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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2021

Österreich - mon Amour

So sah ich Mein Österreich. Life is a story - story.one
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Als der österreichische Journalist Hugo Portisch am 1. April 2021 im 94. Lebensjahr verstorben ist, habe ich, so wie viele andere Menschen große Trauer empfunden.
In diesem kleinen Buch, das aus einen ...

Als der österreichische Journalist Hugo Portisch am 1. April 2021 im 94. Lebensjahr verstorben ist, habe ich, so wie viele andere Menschen große Trauer empfunden.
In diesem kleinen Buch, das aus einen etwas zehn Jahre zuvor mit Hannes Steiner geführt hat, spricht er über „sein“ Österreich nach 1945. Dabei spart er die politische Anbiederung so mancher Partei an die Nazis nicht aus. Zunächst waren sehr strenge Gesetze, viel strenger als in Deutschland, niedergeschrieben, bis hin zur Todesstrafe für diejenigen, die z.B. Durch Denunziation am Tod von jüdischen Familien schuld waren (S.41). 1945 durften die Nazis noch nicht wählen. Aber 1949 buhlten die Parteien um die Stimmen dieser Bürgerinnen und Bürger ...
Dieses kleine Buch ist das zweite einer Reihe mit dem Titel „So sah ich ..“. Neben dem vorliegenden ist bereits „So sah ich mein Leben“ erschienen. Ein drittes „So sah ich die Welt“ ist in Vorbereitung.
Hugo Portisch‘ oberster Prinzip im Journalismus war: Check - Recheck - Doublecheck. Etwas, was ich im heutigen Journalismus vermisse. Heute werden Nachrichten oft der Sensationsgier wegen ungeprüft unter die Leute gebracht.
Er wird mir fehlen, der Hugo Portisch!

Veröffentlicht am 31.10.2021

In den Fängen des stalinistischen Terrors

Zuckerkind
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Die russische Journalistin und Schriftstellerin Olga Gromowa erzählt in diesem biografischen Roman die Geschichte ihrer Nachbarin Stella Nudolskaja.
Stellas Vater, ein gebildeter Mann, wird 1937 von einem ...

Die russische Journalistin und Schriftstellerin Olga Gromowa erzählt in diesem biografischen Roman die Geschichte ihrer Nachbarin Stella Nudolskaja.
Stellas Vater, ein gebildeter Mann, wird 1937 von einem Tag auf den anderen verhaftet und als „Volksfeind“ zu Zwangsarbeit verurteilt.

Auch seine Ehefrau Julia und die kleine Tochter Stella bekommen das Stalin-Regime zu spüren und werden als Angehörige eines Volksfeindes in ein Arbeitslager nach Kirgisien deportiert. Dort beginnt der Kampf ums nackte Überleben. Die beiden sind aber mit ihrem Schicksal nicht alleine sondern erhalten immer wieder (verbotenerweise) Hilfe von anderen Lagerinsassinnen. Stellas Mutter ist eine gebildete Frau, die wegen einer Lungentuberkulose hinkt und häufig ihr Plansoll nicht erreicht. Da springen Leidensgenossinnen ein und sichern damit den beiden das Überleben. Schikanen und Prügel sind an der Tagesordnung, doch dir Reichtum an Geschichten, Liedern und Märchen, die Stellas Mutter zu erzählen weiß, lassen Stella in eine andere Welt abgleiten. Das und die Gespräche mit der Mutter, die geduldig die Fragen der kleinen Stella beantwortet, retten mehrmals die Leben der beiden.

Erst nach 1947 dürfen Stella und ihre Mutter wieder nach Moskau zurückkehren. Der Vater ist inzwischen in der Lagerhaft ums Leben gekommen. Nach Stalins Tod wird die Familie wegen „fehlenden Strafbestandes“ rehabilitiert.
„Der Bürgerin Julia Jewgenjewna Lichtmacher, geb. 1902, wird bescheinigt, dass der Beschluss der NKWD-Verwaltung des Moskauer Gebiets von 28. August 1937, aufgrund durch Beschluss der Verwaltung des KGB beim Ministerrat der UdSSR für die Stadt Moskau vom 18. Dezember 1958 aufgehoben wurde.“

Ob die Verhaftung wegen des deutschen Nachnamens erfolgt ist? Oder wegen der Denunziation des Nachbarn, der es auf die wenigen Besitztümer der Lichtmacher abgesehen hat?

1988 lernen Stella und Olga sich kennen. Stella schreibt ihre Geschichte auf und Gromowa veröffentlicht diesen biografischen Roman. Zahlreiche Bilder sind erhalten und bereichern dieses Buch.

In den Aufzeichnungen klingt es, als ob es keine schlechten Menschen um Stella und Julia gegeben hätte, doch das stimmt natürlich nicht. Wie Stella Olga erzählt, verweigert sie die Erinnerung an die bösen Menschen.

Fazit:

Ein berührender biografischer Roman, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 31.10.2021

Ein komplexer Krimi

Das doppelte Grab
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Bei der Sanierung des Hauses, das ihr die kürzlich verstorbene Tante vererbt hat, findet die Kunsthistorikerin Anna Bentorp zwei Skelette. Das eine scheint ein antikes Skelett zu sein, denn neben einem ...

Bei der Sanierung des Hauses, das ihr die kürzlich verstorbene Tante vererbt hat, findet die Kunsthistorikerin Anna Bentorp zwei Skelette. Das eine scheint ein antikes Skelett zu sein, denn neben einem römischen Schwert finden sich römische Goldmünzen aus der Zeit der Varus-Schlacht, das andere ist erheblich jünger.

Und wie passen die Einschübe aus dem Kölner Kloster des 16. Jahrhunderts zu der ganzen Geschichte? Kann es sein, dass die Schrift, die der Klosterbruder Ambrosius entdeckt hat, zu dem verschwundenen Kriegsschauplatz der Varus-Schlacht führt?

Anna Bentorp ist nun mitten in ihrem fünften Fall, denn die beiden Toten lassen der Hobby-Miss-Marple keine Ruhe. Wie immer trifft sich Anna mit dem Who-is-Who in der Gelehrten. Nicht jeder ist ein integrer Wissenschaftler. Eitelkeiten und Geldgier lassen den einen oder anderen sehr seltsam aussehen. Als dann noch weitere Menschen, die auf der Suche nach der Lösung des Rätsels ermordet werden, ist nicht nur die Kripo gefordert.

Meine Meinung:

Vor Kurzem habe ich „Der Meister und der Mörder“ mit Anna Bentorp gelesen und war daher auf diesen 5. Fall sehr neugierig und die Erwartungshaltung war entsprechend hoch. Ich bin nicht enttäuscht worden, wenn mir hier dennoch ein wenig die kunsthistorischen Kenntnisse Annas gefehlt haben. Die meisten Kunsthistoriker haben sich ja auf eine bestimmte Epoche spezialisiert. So Universalgenies sind eher selten.

Der Schreibstil führt uns gespannt durch die beiden Zeitebenen, wobei mir der Handlungsstrang im 16. Jahrhundert ein klein wenig besser gefallen hat. Gier und Intrigen im Kloster - jaja, mit der Beschaulichkeit ist es hinter Klostermauern nicht all zu weit her, denn auch hier regieren Neid und Missgunst. Ein bisschen übertrieben finde ich das Hickhack zwischen den beiden Polizisten Schumann und di Luccio. Die beiden sollten doch eher sachlich zusammenarbeiten.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Ein bisschen muss ich über Annas Mutter grinsen, denn die wirkt manchmal ein wenig nervig. Aber, sie ist neunzig Jahre, da darf sie schon ein wenig schrullig sein.

Die Autorin hat mich ein wenig aufs Glatteis geführt, aber das darf ruhig so sein.

Fazit:

Ein komplexer Krimi auf zwei Zeitebenen, bei dem wenig so ist, wie es scheint. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.10.2021

... und niemand will dabei gewesen sein ...

Die Ungerächten
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Wenn man den ersten Blick auf den Titel wirft, kann es ein wenig Verwirrung geben: „Die Ungerächten“ oder doch „Die Ungerechten“? Das Wortspiel ist beabsichtigt, wie der zweite Fall für Hannah Bloch zeigen ...

Wenn man den ersten Blick auf den Titel wirft, kann es ein wenig Verwirrung geben: „Die Ungerächten“ oder doch „Die Ungerechten“? Das Wortspiel ist beabsichtigt, wie der zweite Fall für Hannah Bloch zeigen wird.

Die junge Frau ist mit Mühe und Not als eine der wenigen dem Euthanasieprogramm T4 entkommen. Für die US-Army sucht sie im Nachkriegsdeutschland nach Nazis. Der einen oder anderen Spur folgt sie durch halb Europa. Hannah will Gerechtigkeit für alle ihre Freunde, die dem Terror nicht entkommen konnten. Als diese Dienststelle der US-Army Deutschland verlässt, gründet sie mit Max Pohl eine kleine Fluggesellschaft. Sie lernt den Staatsanwalt Harald Lenz kennen, der ihre Suche nach Rolf Heyrich, einem der NS-Schergen, unterstützt.

In einem zweiten Handlungsstrang beschäftigen wir uns mit dem Juden Pawel Kowna kennen, einen Überlebenden aus dem KZ, der seinem sterbenden Vater versprochen hat, seine ermordete Familie zu rächen. „Aug‘ um Aug‘, Zahn um Zahn“ - wie es im Talmud steht.

Pawel hört von Hannah und die beiden schließen sich zusammen und eine gnadenlose Jagd auf NS-Verbrecher beginnt. Als Hannah den wahren Charakter von Pawel erkennt, ist es für sie beinahe zu spät.

In den Südtiroler Alpen, auf einer der sogenannten „Rattenlinie“ kommt es zum Showdown.

Meine Meinung:

Schon der erste Teil dieser historischen Krimi-Reihe „Die Unwerten (Hannah Bloch 1)“ absolut lesenswert. Wir bekommen Einblick in die grausamen Machenschaften rund um Menschenversuche und Euthanasie sowie in Hannahs Lebensgeschichte.

Es lohnt, den ersten Teil vorher zu lesen, da damit die Beweggründe Hannahs klar verständlich werden.

Volker Dützer hat hier, in „Die Ungerächten“ penibel herausgearbeitet wie die alten Seilschaften weiter bestehen geblieben sind und reaktiviert worden sind. NS-Schergen haben sich gegenseitig die sogenannten „Persilscheine“ ausgestellt und Briten sowie Amerikaner haben nach anfänglichem Entsetzen über die Gräueltaten der Nazis, die gerichtliche Verfolgung der Verbrechen in die Hände der deutschen Justiz gelegt. Doch die ist von ehemaligen Nazis durchzogen und so hilft man eher den Tätern als den Opfern. Über die sogenannte „Rattenlinien“ werden über Südtirol jene Männer, die für die NS-Gräuel verantwortlich sind, nach Südamerika geschleust. Es sind genau jene Fluchtwege, die Jahre zuvor Juden gegangen sind, um dem NS-Terror zu entkommen.

Hannah, inzwischen Mutter eines Mädchens, ist in der Zwickmühle:

»Sollen denn alle Heyrichs und Brunners dieser Welt ungestraft davonkommen? Schau dich doch um. Sie leben unter uns, als hätte es keine Gaskammern gegeben, keine Konzentrationslager und keine Anstalten, in denen sie alle totgespritzt haben, die nicht ihrem Wahn von der arischen Rasse entsprachen.«

Fazit:

Eine penibel recherchierter und gut erzählter historischer Krimi aus der deutschen Nachkriegszeit, in der niemand bei den Gräueln des NS-Regimes „dabei gewesen sein wollte“. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.10.2021

Mehr als nur Kohlgemüse

Wunderbares Wintergemüse
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Wer die Bezeichnung „Wintergemüse“ hört, denkt meistens an diverse Kohlsorten oder Sauerkraut. Dass hinter diesem Begriff wesentlich mehr zu finden ist, das erfahren wir in diesem Buch.

16 verschiedene ...

Wer die Bezeichnung „Wintergemüse“ hört, denkt meistens an diverse Kohlsorten oder Sauerkraut. Dass hinter diesem Begriff wesentlich mehr zu finden ist, das erfahren wir in diesem Buch.

16 verschiedene Wintergemüse werden hier porträtiert. Was das Gemüse kann, was man darüber wissen sollte sowie eine Tabelle mit Saat- und Erntezeiten.

80 Rezepte - von der einfachen Hausmannskost bis hin zu lukullischen Genüssen der Haute Cuisine reicht das Spektrum. Manches ist für Anfänger nicht leicht nachzukochen. Das eine oder andere Gericht klingt reichlich exotisch, z.B. Rotkrautsoufflé mit Schokosauce. Ob ich mich da drüber trauen werde? Kürbisgulasch oder Gemüse-Curry mit Pastinaken stehen bei uns schon länger auf dem Speiseplan. Und mit Topinambur lässt sich der Erdäpfelsalat verfeinern.

Die Speisen sind fotografisch perfekt in Szene gesetzt, auch wenn sich manchmal das wunderbare Wintergemüse auf dem übergroßen Teller verloren vorkommt.

Fazit:

Dieser Streifzug durch das Wintergemüse macht Lust etwas Neues auszuprobieren. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.