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Tarika

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2017

Ein toller Sommerroman

Brausepulverherz
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Jiara lebt eigentlich in Hamburg, jobbt aber den Sommer über in einer Trattoria an der italienischen Riviera. Ihr ansonsten so strukturiertes Leben steht Kopf, als sie Milo trifft. Naja, von einem „Treffen“ ...

Jiara lebt eigentlich in Hamburg, jobbt aber den Sommer über in einer Trattoria an der italienischen Riviera. Ihr ansonsten so strukturiertes Leben steht Kopf, als sie Milo trifft. Naja, von einem „Treffen“ kann hier nicht die Rede sein, eher von einer Explosion, einem Tsunami, einem Feuerwerk. Nein, Letzeres wäre dann doch zu kitschig. Sofort ist da dieses Knistern und Kribbeln. Nur manchmal fühlt es sich eher an wie viele kleine Stromschläge – so grundverschieden sind die beiden. Und eigentlich darf das alles nicht sein: Jiara hat einen Freund, ein Leben und eine Zukunft in Hamburg – oder? (Klappentext)

Leonie Lastella nimmt den Leser ziemlich schnell durch ihren angenehmen Schreibstil gefangen und wenn man selbst im verregneten Deutschland sitzt, so kann man mit der Lektüre vom „Brausepulverherz“ schnell ins warme Italien abdriften. Besonders interessant, aber auch angenehm und für die Geschichte förderlich, fand ich, dass Lastella die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt. An sich nichts Besonderes, aber sie erzählt die Geschichte Kapitelweise aus der Sicht von Jiara und Milo. Dadurch kann man sehr schnell sehr viel Nähe zu beiden Protagonisten aufbauen, was mir sehr gefallen hat. Das Gefühlsleben der beiden wird dem Leser also sehr schnell klar, besser als den beiden Protagonisten wohl. Aber auch die anderen auftretenden Figuren sind sehr gut geschildert.
Die Handlung an sich mag nicht neu sein, Frau verliebt sich in komplizierten Mann, der ist auch noch ein wahnsinnig gutaussehender Italiener, aber die Verpackung macht es. Und die wird hier wirklich mit einer Spannung geliefert, dass man im Grunde das Buch gar nicht mehr weglegen möchte. Zwischenzeitlich war ich mir nicht mal sicher, ob es mein gewünschtes Ende überhaupt noch geben kann, denn es ist zwischenzeitlich sehr dramatisch. Aber gerade diese Dramatik macht die Handlung so spannend. Wohlwollend möchte ich noch anmerken, dass „Brausepulverherz“ kein 08/15-Roman ist, also auch nicht besonders kitschig.

Ein wirklich schöner und lesenswerter Liebesroman, der nicht nur das Italienfeeling rüberbringt, sondern auch wirklich gut unterhalten kann.

Veröffentlicht am 01.05.2017

Sehr gut recherchiert und unglaublich unterhaltsam

Die letzten Tage der Nacht
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New York, 1888. Thomas Edison hat mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Glühbirne ein Wunder gewirkt. Die Elektrizität ist geboren, die dunklen Tage der Menschheit sind Vergangenheit. Nur eine Sache ...

New York, 1888. Thomas Edison hat mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Glühbirne ein Wunder gewirkt. Die Elektrizität ist geboren, die dunklen Tage der Menschheit sind Vergangenheit. Nur eine Sache steht Edison und seinem Monopol im Weg, sein Konkurrent George Westinghouse. Zwischen den beiden Männern entbrennt ein juristischer Kampf, es geht um die Millarden-Dollar-Frage: Wer hat die Glühbirne wirklich erfunden? Und wer hat also die Macht, ein ganzes Land zu elektrifizieren? (Klappentext)

„Die letzten Tage der Nacht“ ist eines meiner bisherigen Lesehighlights 2017. Der Drehbuchautor Graham Moore schafft es mit seinem Roman den Leser in das New York City von 1888 zu versetzen. Gefühlt erleben wir hautnah, die Rivalität zwischen Thomas Edison und George Westinghouse. In ihrem Patentstreit, wer nun dir Glühlampe erfunden habe, wird Westinghouse durch den jungen und noch recht unerfahrenen Anwalt Paul Cravath vertreten. Viel mehr werden wir Zeugen des Stromkrieges, was ist nun besser? Wechselstrom oder Gleichstrom? Wir der Stromkrieg ausging, wissen wir heutzutage.
Die Charaktere sind sehr überzeugend. Moore porträtiert Edison als Erfinder und geizigen Geschäftsmann, Westinghouse ist er ein aggressiver Geschäftsmann, der auf Produktqualität aus ist. Außerdem treffen wir auf den sehr launenhaften Wissenschaftler Nicola Tesla. Die gesamte Handlung wird durch den sehr ehrgeizigen jungen Anwalt Paul Cravath zu einer sich sehr gut lesbaren und unglaublich spannenden Geschichte vereint. Natürlich dürfen auch andere wichtige Personen im Zuge des Stromkrieges nicht fehlen: Alexander Graham Bell und J.P. Morgan.
Moore schafft es, das New York im Gilded Age wieder aufleben zu lassen, die Geschichte so packend zu erzählen, als wäre es erst gestern gewesen. Das Buch schafft es, den Leser in die aufkommenden Ereignisse hineinzuziehen und den unglaublichen Geschehnissen zu folgen. Moores Recherchen dazu sind sehr gut, wodurch sich eine lang nachklingender, aber auch unterhaltsamer Roman entwickelt hat.

Graham Moore schafft es in „Die letzten Tage der Nacht“, den Leser in die Ereignisse um den Stromkrieg zwischen Edison und Westinghouse hineinzuziehen. Unglaublich gut recherchiert, wahnsinnig spannend, Unterhaltung ist garantiert!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Eine tiefgründige und schöne Geschichte

Mein Freund Pax
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Peter hat den Fuchswelpen Pax vor dem sicheren Tod gerettet und aufgezogen – seitdem sind die beiden unzertrennlich. Peter und Pax verstehen sich ohne Worte, und nur zusammen fühlen sie sich ganz. Aber ...

Peter hat den Fuchswelpen Pax vor dem sicheren Tod gerettet und aufgezogen – seitdem sind die beiden unzertrennlich. Peter und Pax verstehen sich ohne Worte, und nur zusammen fühlen sie sich ganz. Aber dann kommt der Krieg und reißt die beiden auseinander. Zwischen ihnen liegen Hunderte von Kilometern und warten tausend Gefahren, doch von ihrer Sehnsucht getrieben, kennen die beiden nur einen Gedanken: den anderen wiederzufinden … (Klappentext)

„Mein Freund Pax“ von Sara Pennypacker richtet sich eigentlich an junge Leser ab 10 Jahren, aber auch ältere Leser werden von diesem tiefgründigen Buch berührt werden. Die Geschichte spielt in einem Land, das nicht genauer definiert wird, in einer unbestimmten Zeit, doch gerade darum zeigt es umso deutlicher, dass Krieg jeden treffen kann, jeden beeinflusst, nicht nur den Menschen, sondern jedes Lebewesen.

»Es gibt eine Krankheit, die Füchse manchmal befällt. Sie bringt sie dazu, ihre gewohnte Lebensweise aufzugeben, Fremde anzugreifen. Der Krieg ist eine Menschenkrankheit, die ganz ähnlich ist.«

Geschrieben ist die Geschichte in der dritten Person, der Fokus wechselt hierbei immer wieder zwischen Peter und Pax. Peter macht sich auf die Suche nach seinem Fuchs, von dem er weiß, dass er als domestizierter Fuchs unmöglich in der Wildnis überleben kann, wohingegen Pax zunächst darauf warten, dass Peter zurückkehrt und erst langsam lernt, was es bedeutet ein Fuchs zu sein. Doch sowohl auf Peters als auch auf Pax‘ Reise wird der Leser immer wieder darauf stoßen, welche Auswirkungen der Krieg auf die beiden Protagonisten hat. Der Schreibstil ist dabei sehr bildhaft, aber auch eher einfacher gehalten, denn es handelt sich schließlich um ein Kinderbuch, was es aber keineswegs langweilig macht.
Viel mehr sind es die vielen Aspekte, die zum Nachdenken anregen, diese tiefe Freundschaft zwischen Peter und Pax, was der Mensch alles ausrichten, aber auch anrichten kann, z.B. mit einem Krieg, aber auch über das Erwachsenwerden. Es ist unglaublich, wie diese nachdenkliche Geschichte zu gleichen Teilen lehrreich und dennoch wundervoll sein kann.

„Mein Freund Pax“ konnte mich überzeugen, ein wirklich tolles Buch, welches das Herz berührt und eine tiefgehende Geschichte mit allgemeingültigen Wahrheiten besitzt.

Veröffentlicht am 06.04.2017

Bildgewaltige Sprache voller magischer Momente

Das Labyrinth der Lichter
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Spanien in den bleiernen Tagen des Franco-Regimes: Ein Auftrag der Politischen Polizei führt die eigenwillige Alicia Gris von Madrid zurück in ihre Heimatstadt Barcelona. Unter größter Geheimhaltung soll ...

Spanien in den bleiernen Tagen des Franco-Regimes: Ein Auftrag der Politischen Polizei führt die eigenwillige Alicia Gris von Madrid zurück in ihre Heimatstadt Barcelona. Unter größter Geheimhaltung soll sie das plötzliche Verschwinden des Ministers Mauricio Valls aufklären, dessen dunkle Vergangenheit als Direktor des Gefängnisses von Montjuïc ihn nun einzuholen scheint. In seinem Besitz befand sich ein geheimnisvolles Buch aus der Serie ›Das Labyrinth der Lichter‹, das Alicia auf schmerzliche Weise an ihr eigenes Schicksal erinnert. Es führt sie in die Buchhandlung Sempere & Söhne, tief in Barcelonas Herz. Der Zauber dieses Ortes schlägt sie in seinen Bann, und wie durch einen Nebel steigen Bilder ihrer Kindheit in ihr auf. Doch die Antworten, die Alicia dort findet, bringen nicht nur ihr Leben in allerhöchste Gefahr, sondern auch das der Menschen, die sie am meisten liebt. (Klappentext)

»Die Welt ist nicht der unmoralische Ort, den du bisher gekannt hast, Alicia. Die Welt ist schlicht ein Spiegel von uns, die wir sie bilden, und sie ist nicht mehr und nicht weniger als das, was wir alle gemeinsam mit ihr anstellen.«

„Das Labyrinth der Lichter“ ist nicht nur der vierte Band der Reihe „Der Friedhof der vergessenen Bücher“, sondern auch mein erster Zafón. Ohne Vorwissen ging ich also ans Lesen, was erstaunlich gut gelang. Aber bereits am Anfang des Bandes steht schon geschrieben, dass es möglich ist, diesen Band ohne das Wissen aus den anderen Büchern zu lesen. Was mir natürlich als erstes auffiel, ist der fabelhafte Schreibstil, der so bildgewaltig ist, dass das Lesen nur so zum Spaß wird. Eigentlich findet man sehr gut in die Geschichte, ich habe allerdings doch ein wenig gebraucht, bis ich so richtig ankam. Danach war das Lesen aber nur so ein Genuss, da ich unbedingt wissen wollte, was weiter passiert. Und wenn die Geschichte erst einmal in Fahrt kommt, dann geht es so richtig los und es wird doch gut spannend. Trotz der Länge des Buches (944 Seiten), wurde es mir nie langweilig.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und authentisch. Ihr Handeln zu verfolgen, war mir nur so eine Freude. Meine Favoritin war jedoch die Protagonistin Alicia, sie war mir einfach nur sympathisch.

»Man glaubt, woran man kann, nicht, woran man will. Außer man ist ein Idiot, dann ist es genau umgekehrt.«

Vermutlich sollte man einmal im Leben zumindest einen Zafón gelesen haben. Diesen Band kann ich dafür nur empfehlen, denn es ist einfach eine Freude, die bildgewaltige Sprache voller Magie von Zafón kennenzulernen und zu erleben.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Anschauliche und unterhaltsame Erklärungen für die Vorgänge im Universum

Sternstunden des Universums
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Harald Lesch und Jörn Müller berichten in „Sternstunden des Universums“ von unglaublichen Vorgängen in unserem Universum, darunter merkwürdige Objekte und seltsamen Vorgängen der Astronomie, wie veränderliche ...

Harald Lesch und Jörn Müller berichten in „Sternstunden des Universums“ von unglaublichen Vorgängen in unserem Universum, darunter merkwürdige Objekte und seltsamen Vorgängen der Astronomie, wie veränderliche Sterne, aber solchen, die viel größer und leuchtkräftiger sind als die Erde. Eta Carinae wird sogar mal richtig unter die Lupe genommen. Außerdem erfährt man, dass es allein in unserem Sonnensystem sehr viel mehr Monde als nur unsere Trabanten gibt, man auf dem Merkur einen doppelten Sonnenaufgang bzw. -untergang erleben kann, und vieles, vieles mehr.

Das Autorenduo Harald Lesch/Jörn Müller schafft es, in 14 verschiedenen Kapitel allgemeinverständlich verschiedene Themen aus dem großen Bereich der Astronomie zu erörtern. Der Sprachstil ist dabei nicht nüchtern trocken, sondern wieder sehr lebendig. Man muss es sicher mögen, denn Lesch schreibt ähnlich wie er spricht. Dafür versteht man es aber dennoch gut.
Die Erklärungen sind alle gut und stimmig, auch für den Laien nachvollziehbar, auch wenn manch ein Thema sicher anstrengender zu verstehen ist als ein anderes. Als Laie liest man es sicher nicht so schnell weg, da man über manches Nachdenken muss, aber es ist alles sehr informativ. Hilfreich sind hier sicher die vielen Abbildungen (oft farbig), aber auch Graphen etc. Dadurch sind manche Erklärungen besser zu verstehen, wie zum Beispiel Keplers zweites Gesetz („Ein von der Sonne zum Planeten gezogener Fahrstrahl überstreicht in gleichen Zeiten gleich große Flächen.“). Aber es gibt auch viele (farbige) Abbildungen von Himmelskörpern, was ja sowieso ganz hervorragend zum Titel passt.
Ansonsten eine gute, nicht zu schwer verständliche, Einführung in die Astronomie bzw. in die Vorgänge unseres Universums. Sehr gelungen finde ich auch den Anhang, wo nicht nur über die exponentielle Zahlenschreibweise sehr großer bzw. sehr kleiner Zahlen informiert wird, sondern es gibt auch ein umfangreiches Glossar zu finden, das von A wie AGN bis X wie X-Bosonen reicht. Daneben gibt es, wie ich es von einem guten Sachbuch erwarte, auch für jedes Kapitel Literaturangaben und natürlich einen Abbildungsnachweis.

„Sternstunden des Universums“ nimmt uns mit auf eine tolle Reise mit vielen Informationen, die allgemeinverständlich erklärt werden, dennoch ist es nicht für zwischendurch, da das Thema durchaus seine Aufnahmebereitschaft erfordert.