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Veröffentlicht am 24.11.2021

Abgründe in Horstmar

Die Kommissarin und der Metzger - Auf Messers Schneide
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Als im münsterländischen Kleinstädtchen Horstmar eine Leiche auftaucht – zerstückelt und den Schweinen zum Fraß vorgeworfen – liegt es nahe, dass die Münster Dienstelle Kommissarin Tanja Herholte in ihren ...

Als im münsterländischen Kleinstädtchen Horstmar eine Leiche auftaucht – zerstückelt und den Schweinen zum Fraß vorgeworfen – liegt es nahe, dass die Münster Dienstelle Kommissarin Tanja Herholte in ihren Heimatort zur Ermittlung schickt. Tanja lebt mit Bruder Rudi und der Mutter auf einem Hof. Sie züchten im Nebenerwerb die berühmten Wagyu-Rinder und Rudi arbeitet als Schlachter, während die Mutter ein Auge auf den Hofladen hat. Die reinste Idylle also, wenn es keine Leiche gäbe und gleichzeitig der Tierarzt vermisst würde.

Weil Tanja nicht allzu viel Vertrauen in den jungen Gerichtsmediziner setzt - er selbst in sich übrigens auch nicht - steht der mit Zerlegung versierte Schlachter Rudi der Pathologie gern zur Seite, was natürlich der Chef auf keinen Fall erfahren darf.

Ein regionaler Landkrimi wie aus dem Bilderbuch. Sehr genretypisch erzählt, mit vielen skurrilen Figuren und Szenen, die den Humor nicht zu kurz kommen lassen. Aber auch einem spannenden und durchaus realistischem Fall, bei dem es Spaß macht mitzuraten.

Tanja und Rudi sind ein witziges Ermittlerpaar, Tanja ist taff und geerdet, ihr kann man so schnell nichts vormachen. Rudi darf dafür in einigen besonders witzigen Szenen glänzen.

Eine gelungene Mischung, die mir viel Spaß gemacht hat.

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Aufregendes Abenteuer

Mission Kolomoro oder: Opa in der Plastiktüte
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Ein langweiliger Ferientag, Katja, Zeck, Fridi, Mustafa, Polina und Jennifer treffen sich ganz zufällig. Sie sind noch keine Freunde, kennen sich eher vom Sehen und aus der Schule. Jenni möchte unbedingt ...

Ein langweiliger Ferientag, Katja, Zeck, Fridi, Mustafa, Polina und Jennifer treffen sich ganz zufällig. Sie sind noch keine Freunde, kennen sich eher vom Sehen und aus der Schule. Jenni möchte unbedingt den letzten Wunsch des Opas erfüllen und seine Asche in seiner Parzelle im Schrebergarten verstreuen. Die Kinder machen das zu ihrer Mission und erleben einen Tag voller Abenteuer, neuer Erkenntnisse und Freundschaft.

Die Kinder sind ganz unterschiedlich, Polina und Fridi sind überaus behütet aufgewachsen, Jenni ist viel allein, weil die Mutter lange in Schicht arbeiten muss, Mustafa hat sein Weltbild aus einer TV-Thriller-Serie, Katja lebt mit ihren beiden Vätern und fühlt sich manchmal ungerecht behandelt, dann muss sie sich mit ihren Stiften Luft machen. Keine Wand, kein Pflasterstein bleibt verschont, wenn sie ihre Ratten zeichnet, die in der Geschichte noch eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Und dann ist ja noch Zeck, ziemlich abgeklärt und vernünftig für sein Alter, genau was die Kinder nun brauchen.

Eine abenteuerliche Geschichte um Freundschaft und Zusammenhalt. Die Autorin lässt ihre kindlichen Figuren aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zusammenkommen. Sie transportiert damit Diversität und eine bunte Gesellschaft. Im Lauf des abenteuerlichen Tages treffen die Kinder auf Armut und auf Obdachlosigkeit, sie lernen Leute in einer Suppenküche kennen und versuchen sich mit Containern. Immer ist es Zeck, der ihnen den Hintergrund erklärt und Gemeinschaft und Zusammenhalt vorlebt. Es kommen alle Probleme unserer Zeit zur Sprache und werden im kindlichen Kosmos eingebunden.

Aber neben diesem pädagogischen Aspekt kommt Abenteuer und Spannung auch nicht zu kurz. Und wenn am Ende des Tages die Mission Kolomoro abgeschlossen ist, sind neue Freundschaften entstanden.

Die witzigen Zeichnungen von Barbara Jung runden dieses Kinderbuch gelungen ab.

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Commissario Tasso im Schnee

Commissario Tasso auf dünnem Eis
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Commissario Tasso – wie so viele Beamte – aus dem Süden Italiens nach Südtirol versetzt, hat sich mit dem Winter in den Bergen nie so recht anfreunden können. Ansonsten hat er sich arrangiert und auch ...

Commissario Tasso – wie so viele Beamte – aus dem Süden Italiens nach Südtirol versetzt, hat sich mit dem Winter in den Bergen nie so recht anfreunden können. Ansonsten hat er sich arrangiert und auch Verständnis für das immer spürbare Unbehagen der deutschsprachigen Südtiroler im Umgang mit den italienischsprachigen Behörden.

Im Grandhotel Bellevue in Meran wird die Leiche eines Kunstmalers gefunden, ein Mord im beschaulichen Städtchen. Ausgerechnet jetzt bekommt Tasso noch eine „Praktikantin“ aufgedrückt. Die Tochter des Bozener Bürgermeisters will vor ihrem Studium noch hospitieren. Eine Frau bei der Polizei? Das ist für Tasso kaum vorstellbar, da soll das Fräulein doch besser Kaffee kochen. Aber Mara Oberhöller hat da andere Vorstellungen und versucht sich durchsetzen.

Die Spuren führen von Meran bis nach Cortina d’Ampezzo und Tasso und Oberhöller scheuen keine Strapazen um das Verbrechen aufzuklären.

Schon das Titelbild verweist auf die 60ger Jahre, in der dieser Kriminalroman spielt. Als man noch in plustrigen Anoraks auf Holzski ins Tal fuhr und Aprés Ski ein Gugelhupf im gemütlichen Berghof war. Das ist schon nostalgisch. Die Autorin hat diese Zeit auch sehr gut als Hintergrund für die Stimmung in Südtirol eingebaut. Damals waren die Spannungen zwischen den beiden Volksgruppen hoch, es gab Anschläge und Misstrauen. Das macht sich in der Zusammenarbeit zwischen Mara und Tasso bemerkbar und vor allem auch Tassos Frauenbild, das mir auch schon für die 60ger Jahre etwas antiquiert schien, gibt Reibungspunkte. Aber er ist ja lernfähig.

Die Autorin schreibt einen leichten, unterhaltsamen Stil und nutzt auch die zeitgeschichtliche Zusammenhänge für ihren Spannungsbogen. Die Figuren sind sehr sympathisch beschrieben und wirken sehr realistisch. Trotz des italienischen Klangs steckt eine deutsche Autorin hinter dem Pseudonym, ihr Interesse an Land, Leuten und ihrer Geschichte sind immer spürbar.

Ein amüsanter Krimi, der mir sehr gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Die Stille der Berge

Das Glück des Wolfes
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In seinem neuen Roman „Das Glück des Wolfes“ ist die grandiose Bergwelt des Aostatals Hintergrund und Hauptsache zugleich.

Fausto und Silvias Wege kreuzen sich in dem kleinen Bergdorf Fontana Fredda in ...

In seinem neuen Roman „Das Glück des Wolfes“ ist die grandiose Bergwelt des Aostatals Hintergrund und Hauptsache zugleich.

Fausto und Silvias Wege kreuzen sich in dem kleinen Bergdorf Fontana Fredda in der winterlichen Skisaison. Beide sind Suchende, die sich neu orientieren wollen. Fausta langjährige Beziehung scheiterte, die Wohnung in Mailand steht zum Verkauf und die Sehnsucht nach Stille hat ihn in seine geliebte Bergwelt getrieben. Silvia scheint familiäre Probleme zu haben, aber das wird eigentlich nie richtig thematisiert und treibt noch ein wenig ziellos in die Zukunft. Auch sie liebt die Herausforderung der alpinen Welt.

Wie immer hat mich die poetische Sprache und wunderbare Beschreibung einer grandiosen Bergwelt begeistert. Vor dieser Kulisse scheinen die Menschen mit ihren Nöten fast unscheinbar. Trotzdem hätte ich gern mehr über die Schicksale der Protagonisten erfahren. Es gibt durchaus interessante Persönlichkeiten in diesem Buch, die es wert gewesen wären, sie ein wenig in den Vordergrund zu stellen. Zum Beispiel der knorrig-knurrige Pistenraupenfahrer Santorso und die Wirtin Babette, in deren Lokal Fausto und Silvia als Saisonkräfte arbeiten. Doch menschliche Schicksale streift Cognetti nur oder lässt allenfalls zwischen den Zeilen etwas aus ihrem Leben durchschimmern.

Aber der Stil des Autors, voller Poesie und Sprachmelodie hat mich wieder sehr begeistert. Wenn er einen Gipfelanstieg beschreibt, war ich gedanklich mit auf dem Weg. Habe die Luft, die Kälte, das Eis gespürt und wunderbare Bilder im Kopf. Dabei gibt es nicht einen Hauch von Kitsch oder Naturüberhöhung. Er verschweigt nicht die Gefahren des Tourismus auf die fragile Landschaft oder die harten Lebens-und Arbeitsbedingungen der Bewohner.

Hätte Cognetti seinen Protagonisten ein wenig mehr Raum gegeben, hätte ich den kurzen Roman noch intensiver gefunden.

Die Covergestaltung finde ich sehr gelungen.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Ein königliches Rätsel

Die unhöfliche Tote
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Als gäbe es nicht schon genug Ärger mit dem Brexit, wird im Schwimmbad des Buckingham Palace eine tote Frau gefunden. Es ist die langjährige Haushälterin, die wohl beim Aufräumen einen Unfall hatte. Außerdem ...

Als gäbe es nicht schon genug Ärger mit dem Brexit, wird im Schwimmbad des Buckingham Palace eine tote Frau gefunden. Es ist die langjährige Haushälterin, die wohl beim Aufräumen einen Unfall hatte. Außerdem nerven die öffentlichen Auftritte, besonders als die Queen bei einer Ausstellung ein kleines Bild entdeckt, dass unzweifelhaft ihr gehört. Es ist kein wertvolles, ja noch nicht mal gelungenes Gemälde der HMS Britannia, aber Elizabeth verbindet damit die Erinnerung an ihre geliebte Yacht.

Wie schon im ersten Band, steht die stellvertretende Privatsekretärin Rozie für die Aktionen, während die Queen im Hintergrund ihre Fäden zieht.

Ich mag die entspannten Krimis um Queen Elizabeth die J.S. Bennett mit liebenswertem Stil in Szene setzt. Ein klein wenig Spott darf dabei nicht fehlen, Höflinge, Premierministerinnen mit Vorliebe für Schuhe im Leopardenlook, aber auch Prince Charles und Philipp sind dabei nicht ausgenommen. Aber das serviert die Autorin mit Respekt und spürbarer Sympathie für ihre Figuren.

Der Krimi ist natürlich schon sehr cosy, auch wenn sich noch eine zweite Leiche einstellt, so bleibt die Spannung eher verhalten. Ich habe das Buch eh weniger für die Krimispannung, sondern mehr als skurrilen Blick hinter die Fassaden eines Königshauses gelesen. Wenn die Queen über die Fledermäuse in ihrem Palast seufzt, Charles aber ihre Ausscheidungen als hervorragenden Dünger lobt oder als die Queen trotz morscher Knie in einen riesigen Kleiderschrank klettert, als kleine Erinnerung an die Spiele mit Margaret und dabei ein interessantes Gespräch belauscht, habe ich mich amüsiert.

Das gelungene Titelbild ist ein richtiger Hingucker!

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