Spannendes Abenteuer
"»Meine lieben Gespenster, ihr habt eine tolle Grusel-Show abgeliefert«, gluckste Tereza." (S.30)
Während andere Kinder im Haushalt helfen oder Zeitungen austragen, um ihr Taschengeld aufzubessern, arbeiten ...
"»Meine lieben Gespenster, ihr habt eine tolle Grusel-Show abgeliefert«, gluckste Tereza." (S.30)
Während andere Kinder im Haushalt helfen oder Zeitungen austragen, um ihr Taschengeld aufzubessern, arbeiten Pavel und seine Schwester Jana zusammen mit ihrem Hund Streusel als Geister bei Touristenführungen durch die Prager Altstadt; schließlich gibt es zahlreiche passende Sagen und Legenden und den beiden macht es Spaß in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen.
Auch bei ihren Besuchen bei Frau Vondráčková, der Leiterin eines kleinen Museums, geht es meist um die alten Legenden und die Geschichte Prags. Die alte Frau weiß immer viele spannende, alte und neue Geschichten zu erzählen. Doch die Geschichte, in die die beiden eines Tages hineinschlittern, hätten sie sich nie träumen lassen. Plötzlich liegt es an ihnen, Prag vor dem Untergang zu bewahren und das Herz der Stadt zu retten.
Nachdem mich der Prolog neugierig, aber ein wenig verwirrt zurückgelassen hat, fiel mir der Einstieg ins erste Kapitel umso leichter. Bildgewaltig und in einem mitreißenden Schreibstil nimmt uns die Autorin Nicole Gorm mit zu Pavel und Jana nach Prag. Ich war leider noch nie dort, aber dennoch hatte ich schnell ein klares Bild der Umgebung vor Augen. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, gemeinsam mit den Geschwistern auf der Karlsbrücke oder auf dem Rathausplatz zu stehen.
Es ist eine abenteuerliche Geschichte, die sich entwickelt und die schnell voranschreitet. Die beiden, oder besser gesagt drei Protagonisten – auch Streusels Rolle ist wichtig -, haben wenig Zeit zum Durchatmen und so unterläuft ihnen auch der ein oder andere Fehler, der die Spannung zusätzlich steigert. Mir hat es sehr gut gefallen, dass Pavel und Jana ganz typische Kinder sind und sich, wie es für Geschwister gehört, auch mal uneinig sind. Dennoch halten sie fest zusammen, helfen sich gegenseitig und wachsen an ihrer unglaublichen Aufgabe.
Ebenso gelungen wie die Charaktere ist die Einbindung der Geschichte Prags, ihrer Sagen und Legenden. Hier kommt es zum Tragen, dass die Autorin Historikerin ist und es gekonnt schafft, viel Wissen einzustreuen, so dass man als Leser quasi unmerklich auch etwas lernt. Vieles war mir neu, einige Aspekte haben mich sogar dazu verführt, danach zu googeln. Daher weiß ich nun, dass nicht nur der Sage nach, dem Mörtel für die Karlsbrücke auch Eier und Quark beigemischt wurden, eine wissenschaftliche Analyse hat dies inzwischen bestätigt.
Für das Buch gibt es eine Altersempfehlung ab zehn Jahren und aus meiner Sicht passt das gut. Die Geschichte ist spannend (auch noch für ältere Leser), aber trotz der Geister nicht zu unheimlich, mit Jana und Pavel gibt es zwei wunderbare Identifikationsfiguren und auch der Schreibstil und die Schriftgröße passen zum angegebenen Alter. Da das Buch mit gut 400 Seiten nicht allzu dünn ist, sollten die Kinder allerdings gerne lesen.
Die Geschichte ist wunderbar von Barbara Kyšková illustriert, allerdings finden sich ihre Illustrationen nicht auf jeder Seite, sondern immer zu Beginn eines neuen Buchabschnittes, sodass es sich insgesamt um 4 Doppelseiten handelt.
Abschließend kann ich nur sagen, dass es mir sehr gefallen hat, wie die Autorin die Sagen und Legenden lebendig werden lässt und zu einem spannenden Abenteuerroman verwebt hat. Von mir daher volle Punktzahl und eine klare Leseempfehlung.