Der Papaverweg 6 fällt zunächst einmal durch sein Cover aus dem Rahmen, denn es wirkt durch die Gestaltung sehr künstlerisch, stilvoll und edel. Auf dem weißen Umschlag ist ein Sprossenfenster zu sehen, durch das ich als Leser ein wunderschön, mit viel Liebe fürs Details, gemaltes Bild von einem alten Mann sehe, der seinerseits an einem Fenster steht, herauswinkt und den Blick auf die
Fenster des Hauses gegenüber richtet.
Um diesen alten Mann namens Oskar, der am Fenster steht und um die Bewohner des Hauses, auf die er schaut und beobachtet, geht es in dieser Geschichte. Im Inneren des Buch habe ich dann eine weitere Gestaltungsbesonderheit entdeckt, die mich sofort angesprochen hat, eine Art Collage des gegenüberliegenden Hauses, die dieses quasi aufgeschnitten zeigt, so dass ich als Leser eine Vorstellung habe, wo wer wohnt und was die Person ggf. auszeichnet.
Die Autorin erzählt auf eine sehr genau beobachtende Art , über das Leben der Bewohner und gibt Stückchenweise immer mehr über die Menschen preis, was einiges an Spannungspotential birgt. Während ich über einige Bewohner nur sehr wenig erfahre, erfahre ich über andere mehr und wiederherum kann ich mir manche Personen auch aufgrund einiger weniger Äußerungen sehr gut vorstellen. Wer kennt sie nicht die Hausbewohner, die im Treppenhaus schon für Zwietracht sorgen und alles besser wissen. Besonders interessant fand ich die Begegnungen, die außerhalb dieses "Mikrokosmos" des Mehrfamilienhauses stattfinden, denn auf einmal stellt man z. B. fest, das das eine Mädchen, das ich innerhalb ihres Lebens im Haus kaum wahrnehme, gar nicht so "harmlos" ist wie sie aussieht.
Ich erfahre etwas aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsvorstellungen der Bewohner. Oskar, sein Haus, sein Leben, nahmen einen großen Raum in der Geschichte ein und ich war sehr tief berührt . Ebenso, dass er in der Gegenwart zwar immer mehr Hilfe benötigt, aber trotzdem auch sehr viel gibt,
Das Buch lässt mich nachdenklich werden, in wie weit wir Menschen nebeneinander her leben und uns doch mehr für einander interessieren sollte oder eben auch nicht.
Jetzt klingt meine Rezension so, als ob das Buch einen eher schwermütig macht, aber das macht es nicht. An einigen Stellen musse ich schmunzeln und anderen fast schon laut lachen., Es ist ein Buch über das Leben, mit all seinen Seiten....... und vor allen Dingen geht es aber auch um Hoffnung, Träume, Freundschaft und Liebe, Dieses Buch ist nicht nur optisch ein Perle....sondern auch inhaltlich. Jeder wird sich in dem Buch wiederfinden oder zumindestens jemanden, den er kennt.
Unbedingt lesen!