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Veröffentlicht am 16.05.2017

Spurensuche nach den Wurzeln

Marschmusik
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Erinnerungen an eine Kindheit und Jugendzeit. An eine Zeit, in der die Familie noch intakt war, der Vater am Leben und die Mutter noch nicht dement. Erinnerungen an eine Zeit mit großen Träumen und hohen ...

Erinnerungen an eine Kindheit und Jugendzeit. An eine Zeit, in der die Familie noch intakt war, der Vater am Leben und die Mutter noch nicht dement. Erinnerungen an eine Zeit mit großen Träumen und hohen Zielen. Als der Wunsch einst ein berühmter Posaunist zu werden noch den Alltag bestimmte und die Marschmusik im Musikzug nur der Anfang sein sollte. Erinnerungen an eine Zeit, als viele Menschen im Ruhrpott noch im Kohletagebau arbeiteten, bevor nach und nach die Zechen schlossen. Spurensuche in der Heimat, Spurensuche nach den Geschichten aus der Vergangenheit - bevor es zu spät ist.


„Du fährst in die Welt und weißt Bescheid, sagte Hartmann, schade nur, dass du nicht weißt, wie man die eigene Haustür aufschließt.“ (Zitat S. 27).

Der (namenlose) Protagonist fühlt sich wohlsituiert, glücklich, er hat alles was man zum täglichen Leben braucht. Doch er scheint zu "schweben", im fehlt die Bodenhaftung. Die Familie in der er groß wurde, hat sich "auserzählt" - glaubt er. Doch dann kommt Hans Hartmann, ein früherer Freund und Kollege seines Vaters und überzeugt ihn nachzuforschen, zu hinterfragen, sich Bilder anzuschauen und Geschichten zu hören.

Der Ich-Erzähler berichtet, erzählt. Man fühlt sich als Leser wie, als würde man ein persönliches Tagebuch lesen, in dem Protagonist festgehalten hat, wie alles begann, wie es dazu kam und was geschah und warum, nachdem er sich entschlossen hatte seine eigenen Wurzeln zu suchen.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, „Unter Tage“, „Im Schacht“ und „Über Tage“.

Während sich der erste Teil vor allem in der Jetzt-Zeit abspielt, in der der Protagonist, der anders als seine seine Brüder vor der Heimat und dem Rest der Familie geflohen ist, erzählt, wie er sich aufrafft um für einige Tage die Mutter zu besuchen. Dabei zählt er die Tage, die Stunden bis er wieder entfliehen kann. Es geht um die Jugendzeit der Eltern, der Kohletagebau, aber auch um die eigenen Träume.

Im zweiten Teil geht es um den Besuch unter Tage, das Kennenlernen des Schachts, wie war es, was bleibt ? Eine Ära, die in Deutschland zu Ende geht.

Im dritten Teil erzählt der Autor linearer, hier geht es vor allem um die Kindheit und Jugendzeit, beginnt mit der Geburt des Protagonisten und endet aber auch wieder in der Jetzt-Zeit.Manches wiederholt sich in diesem Abschnitt, gerade eine Szene kurz vor der Geburt des Erzählers scheint mir vollständig gedoppelt.

„Was meinst du, sage ich, wird in einigen Jahren noch sein ? Wenn es das Haus nicht mehr gibt ? Was bleibt uns dann noch ? Wenn alles weg ist außer den Fotos und außer den Geschichten ?“ (Zitat S. 272). Fragen, die sich viele stellen. Ein Lauf der Zeit, der nicht aufzuhalten ist. Der Protagonist ist auf die Suche gegangen, bevor es zu spät war.

Jeder Teil hat seinen eigenen Klang, seinen eigenen Rhytmus. Zusammen bilden sie die Geschichte , sie passen zueinander. Einmal eingelesen passt auch die Erzählweise. Man muss sich einlesen auf den Fließtext, in dem wörtliche Rede nicht in Anführungszeichen gesetzt wurde, indem - gerade im ersten Abschnitt - die Zeiten zwischen Jetzt-Zeit und Vergangenheit häufig und nur durch einen kurzen Absatz getrennt, wechseln. Aber dran bleiben an der Geschichte lohnt sich.

Es ist Roman, der sich viel mit Vergangenheit beschäftigt, mit Wurzeln, eine Zeitreise zurück in die 80er und 90er Jahre. Der Protagonist ist im Roman 1982 geboren worden, genauso wie der Autor, der in einem Interview mit der WAZ sagt: „Das Buch hat schon sehr viel mit mir zu tun. Zugleich ist es aber auch ein wunderbares Spiel. An den entscheidenden Stellen ist es ein Roman.“ (WAZ, 08.03.2017).

Fazit:

Ein Roman der leisen, doch tiefen Töne. Ein Buch, bei dem man sich selbst erinnert. Eine Geschichte, die in vielen Bereichen doch fast jeden von uns beschäftigt. Heimat. Familie. Vergangenheit und das was bleibt.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Spannend !

Im Aufstand
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"Im Aufstand", der Titel verrät schon etwas um was es geht - und hat im Roman auch gleich doppelte Bedeutung.
Einmal betrifft es Franzi, Komtess von Wedell, die 19jährige begehrt gegen die strenge, christliche ...

"Im Aufstand", der Titel verrät schon etwas um was es geht - und hat im Roman auch gleich doppelte Bedeutung.
Einmal betrifft es Franzi, Komtess von Wedell, die 19jährige begehrt gegen die strenge, christliche Erziehung ihres Vaters auf und gegen die Beschränkungen im Mädchenpensionat. Ihre Freundin Julie von Götzen ergeht es ähnlich, allerdings ist sie Waise, bei ihr es es neben dem Pensionat die eiskalte Großmutter, der sie schon immer entrinnen wollte.
So schmieden die beiden einen waghalsigen Plan, lassen sich vom Pensionat rauswerfen und machen sich auf nach Deutsch-Ostafrika. Sie wollen zu Julies Onkel Graf von Götzen, der in Daressalam Gouverneuer ist. Schon auf dem Hinweg gibt es so manches Schlamassel, in das sie hinein geraten und endlich angekommen geraten sie in den Maji-Maji-Aufstand.

Der vorliegende Band ist der vierte Teil der "Hochwald-Saga", doch er ist in sich abgeschlossen und kann - wie von mir - ohne Vorkenntnisse der ersten Bände gelesen werden.
Die Hochwald Saga erzählt die Geschichte einer schlesischen Familie über mehrere Generationen hinweg von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ca. 1920. Teil V und VI sind noch nicht erschienen.

Dem Autor Michael Meinert ist es wichtig, dass nicht nur Spannung, sondern auch der christliche Glaube eine wichtige Rolle in seinen Romanen spielt. Dazu gehört auch, dass einige Glaubensthemen im Buch von den Protagonisten diskutiert werden und ein roter Faden sich durch das ganze Buch zieht, bei dem es um den Weg zum Glauben geht. Hier ist es im Generationenkonflikt die Tochter, die - im Gegensatz zu Vater, Großmutter und Bruder - Gott und den Glauben ablehnt. Und je mehr der Vater versucht sie mit Strenge zu überzeugen, desto stärker wird ihr Widerstand. Und je mehr Franzi vehement den Glauben dem Rücken kehrt, desto größer wird die Gefahr, in die sie sich begibt.

Das Buch konnte mich mit seiner Mixtur aus Spannungs- und Historienroman und christlicher Botschaft überzeugen. Den geschilderten Maji-Maji-Aufstand in Deutsch-Ostafrika hat es wirklich gegeben und viele Begebenheiten, Persönlichkeiten etc. von damals tauchen im Roman auf. Auch die Kämpfe, die im Roman geschildert werden, haben statt gefunden.
Die Spannungskurve fängt schon nach ein paar Kapiteln an und steigert sich unaufhörlich. Gegen Ende gibt es einen packenden und mitreissenden Show-Down, bei dem alle Register der Erzählkunst gezogen werden.
Herausheben möchte dabei ich den füssigen Romanstil, der abwechslungsreich ist und mich mit den vielen interessanten und gut beschriebenen Dialogen sehr gut unterhalten hat.

Gelungen ist dem Autor vor allem die Entwicklung der Hauptpersonen realistisch darzustellen. Die rebellischen Mädchen Franzi und Julie, der belehrende Vater und auch Graf Moritz von Schenk, der in Franzi verliebt ist, sie alle gehen eine schweren Weg. Diesen Weg so darzustellen, dass er nicht übertrieben, nicht unglaubwürdig beim Leser ankommt, das ist eine Kunst, die dem Autor gelungen ist.

Die Geschichte wird auf über 634 Seiten erzählt, die sich schnell lesen lassen. Viele Details runden den Roman ab. So gibt es ein ausführliches Vorwort, welches einem schon Lust auf das Buch macht, viele Extras, wie eine Karte, eine Tabelle mit Mannschaftsrängen, eine Übersetzung der verwendeten Suahei-Worte und ein Nachwort, bei dem der Autor unter anderem auch die historischen Tatsachen erklärt und aufklärt, was dichterische Freiheit war.

Mir hat das Buch einige vergnügliche und spannende Lesestunden beschert und ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Hochwald-Saga (und auf die ersten Bände).

Veröffentlicht am 01.05.2017

Was war und was es ist

was es ist
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Viola ist über 30, alleinstehend, erfolgreich im Beruf und....ja, und anfangs wirkt sie farblos. Doch es gibt vieles, was man über sie schreiben kann.
Sie ist einsam, in ihrer steril wirkenden Wohnung, ...

Viola ist über 30, alleinstehend, erfolgreich im Beruf und....ja, und anfangs wirkt sie farblos. Doch es gibt vieles, was man über sie schreiben kann.
Sie ist einsam, in ihrer steril wirkenden Wohnung, belastet mit ihren Erinnerungen an eine nicht so schöne Kind- und Jugendzeit. In der Wärme, Liebe und Geborgenheit fehlte. Trotz allelm gebunden an ihre Eltern, die inzwischen alt und von Krankheit getroffen sind. Und da ist auch noch eine alte Liebe, Yannik, für den sie es nicht gewagt hat mutig genug zu sein um über ihren Schatten zu springen.

Auf diese Erzählung muss man sich einlassen. Muss auch die kleinen Hinweise in diesem knappen und doch eingängigen Stil bemerken.
Es wird nicht linear erzählt, Erinnerungseinschübe bringen erst nach und nach mehr ans Licht.
Meines Erachtens hat es die Autorin geschafft, mit ihrer ausdrucksstarken Erzählweise, die anfangs sehr kühl und vielleicht spröde klingt, sehr gefühlsstark die Kälte, die Einsamkeit, die anfängliche Leere der Protagonistin wiederzugeben.

Es ist eine Geschichte, die auch beim Leser Fantasie, Verstehen, Emphatie und vor allem Verständnis erfordert. Erst im Laufe der Geschichte merkt man, wie viel mehr in der Vergangenheit liegt, die die Zukunft behindert.
Die Protagonistin Viola muss sich erst von ihrer Vergangenheit lösen um nach vorne schauen zu können. Doch im Buch ist sie erst auf der Suche nach Antworten nachdem sie die Nachricht einer lebensbedrohliche Erkrankung ihrer Mutter erhält. Es beginnt das erste Aufbrechen alter Strukturen. Eine Verschiebung der Abhänigkeiten, die manche Antworten liefert oder andere Prozesse in Gang setzt.

Es ist die Frage nach dem "was war" und dem "was es ist". Dabei bewirkt der Titel des Buches schon ein Nachsinnen. Ist es eine Frage, eine Aussage, betrifft es die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft ? Ein Interpretationsspielraum für den Leser. Den es auch bei manchen anderen Szenen im Buch zu geben scheint, aber dennoch bin ich der Überzeugung, die kleinen Hinweise der Autorin lassen sich entdecken und auslegen.

Es ist keine heitere Geschichte, aber eine, die sicher nicht abwegig, sondern im Gegenteil, in unserer heutigen Gesellschaft viel öfters vorkommt als man meint.
Viola ist ein Spiegelbild manch einer einsamen Frau, mit einer nicht glücklichen Kindheit, die Bindungsängste hat, die sich in Erfolg flüchtet. Viola muss sich ihrer Vergangenheit stellen, ihren Eltern, ihren Beziehungen innerhalb dieser Familie und deren Auswirkungen auf ihre eigene Zukunft.
Nichts scheint einfach schwarz oder weiß, vieles, dass der Leser selbst bewerten muss. Manches wirkt nebulös, aber dass ist es gerade, was mir so gefallen hat. Man bekommt manches "vorgesetzt", manches muss man sich selbst erarbeiten, selbst bewerten.

Julia Willlmann hat mich mit diesem Buch gefesselt. Der ausdrucksstarke, niveauvolle Stil und die knappe und doch so aussgekräftige Erzählweise hat mich überzeugen können, hat mich berührt und mir Stoff zum Nachdenken beim Lesen gegeben. Mir gefällt es, wenn man beim Lesen auch selber Mit- und Weiterdenken muss, so wie hier !

Veröffentlicht am 30.04.2017

Kurze Geschichten, die Mut machen und den Glauben bestärken

Hey Gott, du bist echt spitze!
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Das Buch beinhaltet 77 kurze Geschichten, die sich wunderbar zum Vorlesen eignen. Nach jeder Geschichte zitiert die Autorin einen passenden Bibelspruch und eine anregende Frage, die zum gemeinsamen Gespräch ...

Das Buch beinhaltet 77 kurze Geschichten, die sich wunderbar zum Vorlesen eignen. Nach jeder Geschichte zitiert die Autorin einen passenden Bibelspruch und eine anregende Frage, die zum gemeinsamen Gespräch zwischen Vorleser und Zuhörer einläd.

Das Buch eignet sich zum Gute-Nacht-Geschichten vorlesen für Kinder ab ca. 6 Jahren, aber auch für den Kindergottesdienst, Religionsunterricht oder andere Gruppenstunden.

Verschiedene Kinder stehen in den Erzählungen im Vordergrund.
1. Teil Marilena und Ivan
Hier geht es um Pferde und andere Tiere, um Mathearbeiten, um die Angst vor einer Spritze, um Besuche im Krankenhaus und im Planetarium, aber auch um Mobbing und andere Sorgen und Probleme.
2. Teil Elias
Elias ist umgezogen, eine neue Umgebung, neue Freunde, die gefunden werden wollen.
3. Teil Leon und Hannah
Hier geht es um ein abenteuerlichen Ausflug, Lügen, aber auch um eine herausfordernde Krankheit, denn Leons Nieren versagen und er muss dauerhaft an die Dialyse.
4. Teil Josephine
Ihr Bruder kommt krank zur Welt und Josephine fühlt sich einsam und traurig. Aber auch in ihrer Schule und mit ihrer Freundin kommt es zu Problemen.

Kindgerecht werden die Geschichten erzählt. Schön ist, dass wir nicht nur eine Episode von einem Kind haben, sondern viele zusammenhängende. So erleben wir, dass es bei jedem Kind schöne und nicht so schöne Tage und Erlebnisse gibt. Aber auch, dass es Hoffnung und Bestärkung gibt.

Die Geschichten machen Mut und bieten Lösungen oder Erklärungen. Wichtig, finde ich, denn auch die, die zuhören, können davon profitieren, es vielleicht auf ihre Sorgen anwenden oder erfahren, dass auch andere Kinder Sorgen haben. Vor allem zeigt es, dass man niemals alleine dasteht, dass man sich an Gott wenden kann.
Die Autorin arbeitet die Hoffnung und den Trost, den uns Gott und der christliche Glaube gibt, in jede Geschichte mit ein. Sie stärkt damit die Kinder und gibt ihnen Kraft. Sie zeigt, dass es immer wieder Probleme, Krankheiten, Streit und Sorgen gibt.
Aber es sind immer Eltern, Großeltern, Nachbarn, Freunde, Pfadfinderlehrer, Religionslehrer und andere da, die unterstützen und vor allem erklären und so die Probleme lösen helfen.


Ein Buch, dass auf wunderbare Art den Glauben stärkt und Kraft gibt und dabei auch noch kindgerecht erzählt wird.
Ich habe das Buch meinem 8jährigen Sohn vorgelesen und uns hat es sehr gut gefallen.