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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2022

Held wider Willen

Tell
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Eigentlich sind es nur wenige Tage, die Joachim B. Schmidt in seinem Buch erzählt, aber sozusagen nebenher wird über eine jahrelange Vorgeschichte berichtet und was in den Jahren danach passierte. Der ...

Eigentlich sind es nur wenige Tage, die Joachim B. Schmidt in seinem Buch erzählt, aber sozusagen nebenher wird über eine jahrelange Vorgeschichte berichtet und was in den Jahren danach passierte. Der Kern des Buches ist die eigentliche Tell-Geschichte, die wir während der Schulzeit aus einem Reclam-Heftchen kennengelernt haben. Auch bei Schmidt finden wir den Hut auf der Stange und den Apfelschuss. Aber die Charaktere sind anders, ich möchte sagen realistischer, gezeichnet. Gessler ist nicht der unbarmherzige Landvogt, als den ich ihn in Erinnerung hatte. Tell ist ein mürrischer und verschlossener aber jähzorniger Mann, der sich eigentlich nur um seinen Hof und seine Familie kümmern will. Die Situation eskaliert, als Tell zusammen mit seinen beiden Söhnen eine Kuh in der nächsten Stadt verkaufen will, um mit dem Erlös die Familie über den Winter zu bekommen.

Schmidt erzählt in seinem bekannten Stil mit knappen einfachen Sätzen, den wir schon von "Kalmann" kennen. Das heißt, eigentlich lässt Schmidt seine Figuren erzählen. Das ganze Buch ist in viele kurze Abschnitte aufgeteilt von zum Teil nur einer knappen Seite Länge. In jedem dieser Abschnitte erfahren wir den Fortgang aus der Sicht einer bestimmten Person, deren Name jeweils drüber vermerkt ist. Dabei wird manchmal dieselbe Situation von verschieden Seiten beleuchtet oder die Geschichte wird einfach aus anderer Sicht fortgesetzt.

Schmidt rüttelt an der schweizerischen Tell Sage. Bei ihm wird daraus ein Antiheld, ein Held wider Willen. Für mich war dies Buch ein ein-Tag-Buch. Ich habe es an einem Tag gelesen, weil es mich einfach gefesselt hat. Also von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Ungewohnt

Eifersucht
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"Sieben Storys, ein Motiv", diesen Hinweis im Klappentext hatte ich übersehen. Dementsprechend war ich etwas überrascht, als nach Seite 33 eine andere Geschichte begann. Deshalb will ich hier nichts Konkretes ...

"Sieben Storys, ein Motiv", diesen Hinweis im Klappentext hatte ich übersehen. Dementsprechend war ich etwas überrascht, als nach Seite 33 eine andere Geschichte begann. Deshalb will ich hier nichts Konkretes zum Inhalt des Buches schreiben. Nur soviel: Es sind sieben unterschiedlich lange Stories zum Generalthema Eifersucht.

Jo Nesbo schreibt wie immer gut und flüssig lesbar. Seine Geschichten sind übersichtlich, was die Örtlichkeiten und was die Anzahl der handelnden Personen angeht. Dennoch war ich etwas enttäuscht. Kurzgeschichten sind nicht das, womit ich den Namen Nesbo verbinde. Damit verbinde ich logisch durchkonstruierte Krimis mit entsprechendem Spannungsbogen. Die Spannung kommt bei diesen Geschichten recht kurz. Es geht mehr um die Gedankenwelt der verschiedenen Personen. Es geht darum, was Eifersucht bei Menschen bewirken kann, wie ihre Handlungsweise durch Eifersucht bestimmt wird.

Man sollte also nicht einen Kriminalroman erwarten, denn dann ist das Buch zumindest ungewohnt. Ansonsten nette Geschichten für zwischendurch zu lesen.

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Veröffentlicht am 13.05.2019

Viel Krimi mit Spannung

10 Stunden tot
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Viel zu lesen, viel zu merken, viele Personen und viele Handlungsstränge, das ist hier, gleich zu Beginn, die Zusammenfassung.

Fabian Risk ermittelt mit seinen Kollegen und Kolleginnen in einem sehr ...

Viel zu lesen, viel zu merken, viele Personen und viele Handlungsstränge, das ist hier, gleich zu Beginn, die Zusammenfassung.

Fabian Risk ermittelt mit seinen Kollegen und Kolleginnen in einem sehr außergewöhnlichen Fall. Das Außergewöhnliche ist, dass der Mörder seine Morde mit Hilfe verschiedener Würfel plant, nach deren Würfelergebnis er sich bei seinen Morden richtet. Das weiß aber nur der Leser und ist damit gewissermaßen gegenüber Risk im Vorteil. Für Risk und seine Kollegen/innen ergibt sich kein System oder auch nur der Schimmer eines Motivs.

Viele verschiedene Handlungsstränge, viele Namen stellen hohe Ansprüche an den Leser. Da sind zum Beispiel private Schwierigkeiten bei Risk und seiner Familie oder die Bedrohung einer Kollegin durch eine Nazi-Gruppe. Da ist der Tod eines Kollegen unter rätselhaften Umständen, der Verdacht gegen einen anderen Kollegen und ... Also, wie gesagt, viele Personen und viele Handlungsstränge, eigentlich Fehler, wie man sie bei Anfängern findet. Dass Anhem kein Anfänger ist, merkt man daran, dass man dennoch die Übersicht behält. Anhem hat einen spannenden Krimi geschrieben.

Veröffentlicht am 02.08.2024

Viele Probleme

Sobald wir angekommen sind
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Ben Oppenheim hat viele Probleme. Angst vor einem drohenden Atomkrieg nach Beginn des Krieges in der Ukraine. Seine Trennung von seiner Frau Marina. Sorge um seine beiden Kinder, die er abwechselnd mit ...

Ben Oppenheim hat viele Probleme. Angst vor einem drohenden Atomkrieg nach Beginn des Krieges in der Ukraine. Seine Trennung von seiner Frau Marina. Sorge um seine beiden Kinder, die er abwechselnd mit Marina betreut. Sorge um seine Geliebte Julia. Fehlende Aufträge für Drehbücher.

Aus Angst vor einem Atomkrieg flieht er mit seiner Frau und den Kindern nach Brasilien. Er folgt da seinem Vorbild Stefan Zweig. Wird die Familie in Brasilien wieder zusammen finden?

Micha Lewinsky schreibt auf eine zurückhaltend humorvolle Art. Die Probleme Bens, mit denen Lewinsky uns konfrontiert, werden sehr skurril dargestellt. Die Situationen und Personen, mit denen sich Ben in Brasilien konfrontiert sieht, sind merkwürdig und oft überzeichnet.

Für den Leser und die Leserin sind die Situationen erheiternd. Ein Buch zur angenehmen und lustigen Lektüre.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Bewährte Methode

Letzte Lügen
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Eine Art Kammertheater erwartet uns in dem Roman. Ähnlich wie bei einem Krimidinner sind die möglichen Täter überschaubar. Es geht darum, aus bestimmten Andeutungen die Lösung herauszufinden. Diese Lösung ...

Eine Art Kammertheater erwartet uns in dem Roman. Ähnlich wie bei einem Krimidinner sind die möglichen Täter überschaubar. Es geht darum, aus bestimmten Andeutungen die Lösung herauszufinden. Diese Lösung ist am Ende recht überraschend. Aber zunächst zum Inhalt: In einem abgelegenen Camp geschieht ein Mord. Durch Unwetter bedingt ist das Camp von der Umwelt abgeschnitten. Der Täter muss also eine der anwesenden Personen sein. Rein zufällig haben sich Special Agent Will Trent und Gerichtsmedizinerin Sara Linton in dem Camp einquartiert, um ihre Flitterwochen dort zu verbringen. Das wird dann natürlich nichts mit den Flitterwochen.

Immer wieder führt uns Karin Slaughter in die Irre und präsentiert uns neue geheimnisvolle Überraschungen. Die Lösung am Ende war für mich unerwartet. Wahrscheinlich hatte ich die entsprechenden Hinweise überlesen. Das war auch meiner Meinung nach das Problem. Ich war immer mal wieder versucht, etwas diagonal zu lesen. Eine etwas stringentere Schreibweise hätte dem Roman gut getan.

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