Tolle Atmosphäre und spannender Showdown
Das ChaletDie Idee ist zwar alles andere als neu, aber ich springe doch immer wieder darauf an. Als ich den Klappentext zum neuesten Werk von „Ruth Ware“ gelesen habe, fühlte ich mich tatsächlich direkt sehr stark ...
Die Idee ist zwar alles andere als neu, aber ich springe doch immer wieder darauf an. Als ich den Klappentext zum neuesten Werk von „Ruth Ware“ gelesen habe, fühlte ich mich tatsächlich direkt sehr stark an „Offline“ von Arno Strobel erinnert und ich kann euch auch nach dem Lesen sagen, dass, „Das Chalet“ fast genauso beginnt. Allerdings gefiel mir die Richtung, die hier eingeschlagen wurde, um ein Vielfaches besser!
Am Anfang wird man mit den Mitarbeitern des Unternehmens und Chalets vertraut gemacht. Dies geschah äußerst unaufdringlich und effektiv in Form von Werbetexten, die die Teammitglieder zum Teil vorstellten. Das Gute daran war, dass man immer wieder zurückblättern und die Funktion in der Firma oder andere Informationen „nachschlagen“ konnte. Das finde ich in Büchern, die mit vielen Figuren beginnen sehr hilfreich. Hier war es tatsächlich so, dass ich schnell den Überblick behielt, was mir bei „Offline“ zum Beispiel gar nicht gut gelungen ist. Die Handlung startet nach dieser „Figureneinführung“ ohne längere Vorgeschichte oder Rückblicke, was mir richtig gut gefiel.
Die Erzählerinnen des Buchs sind Liz und Erin. Erin ist die Gastgeberin im Chalet und dafür verantwortlich den Gästen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Liz hingegen gehört zu Snoop, obwohl hier wohl eher richtig wäre: Sie gehörte zu Snoop. Sie arbeitet nämlich nicht mehr für das Unternehmen, ist jedoch für das angesetzte Meeting in den Bergen unverzichtbar, da sie Anteile besitzt, die sie bei Unternehmensentscheidungen stimmberechtigt werden lassen. Dadurch, dass eine Erzählerin zum Chalet und eine zu den Gästen gehört, bekommt man einen tollen Gesamtüberblick über die Figuren und deren Handeln. Ich persönlich mochte Erin und Danny am meisten, beide sind Angestellte des Chalets. Die anderen Figuren waren überwiegend unsympathisch. Das störte mich allerdings nicht.
Man merkt während des Lesens sehr schnell, dass zwischen den Personen gewisse Spannungen herrschen und fragt sich, warum das so ist. Hier liefert Ruth Ware nach und nach Antworten und hielt mich als Leserin somit trotz eines recht ruhigen Starts gut bei der Stange. Der erste Zwischenfall dauerte dann nämlich doch eine gewisse Zeit, aber danach ging es förmlich Schlag auf Schlag. Ruth Ware thematisiert in diesem Buch das Streben nach Ruhm, Macht und Aufmerksamkeit und wie weit einzelne Menschen gehen würden, um dies zu erreichen.
Was für mich den Reiz dieses Buchs ausmacht, ist ganz klar, die bedrückende Atmosphäre. Ruth Ware hat die Berge, die Kälte und Abgeschiedenheit genauso toll geschildert, wie die angespannte Stimmung zwischen den Personen, die nun im Chalet festsitzen. Misstrauen, Gefahr, Angst und Wut; hier sind so viele Emotionen im Spiel, die unheimlich toll eingefangen wurden.
Ich persönlich tippte auch recht lange mit meinen Verdächtigungen im Dunkeln. Mir ging es da eigentlich genau wie den Snoop-Mitarbeitern: Ich verdächtigte erstmal prophylaktisch jeden! 🤣
Und selbst, als der oder die Schuldige feststand, nahm die Spannung nicht ab. Gänsehaut machte sich breit und ich konnte das Buch nicht zur Seite legen. Die Auflösung war passend, nachvollziehbar und trotzdem überraschend. Der Showdown genial!
Ich bin und bleibe wohl ein kleines Fangirl, wenn es um Bücher von Ruth Ware geht. Bis auf „Wie tief ist deine Schuld“ konnte mich bisher kein Buch von ihr enttäuschen (und auch das war nicht wirklich schlecht).
Ich empfehle "Das Chalet" sehr gern weiter, wenn ihr whodunit-Stories mögt und euch ein Einstieg, der etwas dauert, nicht stört. An alle, die „Offline“ mochten und an alle, die „Offline“ nicht mochten: Ich denke, euch könnte das Buch auch gefallen! 🤣 #Verwirrenkannich