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Veröffentlicht am 16.02.2022

Fesselnd trotz zum Teil wirklich unsympathischer Protagonisten

Alles Begehren
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Im Mittelpunkt des Romans „Alles Begehren“ von Ruth Jones steht die Affäre von Callum und Kate. Für mich war dieser Ansatz, der bereits aus dem Klappentext des Romans hervorgeht, gleichermaßen interessant ...

Im Mittelpunkt des Romans „Alles Begehren“ von Ruth Jones steht die Affäre von Callum und Kate. Für mich war dieser Ansatz, der bereits aus dem Klappentext des Romans hervorgeht, gleichermaßen interessant und abschreckend. Wie wird eine solche Geschichte erzählt, was sind das für Charaktere, die da im Mittelpunkt der Handlung stehen werden? Ich glaube, diese Fragen haben vor allem dafür gesorgt, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte.

Gleich zu Anfang muss ich sagen, dass es sich bei „Alles Begehren“ zumindest nach meinem Empfinden nicht um eine Liebesgeschichte im herkömmlichen Sinn handelt. Die Geschichte spielt auf verschiedenen zeitlichen Ebenen - zum einen im Jahr 1985, in der Gegenwart und gibt ganz am Ende auch einen Einblick in die „Zukunft“ der Protagonisten.

Ich habe am Anfang ein bisschen Zeit gebraucht, um mich in die Geschichte einzufinden. Denn sowohl Callum als auch Kate waren mir absolut unsympathische Persönlichkeiten – egoistisch und rücksichtslos und in Teilen fürchterlich verlogen. Die Charaktere haben mich mit ihrem Verhalten wirklich abgestoßen – denn man erhält neben den Einblicken rund um die Affäre von Kate und Callum auch detaillierte Einblicke in deren (familiäres und freundschaftliches) Umfeld und die Scherbenhaufen, die ihr Verhalten dort zwangsläufig hinterlässt.

Ganz ehrlich, ich habe dem „Paar“ Callum und Kate keine einzige Sekunde während des Lesens ein Happy End gewünscht. Und dennoch konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Es hat mich gefesselt bis zur allerletzten Seite. Und damit ist der Autorin, Ruth Jones, meiner Meinung nach ein absolutes Meisterwerk gelungen.

„Alles Begehren“ ist eine aufwühlende Geschichte, eine Geschichte, über die man diskutieren kann und bei der ich neugierig bin, ob es Leser/innen gibt, die die Affäre von Kate und Callum anders, gütiger betrachten, als ich das beim Lesen getan habe. Es ist keine leichte Kost – und das Ende der Geschichte kam mir dann doch ein bisschen kurz abgehandelt daher. Aber in einer Gesamtwertung komme ich immer noch auf vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Historischer Kriminalroman auf hoher See

Der Tod und das dunkle Meer
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Der Klappentext zu „Der Tod und das dunkle Meer“ hatte mich unglaublich neugierig gemacht – ein historischer Kriminalroman, der auf hoher See spielt, das war für mich komplett neu. Historische Romane kommen ...

Der Klappentext zu „Der Tod und das dunkle Meer“ hatte mich unglaublich neugierig gemacht – ein historischer Kriminalroman, der auf hoher See spielt, das war für mich komplett neu. Historische Romane kommen in meinen Lesegewohnten eher selten vor – hier muss mich Epoche oder der Handlungsort schon extrem fesseln, damit ich zugreife. Ich war hier allerdings vor allem aufgrund des Schiffes als hauptsächlicher Schauplatz der Handlung gespannt auf die Geschichte, die sich auf der Saardam zutragen würde und habe auf einen mit unterschwelliger Spannung aufgeladenen Handlungsbogen gehofft. Diesen Spannungsbogen hat Stuart Turton auch geliefert. Die Stimmung an Bord des Schiffes, die immer düsterer wird, je weiter die Handlung voranschreitet, sorgt dafür, dass man die Beklemmung beinahe greifen kann, die die Besatzung und die Passagiere zu spüren bekommen.
Gefühlt hat der Kriminalroman allerdings gerade im ersten Drittel ein paar gefühlte Längen, es dauert ein bisschen, bis alles so richtig in Fahrt kommt. Aber zum Ende des Romans wird man zum einen mit einem stimmigen Zusammenführen der einzelnen Informationsstränge belohnt. Und zum anderen wird spätestens dann klar, dass keine unnötigen Informationen in der Handlung enthalten sind. Daher möchte ich an dieser Stelle ein großes Kompliment an den Autor aussprechen. Leider wird das Ende für mich dann doch ein bisschen zu kurz abgehandelt, hier hätte ich mir durchaus ein paar Seiten mehr gewünscht.
Der Schreibstil von Stuart Turton liest sich sehr flüssig und die Charaktere waren für mich allesamt greifbar. Ob es jetzt Samuel Pipps, Arent, Sara oder deren Tochter Lia waren – sie alle standen mir während des Lesens vor Augen.
Alles in allem ist „Der Tod und das dunkle Meer“ ein fesselnder Kriminalroman, den ich insgesamt mit vier von fünf möglichen Sternen bewerte.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Die leisen Töne stehen hier im Vordergrund

Der Mauersegler
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Der Klappentext zu dem Roman „Der Mauersegler“ von Jasmin Schreiber hat mich unglaublich neugierig gemacht. Wie kommt es zu der Flucht des Arztes Prometheus und wie steht diese Flucht im Zusammenhang mit ...

Der Klappentext zu dem Roman „Der Mauersegler“ von Jasmin Schreiber hat mich unglaublich neugierig gemacht. Wie kommt es zu der Flucht des Arztes Prometheus und wie steht diese Flucht im Zusammenhang mit dem Tod seines besten Freundes Jakob?

All diese Fragen beantwortet Jasmin Schreiber in „Der Mauersegler“ Stück für Stück. Die Handlung springt zwischen der Kindheit von Prometheus und damit den tiefen Wurzeln der Freundschaft zwischen Jakob und Prometheus, der jüngeren Vergangenheit und der „Gegenwart“ hin und her. Und gerade hierdurch baut sich meiner Meinung nach der Spannungsbogen der Geschichte auf. Denn das Ende der Geschichte ist von vorne herein klar – zumindest in Grundzügen: Jakob ist gestorben. Aber das langsame Aufdecken der einzelnen Puzzleteile der Geschichte sorgte für mich dafür, dass ich trotzdem unbedingt erfahren wollte, wie Prometheus an diesem Punkt in seinem Leben gelandet ist.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, wodurch ich zum einen gut in die Geschichte hineingefunden habe. Zum anderen schafft sie es auch, Charaktere zu zeichnen, deren Schicksale mich berührt haben. Im Vordergrund stehen dabei neben Jakob und Prometheus vor allem die beiden Frauen, die ihm an der dänischen Küste zur Seite in dem Versuch der Schmerz- und Schuldbewältigung zur Seite stehen. Andere Charaktere bleiben eher blasse Nebenfiguren, ohne dass dies der Handlung schadet oder das Leseerlebnis schmälert. Die Geschichte lebt nicht von Action, sondern von für mich lag der Fokus definitiv auf der emotionalen Entwicklung und den emotionalen wie persönlichen Konflikten, denen er sich gegenübersieht. Es ist ein Buch der leisen, feinfühligen Töne, das mir gut gefallen hat.

Für mich ist „Der Mauersegler“ ein berührender Roman, den ich mit vier von fünf Sternen bewerte.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Sachbuch nach Art von John Green

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
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Was kommt dabei heraus, wenn einer meiner liebsten Romanautoren sich an einem Sachbuch versucht? Ein ziemlich unterhaltsames Sachbuch, dass sich nicht nur mit bestimmten „Highlights“ aus „der Geschichte“ ...

Was kommt dabei heraus, wenn einer meiner liebsten Romanautoren sich an einem Sachbuch versucht? Ein ziemlich unterhaltsames Sachbuch, dass sich nicht nur mit bestimmten „Highlights“ aus „der Geschichte“ befasst (darunter Themen wie Teddybären), sondern die Erklärungen und Beschreibungen tatsächlich mit persönlichen Erfahrungen und Gedanken des Autors verbindet. Die einzelnen Kapitel können meiner Meinung nach unabhängig voneinander gelesen werden. John Green selbst hat die einzelnen Kapitel als „Essays“ bezeichnet und ich denke, das trifft es ganz gut.
„Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ ist definitiv anders als „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ oder „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“. Was gleich geblieben ist, ist John Greens Gefühl für Sprache, die Auswahl der Themen und sein besonderer Blickwinkel, aus dem er die Dinge manchmal betrachtet. Für mich war das Buch daher auch eine Möglichkeit, dem Autor „näher“ zu kommen.
Eigentlich bin ich keine begeisterte Sachbuchleserin, aber dieses Buch war weder trocken, noch entspricht es meiner Meinung nach einem klassischen Sachbuch. Der Untertitel bzw. Zusatz zum Titel des Buches „Notizen zum Leben auf der Erde“ trifft es da ziemlich gut.
Von mir erhält „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ vier von fünf Sternen. Wer den Schreibstil von John Green mag, der wird sicher auch mit diesem Sachbuch auf seine Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Zwei Seiten einer Geschichte

Die Verlorenen
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Zum Inhalt: Aufgrund ihrer wirtschaftlich prekären Lebensumstände entschließt sich die junge Bess dazu, ihr Kind in einem Findelhaus abzugeben. Dort, so hofft sie, wird das Kind so lange in einem warmen ...

Zum Inhalt: Aufgrund ihrer wirtschaftlich prekären Lebensumstände entschließt sich die junge Bess dazu, ihr Kind in einem Findelhaus abzugeben. Dort, so hofft sie, wird das Kind so lange in einem warmen Bett schlafen können und nicht hungern müssen, bis sie ihre geliebte Tochter wieder zu sich holen kann. Doch als es Bess endlich möglich ist, sich diesen Wunsch zu erfüllen, ist die Kleine nicht mehr im Findelhaus, längst abgeholt, angeblich von Bess selbst. Aber die junge Frau will nicht aufgeben und macht sich auf die Suche nach ihrer kleinen Tochter.

Meine Meinung:
Interessant sind zum einen die Lebensumstände im London des 18. Jahrhunderts, die einem in diesem Roman deutlich dargestellt werden. Ich konnte mir das Gedränge und die Gerüche auf dem Markt, auf dem Bess arbeitet, plastisch vorstellen. Auch die Lebensumstände, die dafür verantwortlich sind, dass Bess ihre kleine Tochter zunächst nicht bei sich behalten kann und die Verzweiflung, die sie erfasst, als sie feststellen muss, dass Clara schon sehr lange nicht mehr dort war, wo sie sie die ganze Zeit vermutet hatte, sind sehr eindringlich und greifbar dargestellt.
Die Geschichte besteht aus mehreren Abschnitten, die zum einen aus der Sicht von Bess, zum anderen aus der Sicht der Frau erzählt werden, die Clara damals abgeholt hat. Wo und wie die beiden Fäden der Geschichte zusammenlaufen werden und wie die Suche von Bess ausgehen wird, möchte ich hier nicht vorweg nehmen. Aber die Geschichte ist mir definitiv ans Herz gegangen und ich war bis zum Ende hin gefesselt und emotional involviert.

Von mir erhält der Roman "Die Verlorenen" vier von fünf Sternen.

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