Platzhalter für Profilbild

booklooker

Lesejury Star
offline

booklooker ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit booklooker über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2022

Who dares, wins...

Das Lied der Wölfe
0

Kaum eine bedrohte Tierart ist so umstritten wie der Wolf. Aus alten Märchen erinnern wir das klassische Feindbild, aus der Zoologie wissen wir um seinen Schutzstatus. In ihrem Roman "Das Lied der Wölfe" ...

Kaum eine bedrohte Tierart ist so umstritten wie der Wolf. Aus alten Märchen erinnern wir das klassische Feindbild, aus der Zoologie wissen wir um seinen Schutzstatus. In ihrem Roman "Das Lied der Wölfe" hat Rena Fischer sich mit diesem heiklen Thema literarisch auseinandergesetzt:


Die junge deutsche Wolfsforscherin Kaya wird von dem schottischen Milliardär Alistair MacKinley angestellt, um auf seinen Ländereien wilde Wölfe anzusiedeln. In dem einsamen Herrenhaus in den Highlands trifft sie auch auf den verschlossenen Nevis, Alistairs attraktiven Sohn, mit Augen wie das Sturmgraublau des schottischen Himmels. Der verwundete Ex-Elitesoldat soll sich von seinen schweren Kriegsverletzungen erholen. Doch er verweigert die Therapie und torpediert das Wolfsprojekt, wo er nur kann. Kaya ist wütend und fasziniert zugleich, ohne das tragische Ausmaß seines Zustands zu ahnen. Eine Zusammenarbeit mit Nevis endet katastrophal. Erst als sich beide ihrer Vergangenheit stellen, können sie ihre Liebe und ihre Zukunft retten.


Das stimmungsvolle Cover macht auf dieses interessante Geschichte neugierig. Zwei Menschen sind in einem Boot auf einem abgelegenen See unterwegs. Bewegen sie sich in einem ruhigen Gewässer oder müssen sie sich gegen die Macht der Natur behaupten?


Rena Fischer hat sich für ein traumhaftes Setting in einem einsamen Herrenhaus den schottischen Highlands entschieden. Das Geschehen wird aus zwei Perspektiven erzählt, aus der Sicht von Nevis, einem ehemaligen Elite-Soldaten und einzigen Sohn eines Milliardärs, der während seines Dienstes eine schwere Verletzung davongetragen hat und unter einer schweren Posttraumatischen Belastungsstörung leidet, und aus der Sicht von Kaya, einer ehrgeizigen Forscherin, die ihre Trennung von ihrem psychopathischen Ex-Freund nicht verarbeitet hat, sich in ihre Arbeit stürzt und für ein Wolfsprojekt engagiert worden ist. Nevis und Kaya sind sensible, psychisch schwer angeschlagene Persönlichkeiten, die ihre erlittenen Traumata vor allen anderen Menschen verbergen.


Nach einem etwas zähen Beginn nimmt dieser faszinierende packende Roman Fahrt auf, und ich habe ihn nicht mehr aus meinen Händen legen können. Dennoch ist er keine leichte Kost, auch wenn er eine (vorhersehbare) dramatisch angehauchte Liebesgeschichte erzählt. Eine gerechte Beurteilung meiner Lektüre fällt mir sehr schwer. Einerseits hat mich das enorme Fachwissen von Rena Fischer beeindruckt. Wölfe zählen zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten, und Rena Fischer liefert wertvolle Hintergrundinformationen, die zum Verständnis des "Wolfprojektes" beitragen. Der Einsatz der Protagonisten für die vom Aussterben bedrohten Tiere hat mich sehr beeindruckt; und ich zolle Rena Fischer meinen vollen Respekt, dass sie dieses komplexe Thema in ihrem Roman kritisch aufgearbeitet hat.


Andererseits bin ich geschockt von den schrecklichen Erlebnissen des männlichen Protagonisten, die ausführlich geschildert werden. Nevis leidet unter der Entführung und Ermordung seines Zwillingsbruder, dem er nicht helfen konnte, er hat belastende Einsätze als Elite-Soldat hinter sich gebracht, die er in Flashbacks erinnert; er boykottiert seine psychotherapeutischen Behandlungen, verweigert eine medikamentöse Behandlung und scheint in einer Spirale des Grauens gefangen. Sein bester Freund leidet an schlimmen Depressionen, die zu mehreren Suizid-Versuchen münden. Ich liebe Bücher, die unsere Realität widerspiegeln, dennoch ist diese geballte Ladung Drama zu viel für mich gewesen. Alpträume und Erinnerungen sind definitiv nichts für zartbesaitete Leser; insoweit muss ich eine leise Warnung aussprechen.


Das (für alle Liebesromane übliche) Happy-End soll die aufgewühlten Gemüter besänftigen, aber es ist für meinen persönlichen Geschmack nicht allzu glaubhaft ausgefallen. Liebe kann manches heilen, aber sie hat ihre Grenzen. Deshalb kann ich nicht die volle Punktzahl vergeben. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2022

Heimvorteil

Heimvorteil
0

Mit der charmanten Reihe um Andrea Schnidt hat die Journalistin Susanne Fröhlich sich in die Herzen von Millionen Lesern geschrieben. Mit einem Lächeln auf den Lippen haben wir den turbulenten Weg der ...

Mit der charmanten Reihe um Andrea Schnidt hat die Journalistin Susanne Fröhlich sich in die Herzen von Millionen Lesern geschrieben. Mit einem Lächeln auf den Lippen haben wir den turbulenten Weg der Protagonistin von der Geburt ihres ersten Kindes über die Hochzeit bis hin zur Trennung von ihrem ersten Mann und dem neuen Glück im zweiten Anlauf verfolgt. In ihrem neuen Roman "Heimvorteil" stellt Susanne Fröhlich eine ältere Generation in den Mittelpunkt, die noch viel zu sagen hat - mit Herz, Humor und Heimvorteil:

Geht's eigentlich noch? Drei erwachsene Kinder wollen ihre verwitwete 68-jährige Mutter ganz charmant aus dem Eigenheim komplimentieren – weil sie das Haus lieber selbst nutzen möchten. Ob Mama nicht auch finde, dass so viel Platz für eine allein nur unnötig Arbeit macht? Mama findet, dass sie jetzt erst mal ganz in Ruhe durchs Land reist und sich die unterschiedlichsten Alterswohnsitze anschaut. Da tun sich nämlich ganz neue Welten auf. Unterwegs findet Mama neue Freunde, verliert ein bisschen ihr Herz und hat eine grandiose Idee, was sie mit ihrem »viel zu großen« Haus anfangen wi

Alle Bücher von Susanne Fröhlich haben einen hohen Wiederkennungswert in den Buchhandlungen, was an den ausgefallenen Cover liegt. Hier schauen wir direkt auf eine gepflegte Frauenhand mit rot lackierten Fingernägeln. Zeige- und Mittelfinger sind zu einem "V" gespreizt, und der über den Zeigefinger gestreifte Haustürschlüssel wippt munter vor sich hin. Auch der kurze, knackige Titel verkündet eine klare Botschaft. Keine Bange, Mama macht das schon!

Im Mittelpunkt dieses humorvollen Romans steht Jutta, eine verwitwete Frau von 68 Jahren, die seit dem Tod ihres Mannes Klaus allein im gemeinsamen Haus gelebt hat. Sie ist eine patente, zuverlässige Frau, die ihr ganzes Leben lang nicht an sich selbst gedacht, sondern stets ihre Familie priorisiert und ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigt hat. Auf der Suche nach einer Perspektive für das kommende Alter trifft sie viele verschiedene Menschen, die nicht immer auf ihrer Wellenlänge liegen. Ganz nebenbei, entdeckt sie sich selbst - und die Liebe neu.

Susanne Fröhlich erzählt eine schwungvolle Geschichte, die ernste Themen streift, mit normalen Menschen, wie aus dem echten Leben gegriffen. Sie trifft den Nerv der Zeit, wenn sie von alleinstehenden Rentnerinnen erzählt, die sich den Kopf über den kommenden Lebensabend zerbrechen. Ihre Lektüre macht Mut, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, die Gegenwart zu genießen und seine Zukunft aktiv zu gestalten, nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen. So soll es sein!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.01.2022

Hinter den Kulissen des Buckingham Palace

Die unhöfliche Tote
0

Mit ihrem Buch "Die unhöfliche Tote - Die Queen ermittelt" legt die britische Schriftstellerin S. J. Bennett bereits den zweiten Fall für ein ungewöhnliches Ermittler-Team vor, das dunkle Geheimnisse in ...

Mit ihrem Buch "Die unhöfliche Tote - Die Queen ermittelt" legt die britische Schriftstellerin S. J. Bennett bereits den zweiten Fall für ein ungewöhnliches Ermittler-Team vor, das dunkle Geheimnisse in Königlichen Residenzen aufklärt.

Queen Elisabeth ist wirklich not amused über den Ausgang des Brexit-Referendums. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen kann, sind weitere Sorgen – wie zum Beispiel das Fehlen eines ihrer Lieblingsgemälde oder eine Leiche, die am Pool von Buckingham Palace liegt … Die Tote war eine langjährige Haushälterin, und hartnäckige Gerüchte über deren Unbeliebtheit verlangen nach diskreten Nachforschungen. So lässt die Queen wieder einmal nur vordergründig die Polizei und ihre Offiziellen agieren, im Hintergrund aber setzt sie ihre kluge Assistentin Rozie und ihre eigenen grauen Zellen ein. Als sich herausstellt, dass im Hofstaat seit längerer Zeit Drohbriefe kursieren, nimmt der Fall eine bedenkliche Wendung. Und was geht eigentlich in den geheimen Tunneln unter Londons Königspalästen vor ...?

Das charmante Cover rekurriert auf die Tierliebe der Queen und zeigt eine alte Dame, korrekt gekleidet in einem blauen Kostüm und einem passenden Hut, die sich mit einem munteren Corgi beschäftigt, der vor ihr herumhüpft und eifrig Männchen macht. Für mich ist es ein optischer Hingucker, der einen hohen Wiedererkennungswert besitzt und sich harmonisch in die beliebte Reihe einfügt.

Das Setting ist gut gewählt. Nachdem wir im ersten Band Windsor Castle kennenlernen durften, begeben wir uns in diesem zweiten Band in den Buckingham Palace, die offizielle Residenz der britischen Monarchen.

Im Mittelpunkt des unterhaltsamen, spannenden Hörbuchs, das uns einen faszinierenden Einblick hinter die Kulissen gewährt, steht die liebenswürdige britische Königin Elizabeth II., welche sich - unterstützt von ihrer klugen Assistentin Rozie - auf die Suche nach dem Verbleib eines verschwundenen Gemäldes macht und dabei andere Geheimnisse aufdeckt, die zu einer mörderischen Kettenreaktion führen.

Alles in allem hat mir dieses unterhaltsame, spannende Hörbuch gut gefallen, das die berühmte britische Königin in den Fokus rückt und Fakten und Fiktion geschickt miteinander verbindet. Die Sprecherin Sandra Voss hat mich mit ihrer ausdrucksstarken, klaren Stimme durch die recht lange Lektüre getragen, allen fiktiven Protagonisten Leben eingehaucht und mein persönliches Kopfkino anspringen lassen. Nun freue ich mich auf weitere Fälle, welche die kleinen grauen Zellen von Queen Elizabeth II. auf Touren bringen...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.11.2021

Kaiserin wider Willen

Sisi - Kaiserin wider Willen
0

In ihrem historischen Roman "Kaiserin wider Willen" erzählt Allison Pataki von der österreichischen Kaiserin Sisi, die sie als Rebellin ihrer Zeit und große Liebende versteht. Er bildet bereits den 8. ...

In ihrem historischen Roman "Kaiserin wider Willen" erzählt Allison Pataki von der österreichischen Kaiserin Sisi, die sie als Rebellin ihrer Zeit und große Liebende versteht. Er bildet bereits den 8. Band aus der erfolgreichen Reihe "Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe".

Österreich, 1853: Ohne darauf vorbereitet zu sein, wird die junge bayerische Prinzessin Sisi Kaiserin am Hof der mächtigen Habsburger, dem Zentrum der politischen Intrige und feudalen Ränkespiele. Die Ehe mit Kaiser Franz Joseph wird aus Liebe geschlossen, und es gelingt der freien, naturverbundenen Frau, die Zuneigung ihres Volkes zu gewinnen. Doch schon bald muss Sisi sich fragen, wie sie die Rolle der Monarchin erfüllen kann, ohne sich selbst zu verlieren – und ohne die Liebe zu Franz Joseph aufs Spiel zu setzen. Eine epische Geschichte über Macht, Liebe und eine der spannendsten Epochen der Geschichte Europas.

Auf dem in Sepia-Tönen gehaltenen Cover sieht man eine hochgewachsene, gertenschlanke Frau in einem kostbaren Gewand an der Hofburg zu Wien vorbei flanieren. Ihr langes, dunkles Haar ist zu einer komplizierten Frisur geflochten. Es liegt auf der Hand, in ihr die österreichische Kaiserin Sisi zu vermuten.

Der aussagekräftige Titel ist eine klare Anlehnung an die berühmte wissenschaftlichen Biographie der deutsch-österreichischen Historikerin Brigitte Hamann, welche sich auf historische Quellen gestützt, den von erfolgreichen Filmen aus den 1950er Jahren geprägten süßlichen Mythos entzaubert und die österreichische Kaiserin als eine depressive, egozentrische, magersüchtige, narzisstische Frau gezeigt hat, die sich allen mit ihrer Stellung verbundenen Pflichten verweigerte, ihre eigene Sexualität unterdrückte und lange vor ihrem tragischen Tod an ihren psychischen und physischen Problemen zerbrochen war.

In ihrem historischen Roman konzentriert sich Allison Pataki auf den Zeitraum von 1853 bis 1867, welcher eine wichtige Phase im Leben von Elisabeth bildet. Das Geschehen setzt ein mit den Vorbereitungen zur feierlichen Krönung in Ungarn, welche von zahlreichen Rückblenden durchbrochen wird. Anschaulich schildert Allison Panaki Verlobung, Hochzeit und Geburt der Kinder bis hin zur Flucht in die Krankheit und (erzwungenen) Rückkehr nach Wien.

Leider erlaubt sie sich zu viele literarische Freiheiten. Wichtige Personen aus dem familiären Umfeld der Kaiserin (Schwiegervater und andere nahe Verwandte) werden einfach ausgeblendet, während fiktive Vertrauenspersonen (Kammerzofe) hinzugedichtet und der österreichischen Kaiserin eine (unbewiesene und unwahrscheinliche) sexuelle Beziehung zum charismatischen ungarischen Grafen Gyula Andrássy unterstellt werden.

Für mein persönliches Empfinden ist diese bunte Mischung aus Fakten und Fiktion nicht angemessen. Denn sie verzerrt das Bild der österreichischen Kaiserin, die es ihren Mitmenschen und sich selbst nicht leicht gemacht hat. Dieser historische Roman von Allison Pataki ist eine sehr freie Darstellung, die nicht allzu viel mit der Realität zu tun hat, was man sich stets vor Augen halten sollte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.10.2021

Jahre der Hoffnung

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
0

Nach wie vor gehören historische Romane zu meiner Lieblingslektüre. Dem zweiten Band der "Kinderklinik Weißensee"-Reihe habe ich geradezu entgegengefiebert. Das neue Buch von Antonia Blum spiegelt Krankheit ...

Nach wie vor gehören historische Romane zu meiner Lieblingslektüre. Dem zweiten Band der "Kinderklinik Weißensee"-Reihe habe ich geradezu entgegengefiebert. Das neue Buch von Antonia Blum spiegelt Krankheit und Hoffnung in der Weimarer Republik, wo die zwei Schwestern tagtäglich für ihre kleinen Schützlinge kämpfen.


Berlin 1918: Marlene Lindow ist glücklich, nach ihrem Medizin-Studium wieder in der Kinderklinik Weißensee arbeiten zu können. Die meisten Ärzte wurden in Lazarette befohlen, so dass sie die kleinen Patienten oft allein behandeln muss. Fortan kämpft sie nicht nur um ihren geliebten Maximilian, der völlig verändert aus dem Krieg heimkehrt, sondern auch gegen die Spanische Grippe, die sich rasant in Berlin ausbreitet. Als der Sohn ihrer Schwester Emma ebenfalls erkrankt, taucht der verschollene Kindsvater auf. Er bietet Emma eine neue Heimat fern des seuchengeplagten Berlins, wo ihr Sohn unbeschwert aufwachsen kann. Marlene kann sich allerdings ein Leben ohne Emma nicht vorstellen. Und auch die kranken Kinder in der Klinik brauchen die engagierte Kinderkrankenschwester. Wie wird sie sich entscheiden?

Das hübsche Cover zeigt ein kleines Mädchen, das auf ein inmitten einer ländlichen Idylle gelegenes großes Gebäude zu blicken scheint. Es trägt ein feines blaues Kleidchen, die langen dunklen Haare sind zu einem praktischen Pferdeschwanz gebunden, in der rechten Hand baumelt ein Teddybär. Könnte es sich um Frieda, eine kleine Patientin aus der Kinderklinik Weißensee, handeln?

Der Titel "Jahre der Hoffnung" ist eine Verheißung. Antonia Blum schenkt uns ein Wiedersehen mit den Schwestern Marlene und Emma Lindow, zwei lieb gewonnenen Protagonisten aus der Kinderklinik Weißensee. Als alleinerziehende Mutter hat Emma einen schweren Stand; sie erhält keine Alimente und ist auf einen regelmäßigen Verdienst angewiesen, um für den Unterhalt ihrer kleinen Familie zu sorgen. Nach wie vor liebt sie ihren Beruf, aber wie jede Kinderkrankenschwester muss sie sich mit den schwierigen Arbeitsbedingungen arrangieren. Für ihr einziges Kind hat sie kaum Zeit, und die Liebe hat sie aus ihrem Leben gestrichen.

Marlene hat ihr festes Ziel nicht aus den Augen verloren; nach dem Medizin-Studium darf sie ihre praktische Ausbildung in der Kinderklinik Weißensee absolvieren. Viele männliche Vorgesetzte stellen ihre hervorragende Qualifikation in Frage, hüllen sich in vielsagendes Schweigen oder lassen sie offen ihre Abneigung spüren. Auch dem weibliche Klinik-Personal fällt es schwer, sich auf einen weiblichen Arzt einzulassen. Marlene will ihre Kritiker durch Leistung überzeugen; sie reibt sich auf in dem Kampf gegen Vorurteile und Infektionskrankheiten. Auch ihre Beziehung zu Max wird durch den Ersten Weltkrieg auf eine harte Probe gestellt; es kommt zu einer schleichenden Entfremdung, weil er seine erlittenen Kriegstraumata nicht bewältigt hat.

Trotz aller Schwierigkeiten geben die zwei Schwestern nicht auf. Sie sind ehrliche, starke Persönlichkeiten, die sich als positive Identifikationsfiguren eignen. Ihren Beruf nehmen sie sehr ernst, sie empfinden ihn wie eine Berufung. Der Kampf gegen lebensbedrohende Krankheiten spielt eine gewichtige Rolle in diesem historischen Roman; man erfährt viel Wissenswertes über die medizinischen Fortschritte in dieser Epoche der Weltgeschichte.

Was für ein emotional berührendes, wunderschön geschriebenes Buch! Ich habe mit den zwei Schwestern mitgefiebert, gelacht und geweint. Marlene und Emma sind mir ans Herz gewachsen, und ich freue mich schon auf den dritten (und letzten) Band, der im kommenden Jahr erscheinen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere