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Veröffentlicht am 14.04.2022

Wohlfühlroman vor der wunderschönen Kulisse von Korsika

Sterne über Korsika
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Als Korsika-Liebhaberin musste ich bei diesem Titel natürlich zugreifen! Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Landschaft rund um Calvi wurde wunderschön beschrieben, das Wilde, Natürliche und der besondere ...

Als Korsika-Liebhaberin musste ich bei diesem Titel natürlich zugreifen! Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Landschaft rund um Calvi wurde wunderschön beschrieben, das Wilde, Natürliche und der besondere Reiz der korsischen Landschaft & der Bewohner wurden gut herausgestellt. Darüber hinaus gab es eine Liebesgeschichte mit Hindernissen und eine treffsichere Beschreibung von Lebenskrisen und davon, wie man im Laufe seines Lebens wachsen kann.

Aber von vorne: Viki ist Ende 30, eigentlich sehr glücklich ihrem Beruf als Grundschullehrerin und die WG mit ihrem schwulen Cousin klappt seit 20 Jahren hervorragend. Aber nun kommt Viki ins Grübeln: Was ist eigentlich mit Kindern? Will sie welche? Alleine? Denn ihre Beziehungen waren bisher eher von kurzer Dauer und sind immer gescheitert.

Viki beschließt, ein Sabbatical zu nehmen. Und durch Zufall gerät sie auf die Insel Korsika, um hier künstlerisch tätig zu werden. Dabei begegnet sie Jakob, mit dem sie sich mehr als gut versteht.... kann daraus mehr werden?

Der Roman bietet viele Verwicklungen, Liebeswirrungen und interessante Gedankenspiele, wie Beziehungen funktionieren können, wie eher nicht - und wie wichtig gute Freunde sind. Das alles vor einer wundervollen Kulisse.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und kann es als Wohlfühlroman mit ein paar ernsthaften Einschüben sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Scandic Noir vom Feinsten

Was wir verschweigen
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Ein Wochenendhaus im Meer in Finnland im November. Draußen ist es kalt und regnerisch, drinnen säuft sich eine Gruppe von Menschen seit Tagen um den Verstand. Menschen kommen und gehen, keiner hat mehr ...

Ein Wochenendhaus im Meer in Finnland im November. Draußen ist es kalt und regnerisch, drinnen säuft sich eine Gruppe von Menschen seit Tagen um den Verstand. Menschen kommen und gehen, keiner hat mehr den Überblick und die leeren Flaschen stehen überall herum.

Dann entdeckt ein Mann einen anderen Mann. Er geht in die Küche, holt ein Messer - und kurze Zeit später ist jemand auf der Flucht durch Regen und Dunkelheit - mit Blut an den Händen.

Für die Kriminalpolizei ist die Tat schnell erklärt: Alkohol & Gewalt, wieder einmal. Der vermeintlich Tatverdächtige wird schnell gefunden. Aber dann entdeckt der leitende Ermittler Jari Paloviita, dass der vermutliche Täter sein Freund aus Jugendtagen ist und der Tote ihr damals gemeinsamer Feind. Was soll er jetzt tun?

Währenddessen sucht sein Kollege Oksmann weiter nach Beweismitteln, denn irgendwie erscheint ihm einiges seltsam, vor allem das Verhalten von Jari. Und zusätzlich kämpft Oksmann mit seinen eigenen Dämonen. Wie auch die zweite Ermittlerin Linda, die ein großes Alkoholproblem zu haben scheint. Wie übrigens die meisten Personen in diesem Buch. Das Klischee von ständig saufenden Finnen wird hier vortrefflich bedient. Ob es wirklich so ist? Und gibt es wirklich so viel Gewalt gegen Kinder, zwischen Jugendlichen und überhaupt in Finnland? Ist wirklich alles so düster und aussichtslos? Nun, in diesem Buch ist es das. Nur wenige Lichtblicke, alle haben Probleme und funktionierende Elternhäuser scheint es auch nicht zu geben. Jeder trägt an seiner Vergangenheit. Jaris Jugendjahre werden in einer zweiten Handlungsebene erzählt. Und darin findet sich die Auflösung für den Fall. Die Vergangenheit von Oksmann wird wahrscheinlich in den nächsten Bänden Thema sein. Und irgendwann auch einmal Linda.

Obwohl alles so düster war, habe ich das Buch doch gerne gelesen. Diese psychologisch begründeten Handlungsweisen, diese tiefen Einblicke in verletzte Seelen. Die Krimihandlung bleibt dabei aber zwischendurch schon etwas auf der Strecke. Es geht mehr um die Auswirkungen von Gewalt als um die Suche nach dem Täter. Dies als Warnung an alle, die einen klassischen Krimi erwarten. Wer jedoch Scandic Noir mag, sich für psychologische und soziologische Gründe von Gewalt interessiert und eine andere Seite des doch angeblich so optimalen finnischen Staates kennenlernen will, dem sei das Buch empfohlen.

Ich werde jedenfalls den Folgeband auch lesen.

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Ein ungemein atmosphärisches Buch

Offene See
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Nordengland 1946, kurz nach dem Krieg. Ein 16jähriger nimmt sich nach dem Schulabschluss den Sommer über Zeit für eine Art Walz. Er will zumindest einige Wochen noch in der Natur verbringen, bevor er Bergmann ...

Nordengland 1946, kurz nach dem Krieg. Ein 16jähriger nimmt sich nach dem Schulabschluss den Sommer über Zeit für eine Art Walz. Er will zumindest einige Wochen noch in der Natur verbringen, bevor er Bergmann werden soll. Das sind alle in seiner Familie und er kann wohl diesem grauen und tristen Schicksal nicht entgehen. Dabei liebt er die Freiheit und die Natur. Nach einiger Zeit mit Hilfsarbeiten gegen Kost & Logis kommt er an eine Meeresbucht und trifft dort in einem fast vollständig von der Natur überwucherten Cottage eine erstaunliche Frau. Eigenständig, offen, unkonventionell. Er führt einige Reparaturen durch und bekommt dafür für ihn neue kulinarische Köstlichkeiten angeboten. Und nicht nur diese Erfahrungen werden neu für ihn sein....

Dieses Buch ist sehr besonders. Die Handlung ist eher ruhig, es gibt viele (Natur-) Beschreibungen, eine (subtile) Kritik an der englischen Gesellschaft und das alles zusammen (mit einem kleinen Geheimnis) führt zu einer einzigartigen Atmosphäre. Ich konnte die Wiese und die Meeresbucht fast spüren und habe hautnah miterlebt, wie der Junge erwachsener und selbstbewusster wird und zu einer Persönlichkeit heranreift.

Ein Coming-of-Age Roman der etwas anderen Art. Sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Vielversprechender Auftakt einer neuen Krimireihe - etwas zur umfangreich

Winterland
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Eigentlich mag ich ja umfangreiche Bücher. Hier fand ich es aber ein wenig too much. Aber das ist eine persönliche Meinung. Gelesen habe ich das Buch sehr gerne und auch in relativ kurzer Zeit. Einige ...

Eigentlich mag ich ja umfangreiche Bücher. Hier fand ich es aber ein wenig too much. Aber das ist eine persönliche Meinung. Gelesen habe ich das Buch sehr gerne und auch in relativ kurzer Zeit. Einige Abende und ein Erkältungstag im Bett. Der Krimi ist spannend, gut konstruiert und ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Krimireihe auch Dänemark.

Hauptermittler sind Signe Kristiansen, Kommissarin in Kopenhagen, verheiratet, zwei Kinder (und sie trägt seit zwei Jahren ein Trauma mit sich herum - von dem keiner wissen soll) und Martin Junckersen, genannt Junker, früher ein Kollege von Signe und jetzt irgendwie strafversetzt in eine (fiktive) Provinzstadt in Seeland. Auch er hat so seine privaten Probleme, mit Ehefrau und derzeit mit seinem dementen Vater. Viel Zeit hat er dafür nicht, denn es gibt einen Anschlag in einem Flüchtlingsheim und einen mysteriösen Todesfall. Signe hat es noch schwerer, und das vor Weihnachten. Ein Anschlag auf eine Weihnachtsmarkt. Also alles ziemlich aktuelle Themen. Und es kommen noch viele Themen dazu (Gewalt gegen Frauen, Migration, Rechtspopulismus, Flüchtlinge, Eheprobleme, Vereinbarkeit Beruf und Familie, Demenz, Afghanistan.....). Mir persönlich waren das zu viele Baustellen auf einmal. Als müsste man (politisch korrekt) alles einmal genannt haben. Dabei wird das eine Reihe - man hätte also genügend Raum in den Folgebänden gehabt....

Die Story bzw. die Stories leiden allerdings nicht darunter. Die Auflösung(en) sind gut erzählt und spannend. Daher werde ich sicher auch den Folgeband lesen. Wenn ich auch denke, 200 Seiten weniger von den insgesamt 600 Seiten hätten dem Buch gut getan.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Interessant - Sehr eigenwilliger Stil

Der Panzer des Hummers
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Dieses Buch ist mitnichten eine rührende klassische Familiengeschichte (was irgendwie durch diverse Beschreibungen suggeriert wird), sondern ein Kaleidoskop, das im Endeffekt dann doch eine Geschichte ...

Dieses Buch ist mitnichten eine rührende klassische Familiengeschichte (was irgendwie durch diverse Beschreibungen suggeriert wird), sondern ein Kaleidoskop, das im Endeffekt dann doch eine Geschichte ergibt. Oder zumindest den Eindruck einer Geschichte.

Aber von Anfang an: Es geht um drei Geschwister, die es nach dem frühen Tod der Eltern in alle Welt zerstreut hat. Ea lebt als Tätowiererin in San Francisco mit ihrem Lebensgefährten und dessen Tochter zusammen, Sidsel ist Restauratorin und alleinerziehende Mutter in Kopenhagen und Niels, der jüngste Sohn, widersetzt sich allen gesellschaftliche Normen der Sesshaftigkeit und reist durch die Welt. Zwischendurch arbeitet er, derzeit in Kopenhagen. Sehr viel Kontakt haben die Geschwister nicht, sie haben sich eben voneinander entfernt und jede(r) hat mit eigenen Problemen zu kämpfen. Die Themen Kinder, Mutterschaft, Elternschaft und die damit verbundenen Einschränkungen (aber auch Freuden) bilden den Schwerpunkt des Buches. Zumindest aus meiner Sicht.

Das alles ist jetzt nicht ganz einfach zu bestimmen, denn der Stil des Buches ist mehr als eigenwillig. Geschrieben nach der "Carrier-Bag-Methode" von Ursula K. LeGuin besteht der Roman aus Fragmenten und bietet ein Kaleidoskop von Eindrücken. Die Perspektiven wechseln und es kommen sogar die verstorbenen Eltern aus dem Jenseits zu Wort (passt zum Stil). Wenn man (wie ich) Kaleidoskope mag und sich auch gerne selbst Gedanken macht, was dies und jenes denn vielleicht bedeuten mag, dann ist es das richtige Buch. Wer eine stringente Familiengeschichte lesen möchte, wird das Buch eher nicht mögen. Denn irgendwie bleibt man doch etwas fragend zurück. Aber der Titel des Buches wird aufgelöst. Das hilft. Erklärt aber längst nicht alles.

In der Leserunde, in der ich das Buch gelesen habe, waren die Meinungen ziemlich geteilt. Mir hat das Buch gefallen.

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