Hinter den Türen eines Hotels
Emil Dreesen ist es Leid, einen Krieg zu führen, der schon längst verloren ist. Als Deserteur kehrt ein zurück an das heimische Rheinufer, um dort im familieneignen Hotel zukünftig die Geschicke zu lenken. ...
Emil Dreesen ist es Leid, einen Krieg zu führen, der schon längst verloren ist. Als Deserteur kehrt ein zurück an das heimische Rheinufer, um dort im familieneignen Hotel zukünftig die Geschicke zu lenken. Aber so lange seine bornierten Eltern noch an den alten Werten aus Kaiserzeiten festhalten, scheint es fast unmöglich, die neuen Ideen einzubringen. In Zimmermädchen Elsa findet Emil die große Liebe, aber auch hier muss er gegen Standesdünkel kämpfen...
"Das weiße Haus am Rhein" öffnet seine Türen und lässt die Leser:innen hinter die Kulissen des mondänen Hotels am Rhein blicken. Es klappert Geschirr, es klingen die Gläser und die Zimmermädchen huschen lautlos durch die Gänge, aber eines fehlt - die Seele im Hotel und in der Geschichte.
Helene Winter ermöglicht zwar ein Blick durchs Schlüsselloch und schreibt historische Ereignisse mit fiktiven Ideen zu einem Roman zum Film, aber so ganz kann der Funke nicht überspringen und die Leser:innen als Gast im Hotel willkommen heißen.
Die Handlungen folgen einem Stakkato, es geht alles irgendwie Schlag auf Schlag und und die zeitlichen Sprünge sind mitunter enorm, die hier von Kapitel zu Kapitel zu überwinden sind. Die Zusammenhänge sind zwar erkennbar, werden aber durch das unruhige Hin und Her gestört.
Emil und Elsa können mir ihrer heimlichen Liebe zwar die Herzen der Leser:innen erobern, aber irgendwie ist die Lovestory nicht neu und man hat das alles schon mal irgendwo gelesen. Auch sind manche Ereignisse recht vorhersehbar (gerade Ullas Schwangerschaft) und tragen nicht großartig zum Aufbau eines Spannungsbogens bei.
Dreesen senior nebst Frau merkt man deutlich die Borniertheit an und die stößt die Leser:innen ab, anstatt sie zu einem Teil der Familie zu machen. Einzig Großmutter Adelheid verfügt noch über ein gutes Herz, das sie mitunter gut verschlossen hält, aber doch nach und nach freilegt.
Der politische Wandel vom Kaiserreich zum Dritten Reich wird im gestreckten Galopp herbeigeführt und Hitler wird zum Dauergast im jüdischen Haus Dreesen.
Widersacher, braune Schergen und frivole Auftritte im Hotel sorgen für kleine Aufreger, können aber nicht das Ruder herumreißen und für Begeisterung sorgen.
Ich stelle es mir schwer vor, zu einem bereits abgedrehten Film das Buch zu verfassen, da hier die Figuren bereits feste Vorgaben haben und die Ideen einer vorgegebenen Spur folgen.
Vielleicht wäre es andersherum spannender gewesen, um die guten Ideen der Autorin mit den Vorstellungen der Filmemacher zu vereinen.
Mich hat der Einblick in das weiße Haus am Rhein leider nicht ganz so begeistern können, wie erhofft- schade.