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Veröffentlicht am 02.11.2021

Spannend und interessant: Milieustudie im Berlin vor ca 100 Jahren

Revolution der Träume
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Andreas Izquierdos historischer Roman "Revolution der Träume" hat mir außerordentlich spannende und in mehrfacher Hinsicht informationsreiche Lesestunden beschert!
Das Buch stellt eine interessante Ergänzung ...

Andreas Izquierdos historischer Roman "Revolution der Träume" hat mir außerordentlich spannende und in mehrfacher Hinsicht informationsreiche Lesestunden beschert!
Das Buch stellt eine interessante Ergänzung zu dem unmittelbar vorher von mir gelesenen historischen Roman von Peter Prange, "Der Traumpalast - Im Bann der Bilder", dar, enthält jedoch im Gegensatz zu diesem bedauerlicherweise weder ein das erzählte Geschehen abrundendes Nachwort noch ein Personenverzeichnis, beides schätze ich bei solchen Büchern sehr, vor allem, wenn aus Letzterem ersichtlich wird, welche Personen historisch und welche der Phantasie des Schriftstellers entsprungen sind.
Allerdings verfügt die "Revolution" dankenswerterweise hinten über einen schematischen Stadtplan des alten Berlins. Sie ist die in sich abgeschlossene und allein verständliche Fortsetzung von "Schatten der Welt" (weckt jedoch trotz gelegentlicher Rückblenden durchaus das Interesse daran, mehr über das frühere Schicksal der drei sympathischen Protagonisten zu erfahren!) Bei diesen handelt es sich um den in der Ich-Form erzählenden
Carl Friedländer, der durch die Bekanntschaft mit den UFA-Stars Pola Negri, Emil Jannings und vor allem Ernst Lubitsch ebenfalls mit dem neuen Medium Film näher in Berührung kommt, obwohl bereits erste anti-jüdische Stimmen den aufkommenden Nationalsozialismus/Antisemitismus erahnen lassen,
die stark engagierte und oft bis hin zum Leichtsinn mutige Luise ("Isi") Beese und
Artur Burwitz, den Mann der vielen Namen und "Gesichter", der wegen einer schweren Verletzung seine entstellte Gesichtshälfte unter einer dünnen Metallmaske verbirgt.
Das Buch beginnt mit Carls Ankunft im Jahr 1918 in Berlin, wo die Freunde nach dem Krieg ein neues Leben beginnen wollen und endet 1922.
Thematisiert wird neben zwischenmenschlichen Beziehungen auf verschiedenen Ebenen hauptsächlich die Armut eines Großteils der Bevölkerung vor einem bewegten politischen Hintergrund voller Intrigen und Gewalt.,
Namen wie u. a. Ebert. Hindenburg, Rosa Luxemburg, Lang, Ludendorff und Liebknecht, verleihen dem Roman einen authentischen Touch. Besonders interessant fand ich die Geschehnisse um die mir bis vor kurzer Zeit noch nicht bekannte "Organisation Consul". Ein Glossar für die Erklärung vor allem politischer Abkürzungen habe ich vermisst und etliche Fehler gefunden wie auf S.43 stellvertretend für ähnliche "Suchen *Sie dich?" oder auch simple Schreibfehler wie bei einem Auto "geschwungen" statt "geschwungenen". Davon abgesehen ein großartiges Leseerlebnis!«

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Dunja & "Emma"

Is was, Dog?
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Das mit etlichen Farb- und s/w-Fotografien bestückte Buch "Is was, Dog? - Mein Leben mit Haut und Haaren" von Dunja Hayali, welche mir bisher in erster Linie aus dem wöchentlich wechselnd von ARD und ZDF ...

Das mit etlichen Farb- und s/w-Fotografien bestückte Buch "Is was, Dog? - Mein Leben mit Haut und Haaren" von Dunja Hayali, welche mir bisher in erster Linie aus dem wöchentlich wechselnd von ARD und ZDF betreuten "Morgenmagazin" ein Begriff war, entstand in Zusammenarbeit mit Elena Senft und ist für mich das erste Hayali-Werk.
Es liest sich leicht weg und weist nur wenige "Lektoratspatzer" wie beispielsweise eine auf "DAS Frauchen" folgend verwendete weibliche statt einer sächlichen Form sowie am Ende der wörtlichen Rede vergessene "Gänsefüßchen" auf.
Einiges wurde mir zu oft wiederholt wie beispielsweise die Betrachtung, dass "Emma" zwar schon nahezu 10 Jahre alt sei (das Buch erschien 2014), aber von anderen Menschen stets für jünger gehalten werde.
Auch konnte ich bedauerlicherweise mit manchen Begriffen wie dem in Zusammenhang mit Hundespielzeug mehrfach erwähnten Utensil "Wurfarm" oder diversen verschiedenen Leinenarten nichts anfangen.
Davon abgesehen enthält das Buch viel Interessantes und dies besonders für Menschen mit dem Gedanken, ebenfalls einen Hund in ihr Leben aufzunehmen. Viele Stellen über die Eigenarten von Mensch und Hund zeugen von guter Beobachtungsgabe, Eloquenz, Herz und Humor.

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Würdiger Nachfolger der "Nachtigall"

Die vier Winde
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Nachdem mir bereits der Roman "Die Nachtigall" recht gut gefallen hatte, war ich auf Kristin Hannahs neues Buch "Die vier Winde" sehr gespannt und wurde nicht enttäuscht.
Es verfügt über ein thematisch ...

Nachdem mir bereits der Roman "Die Nachtigall" recht gut gefallen hatte, war ich auf Kristin Hannahs neues Buch "Die vier Winde" sehr gespannt und wurde nicht enttäuscht.
Es verfügt über ein thematisch gut zum erzählten Geschehen passendes und geradezu elegant erscheinendes Cover und wurde von Gabriele Weber-Jaric aus dem amerikanischen Englisch in die deutsche Sprache übertragen.
Hingegen kann ich zwischen der Geschichte und dem - wenn auch am Originaltitel "The Four Winds" orientierten - Titel so leicht keine befriedigende Beziehung feststellen.

Die gesamte Handlung spielt in der Zeit knapp 10 Jahre nach dem "Großen Krieg" (1. Weltkrieg) bis 1936 überwiegend in Texas und Kalifornien, hauptsächlich begleiten wir die ebenso interessante wie liebenswerte Protagonistin Elsinore ("Elsa") Wolcott Martinelli während der letzten beiden Jahre dieses Zeitraumes.

Aus einem gut situierten, aber sie nicht liebenden Elternhaus stammend "muss" sie 25-jährig den nicht standesgemäßen, mehrere Jahre jüngeren katholischen (alles eigentlich absolute Ausschlusskriterien) Raffaello Martinelli, der zu allem Überfluss auch noch italienischer Abstammung ist, heiraten.
In leicht lesbarem Stil wird eine Geschichte erzählt, in der es gleichermaßen um verschiedenste familiäre Konflikte als auch um klimatisch-politisch-finanziell bedingte Probleme (nicht nur!) der damaligen Zeit geht.
Ein informatives, spannendes und Anteilnahme erweckendes Buch!

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Rafiks Regenbogen an Kurzgeschichten

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen
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Obwohl ich Romane bei weitem Kurzgeschichten vorziehe, überzeugte mich die Lektüre der Leseprobe zu Rafik Schamis "Mein Sternzeichen ist der Regenbogen" und weckte mein Interesse daran, mehr zu lesen.
Es ...

Obwohl ich Romane bei weitem Kurzgeschichten vorziehe, überzeugte mich die Lektüre der Leseprobe zu Rafik Schamis "Mein Sternzeichen ist der Regenbogen" und weckte mein Interesse daran, mehr zu lesen.
Es ist definitiv kein Buch, welches man hintereinander weglesen kann. Ideenreichtum und Wortwahl fordern und vor allem verdienen individuelle Aufmerksamkeit und regen darüber hinaus gelegentlich die Lesenden zum Nachdenken an.
Die titelgebende Geschichte entlockte mir mehrmals ein Lächeln, aber insgesamt spürte ich oft einen melancholischen Unterton. Manchmal fühlte ich mich an Kästner, Eugen Roth oder Kishon erinnert.
Der Autor soll geäußert haben, das Lachen sei "der beste Schmuggler für Gedanken".
Gedanken kamen mir etliche, aber so richtig herzhaft zu lachen vermochte ich leider nur höchst selten, denn trotz geschickter Überzeichnung entbehrten viele Geschichten nicht einer gewissen Tragik.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Beinahe perfekt: Gretchen

Stay away from Gretchen
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Susanne Abels Roman "Stay away from Gretchen - Eine unmögliche Liebe" spielt in zwei Handlungssträngen, einmal in der Vergangenheit in Preußisch Eylau (Ostpreußen) vom Beginn des zweiten Weltkrieges bis ...

Susanne Abels Roman "Stay away from Gretchen - Eine unmögliche Liebe" spielt in zwei Handlungssträngen, einmal in der Vergangenheit in Preußisch Eylau (Ostpreußen) vom Beginn des zweiten Weltkrieges bis in die 50er Jahre hauptsächlich in der amerikanischen Besatzungszone sowie in der Jetztzeit hauptsächlich in Köln mit Ausflügen in die Niederlande und die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Sie lassen sich durch den Kapiteln vorangestellte Datumsangaben gut unterscheiden.
Hauptperson ist die titelgebende Greta. Als sie in der Jetztzeit als Mitachtzigjährige vermehrt "merkwürdig wird", ergibt sich für ihren Sohn Thomas, "Anchorman" eines Fernsehsenders, zunehmend Handlungsbedarf.
Sowohl politische als auch private Verhältnisse prägten Gretas Leben enorm. Die Flüchtlingsproblematik 2015/16 ruft Erinnerungen in ihr wach, die sie bisher verdrängt hatte. Thomas, Mittvierziger, TV-Star, Womanizer, oft an der Grenze zum Burnout, muss lernen, andere Prioritäten zu setzen.
Wäre das Ende nicht etwas zu hektisch und mit einem m. E. völlig überflüssigen "Effekt" gestaltet, hätte ich die Bestnote vergeben.
Positiv zu erwähnen sind hingegen interessante Zusatzinformation im Anschluss an die Geschichte.
Das Cover passt und gefällt

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