Ein herzerwärmender Klassiker, der weitaus mehr als ein Erziehungsroman aus dem 19. Jahrhundert ist.
Beschreibung
1860. Die vier Schwestern der Familie March könnten unterschiedlicher nicht sein und so geht jede der jungen heranwachsenden Frauen trotz ihrer starken Verbindung zueinander auch ihren eigenen ...
Beschreibung
1860. Die vier Schwestern der Familie March könnten unterschiedlicher nicht sein und so geht jede der jungen heranwachsenden Frauen trotz ihrer starken Verbindung zueinander auch ihren eigenen Weg. Meg träumt von einer eigenen Familie, Jo möchte unabhängig sein und Schriftstellerin werden, die schüchterne Beth ist zufrieden und wagt keine großen Zukunftsaussichten und die eitle und wissbegierige Amy will es in ihrem Leben zu einer feinen Lady bringen.
Meine Meinung
Louisa May Alcott gelang Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihrem Roman »Little Woman: Beth und ihre Schwestern« ein Überraschungserfolg und nun wurden beide Teile des neuenglischen Klassikers über die vier March-Schwestern, welcher übrigens bereits mehrfach verfilmt wurde (zuletzt 2019 mit Emma Watson, Saoirse Ronan, Eliza Scanlen und Florence Pugh), in einer Neuübersetzung von Monika Baark und den bezaubernden Illustrationen von Kera Till in einer schmucken Hardcoverausgabe im Reclam Verlag neu aufgelegt.
Die amerikanische Schriftstellerin Louisa May Alcott verfasste schon in jungen Jahren ihre ersten Texte und wuchs in Neuengland auf, sodass sich in ihrem Roman »Little Woman« einiges aus ihrem eigenen Leben findet und man kann durchaus annehmen, dass sich bezüglich ihrer eigenen Tätigkeit ein Teil von ihr selbst in der Figur der Jo March findet.
Einen Klassiker aus dem 19. Jahrhundert aufzuschlagen, der von einer Frau geschrieben wurde, lässt bei mir direkt Erinnerungen an die Romane von Jane Austen und Co. erwachen, doch »Little Woman« ist nicht direkt mit den romantischen Betrachtungen in diesen Werken vergleichbar, doch die scharfe Beobachtungsgabe der Gesellschaft in dieser Zeit ist durchaus sehr präsent.
Mir hat es unheimlich gut gefallen, die Familie March kennenzulernen und das Leben der vier Schwestern mit ihren unterschiedlichen Charaktereigenschaften, Zielen und Träumen zu verfolgen. Meg, Jo, Beth und Amy leben in bescheidenen Verhältnissen und erhalten von der liebevollen Mutter jede Menge weiße Ratschläge für die Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Stellenweise bekommt man dadurch den Eindruck, dass es sich um einen strengen Erziehungsroman handeln könnte, der junge Mädchen zu Bescheidenheit und braver Folgsamkeit anhält. Louisa May Alcott geht mit ihrer Geschichte jedoch einen anderen Weg, indem sie ihren Romanheldinnen ganz besondere Eigenschaften zukommen lässt und sie ihren selbstbestimmten Weg beschreiten lässt.
Meg, die älteste der March-Schwestern, findet die Rolle der Frau, die eine gute Partie heiraten muss, um sich ein schönes Leben ohne finanziellen Sorgen zu sichern, nicht gerecht und dennoch wünscht sie sich für ihre Zukunft nichts sehnlicher, als eine eigene Familie. Jo, die eigentlich Josephine heißt, wäre lieber gleich als Junge auf die Welt gekommen und mit ihrer forschen Art erobert sie sogleich mein Herz, Beth wohnt eine rührende Genügsamkeit inne, sodass sie sich stets mehr um andere sorgt als um sich selbst und die Jüngste, Amy, möchte mit Fremdwörtern Eindruck schinden und ist die Künstlerin unter den Schwestern.
Die Handlung verläuft in ruhigen Tönen und vermittelt ein detailliertes Bild vom Heranreifen eines Mädchens zur Frau in der damaligen Zeit. Die Charaktere und deren Schicksal wurde mit so viel Liebe gezeichnet, dass man meinen könnte, es handele sich um eine wahre Geschichte mit realen Persönlichkeiten. Zwischen den Kapiteln machen sich die feinen Illustrationen der Künstlerin Kera Till, die eine Doppelseite, Seite oder gar nur eine kleine Randnotiz umfassen, hervorragend. Mit zarten Farben koloriert untermalen die floralen Muster, Teekannen, Tassen und natürlich die Darstellung der Schwestern den Text perfekt. Durch diese wundervolle Aufmachung eignet sich das Buch auch perfekt zum Verschenken oder sich selbst beschenken.
Fazit
Ein herzerwärmender Klassiker, der weitaus mehr als ein Erziehungsroman aus dem 19. Jahrhundert ist, denn er punktet mit liebevoll gezeichneten Charakteren, die perfekt mit der Storyentwicklung harmonieren.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 19.12.2021