Cover-Bild Wir leben hier, seit wir geboren sind
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 24.04.2017
  • ISBN: 9783847906278
Andreas Moster

Wir leben hier, seit wir geboren sind



Ein Fremder kommt in das abgelegene Dorf in den Bergen, das vom Kalkabbau lebt. Fünf Freundinnen beobachten Georg Musiel dabei, fünf Mädchen, die kein Kind mehr sind und noch nicht Frau. Musiel soll die Leere des Kalksteinbruchs bestätigen - doch mit dem Steinbruch stirbt das Dorf, und deshalb wird Musiel argwöhnisch beobachtet. Als ein Unfall geschieht, kommen Ereignisse ins Rollen, ein Mädchen verschwindet und die Dorfbewohner müssen sich entscheiden: Folgen sie den Vätern oder wagen sie den Schritt in eine unbekannte Welt?

Eine archaische Geschichte vom Ende einer Ordnung, riskant und intensiv erzählt.

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Ein sprachgewaltiges Debüt

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„Ihr Tod ist eine Bruchkante. Die Vergangenheit ist ins Tal gerutscht, die Gegenwart ein messerscharfer Grat, auf dem niemand Halt findet, kein Hund, kein Mensch, kein Maultier. Wir können hier nicht bleiben.“ ...

„Ihr Tod ist eine Bruchkante. Die Vergangenheit ist ins Tal gerutscht, die Gegenwart ein messerscharfer Grat, auf dem niemand Halt findet, kein Hund, kein Mensch, kein Maultier. Wir können hier nicht bleiben.“ S. 129

Fünf Mädchen wachsen in einem entlegenen, aus der Zeit gefallenen Dorf auf, das vom Kalkabbau lebt. Noch verbringen sie die Tage gemeinsam, zärtlich und neckisch im Spiel, doch schon bald werden sie ihren Müttern folgen, die ihren Müttern folgten; werden Frauen mit gesenkten Blicken, die sich jeden Morgen sorgsam wieder zusammensetzen, die Risse der Nacht vom Scheitel bis zur Scham kitten und die Spuren der Ehemänner auf ihren Körpern, in ihren Augen beseitigen, so gut es geht. Als ein junger Mann von außerhalb damit beauftragt wird, über die weitere Notwendigkeit des Steinbruchs und damit ihrer aller Zukunft zu entscheiden, beginnt das bisher starre Mobilé der Autoritäten zu schwanken, brechen alte Strukturen auf und die Dorfgemeinschaft unaufhaltsam in sich zusammen.

„Jeden Tag bilden Männer irgendwo auf der Welt einen Kreis um eine Frau, um sie zu steinigen“, schreibt Ernaux in „Erinnerung eines Mädchens“. Andreas Moster stellt diesen Männern all jene Mädchen entgegen, die ihre Stimme erheben und anklagen, jeden Tag, die irgendwo auf der Welt aufstehen und gehen. Mit wenigen poetischen Worten gelingt es dem Autor eine Geschichte von universeller Gültigkeit zu erzählen, vom Ende einer archaischen Ordnung und dem Mut zur Freiheit. Ein sprachgewaltiges Debüt (wirklich kaum zu glauben), das durchrüttelt und bewegt, dem eine große Sinnlichkeit und Schönheit innewohnt. Ein Highlight und von mir eine besondere Empfehlung für Fans von Irene Solà und Nell Leyshon.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Grandios!

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In einem abgelegenen Bergdorf leben handvolle Familien mit eigenen, bizarren Traditionen vom Kalkabbau, welcher der nicht mehr Geld einbringt. Deshalb kommt eines Tages ein Fremder ins Dorf, um die Abschaffung ...

In einem abgelegenen Bergdorf leben handvolle Familien mit eigenen, bizarren Traditionen vom Kalkabbau, welcher der nicht mehr Geld einbringt. Deshalb kommt eines Tages ein Fremder ins Dorf, um die Abschaffung zu bestätigen. Fünf Teeneger Mädchen beobachten den jungen Mann bei seiner Ankunft und bei seiner Arbeit. Fünf Freundinnen, die nur an eins denken: raus aus dieser Kaff und Unterdrückung. Die Mädels lassen ihn nicht aus den Augen und für ihn tun die alles, was in ihrer Macht stehen. Dabei wissen die ganz genau, ohne Kalksteinabbruch wird das ganze Dorf sterben und genau deswegen betrachten die Dorfbewohner den fremden Mann sehr argwöhnisch. So gehen die Tage und Wochen, bis ein Unfall einige Ereignisse ins Rollen bringt...

Das Buch ist seit Mai 2019 in meinem Besitz und da könnt ihr raten, wie ich über mich ärgere. Warum habe ich es bis jetzt noch nicht gelesen? Damals habe ich es beim Hamburger Hafen Geburtstag bei Aktion Buch gebraucht gekauft und war ein totaler Cover-Kauf gewesen. Als ich Mosters „Kleine Paläste“ mit Begeisterung gelesen hab, musste ich ihn natürlich googeln, in der Hoffnung, dass er viel mehr Bücher geschrieben hat. Pustekuchen!!! Dieses hier ist sein Debüt und ich bin fassungslos! Fassungslos weil: wie kann man ein Erstlingswerk so gut schreiben? Und warum um Gotteswillen wird dieses geniales Buch nicht mehr gedruckt?

Dieses kleines Büchlein mit knapp 170 Seiten hat mich in sich hineingesaugt. Ich wollte entfliehen, am liebsten den Vätern und deren Traditionen zum Teufel schicken und die Müttern laut anschreien, doch jedes Mal als ich es zugeklappt hab, um eine Pause zulegen, hat mir die Geschichte keine Ruhe gegeben. Eigentlich passiert hier mit wenigen Figuren nicht viel, doch die Story ist wie ein Jo-Jo. Die schmeiß einen von sich, um hinterher mit Wucht zurückzuziehen können. Und das liegt nur Andreas Mosters Schreibstil! Sehr starke Sprache geschmückt mit poetischen Bildern.

Eine düstere Geschichte, welche mich von einem geladenen, dunklen Wolken zu den anderen im Blitzgeschwindigkeit hingeschossen hat. Wer das Buch irgendwie noch (als Gebraucht/ Mängelexemplar/E-Book/Geliehen/SUB) in den Händen kriegen kann, kann ich es nur noch weiterempfehlen!

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