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Veröffentlicht am 05.11.2021

Spektakuläre Erzählweise

Das Archiv der Träume
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Das Archiv der Träume – Carmen Maria Machado

In diesem autobiographischen Roman verarbeitet die Autorin ihre Erfahrungen in einer queeren toxischen Beziehung.

Das Auffälligste an diesem Werk ist mit ...

Das Archiv der Träume – Carmen Maria Machado

In diesem autobiographischen Roman verarbeitet die Autorin ihre Erfahrungen in einer queeren toxischen Beziehung.

Das Auffälligste an diesem Werk ist mit Sicherheit der Erzählstil. Frau Machado erzählt ihre Erlebnisse in der Du-Perspektive. Der Grund dafür ist mir auch nach Beendigung des Buches nicht so ganz klar. Vielleicht verschafft es ihr größere Distanz. Auf jeden Fall ist das außergewöhnlich, ja auch gewöhnungsbedürftig. Die Kapitel sind kurz und knackig (großer Pluspunkt). Es ist eine seltsame Erzählweise. Nicht chronologisch, es wird auch keine Spannung aufgebaut. Dass diese Beziehung toxisch ist und irgendwann ein Ende haben wird, ist von Anfang an klar. Die Autorin springt zwischen den Themen, schreibt teilweise metaphorisch. Es ist wie ein Puzzle, das man erst zusammenfügen muss. Aber dabei – und das ist ganz wichtig – schafft Frau Machado es dennoch, einen gewaltigen Lesesog zu erzeugen. Sie schreibt experimentell, aber eindeutig hervorragend. Man will einfach immer weiterlesen.

Thematisch ist dieser Roman ein harter Brocken. Die junge bisexuelle Carmen lernt eine Frau kennen (tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob der Name überhaupt fällt…. Sie wird immer die Frau aus dem Traumhaus, oder „sie“ genannt). Nach kurzer Zeit entwickelt sich diese Beziehung ins toxische. Es sind seelische Misshandlungen, um die es hier geht. Es ist bedrückend, diese Entwicklung zu beobachten. Begleitend weist die Autorin auf bekannte Beispiele in Film und Musikszene hin.

Es ist offensichtlich, wie wichtig es Frau Machado ist, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von toxischen Beziehungen in queeren (insbesondere lesbischen) Beziehungen gegenüber heterosexuellen Verbindungen herauszustellen. Tatsächlich hab ich vor dieser Lektüre keinen Gedanken an dieses Thema verwendet.

Eine wirklich bedrückende, erhellende Leseerfahrung. Und die Erzählweise ist ziemlich spektakulär. 4 Sterne und eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Annabell und Bjarne

Nordlichtträume am Fjord
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EIne schöne Liebesgeschichte um Annabell und Bjarne.
Annabell sucht eine Auszeit im hohen Norden um ihr Leben neu zu sortieren. Ihr langjähriger Freund ist weg und zu allem Überfluss ist sie auch noch ...

EIne schöne Liebesgeschichte um Annabell und Bjarne.
Annabell sucht eine Auszeit im hohen Norden um ihr Leben neu zu sortieren. Ihr langjähriger Freund ist weg und zu allem Überfluss ist sie auch noch schwanger. Im Norden trifft sie auf den eigenbrötlerischen Bjarne - und jede Menge Schafe.
Die Autorin nimmt sich sehr viel Zeit für Naturbeschreibungen. Fast schon zu viel. Ansonsten ist es eine schöne Liebesgeschichte mit sympathischen Protagonisten, die mich aus irgendeinem Grund trotzdem nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte.
Dennoch - ein wunderbar winterliches Lesevergnügen! 4 Sterne

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Triggerwarnung

Every Beat of My Heart
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In dieser Geschichte steht ganz klar eine unglückliche Liebe im Vordergrund. Tatsächlich hat das Buch gleich mehrere Triggerwarnungen, die allerdings auch spoilern. Deshalb nur soviel: es geht um eine ...

In dieser Geschichte steht ganz klar eine unglückliche Liebe im Vordergrund. Tatsächlich hat das Buch gleich mehrere Triggerwarnungen, die allerdings auch spoilern. Deshalb nur soviel: es geht um eine toxische Beziehung. Nach dem Lesen bleibt ein bedrückendes, ungutes Gefühl. Lilja ist schon seit vielen Jahren unglücklich in Mika verliebt. Dieser nutzt sie im Großen und Ganzen nur aus. Als die beiden mit ihrer gemeinsamen Band erfolgreich werden, eskaliert sein Verhalten. Es ist in erster Linie einfach traurig, den beiden "zuzusehen". Auch wenn im weiteren Verlauf ein weiterer Mann auftaucht, der es endlich gut mit Lilja meint, liegt das Hauptaugenmerk des Romans eindeutig auf Lilja und Mika. Darüber sollte man sich im Klaren sein. Humor und Romantik sucht der Leser hier vergeblich. Davon abgesehen ist das Buch sehr gut geschrieben und von der Thematik natürlich auch wichtig. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl. Eine schöne Liebesgeschichte ist das wirklich nicht. 4 Sterne

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Fontana Fredda

Das Glück des Wolfes
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Das Glück des Wolfes – Paolo Cognetti

Silvia und Fausto verbindet eine zarte Liebesgeschichte – vor der atemberaubenden Kulisse der italienischen Hochgebirgswelt. Paolo Cognetti hat in seinem Roman „Acht ...

Das Glück des Wolfes – Paolo Cognetti

Silvia und Fausto verbindet eine zarte Liebesgeschichte – vor der atemberaubenden Kulisse der italienischen Hochgebirgswelt. Paolo Cognetti hat in seinem Roman „Acht Berge“ bereits durch seine wunderschönen Landschaftsbeschreibungen überzeugt.

Auch in diesem Werk gewinnt der Leser den Eindruck, die eigentlichen Protagonisten sind die Berge. Die große Liebe des Autors ihnen gegenüber ist regelrecht spürbar. Silvia und Fausto befinden sich regelrecht in ihren Schatten. Was sie betrifft, drückt sich der Autor oft recht wortkarg, beinahe emotionslos aus. Für das Gebirge hat er dagegen vielfältige poetische Beschreibungen. Über allem liegt die überwältigende Stille der Berge und eine gewisse Ehrfurcht angesichts ihrer Beständigkeit beziehungsweise der vergänglichen Nichtigkeit des Menschen.

Silvia und Fausto begegnen sich im kleinen Bergdorf Fontana Fredda. Es beginnt eine oberflächliche Liebelei, bevor sich ihre Wege zum Ende der Saison wieder trennen. Mal verlässt die eine, mal der andere das Bergdorf – nur um immer wieder zueinander zu finden. Dennoch diese Liebesgeschichte bleibt vage. Hier empfand ich diesen Roman oft als sehr bruchstückhaft. Es wird sehr wenig erklärt und sehr viel der Fantasie des Lesers überlassen. Hier hätte ich mir manchmal etwas mehr gewünscht. Wieder überzeugt Cognetti in erster Linie mit seiner Faszination für die Berge.

Da mich „Acht Berge“ inhaltlich wesentlich mehr überzeugen konnte, vergebe ich hier 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 24.10.2021

Ein nicht ganz typischer Haruf

Ein Sohn der Stadt
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Ein Sohn der Stadt – Kent Haruf
Nachdem ich die meisten von Harufs Holt-Romanen gelesen und geliebt habe, bin ich großer Fan von ihm und seinen Werken. Meine Erwartungen waren von daher recht konkret. ...

Ein Sohn der Stadt – Kent Haruf
Nachdem ich die meisten von Harufs Holt-Romanen gelesen und geliebt habe, bin ich großer Fan von ihm und seinen Werken. Meine Erwartungen waren von daher recht konkret. Tatsächlich wurde ich hier aber ordentlich überrascht.
Ein bisschen hat mir das typische Holt-Gefühl, das Land-flair, die besonderen, gutherzigen Bewohner von Holt mit all ihren Macken schon gefehlt. Denn dieser Roman ist anders. Hier hält Haruf sich nicht mit atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen auf. Trotzdem ist es sehr gut. Dieser Autor konnte einfach schreiben, keine Frage!
Nach acht Jahren kehrt Jack Burdette, ehemals erfolgreicher Footballspieler von Holt, zurück. Damals ist er ohne ein Wort verschwunden, hat Frau und Kinder zurückgelassen. Was der Klappentext verschweigt: schon damals war er zwar bekannt, allerdings mitnichten ein Sympathieträger. Die Bewohner Holts haben ihm auch nach all den Jahren nicht verziehen. Und so ist es eine Geschichte über Wut und Rache, welche die schlechtesten Eigenschaften der Menschen enthüllt.
Große Teile dieses Romans erzählen von der Vergangenheit. Von Jack als Kind, als Schüler, als Footballstar, als Frauenheld. Wie er zu dem wurde, was er heute ist. Und von den Bewohnern der Kleinstadt Holt. Von ihren Reaktionen auf Jacks Verschwinden und sein Wiederauftauchen. Denn beides betraf und betrifft jeden einzelnen von ihnen.
Das Ende schließlich hat mich sehr aufgewühlt, beinahe entsetzt zurückgelassen. Auf jeden Fall irgendwie unbefriedigt. Nach all den kleinen Happy Ends in den früheren Holt-Romanen hätte ich dem Autor das hier nicht zugetraut!
Wie immer schreibt Kent Haruf großartig. Er braucht nicht viele Worte, um große Gefühle auszudrücken. Es scheint, als schriebe er bewusst zwischen den Zeilen. Unaufgeregt legt er den Finger immer wieder direkt in die Wunde seiner Figuren. Ein großer Schriftsteller!
Nachdem mich dieser Roman nicht ganz so sehr begeistern konnte, wie seine Vorgänger, vergebe ich hier 4 Sterne und trotzdem eine große Leseempfehlung!

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