Profilbild von Teeblume

Teeblume

Lesejury-Mitglied
offline

Teeblume ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Teeblume über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2021

Heimweg auf Irrwegen

Der Heimweg
0

Es ist ein ausgefallener Ansatz.
Klara ruft auf ihrem Heimweg bei einem sogenannten Begleittelefon an.
Der diensthabende Jules, an diesem Abend ohnehin nur als Ersatz eingesprungen, versucht ihr zunächst ...

Es ist ein ausgefallener Ansatz.
Klara ruft auf ihrem Heimweg bei einem sogenannten Begleittelefon an.
Der diensthabende Jules, an diesem Abend ohnehin nur als Ersatz eingesprungen, versucht ihr zunächst Suizidabsichten auszureden, scheint aber überfordert.
Denn Klaras Situation ist kompliziert. Sie fühlt sich von einem Serienmörder bedroht, hat eine gemeinsame Tochter mit ihrem gewalttätigen Ehemann, der neben seinem Beruf einen Sexclub betreibt und sie für diesen missbraucht hat.
Es dauert eine (manchmal zu lange) Weile, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Dann allerdings reißt sie einen mit.
Wie in Friedkins Film „Sorcerer“, bei dem die Zuschauenden das Gefühl haben mit im Nitroglycerin transportierenden LKW zu sitzen, nimmt Fitzek die Lesenden mit auf eine rasante Fahrt.
Mit Orts- und Personenwechseln jongliert Fitzek gekonnt, setzt so immer wieder Impulse, die die Story vorantreiben.
Lediglich mit dem „Weihnachtsmann“ (mehr sei an dieser Stelle nicht verraten) baut Fitzek eine überflüssige und nicht überzeugende Episode ein. Hier erscheint Fitzek seinem Geschwindigkeitsrausch zu erliegen und gerät kurzzeitig ins Schleudern.
Er bekommt aber schnell genug wieder die Kontrolle zurück und die spannende Fahrt geht weiter.
Im Unterschied zu „Das Geschenk“ oder „Passagier 23“ ist „Der Heimweg“ verschachtelter und verlangt mehr Aufmerksamkeit.
Und Fitzek kommt zu einem gelungenen Ende, das gleichermaßen überzeugt und überrascht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2021

die unglaubliche Reise in einem "ver-rückten" Flugzeug

Die Anomalie
0

Das Thema ist nicht neu und in verschiedenen Variationen bearbeitet worden, angefangen bei dem Klassiker von H.G.Wells „The time maschine“, über Star Trek (Wurmloch), Gilliams „12 Monkeys“ und natürlich ...

Das Thema ist nicht neu und in verschiedenen Variationen bearbeitet worden, angefangen bei dem Klassiker von H.G.Wells „The time maschine“, über Star Trek (Wurmloch), Gilliams „12 Monkeys“ und natürlich Wachowskis „Matrix“ bis zu Nolans „Interstellar“, von denen Tellier auch Interstellar und Star Trek explizit erwähnt.
Dennoch gelingt es ihm eine amüsante Facette auszuarbeiten. Unterhaltsam geschrieben und immer mit einem verbalen Augenzwinkern führt Tellier kurzweilig durch die „Anomalie“.
Anhand von Einzelschicksalen werden unterschiedliche Auswirkungen der Verdopplung individualisiert und konkretisiert.
Wunderbar dabei der Auftragskiller, der sein Double foltern (und töten) muss, um die von diesem geänderten Passwörter seiner Bankkonten
zu erfahren.
Oder der Schriftsteller, dessen Double inzwischen Suizid begangen hat.
Allerdings vermeidet Tellier bewusst sich den schwierigen Punkten seines Plots zu stellen. So werden zwar verschiedene Ursachen der Verdopplung erörtert (Wurmloch, mehrdimensionaler Hyperraum, Bioprinting und schließlich Bostroms Simulationshypothese), eine Festlegung aber vermeidet er. Zwar muss er das auch nicht, die Story funktioniert auch so.
Lediglich beim Ende weiß der Leser nicht, ob er lachen oder enttäuscht sein soll.
Die Idee am Ende ist gelungen und sorgt für ein Schmunzeln, die Konsequenz hingegen überzeugt leider nicht.
Mehr soll aber an dieser Stelle nicht verraten werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.10.2021

Alkohol ist auch (k)eine Lösung

Montecrypto
0

„»Warum Sie mich gefragt haben, zum Beispiel. Ich bin jenseits der vierzig, Jackie. Ich kenne mich ein bisschen mit Computern aus. Aber kryptografische Verfahren, mutmaßlich massiv verschlüsselte Daten– ...

„»Warum Sie mich gefragt haben, zum Beispiel. Ich bin jenseits der vierzig, Jackie. Ich kenne mich ein bisschen mit Computern aus. Aber kryptografische Verfahren, mutmaßlich massiv verschlüsselte Daten– brauchen Sie da nicht eher einen Hacker?«“, fragt Privatermittler Dante seine Auftraggeberin und der Leser sich auch. Leider ist die Antwort so naheliegend wie richtig: genau deshalb.
Leider ebenso naheliegend und auch genauso richtig ist, dass der vermeintlich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene aber nie gefundene Hollister, Erfinder einer Kryptowährung namens Moneta, den Absturz inszeniert hat. Was dem krimierfahrenen Leser leider bereits auf Seite 12 klar war. So ist das Weiterlesen ein Warten darauf, wann, wie und mit welcher Absicht Hollister auftaucht.
Montecrypto liest man daher zur Unterhaltung, nicht der Spannung wegen. Dafür taugt es, je nach Humor des Lesenden. Die Zielgruppe liegt dabei zwischen Diashow und Bitcoin, also durchaus im „fortgeschrittenen“ Alter.
Für Cocktail/Longdrink Interessierte gibt es unterhaltsame Fachsimpeleien über diverse Drinks des Detektivs. Dass sich dieser auch gerne mal zuviel als zuwenig gönnt ist genauso mainstream, wie die ihm an die Seite geschriebene natürlich jüngere und natürlich extrem besser „digitalisierte“ Journalistin Mondego. Es geht schließlich um Kryptowährung(en) und andere digitale Facetten, wovon Dante –klar- keine Ahnung hat, sodass man ihm erklärt, was die Lesenden verstehen sollen.
Garniert mit ein paar Ortswechseln und dem Showdown in Acapulco gibt Hillenbrand der Story schließlich noch eine Prise „007“.
Wer auf Krimispannung verzichten kann und sich mit lockerer Action durch die Handlung treiben lässt wird kurzweilig unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere