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Veröffentlicht am 30.11.2021

Ausflug in die Vergangenheit.

Gold Coast - Ein Ort voller Lügen. Maßlose Gier. Mehr als nur Rache
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Als Mandalay (Mandy) Blonde, die Freundin von Journalist Martin Scarsden, mit ihrem Baby nach Port Silver ziehen möchte, verrät Martin ihr nicht, dass es sein Heimatort ist, aus dem er mit achtzehn Jahren ...

Als Mandalay (Mandy) Blonde, die Freundin von Journalist Martin Scarsden, mit ihrem Baby nach Port Silver ziehen möchte, verrät Martin ihr nicht, dass es sein Heimatort ist, aus dem er mit achtzehn Jahren geflüchtet und nie wieder zurückgekommen ist. Beide können einen Neuanfang gut gebrauchen. Als Martin kurz nach Mandy in Port Silver eintrifft, findet er im Flur des Hauses, das Mandy gemietet hat, einen Toten vor, seine Freundin sitzt mit blutverschmierten Händen im Nebenraum und steht sichtlich unter Schock. Nun muss Martin beweisen, dass Mandy unschuldig ist und sich dabei mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen.

Der erste Teil erschien mit dem Titel „Outback“ vor über zwei Jahren und war ein großes Highlight für mich, da war klar, dass ich die Fortsetzung lesen möchte. Der Autor nimmt auch immer wieder Bezug auf das erste Buch, das sehr zeitnah anschließt, und hierin liegt das größte Problem; nach so langer Zeit erinnere ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten, aber statt die Ereignisse in ein paar Sätzen zusammenzufassen, lässt er mich vollkommen im Dunkeln tappen. Hier eine Anmerkung, da eine Andeutung, die Fragezeichen in meinem Kopf wurden immer größer. Nun hat dies zwar wenig Einfluss auf den aktuellen Fall, ist aber trotzdem störend und ärgerlich für mich.

Der Fall selbst, nun ja, in der ersten Hälfte des Buches passiert tatsächlich nichts. Ja, es gibt einen Toten und es wird ermittelt, Martin läuft wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend und mischt sich überall ein. Die Kommunikation mit Mandy geht gegen Null und statt ein Gespräch mit ihr zu suchen, durch das sich wahrscheinlich die meisten seiner Nachforschungen erledigt hätten, folgen seitenlange Beschreibungen der Natur, Ausflüge und Gedankengänge in die Vergangenheit. Das fand ich so ermüdend, dass ich oft mit meinen eigenen Gedanken abgeschweift bin und fast den Faden verloren hätte. Wo war ich? Ach, Australien. Von Thriller ist das Buch sehr weit entfernt, in den ersten zwei Dritteln kann man nicht mal von Spannungsroman sprechen. Im letzten Drittel dann überschlagen sich die Ereignisse, die Leichen stapeln sich plötzlich und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es kommt Bewegung in den Fall und tatsächlich auch endlich etwas Spannung auf. Für mich persönlich leider zu spät.

Der Ausflug in die Vergangenheit des Protagonisten war interessant und für die Entwicklung der Figur sicherlich wichtig und richtig, leider hat dies aber zu viel Raum eingenommen und kaum Spannung erzeugt. Das letzte Drittel führt dazu, dass meine Wertung nicht vollends abrutscht, aber mehr als mittelmäßig kommt hierbei bedauerlicherweise nicht raus. Von mir gibt es drei Sterne und die Hoffnung, dass der nächste Teil wieder zur Hochspannung des Vorgängers findet.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Mord in feinen Kreisen

Mord am Strandweg
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Am Heiligabend wird die zwölfjährige Elisa in ihrem Kinderzimmer mit einem Kopfkissen erstickt. Ein namenloser Erzähler berichtet von dem Mord und den Ermittlungen, die er auf eigene Faust beginnt. Es ...

Am Heiligabend wird die zwölfjährige Elisa in ihrem Kinderzimmer mit einem Kopfkissen erstickt. Ein namenloser Erzähler berichtet von dem Mord und den Ermittlungen, die er auf eigene Faust beginnt. Es gibt mehrere Verdächtige, von denen niemand ein richtiges Alibi hat. Wie kam der Mörder ins Zimmer und wieder hinaus, wenn dieses von innen verschlossen wurde? Diese und viele andere Fragen gilt es zu beantworten.

Die Sprache im Buch ist einfach und manchmal seltsam altmodisch; ich weiß zum Beispiel nicht mehr, wann ich den Begriff „malade“ das letzte mal gehört habe (malade heißt, sich krank und deshalb unwohl, elend fühlen), es muss aber wirklich lange her sein. Die Erzählung erinnert mich an frühere Detektivestorys, in denen der erzählende Ermittler mehr weiß als der Leser, dies aber für sich behält, obwohl er ansonsten jeden seiner Schritte kommentiert und preisgibt. Anfangs bin ich amüsiert, es ist eine ungewöhnliche Erzählweise, die mich aber ab etwa der Mitte der Story nicht mehr richtig begeistern kann. Ein wenig ist da die Luft raus, die Ermittlung dreht sich im Kreis, die Fragen wiederholen sich. Im letzten Drittel zieht die Story aber wieder an, meine Aufmerksamkeit wird gefordert und mein Interesse ist neu entfacht. Leider überzeugt mich die Auflösung nicht ganz, hier habe ich eine raffiniertere Wendung erwartet. Alles in allem ein kurzweiliges Vergnügen, mehr Kurzgeschichte als Roman, für zwischendurch eine nette Unterhaltung. Ich vergebe drei Sterne.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Wenn der Vater mit dem Sohn…

Erstaunen
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Robbie ist ein besonderes Kind, er ist hochbegabt und weist Asperger-Züge auf, manch ein Arzt weist auf ADHS hin. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Werk seiner toten Mutter weiterzuführen und alles ...

Robbie ist ein besonderes Kind, er ist hochbegabt und weist Asperger-Züge auf, manch ein Arzt weist auf ADHS hin. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Werk seiner toten Mutter weiterzuführen und alles zu tun, um die Natur zu retten. Robbies Vater Theo, von Beruf Astrobiologe, versucht nach dem Tod seiner Frau alles, damit Robbie unbeschwert aufwachsen kann. Der Umgang mit Robbie ist nicht immer einfach, was im Zusammenleben von Vater und Sohn manchmal, in der Schule aber oft zu Problemen führt. Trotzdem tut Theo alles, damit Robbie eine tolle Kindheit hat und will es unbedingt vermeiden, ihn mit Psychopharmaka ruhig zu stellen, wie von vielen Seiten gefordert wird.

„Mein Junge war ein Universum im Miniaturformat, eines, das ich niemals ergründen würde. Jeder von uns ist ein Experiment, und wir wissen nicht einmal, was mit diesem Experiment erforscht werden soll.“ (Seite 12)

Es ist schwer für mich, dieses Buch zu bewerten. Der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht und ich wollte den Autor, von dem ich noch kein Werk kenne, unbedingt kennenlernen. Aber fangen wir von vorne an. Wie Theo mit Robbie umgeht, auf seine Bedürfnisse, Wünsche und Besonderheiten eingeht, das liest sich so schön, dass es eine Freude ist. Natürlich hat Theos Geduld auch Grenzen, nicht immer klappt reibungslos, was sich doch so einfach anhört, aber Aufgeben ist keine Option. Robbies Mutter hat sich unter anderem für bedrohte Tierarten eingesetzt, war Naturschützerin aus Überzeugung, und Robbie eifert ihr nach. Theo unterstützt dies, so gut er kann, und so erfahren wir einiges darüber, was auf unserer Erde so schrecklich schiefläuft. Das ist interessant, aber auch erschreckend. Daneben ist Theo mit Herz und Seele Astrobiologe und dieser Umstand nimmt im Buch viel Raum ein, was mich zum größten Kritikpunkt am Buch bringt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es seitenweise um Planeten und fremde Galaxien geht, dass die berufliche Seite von Theo immer wieder thematisiert wird, sein Werdegang, seine wissenschaftlichen Forschungen so oft Gegenstand der Erzählung sein würden. Vieles habe ich nicht verstanden, vieles hat mich nicht interessiert. Dieses Thema hat im Gegenteil dazu geführt, dass ich immer wieder aus der eigentlichen Story herausgerissen wurde. Dies führt dazu, dass ich zwiegespalten bin, was das Buch angeht. Die Passagen über Theo und Robbie waren toll; diese Vater- und Sohn-Beziehung hat der Autor wunderbar geschildert, was mich begeistert hat. Der Rest aber? Darf ich etwas schlecht bewerten, weil ich es nicht verstehe? Ich denke nicht. Dennoch wollte ich einen Roman lesen und keine wissenschaftliche Abhandlung. So nehme ich die goldene Mitte und vergebe drei Sterne.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Eine Kleinstadt und drei Schicksale

Im letzten Licht des Herbstes
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Clara ist sieben, als ihre Schwester nach einem Streit mit der Mutter verschwindet. Sie wartet seitdem am Fenster darauf, dass Rose wiederkommt. Das Nachbarhaus ist verwaist, seit die Bewohnerin, die über ...

Clara ist sieben, als ihre Schwester nach einem Streit mit der Mutter verschwindet. Sie wartet seitdem am Fenster darauf, dass Rose wiederkommt. Das Nachbarhaus ist verwaist, seit die Bewohnerin, die über siebzigjährige Elizabeth Orchard, im Krankenhaus liegt. Clara hat Mrs. Orchard versprochen, sich in deren Abwesenheit um ihren Kater Moses zu kümmern, dafür besitzt sie einen eigenen Schlüsselbund. Als eines Tages ein Fremder ins Haus von Mrs. Orchard einzieht, ist Clara entsetzt. Wer ist dieser Mr. Kane und wann kommt Mrs. Orchard wieder, das sind neben dem Verschwinden der Schwester Fragen, die Clara beschäftigen.

Aus drei Perspektiven wird die Geschichte erzählt. Da ist die kleine Clara, deren Gedanken kindlich und oft chaotisch sind. Daneben Elizabeth, die im Krankenhaus liegt und ihre Gedanken mit ihrem verstorbenen Mann teilt. Und da ist Liam, dem Mrs. Orchard ihr Haus geschenkt und den sie in ihrem Testament als Alleinerben bestimmt hat. Liam, der, frisch von seiner Frau getrennt, alle Brücken hinter sich abgerissen und in die Kleinstadt gereist ist, um ein Erbe anzunehmen von einer Frau, die er das letzte Mal als Kleinkind von vier Jahren gesehen hat.

Alle diese Fragmente, Gedanken, Gefühle und Erinnerungen ergeben erst allmählich ein Gesamtbild. Die Idee ist toll, aber leider ist die Umsetzung schwach. Schon am Anfang verliert sich die Story in Belanglosigkeiten, ein wenig Langeweile kommt bei mir auf. Ein Blatt hier, ein Baum da, dort ein paar Berge, blablabla. Da ist einerseits zwar die Neugier, endlich zu erfahren, warum Elizabeth so an Liam hängt, andererseits dümpelt die Erzählung so lange vor sich hin, dass dies fast nebensächlich wird. Als dann die Lösung präsentiert wird, die Wahrheit endlich ans Licht kommt, geschieht dies so unspektakulär nebenbei, dass die Brisanz dieser Enthüllung vollkommen untergeht. Das letzte Drittel wird hastig abgearbeitet, fast so, als müsste nun in kürzester Zeit das Buch beendet werden. Das fand ich sehr schade und bleibe enttäuscht zurück. Von mir gibt es drei Sterne.

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Veröffentlicht am 14.10.2021

Ein Schicksal von vielen. Grace.

Grace – Vom Preisträger des Booker Prize 2023 ("Prophet Song")
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Am Anfang der großen Hungersnot in Irland kann Sarah nicht mehr alle ihre Kinder ernähren. In ihrer Not schneidet sie ihrer vierzehnjährigen Tochter Grace die Haare ab, zieht ihr Männerkleidung an und ...

Am Anfang der großen Hungersnot in Irland kann Sarah nicht mehr alle ihre Kinder ernähren. In ihrer Not schneidet sie ihrer vierzehnjährigen Tochter Grace die Haare ab, zieht ihr Männerkleidung an und schickt sie auf die Straße, damit sie Arbeit sucht und sich selbst ernährt. Seit dem Sommer des Jahres 1845 sind die Straßen voll mit Hungernden und Grace ist nun eine von vielen. Unbemerkt von der Mutter ist ihr jüngerer Bruder Colly weggelaufen, um sich Grace anzuschließen. Es folgt eine Wanderschaft, bei der es um Leben und Tod geht, in einem Land, das keine Rücksicht nimmt auf die Ärmsten der Armen.

„Was draußen auf die beiden wartet, ist klirrende Kälte, als hätt sie ihnen extra aufgelauert, wie ein Tier, ein gieriges, im Dämmerschein des Morgens, der tief und grob und grau dort hockt. Noch nicht die richtige Winterkälte, obwohl die Bäume sich dicht aneinanderdrängen, alten Männern gleich, die sich zur Strafe nackt ausziehen mussten, und das abgehärmte Land liegt da und wartet.“ (Seite 12)

Grace ist ein widersprüchlicher Charakter, anfangs ist sie kindlich und naiv, mein Mitgefühl ist hoch. Das Leben auf der Straße in dieser schlimmen Zeit verändert sie und stellenweise ertappe ich mich dabei, Abscheu zu empfinden, eine regelrechte Wut auf die junge Frau, die doch einfach nur das Produkt ihres unbeschreiblich grausamen Lebens ist. Ihre zeitweiligen Gefährten aber bleiben für mich blass, was vielleicht beabsichtigt ist, vielleicht auch nicht. Passend zum Land und Zeit ist die Sprache; teils poetisch und anmutig, schnodderig und frech, aber auch altmodisch und anstrengend sind die Sätze, die mir volle Konzentration abverlangen. Es geht um die große Hungersnot, das Leid der Menschen und das Versagen der Regierung, die nicht in der Lage ist, ihrem Volk zu helfen. Eine Zeit, in der es um das nackte Überleben geht, eine Zeit, in der es keine Gnade und kein Mitgefühl gibt, in der sich jeder selbst der nächste ist.

Die Geschichte von Grace steht im Mittelpunkt, darin kommen irische Sagen und Märchen, Lieder und Sprüche, Geister und Wesen aus einer anderen Welt vor. Dies ist natürlich der Zeit geschuldet, wo Aberglaube weit verbreitet war, für mich aber wirkt alles überladen und so, als wollte der Autor so viel wie möglich in die Erzählung reinpacken, dazu historische Fakten mit Fiktion verweben, und leider geht das für mich persönlich gehörig schief. Sperrige Sätze, oft über eine ganze Seite, führen dazu, dass ich nicht weiß, was wahr und was Wahnvorstellung ist. Mystische Ansätze, die aber nie zu Ende geführt werden, verwirren mich immer wieder und führen dazu, dass ich versucht bin, weiter zu blättern, ganze Absätze zu überspringen. Stellenweise ist die Geschichte zwar sehr spannend und fesselt mich ungemein, dann aber folgen Passagen, die ich nicht verstehe, Sätze, die keinen Sinn ergeben. Das letzte Viertel ist für mich eine Qual. Nach fünf Seiten (im wahrsten Sinne des Wortes) sinnlosen Gebrabbel folgen Kapitel, die meine Aufmerksamkeit auf Null runterfahren. Nun fordert die düstere, fast schon depressiv anmutende Erzählung ihren Tribut und ich bin fast schon froh, das Ende erreicht zu haben, das der Story dann letztendlich den Todesstoß verabreicht und mich traurig und enttäuscht zurücklässt. Mich hat das Buch leider nicht erreicht, lediglich der Anfang und der Mittelteil konnten bei mir punkten. Halb zufrieden vergebe ich 3 Sterne.

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