Kann man der Vergangenheit entfliehen?
Museum der ErinnerungSeit vier Jahren arbeitet die junge britische Insektenforscherin Cathy im Berliner Museum für Naturkunde, wo auch ihr Verlobter, der amerikanische Paläontologe Tom, beschäftigt ist. Dort in ihrem Büro ...
Seit vier Jahren arbeitet die junge britische Insektenforscherin Cathy im Berliner Museum für Naturkunde, wo auch ihr Verlobter, der amerikanische Paläontologe Tom, beschäftigt ist. Dort in ihrem Büro hütet sie ihr ganz persönliches Geheimnis: ein kleines verschlossenes Schränkchen, gefüllt mit Andenken und Erinnerungsstücken aus ihrer Vergangenheit, die meist schmerzhafte Gefühle wachrufen. Gefühle der Schuld und Empfindungen der Scham, von denen auch Tom nichts weiß, eingesperrt um zu vergessen. Doch nun ist die Vergangenheit zurück und die Angst wieder da, die sie die letzten vier Jahre erfolgreich verdrängen konnte. Ein Päckchen ohne Absender liegt auf ihrem Schreibtisch und Cathy weiß sofort von wem es ist. Er hat sie gefunden, Daniel ist in Berlin, heute, am Tag der 200-Jahr-Feier des Museums, bei der Cathy für ihre Forschungsarbeit geehrt werden soll …
Die Autorin Anna Stothard wurde 1983 in London geboren. Nach ihrem Literaturstudium in Oxford studierte sie zwei Jahre Drehbuch am American Film Institute in Los Angeles. Heute lebt sie wieder in London. „Museum der Erinnerung“ ist ihr dritter Roman, der bereits 2016 unter dem Originaltitel „The Museum of Cathy“ in Großbritannien erschienen ist.
Schuld und Rache, Liebe und Verzeihen, sind die fundamentalen Themen dieses Romans, die die Autorin in einer bildhaften, sehr detailgetreuen Schreibweise in Szene gesetzt hat. Schauplatz der Handlung ist das Berliner Naturkundemuseum, über dessen Sammlungen und Arbeitsweise man aufschlussreiche Details erfährt. Ausgestopfte Tiere, interessante Artefakte und skurrile Erinnerungsstücke begegnen dem Leser zuhauf und machen das Geschehen sehr lebendig. Ständige Wechsel der Zeitabläufe zwischen Gegenwart und Vergangenheit sorgen für Spannung. Ganz allmählich, einem Puzzle gleich, erhält man Einblick in Cathys Vergangenheit und erfährt die Umstände, warum sie vom selbstbewussten Kind zur ängstlichen, unsicheren jungen Frau wurde und erfährt auch mehr über ihre verhängnisvolle Beziehung zu Daniel. Die Charaktere sind gut und individuell heraus gearbeitet, so dass man sich gut in ihre Gedanken einfühlen und ihre Handlungsweisen nachvollziehen kann.
Fazit: Eine interessante Geschichte, sehr detailreich und ausgeschmückt erzählt, mit einem Ende, das ich so nicht erwartet hätte.