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Veröffentlicht am 01.04.2022

Faszination Afrika

Danke, Afrika! Was ich zwischen Dschibuti und Marokko fürs Leben lernte.
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Da ich Bücher von Langzeit-Reisenden und Aussteigern sehr gerne mag, hat mich dieses Buch gleich angesprochen, zumal das Cover sehr einladend ist: Eine junge, hübsche Frau, die alleine durch verschiedene ...

Da ich Bücher von Langzeit-Reisenden und Aussteigern sehr gerne mag, hat mich dieses Buch gleich angesprochen, zumal das Cover sehr einladend ist: Eine junge, hübsche Frau, die alleine durch verschiedene Staaten Afrikas reist - wow, das verspricht auf jeden Fall ein spannendes und kurzweiliges Lesevergnügen.

Und dieses Versprechen wurde auch durchaus gehalten. Die Autorin bereiste zwischen 2008 - als sie zum ersten Fall nach Afrika kam - und 2020 insgesamt 25 afrikanische Länder und berichtet von ihren Erfahrungen und Erlebnissen. Dabei beschreibt sie nicht nur die Schönheit der Natur und die einzigartige Tierwelt, auch die Schattenseiten bringt sie zur Sprache, sei es die Armut, der Umgang mit Müll oder anderen Schwierigkeiten. Dabei beginnt ihr Buch schon mit einer großen Herausforderung, denn sie befindet sich zu Beginn des ersten Corona-Lockdowns in Marokko, wo sie letzttendlich auch sesshaft geworden ist. Das Buch wechselt ständig zwischen der Gegenwart (2020 in Aourir / Marokko) und ihren früheren Reisen durch viele afrikanische Länder, angefangen 2008 mit Südafrika. So lernt sie viele Facetten Afrikas, die Kultur und die Menschen, die ihr begegnen, kennen und vor allem lieben. Hier findet sie die Freiheit, die sie in Deutschland vermisste.

Das Buch liest sich mehr wie ein Roman als wie ein Reisebericht. Alles ist sehr anschaulich beschrieben, so dass das innere Kopfkino genug Input bekommt.
Ich bewundere den Mut und den Freigeist der Autorin, gleichzeitig befremdete mich jedoch so manche Verhaltensweise. So ließ sie z.B. ihren Freund Tomar an der Elfenbeinküste zurück und besuchte ihn nur hin und wieder zwischen ihren Reisen - ansonsten zog sie ihr eigenes "Ding" durch, reiste viel und verfolgte ihre eigenen Interessen und Projekte. Obwohl es sicher richtig war, dass sie ihm signalisierte, dass sie nicht für sein Leben verantwortlich sei, war es doch reichlich naiv zu glauben, dass eine Beziehung auf Augenhöhe möglich sei, da die Grundvoraussetzungen der beiden einfach zu unterschiedlich war. Ich finde es aber ehrlich und vor allem authentisch, dass sie Situationen wie diese nicht beschönigend beschrieben hat, um sich selbst in einem besseren Licht darzustellen. Trotz allem spürt man schließlich in jedem Kapitel ihre große Liebe und Faszination zu diesem Kontinent.

Das Buch hat ein angenehmes Format und enthält viele, wirklich sehr gelungene (Farb-)Fotos der Autorin, die bei mir sofort einen akuten Schub Fernweh auslösten. Einzig die Untertitel zu den Fotos hätten gerne etwas größer ausfallen dürfen, so dass man nicht fast schon eine Lupe bemühen muss, um sie zu entziffern.

Alles in allem ein schönes und kurzweiliges Buch für alle, die gerne etwas mehr über Afrika, seine Kultur und Menschen erfahren möchten.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Die Queen und ihr Team ermitteln in einem neuen Fall

Die unhöfliche Tote
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Auch beim zweiten Band vermittelt das Cover schon sehr dekorativ, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet: eine nicht ganz ernstzunehmende Story aus dem Genre des sogenannten "Cosy Crime". The ...

Auch beim zweiten Band vermittelt das Cover schon sehr dekorativ, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet: eine nicht ganz ernstzunehmende Story aus dem Genre des sogenannten "Cosy Crime". The Queen herself auf Mördersuche, die Idee an sich ist schon königlich, aber nach der Lektüre in Anbetracht der immer schon etwas geheimnisvollen Aura Ihrer Majestät durchaus im Bereich des Vorstellbaren.

Die Königin ist wieder einmal ganz und gar 'not amused', als sie bei einer Ausstellung ihr Lieblingsgemälde entdeckt, welches bereits seit Jahren verschollen ist. Sie setzt ihre stellvertretende Privatsekretärin Rozie darauf an, herauszufinden, wie es in den Besitz des Verteidigungsministeriums gelangt ist. Kurz darauf erschüttert der mysteriöse "Unfall" einer unbeliebten Palastangestellten die royalen Gemäuer und einige Mitarbeiter - auch Rozie - erhalten unschöne Briefe von einem unbekannten Absender. Hängt dies alles womöglich zusammen und wenn ja, wie? Auch der ehemalige Leibwächter der Queen, Billy MacLachlan, ermittelt auf seine Weise in ihrem Auftrag und so kommt die Queen der Wahrheit immer näher ...

Mir hat bereits der erste Fall "Das Windsor Komplott" sehr gefallen und so war ich gespannt, ob die Autorin daran anknüpfen konnte. Und sie konnte!
Es dauert zwar etwas, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt und auch zwischendurch gibt es immer wieder einmal Längen, doch vor allem der leichte, von trockenem englischem Humor durchdrungende Schreibstil macht dies wieder wett. Auf wirklich sympathische Art und Weise werden die Klischees, die man über die britische Königsfamilie und ihren Hofstaat kennt, bedient und kann sich vorstellen, wie das Privatleben der Queen aussehen könnte. Auch mein persönlicher - inzwischen leider verstorbener - Lieblingsroyal, Philip, kommt nicht zu kurz und seine "Auftritte" waren für mich ein besonderes Highlight (ich vermisse ihn wirklich).

Der Autorin gelang es, die Queen und ihr Team in einem warmen, sympathischen Licht zu zeichnen. Mit Rozie hat die Queen eine kluge, warmherzige, gewitzte und vor allem auch schlagkräftige Assistentin an ihrer Seite, die für sie die Ermittlungen auch außerhalb der Palastmauern durchführt und sich nicht einschüchtern lässt. Die Geschichte an sich zeigte auch die eine oder andere Schwäche, die ich mir logisch nicht erklären konnte. Dennoch fühlte ich mich sehr gut unterhalten und langweilte mich auch nicht, da es der Autorin gelang, die Auflösung der Zusammenhänge bis fast zum Schluss hinauszuzögern, ohne dass ich mir als Leser vorab schon der Lösung sicher war. Natürlich liegt der Fokus nicht nur bei diesem Fall, sondern eindeutig auch bei der Queen und ihre Art, einen Fall zu lösen und die echten Ermittler diskret und unerkannt auf die richtige Spur zu führen.

Alles in allem ein entspannter, amüsanter, mit sympathischen Charakteren ausgestatteter Unterhaltungskrimi, der Lust auf eine weitere Fortsetzung macht.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Clementine - Winston Churchill's Geheimwaffe

Lady Churchill
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Wer war die Frau des bedeutenden britischen Staatsmannes und Premierministers, der im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte schrieb? Über sein politisches und schriftstellerischen Wirken kann man alles ...

Wer war die Frau des bedeutenden britischen Staatsmannes und Premierministers, der im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte schrieb? Über sein politisches und schriftstellerischen Wirken kann man alles nachlesen, doch über sein privates Leben wurde nicht allzu viel bekannt. Darüber und noch viel mehr erfährt der Leser aus der Perspektive seiner Frau Clementine.

Die Geschichte beginnt mit dem Hochzeitstag von Clementine und Winston sowie von ihrem Kennenlernen. Churchill verliebte sich in die aus einem adligem, aber nahezu verarmten Hause stammende Clementine Hozier, die - für damalige Zeiten ungewöhnlich - in Paris studiert hatte und in London Unterricht gab. Schnell entdeckten sie, dass sie die gleichen Ansichten und politischen Ideologien teilten. Nach nur sechs Monaten begann ihr gemeinsamer Weg vor dem Traualtar. Von Anfang an unterstützte Clementine ihren Mann aktiv und feilte hinter den Kulissen mit ihm an seiner Karriere. Sie schenkte ihm fünf Kinder, entdeckte aber schnell, dass ihre Leidenschaft für die Politik stärker ist und vertraute daher die Erziehung ihrer Kinder zu einem großen Teil wechselnden Nannys an. Stattdessen
unterstütze sie Churchill mit Rat und Tat, übte mit ihm seine Reden und lenkte sein Temperament in die richtigen Bahnen. Im ersten Weltkrieg blieb sie zwar noch eher im Hintergrund, bemühte sich zu dieser Zeit aber schon sehr um die gebeutelten Briten, in dem sie sich stark für deren Versorgung einsetzte. Auch in der schwierigen Zeit, als ihr Mann aufgrund des ihm angelasteten misslungenen Dardanellenfeldzugs öffentlich in Ungnade fiel und sich depressiv auf seinen Landsitz zurückzog und zu schreiben begann, bemühte sie sich mit aller Kraft, ihn wiederaufzurichten. Das war wahrlich keine leichte Aufgabe, denn Churchill war ein anspruchsvoller und schwieriger Mensch - kein Wunder, dass Clementine immer wieder längere Erholungspausen brauchte, um selbst wieder Kraft für die Herausforderungen an seiner Seite zu schöpfen. Auch im familiären Umfeld gab es große Verluste und Spannungen, die ihr zu schaffen machten. Erneut musste sie alle ihre Talente aktivieren, als der zweite Weltkrieg ausbrach. Diesmal begnügte sie sich nicht mehr mit einer Rolle hinter den Kulissen, nein, sie brachte sich sehr couragiert für die Verbesserung der Luftschutzbunker ein und dafür, dass Frauen wichtige Positionen auch im Militär besetzen konnten, während die Männer an der Front kämpften. Mit außerordentlichem Feingefühl und taktischem Geschick schaffte sie es, sowohl die Menschen als auch wichtige Politiker auf ihre Seite zu bringen. Chuchill selbst hatte eher das große Ganze im Blick und war ein guter militärischer Stratege, doch für die menschlichen Aspekte hatte er wenig Sinn und so nahm sich Clementine diesen Aufgaben an. Wie traurig, dass sie trotz all ihrer Errungenschaften dennoch in seinem Schatten verblasste.

Die Autorin schreibt aus der Perspektive Clementines und im Präsens. Dadurch gelingt es ihr hervorragend, Nähe und Vertrautheit entstehen zu lassen und diesem ungewöhnlichen Paar auf einer sehr persönlichen Ebene zu begegnen. Niemand verstand es so wie Clementine, mit diesem schwierigen Mann umzugehen. Churchill war extrem fordernd und selbstbezogen, alles hatte sich um ihn zu drehen und oft verhielt er sich wie ein launisches Kind. Trotz aller Sympathie für Clementine fand ich es irritierend, wie oft betont wurde, dass Churchill ohne Clementine "total hilflos wäre und ohne sie nicht zu politischen Entscheidungen finden würde". Das fand ich dann doch schwer vorstellbar. Man bekommt den Eindruck, als ob Winston Churchill's Erfolg allein auf Clementine's Einfluss zurückzuführen wäre - zumindest aus ihrer Sicht. Während die erste Hälfte des Buchs sehr unterhaltsam und informativ war, war die zweite Hälfte etwas langatmig und fand einen netten Abschluss mit dem Kriegsende und Clementines Rückkehr aus Russland an Winston Churchill's Seite. Sehr schade, dass es hier nicht noch etwas weiterging, denn wie geschichtlich belegt, wurde es danach noch einmal richtig spannend bei den Churchill's.

Fazit: Ein empfehlenswerter Roman über das Leben und Wirken der Churchill's mit einem persönlichen Blick hinter die Kulissen auf das, was nicht in den Geschichtsbüchern steht.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Faszinierende Einblicke in die Welt der neuronalen Programmierung. So tickt unser Gehirn!

REMIND Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst
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"Im ersten Viertel unseres Lebens entwickeln wir unsere Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster. In den letzten drei Vierteln kämpfen wir gegen sie an."
Yvonne Diewald

Zum Inhalt:
Wer kennt es nicht; dieses ...

"Im ersten Viertel unseres Lebens entwickeln wir unsere Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster. In den letzten drei Vierteln kämpfen wir gegen sie an."
Yvonne Diewald

Zum Inhalt:
Wer kennt es nicht; dieses Gefühl, wieder einmal versagt zu haben, wenn die guten Vorsätze schon nach wenigen Wochen scheitern und damit der gefühlt tausendste Versuch einer Verbesserung auch schon wieder fehlschlägt. Unweigerlich geben wir uns selbst die Schuld daran, weil wir uns zu disziplinlos oder schwach halten. Was die meisten von uns nicht ahnen: wir sind hier ein Spielball von automatisch ablaufenden Programmierungen, die vor Jahren in unserem Gehirn angelegt und die durch wiederholtes Abspielen mit der Zeit so verstärkt wurden, dass es sehr schwer ist, aus diesem Hamsterrad einfach auszusteigen. Die neuronale Programmierung kann hier Abhilfe schaffen, indem sie neue Programmierungen aufbaut, verstärkt und "falsche", unliebsame Programmierungen im Gehirn wieder abbauen lässt. Das alles passiert natürlich nicht von heute auf morgen, doch die Autorin Yvonne Diewald verspricht mit ihrer erprobten REMIND-Methode eine Lösung für unsere individuellen Probleme.

Zum Buch:
Die Autorin Yvonne Diewald ist nicht nur studierte Neuwissenschaftlerin, sondern hat ihr umfangreiches Wissen über Jahrzehnte in der Praxis angewandt. Durch einen persönlichen Schicksalsschlag hat sie sich immer mehr mit der Funktionsweise des Gehirns und was es wirklich zu leisten imstande ist, beschäftigt und kann so auch aus persönlicher Erfahrung zu diesem großen Wissensbereich beitragen. Im ersten Teil berichtet sie von ihren persönlichen Erfahrungen und erklärt in den nachfolgenden Kapiteln in verständlicher Sprache - ohne Fachchinesisch - die Funktionen unserer internen Schaltzentrale. Sie gibt viele Beispiele und schließt die Kapitel jeweils mit einer Aufgabe ab, die jeden Leser dazu bringen solllte, sein eigenes Problem zu reflektieren, welche man gerne bearbeiten und auf Dauer loswerden möchte.

Persönliche Meinung:
Da ich mich vorher noch nie mit neuronaler Programmierung bzw. Gehirnentwicklung beschäftigt habe, folgte in diesem Buch ein Aha!-Moment nach dem anderen. Es ist ein faszinierendes Thema mit unglaublich spannenden Facetten, welches von der Autorin logisch aufbereitet und vermittelt wird. Ihre Erfahrungen mit ihrem Sohn lässt sie dabei immer wieder einfließen und gibt dem Inhalt eine wertvolle persönliche Note. Ganz besonders spannend fand ich die Einflüsse, die noch vor unserer Geburt und im Baby- und Kleinkindalter auf unser Gehirn einwirken und uns für den Rest unseres Lebens prägen. Mit diesen Informationen konnte ich wirklich etwas anfangen und habe inzwischen auch schon eine konkrete Ahnung, wo mein eigenes Problem herrührt. Mit der REMIND-Methode soll es gelingen, diese eingefahrenen Denk- und Verhaltensmuster wieder aufzulösen und durch neue Programmierungen zu ersetzen. Man bekommt schon beim lesen eine Ahnung, dass dies mit Arbeit verbunden sein wird und sich nicht nur duch die bloße Lektüre des Buches zum besseren ändert. Ich denke, wenn sich wirklich etwas bewegen soll, werde ich das Buch noch öfters zur Hand nehmen müssen. Nun ja, Rom ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden...

Fazit:
Sehr gut und leicht verständlich geschriebener Einstieg in die faszinierende Welt der neuronalen Programmierung. Es erweitert den Horizont ungemein, wenn man sich bisher noch nie mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Der Schlüssel zur dauerhaften positiven Veränderung liegt aber im "machen", deshalb liegt es an jedem selbst, ob man willens ist, mithilfe des Buches an sich zu arbeiten. Es könnte eine spannende Reise werden, auf der man viel über sich und seine Schaltzentrale lernt - und das sollten wir uns doch wirklich wert sein.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Lilly Bernstein's Geschichten treffen mitten ins Herz

Sturmmädchen
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Elli, Käthe und Margot ... drei junge Frauen, die seit ihrer Kindheit fest miteinander befreundet sind, so unterschiedlich sie auch sein mögen.
1933, als das Unheil in Deutschland bereits seinen Lauf nimmt ...

Elli, Käthe und Margot ... drei junge Frauen, die seit ihrer Kindheit fest miteinander befreundet sind, so unterschiedlich sie auch sein mögen.
1933, als das Unheil in Deutschland bereits seinen Lauf nimmt und noch niemand an den nächsten Krieg denken möchte ... schon gar nicht Elli, Käthe und Margot, die in einem etwas abgelegenen Dorf in der Eifel, nahe der belgischen Grenze, noch nichts von der Gefahr ahnen, die bald ihre Freundschaft zu zerreissen droht.
Käthe, in armen und schwierigen familiären Verhältnissen aufgewachsen, spricht der neuen Ideologie zu, verspricht sie sich davon doch eine Verbesserung ihrer Lebensumstände. Aufgehetzt durch die Parolen der NS, passt ihre Freundin Margot, eine Jüdin aus gutem Hause, nicht mehr in ihre Welt und sie wendet sich von ihr ab. Elli, die körperlich gehandicapte Tochter einer Hebamme, steht zwischen ihnen und versucht, zwischen Käthe und Margot zu vermitteln. Doch als der Hass auf Juden sich immer mehr zuspitzt, muss sich Elli entscheiden. Wird die Freundschaft der drei Mädchen und ihr gegebenes Versprechen "Alle für eine, eine für alle" diese stürmischen Zeiten überstehen?

Zum Buch:
Dies ist bereits der dritte "Mädchen"-Roman aus der Feder von Lilly Bernstein aka Lioba Werrelmann. Während "Findelmädchen" noch Verbindungen zum "Trümmermädchen" hat und man erfährt, was aus den Protagonisten des ersten Romans wurde, ist "Sturmmädchen" eine ganz neue, eigenständige Geschichte. Einzig die Zeit des 2. Weltkriegs und jeweils eine starke junge Frau im Mittelpunkt des Geschehens haben alle drei Romane gemeinsam. An sich ist auch die vorliegende Geschichte nicht neu: Freundschaften, die unter dem NS-Regime zu zerbrechen drohen / Hilfe bei der Flucht befreundeter Juden ins nahe Ausland. Viele historische Romane gibt es hierzu schon, doch es kommt eben immer darauf an, WIE eine Geschichte geschrieben wird und Lilly Bernstein hat definitiv die Gabe, ihren Figuren und Geschichten so viel Warmherzigkeit und Leben einzuhauchen, dass man vom ersten Kapitel an am Haken hängt.

Persönliche Meinung:
Auch diese Geschichte hat mich von Beginn an berührt und in Atem gehalten. Die Entwicklung der drei Mädchen in der Zeit zwischen 1933 bis 1940 und wie unterschiedlich ihr Leben in jenen Tagen verlief, als das NS-Regime immer grausamer das tägliche Leben aller Menschen veränderte, wurde sehr gut herausgearbeitet. Die Figuren und das Setting sind unglaublich bildstark und authentisch beschrieben, man konnte sich das Leben in diesem Eifel-Dörfchen wirklich lebhaft vorstellen. Dabei spart die Autorin auch nicht grausame Details aus, die einem wirklich unter die Haut gehen und einem nur zu deutlich vor Augen führen, was die Menschen in dieser Zeit erlitten haben. Mich hat besonders die Entwicklung von Elli vom naiven Mädchen zur selbstbewussten starken jungen Frau beeindruckt, die in diesem Roman auch die Hauptprotagonistin darstellt. Zwar konnte ich nicht alle ihre Verhaltensweisen nachvollziehen, aber dies tat dem Leseerlebnis keinen Abbruch. Auch die Liebe kam hier nicht zu kurz und ich würde mir wünschen, dass ich im nächsten "Mädchen"-Roman erfahre, wie es mit Elli und ihrer wachsenden Familie weitergeht.

Fazit:
Ein absolut lesenswerter historischer Roman, der einem nicht nur diese grausame Zeit aus der Perspektive drei junger Frauen nahebringt, sondern auch aufzeigt, wie echte Freunde in schwierigen Zeiten bereit sind, große persönliche Opfer zu bringen und dabei über sich selbst hinauswachsen. Absolute Leseempfehlung!

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