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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2021

Friederike - eine sehr starke und interessante Frau

Die Teehändlerin
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„Die Teehändlerin“ von Susanne Popp ist der erste Roman aus der Ronnefeldt-Saga und beginnt 1838 in Frankfurt, wo Tobias Ronnefeldt mit seiner schwangeren Frau Friederike und seinen vier Kindern wohnt. ...

„Die Teehändlerin“ von Susanne Popp ist der erste Roman aus der Ronnefeldt-Saga und beginnt 1838 in Frankfurt, wo Tobias Ronnefeldt mit seiner schwangeren Frau Friederike und seinen vier Kindern wohnt. Er importiert Tee und andere Waren, die er vertreibt und u.a. in seinem Ladenlokal verkauft. Tobias tritt eine Reise nach China an und stellt einen neuen Prokuristen ein, der in seiner Abwesenheit die Geschäfte führen soll. Friederike bemerkt schnell ,dass sie diesem Mann nicht trauen kann und übernimmt auf Umwegen selbst die Leitung der Geschäfte.

Während das Cover sehr verträumt und harmonisch wirkt, entpuppte sich der Roman thematisch als vielfältig und sehr informativ. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir von der ersten Seite an und während ich zunächst nicht begreifen konnte, dass der Ehemann und selbständige Kaufmann sein Geschäft und große Familie für Monate alleine lassen würde und auch zur Geburt des Kindes geplant nicht da sein würde, tauchte ich von Seite zu Seite tiefer in das Leben der damaligen Zeit ein. Ich erfuhr sehr viel über die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Erziehung, über die unterschiedlichen Schichten und Religionszugehörigkeiten sowie die damit verbundenen Schwierigkeiten. Außerdem gab es einige historische Personen, die im Roman Erwähnung finden, was dem Roman zusätzliche Tiefe verlieh. Über die Geschichte des Tees und Teehandels selber hätte ich gerne mehr erfahren, denn während Friederike mehr über das Geschäft lernt, habe ich das Gefühl hier eher „dumm“ zurückzubleiben. Parallel zum Leben der Familie in Frankfurt, erfahre ich u.a. durch Briefe einiges über die Chinareise von Tobias, was ich selber jedoch oft eher als nebensächlich - bis auf den Teeanbau - fand.
Mir hat der Roman insgesamt gut gefallen und die Leseprobe des zweiten Teils, die im Buch zu finden ist, klingt richtig spannend und hat mich jetzt schon in ihren Bann gezogen.
Vier Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2021

Die Geschichte von Aliza, einem jüdischen Mädchen aus Berlin zu Zeit des Nationalsozialismus

Mehr als tausend Worte
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Aliza ist 16 Jahre alt, und lebt mit ihrer jüdischen Familie, zu der Eltern, Großeltern und ihr Bruder Harald gehören, in einem Mehrfamilienhaus, was ihrem Großvater gehört, in Berlin. Dort befindet sich ...

Aliza ist 16 Jahre alt, und lebt mit ihrer jüdischen Familie, zu der Eltern, Großeltern und ihr Bruder Harald gehören, in einem Mehrfamilienhaus, was ihrem Großvater gehört, in Berlin. Dort befindet sich auch die Arztpraxis, in der Alizas Vater praktiziert, jedoch seit 1933 darf er nur noch Juden behandeln. Mittlerweile ist es 1938 und die politische Lage spitzt sich zu. Als ihr Großvater verhaftet wird, ein ehemaliger Patient, der Polizist ist, sie warnt, wie es funktioniert, dass jüdische Familien ihr Eigentum verlieren, beschließen auch die Landaus, dass sie zumindestens Aliza durch einen Kindertransport nach England in Sicherheit bringen wollen. Aliza ist schwer verliebt in Fabian, dessen nichtjüdischer Familie eine Parfumerie gehört und will Deutschland nicht verlassen. Schließlich fährt sie doch, als Fabian ihr klar macht, dass er auch dafür ist und sie nach der Rückkehr heiraten will.
Die Geschichte schildert intensiv Alizas Leben in England und gibt immer wieder kurze Einblicke in die Situation der Landaus, die sich nach der Abfahrt Alizas immer weiter verschlechtert. Eine der weiteren Hauptpersonen der Geschichte ist Karoschke, der Finanzbeamter ist, Mieter in Alizas Elternhaus und Blockwart. Er und seine Familie - Ehefrau samt Tochter, sind überzeugte Nazis, doch Alizas Vater nimmt Hilfe von ihm an und vertraut ihm, da er selbst Karoschke auch schon geholfen hat.
Lilli Beck schaffte es durch ihren wunderbaren detaillreichen Schreibstil, dass ich ganz tief in diese Geschichte von Aliza und ihrer Familie, sowie den Menschen, die sie trifft, eintauchen konnte. Manche Szenen lösten in mir sehr beklemmende Gefühle aus. Ich war sehr gebannt von der Geschichte und zahlreiche kleine Informationen komplettierten den Gesamteindruck. Im letzten Abschnitt der Geschichte vermisste ich diese Intensität ein wenig. Mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet, aber dies ist schriftstellerische Freiheit. Vier Sterne von mir!

Veröffentlicht am 01.11.2021

Schicksale von Beziehungen zwischen Eltern und Kindern

Unter dem Kreidekreis
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Marie Quest arbeitet als Verfahrensbeistand und geht völlig in ihrer Arbeit auf. Sie versucht zu vermitteln und Wege aufzuzeigen, wie man als Eltern in einer Krise das Wohl des Kindes bzw. der Kinder ...

Marie Quest arbeitet als Verfahrensbeistand und geht völlig in ihrer Arbeit auf. Sie versucht zu vermitteln und Wege aufzuzeigen, wie man als Eltern in einer Krise das Wohl des Kindes bzw. der Kinder im Auge behält. Marie verliert aufgrund ihrer intensiven Arbeit langsam den Bezug zu ihrer eigenen Familie. Da wird ihr eigenener Sohn entführt und sie gerät ins Nachdenken....
Mich haben die verschiedenen Schicksale der Eltern und Kinder, die geschildert wurden, sehr bewegt und nachdenklich gestimmt. Wie reagiere ich selber in bestimmten Situationen und was erreiche ich damit? In dem Roman steckt viel Herzblut und gleichzeitig kann er indirekt als Ratgeber dienen.

Veröffentlicht am 01.11.2021

Die Geschichte einer Familie und was durch den Bau der Mauer bei ihnen und mit ihnen passiert ist

Über alle Grenzen
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Das Hörbuch erzählt die Geschichte der Familie Alexander, Eltern, vier Töchter und ein Sohn, die 1960 von Bayern nach Thüringen ziehen, da der Vater dort einen tollen Posten als Zoodirektor bekommt. In ...

Das Hörbuch erzählt die Geschichte der Familie Alexander, Eltern, vier Töchter und ein Sohn, die 1960 von Bayern nach Thüringen ziehen, da der Vater dort einen tollen Posten als Zoodirektor bekommt. In der ersten Zeit ist dies ein toller Ort für die Kinder, denn wer reitet schon auf einem Elefanten? Dann spitzt sich die politsche Lage dramatisch zu und die Alexanders verpassen die Gelegenheit noch zu gehen. Durch eine ungewollte Fluchthilfe des Vaters, wird dieser zunächst festgenommen und verhört, sowie sein Pass eingezogen, bevor er wieder zu seiner Familie darf. Sie sind nun Bürger der DDR. Wie dies damals war, erzählt das Hörbuch aus der Sicht von Lotti, der drittältesten Tochter, deren Bruder Bruno, der besondere Liebling der Mutter und auch ihrer ist. Bruno ist ein "Wunderkind", was das Geigenspiel betrifft und wird von Seiten des Staates gefördert. Doch Bruno ist ein impulsiver und freiheitsliebender Geist und dadurch bekommt die gesamte Familie die Repressalien des Systems zu spüren.
Die Geschichte erstreckt sich über einen langen Zeitraum und wird immer wechselnd aus Zeiten der DDR und der Gegenwart im Westen 20010/2011, sowie aus der Perspektive von Lotti erzählt wird.
Die Geschichte wird von der Sprecherin des Hörbuchs Beate Rysopp hervorragend dargestellt.
Das Schicksal der Familie war sehr bewegend und hat mir einen sehr guten Einblick in das System gegeben. Ich habe schon einige Geschichten über die damalige Zeit gelesen, aber es gab für sehr viel Neues zu erfahren. Teilweise sehr "gruselig". Lotti als Protagonistin ist mir persönlich ein wenig zu taff und aufopferungsvoll, aber das ist Geschmackssache. Sehr gerne hätte ich jedoch mehr aus der Zeit im Westen erfahren und das Ende war mir zu abrupt, aber dies sind auch die einzigen Kritikpunkte. Deswegen auf jeden Fall vier Sterne von mir für ein sehr bewegendes Hörerlebnis!

Veröffentlicht am 01.11.2021

Unterhaltsame und nachdenklich stimmende Kurzgeschichten

Ich bin Ausländer und das ist auch gut so
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Der Autor Mahmood Falaki hat die Form der Kurzgeschichten gewählt, um uns Einblcke in Begebenheiten seines Leben zu schildern. Auf irgendeine Art beschäftigen sie sich immer mit der Thematik "Ausländer" ...

Der Autor Mahmood Falaki hat die Form der Kurzgeschichten gewählt, um uns Einblcke in Begebenheiten seines Leben zu schildern. Auf irgendeine Art beschäftigen sie sich immer mit der Thematik "Ausländer" oder vielmehr irgendetwas ist anders als bei der Überzahl. Alleine diese Formulierung zeigt schon auf, dass ich versunsichert bin, wie ich es korrekt ausdrücke, denn Mamood Falaki hat mich, die ich mich als tolerant und weltoffen sehe, verunsichert. Habe ich mich ungewollt auch schon indirekt "rassistisch" verhalten?
Bei einiger seiner Geschichten konnte ich schmunzeln, bei anderen blieb mir das Lachen quasi im Halse stecken. Es war ein kurzweiliges Lesevergnügen, das mich in einigen Teilen nachdenklich gestimmt hat. Nicht alle Geschichten haben mir gleichermaßen zugesagt, doch ist es ein gelungenes Potpourri.