demselben Café und mit ihrer herzlichen, mitreißenden Art, gelingt es Olivia sich langsam an Jades sorgsam errichteten Barrieren vorbeizutänzeln. Und weil die passionierte Tänzerin nicht dafür bekannt ist, locker zu lassen, gelingt es ihr sogar, Jade zu einem Besuch in ihrer Tanzschule, dem "Move-District-Studio" zu bewegen - nichts ahnend, dass sie dort auf Austin treffen wird. Der sympathische Tänzer hat etwas an sich, das Jades Herz zum Stolpern bringt. Aber wie kann sie jemandem vertrauen, der sich als größter Playboy des Move-District herausstellen könnte? Und wie kann sie sich auf ihn einlassen, wenn ihre Vergangenheit droht sie einzuholen...?

Was als vielversprechende Geschichte auf meinem Bücherstapel gelandet ist, hat mich leider - und hier muss ich ehrlich sein - etwas enttäuscht zurück gelassen. Die Idee rund ums "Move-District" und auch Tanzen, etwas so Visuelles, in ein Buch einzubinden, finde ich genial und das war es am Ende auch, was "Dance into my World" für mich lesenswert und interessant gemacht hat.

Debüt-Romane sind für mich immer spannend, da man einen ganz neuen Autorin und damit einen vollkommen neuen Schreibstil kennenlernt. So war es auch hier und ich muss sagen, dass mir der Schreibstil von Maren Vivien Haase insgesamt gut gefallen hat. Er ist flüssig und lebhaft, lässt Bilder und Figuren entstehen und hat einen Sog, der den Leser einzufangen versteht. Mir ist der ein oder andere (nach meinem Empfinden) verschachtelte Satz aufgefallen und ein paar Wiederholungen (Jade errötet wirklich sehr oft), aber ansonsten hat sich bei mir mit der Zeit ein guter, Stolper-freier Lesefluss eingestellt.
Ich persönlich bin auch kein übermäßiger Fan von zu vielen Anglizismen, die hier nicht selten im Text aufgetaucht sind, aber man gewöhnt sich daran, dass die Figuren so sprechen.
Ganz toll hingegen fand ich, wie es der Autorin gelungen ist, den New Yorker Herbst und diese ganz besondere Atmosphäre Brooklyns lebendig werden zu lassen. Dem lässt sich direkt hinterher setzen, dass auch die Dynamik im "Move-District" super authentisch dargestellt war. Das Treiben im Empfangsbereich, der Umgang der Tänzer untereinander, aber auch ganz besonders die Emotionen beim Tanzen und die Durchführung von Bewegungen war ungemein gut vorstellbar und lebendig. Man merkte hier deutlich, dass die Autorin selbst Tänzerin ist.

Inhaltlich hat mich "Dance into my World" nur teilweise überzeugen können. Es ist eine gewisse Spannung drin und gemessen an Jades Vergangenheit, macht es auch Sinn, dass sie bei all ihren Vertrauensproblemen und Ängsten Zeit braucht, um sich Austin zu nähern. Aber all diese interessanten Entwicklungen treten erst viel später ein. Ich erinnere mich, dass ich bei Seite 80 ca innegehalten habe und darüber nachdachte, dass bis dahin im Grunde nichts passiert ist, außer dass man Jades Alltag ein wenig kennenlernt. Es war fast schon ein bisschen langweilig und ich habe nur darauf gewartet, dass endlich etwas passiert.
Durchweg behielt die Handlung ein eher mäßiges Tempo bei, aber da irgendwann inhaltlich mehr dazu kam, war das so auch in Ordnung. Überrascht hat mich dann, dass gerade der Schluss, in dem doch ziemlich viel und sehr Wichtiges passiert, eher schnell abgehandelt wurde, damit alle losen Fäden noch zusammen finden.
Insgesamt hätte der Spannungsbogen meiner Meinung nach etwas ausbalancierter sein können.
Was mich leider sehr gestört hat, war die Einbindung von Jades Vergangenheit in die Handlung. Was genau hinter ihrer traumatischen Vergangenheit steckt, erfährt man erst sehr spät in der Geschichte, obwohl einem schon eher klar wird, was passiert sein könnte. Bis dahin wird alle paar Seiten eine Panikatacke, ein Gedankenkarussell aus Zweifeln oder eine Andeutung eingestreut, die dem Inhalt nach identisch zu den vorherigen ist, nur eben in anderen Worten verpackt wurde. Es verliert nicht nur den Reiz, das "Geheimnis" herausfinden zu wollen, sondern wird bisweilen auch etwas nervig, immer nur dasselbe zu lesen, ohne dass es die Story voran bringt.

Die Charaktere von "Dance into my World" haben mich ebenfalls mit gemischten Gefühlen zurück gelassen, denn es waren eher Nebenfiguren wie Olivia, die mich begeistert haben.

Mit Jade hingegen hatte ich meine Probleme warm zu werden. Ihr Leben ist geteilt in zwei Abschnitte: Vor New York und New York. Dadurch dass man aber wie gesagt erst spät erfährt, was vor New York passiert ist, war ihr Charakter für mich zu lange zu eindimensional. Es scheint, als sei sie nur definiert durch ihre Vergangenheit. Von ihrer wahrhaftigen Persönlichkeit hingegen kommt nicht wirklich etwas an.
Ein Aspekt, der sie durchaus interessant machen könnte und vorallem etwas leidenschaftlicher, wäre ihr Interesse an Modedesign. Anders als etwa beim Tanzen, kam in dieser Hinsicht bei mir jedoch nichts an. Es ist natürlich klar, dass der Tanz in einem Buch übers Tanzen einen gesonderten Stellenwert einnimmt, aber wenn die Protagonistin eine zweite, sehr wichtige Leidenschaft hat, nämlich die Mode, würde ich hier gerne dieselbe Hingabe spüren. Die Liebe zum Detail, die bei den verschiedenen Tanzmoves so gut rüberkommt, fehlte mir hinsichtlich Jades "Berufung" zur Modedesignerin.

Emotional war es mit ihr ein hin und her und obwohl ich ein wenig Sympathie für sie aufbringen konnte, ging diese aufgrund ihres Verhaltens gegen Ende des Buchs wieder verloren. Ihr Handeln und ihre Reaktion waren für mich einfach nicht nachvollziehbar und auf gewisse Weise auch widersprüchlich.

Austin auf der anderen Seite war nett, aber auch lange Zeit nicht wirklich greifbar, dadurch dass er erst sehr spät in die Geschichte eingebunden wird und man ihn nur aus Jades Perspektive kennenlernt. Sie hält ihn auf Abstand und denkt sich ihre Sachen über ihn, die nur wenig mit seiner eigentlichen Persönlichkeit gemein haben. Es ist also reichlich schwer ihn besser kennenzulernen, dennoch war er mir sympathisch. Einfach ein richtig guter Kerl, bei dem man vielleicht die ein oder andere Ecke oder Kante vermisst. Zum Ende hin bekommt er aber etwas mehr Substanz.

Unterm Strich hat mich "Dance into my World" also nicht so vom Hocker gehauen wie ich es angesichts des Riesen-Hypes erhofft hatte. Die Probleme mit der Hauptprotagonistin haben es mir schwer gemacht, die Handlung wirkte auf mich teilweise etwas zu konstruiert und Jade und Austin haben mich Emotional nicht wirklich erreicht.
Trotzdem muss ich anerkennen, dass die Geschichte sehr durch das Setting und Tanzen besticht. Die Atmosphäre im "Move District" hat mich total abgeholt und allein deshalb werde ich es mit Teil 2 der Reihe "Step into my Heart" nochmal versuchen. Was "Dance into my World" betrifft, betrachte ich es als netten Einstiegsband, den man gut lesen kann und der Lust auf mehr macht.

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