Ein ewiger Albtraum
AlbwachenIn der Regel verpuffen die Erinnerungen an einen Albtraum bereits kurz nach dem Erwachen. Nicht so für Thomas, seine Albträume brennen sich in seinen Kopf ein, lassen ihn nicht mehr los und entwickeln ...
In der Regel verpuffen die Erinnerungen an einen Albtraum bereits kurz nach dem Erwachen. Nicht so für Thomas, seine Albträume brennen sich in seinen Kopf ein, lassen ihn nicht mehr los und entwickeln sich so zum wahren Albtraum. Das Leid lässt erst nach, wenn Thomas seinen Traum Detail für Detail nachstellt. Doch wird ihm dadurch nur eine kurze Linderung verschaffen und mehr und mehr steigert sich der innere Zwang, bis es für Thomas nur mehr einen Ausweg gibt. Er verlässt seine Familie und begibt sich auf eine Flucht vor sich selbst und seinen Träumen.
Vorab sei gesagt, dass das Buch definitiv nicht für jeden geeignet ist, und man sich auf eine intensive und anspruchsvolle Lektüre einlassen muss können. Anfangs stockt der Lesefluss noch. Auf sprunghafte Weise mimt der sprachliche Stil die jugendhafte Unerfahrenheit des anfangs noch jungen Thomas, der sich erst mit seinen Problemen zurechtfinden muss. Im Laufe des Buches stellt sich dann aber ein angenehmer Lesefluss, während der sprachlich hochtrabende Stil erhalten bleibt. Besonders gut gelungen sind die Beschreibungen der psychischen Probleme Thomas'. Mit akribischer Genauigkeit wird den Leser:innen vor Augen geführt, wie sich Thomas vergeblich versucht dem Einfluss seiner Träume zu entziehen, die Angst davor, zu Träumen. Unterschwellig steigert sich die Spannung, entstanden dadurch, dass sich Thomas merklich in einer Spirale abwärts bewegt, aus der es kein Entkommen gibt. Schnell ist klar, dass es für Thomas keine Absolution geben wird, und trotzdem hält das Ende eine Überraschung bereit, die bei rückwirkender Betrachtung durch ihre geniale Banalität besticht.
Letztendlich ist das Buch wirklich interessant und lesenswert, da man in eine Welt der ungewollten menschlichen Abgründe entführt wird. Auch wenn der sprachliche Stil sehr gewöhnungsbedürftig ist und sehr viele Leser:innen vielleicht abschrecken mag, hat er mich letztendlich doch für sich begeistern können.