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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2017

Wenn die Köchin mit dem Winzer...

Ein Weinberg zum Verlieben
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Die passionierte Köchin Rose Bennett verliert am gleichen Tag Job und große Liebe. Sie kriecht bei ihrem großen Bruder unter, um ihre Wunden zu lecken. Um sie aus der Lethargie zu reißen, besorgt er ihr ...

Die passionierte Köchin Rose Bennett verliert am gleichen Tag Job und große Liebe. Sie kriecht bei ihrem großen Bruder unter, um ihre Wunden zu lecken. Um sie aus der Lethargie zu reißen, besorgt er ihr einen Job als Haushälterin eines Weinguts am anderen Ende der Welt – im Shingle Valley in Australien. Er möchte, dass sie dort Augen und Ohren aufhält, denn als Investor sucht er ständig große Weingüter, die eine Übernahme lohnen. Das Weingut hat zwar einen ambitionierten Besitzer, aber auch mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Das passt genau ins Beuteschema von Henry Bennett.
Aber in dieser Liebesgeschichte kommt es anders, als man denkt. Natürlich ist die Geschichte nicht neu, nicht einmal besonders originell – Köchinnen sind gerade sehr in Mode – aber sie ist durchgehend unterhaltsam und witzig geschrieben. Rose Bennett hat ein so sympathisches und zupackendes Wesen, dass ich sie als Leserin sofort ins Herz geschlossen habe. Die Beschreibung der Landschaft und der Weinberge ist gelungen und weckt Reisesehnsüchte. Bis zum Happy End gibt es natürlich noch eine Menge Haken und Umwege, denen ich gern gefolgt bin.
Eine lockeres, unterhaltsames Lesevergnügen für einige entspannte Stunden, zusammen mit einem Glas Wein perfekte Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 01.05.2017

Zwischen Machos und Alpakas

Stallgeruch
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Kriminalkommissar Christian Heldt ist überhaupt nicht begeistert, dass er aus seinem Urlaub geholt wird, um zusammen mit Kollegen Tomek Piotrowski in Duderstadt einen Mordfall zu klären. Schließlich finden ...

Kriminalkommissar Christian Heldt ist überhaupt nicht begeistert, dass er aus seinem Urlaub geholt wird, um zusammen mit Kollegen Tomek Piotrowski in Duderstadt einen Mordfall zu klären. Schließlich finden es die Duderstädter Kollegen nicht sehr prickelnd, dass gleich am nächsten Tag, die Kollegen aus Göttingen anrücken und eine gute Zusammenarbeit wird dann nicht einfach. Aber einer der Zeugen hat einen Draht nach „oben“ und so haben sie keine große Wahl.
Im Gestüt der Familie Mohr, die neben Pferden auch sehr erfolgreich Alpakas züchten, wird die Pferdewirtin Linda ermordet im Stall gefunden. Sie war auch mit dem Juniorchef verlobt und es ist auch kein rechtes Motiv auszumachen. Zwar ist der Seniorchef ein echter Kotzbrocken, aber auf seine zukünftige Schwiegertochter ließ er nichts kommen. Auch der Tierarzt, der das Opfer fand, ist arrogant und unsympathisch, aber sein Alibi ist wasserdicht. Die Stallgehilfin Doreen weiß mehr, als sie sagt und überhaupt will die Familie ganz schnell zum Alltag zurückzukehren. Es scheint, als ob niemand so recht um Linda trauert, nicht einmal ihr Verlobter.
Dominik Kimyon hat mit „Stallgeruch“ seinen ersten Krimi vorgelegt und der Autor sprüht vor Ideen, ein Wortspiel kommt nach dem anderen und witzige Vergleiche finden sich in fast jedem Abschnitt. Das macht Spaß zu lesen, wurde mir aber trotzdem mit der Zeit zu viel. Viele Personen werden eingeführt, vielleicht auch schon im Hinblick auf Folgebände und jede der neuen Figuren wird mit einer Vorgeschichte ausgestattet. Für mich hat das die Spannung etwas zerfasert. Eine stringentere Handlungs- und Spannungsführung hätte mir noch besser gefallen.
Sympathisch dargestellt und gut gefallen haben mir die beiden Ermittler Held und Piotrowski, das ist ein Gespann, das noch viel Potential hat.
Der Plot ist raffiniert ausgedacht und punktet mit einem wirklich überraschenden Finale. Insgesamt ein gelungenes Debüt, das mich sehr neugierig auf die weitere Entwicklung des Autors und seiner Ermittler macht.

Veröffentlicht am 22.04.2017

Falsche Lebensentscheidung

Erzähl mir was von Liebe ...
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Was passiert, wenn man einmal im Leben einen falschen Abzweig wählt…..

Rachel und Liam sind Freunde, beste Freunde seit Kindergartenzeiten. Sie kann sich auf ihn verlassen, er versteht ihre Träume und ...

Was passiert, wenn man einmal im Leben einen falschen Abzweig wählt…..

Rachel und Liam sind Freunde, beste Freunde seit Kindergartenzeiten. Sie kann sich auf ihn verlassen, er versteht ihre Träume und Wünsche. Sie blickt mit einem Lächeln auf seine amourösen, kurzfristigen Abenteuer, auch wenn es ihr manchmal einen kleinen Stich versetzt. Doch kurz vor Rachels lang geplantem Urlaub in den USA passiert es, in Feierlaune und Alkoholstimmung schlafen sie miteinander. Am nächsten Morgen sind beide gehemmt, Liam tut die Episode ab, Rachel ist gekränkt und verunsichert und vielleicht deshalb auch so empfänglich für die Werbung Erics, der ihr in New York gleich am Anfang über den Weg läuft.

Rachel bleibt in den USA und beginnt ein Studium – unausgesprochen gibt es eine immerwährende Sehnsucht nach Irland, zu Liam. Doch als sie ein Kind erwartet und heiratet, scheint es keine Möglichkeit mehr zu geben, bis ein halbes Leben später sich alles ändert.

Wir erfahren die Geschichte zum größten Teil aus Rachels Perspektive und leider war sie mir nie so ganz nah gekommen. Eigentlich sind alle Personen recht eindimensional angelegt, das hat mir ein „Einfühlen“ in Charaktere erschwert. Rachel hätte viele Möglichkeiten gehabt, ihr Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen und lässt sie alle verstreichen. Die Gefühle von Liam und ihr sind zart erzählt, die Geschichte ist zwar hochemotional, aber sie gleitet nicht oft ins Kitschige ab. Das hat mir gefallen.
Die Zeit in den USA, die Rachel aber geprägt hat, war mir zu sehr im Zeitraffer erzählt. Ich konnte die Entwicklung von der schüchternen jungen Irin zur erfolgreichen amerikanischen Geschäftsfrau nicht nachvollziehen. Als dann gegen Ende des Buches, Rachels Tochter als Erzählerin in die Geschichte eintritt, schien es mir einen Bruch zu geben. Auch beim gereiften Familienmensch Liam kam mir seine Entwicklung zu kurz.

Insgesamt fand ich die Grundidee dieser Geschichte gut. Sie war anrührend und emotional erzählt, hielt aber immer die Balance und wurde nie gefühlsduselig. Ich hätte mir nur gewünscht, dass es etwas sorgfältiger lektoriert gewesen wäre.

Ich danke der Autorin für diese Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Die Fesseln der Vergangenheit

Die unbekannte Schwester
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Carlotta Fiore hat eines ihrer Ziele erreicht, sie wird bei der Kriminalpolizei angenommen und ermittelt nun ganz offiziell an der Seite von Konrad Fürst, ihrem leiblichen Vater. Nach vielen dramatischen ...

Carlotta Fiore hat eines ihrer Ziele erreicht, sie wird bei der Kriminalpolizei angenommen und ermittelt nun ganz offiziell an der Seite von Konrad Fürst, ihrem leiblichen Vater. Nach vielen dramatischen Ereignissen – wer die zwei Vorgängerbände kennt, ist klar im Vorteil – scheint eine Zukunft ohne den übermächtigen Schatten der berühmten Opernsängerin Maria Fiore, möglich. Offiziell ist Carlotta die Tochter der verstorbenen Diva, allerdings wurde sie von ihr als Kleinkind entführt und als Tochter ausgegeben, um ihr leibliches, behindertes Kind in einer Heil-und Pflegeanstalt zu verstecken.
Kaum im Polizeidienst angekommen, ermitteln sie und Konrad in einem Suizidfall. Eigentlich liegt alles klar auf der Hand, doch als Carlotta einen Zettel in der Wohnung findet, auf der ihr Name und der Tag der Entführung stehen, weiß sie, dass auch dieser Fall ganz viel mit ihr persönlich zu tun hat. Psychisch angeschlagen versucht Carlotta trotz Behinderungen durch ihre Kollegen und dem Polizeichef weiter zu ermitteln. Jede Spur führt sie tiefer in ihre Vergangenheit und reißt bei ihr und ihrem Vater Konrad alte Wunden auf.
Was im ersten Band „Wiener Totenlieder“ wunderbar funktioniert und im zweiten Band „Mörderische Wahrheiten“ zumindest den Krimi noch spannend getragen hat, versagt für mich in diesem dritten Buch. Wieder kreist alles um die damalige Entführung, den Gedächtnisverlust ihres Vaters und die On-Off-Beziehung mit Kollege Hannes. Atemlos hetzt Carlotta von Schauplatz zu Schauplatz, unterbrochen von Besuchen bei der Therapeutin und Beinahe-Zusammenbrüchen. Sie ist nicht nur Ermittlerin, sie ist auch Verdächtige und Opfer gleichzeitig. Diese Szenerie war mir einfach zu überladen und durch die ausgedehnten Privatprobleme überfrachtet. Die Darstellung der Polizeiarbeit ist absolut nicht realistisch. (ohne Ausbildung eine Stelle im Kriminalkommissariat zu bekommen oder nach 30 Jahren alkoholbedingte Auszeit und Amnesie wieder in der alten Stellung einzusteigen) Das sprengt auch den Rahmen, den man der erzählerischen Freiheit zubilligen kann.
Das Buch ist durchaus spannend geschrieben, dafür sorgen die schnellen Szenenwechsel, nur den Plot fand ich leider nicht mehr sehr originell, ständige Wiederholungen ließ es mir zu sehr wie einen Aufguss der letzten Bände erscheinen. Dabei mag ich den Stil der Autorin, das gewisse „Wienerische“, das ließ mich auch zu diesem Krimi greifen. Meine Erwartungen waren sehr hoch, vielleicht zu hoch und daraus resultiert die Enttäuschung, die ich nach dem Lesen empfand.

Veröffentlicht am 06.04.2017

Vom Verlieren und Wiederfinden

Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands
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Michéle lebt und arbeitet auf dem Bahnhof des kleinen Örtchens Miniera de Mare. Arbeit und Wohnung hat er vom Vater übernommen, mittlerweile hält nur noch ein Regionalzug am Tag und Michéle ist ganz eingesponnen ...

Michéle lebt und arbeitet auf dem Bahnhof des kleinen Örtchens Miniera de Mare. Arbeit und Wohnung hat er vom Vater übernommen, mittlerweile hält nur noch ein Regionalzug am Tag und Michéle ist ganz eingesponnen in seiner Alltagsroutine und Einsamkeit. Seit seine Mutter eines Tages den Zug bestieg und nie mehr zurückkam, umgibt ihn Misstrauen gegen Menschen. Seine einzige Freude sind Fundgegenstände aus dem Zug, die, wenn sie nicht mehr abgeholt werden, in seinem Zimmer gesammelt werden.
Eines Tage reißt ihn Elena, eine junge Frau auf der Suche nach einer vergessenen Puppe aus seiner Lethargie und schubst ihn in die Realität, er beginnt die fast aussichtslose Suche nach seiner Mutter. Elena hilft ihm auch, seine inneren Fesseln zu lösen und eine zarte Freundschaft und Bindung entsteht.
Die Beschreibung verspricht eine märchenhafte, eine wenig versponnene Geschichte und es sind auch alle Zutaten vorhanden, die dazu gehören. Der Autor, Salvatore Basile, ist ein versierter Drehbuchschreiber, der eine Geschichte aufbauen und mit Worten umgehen kann. Es gelingen ihm sehr schöne Szenen, die sofort ein Kopfkino auslösen. Doch warum konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen?
Sicher lag es an der Überfülle solcher Szenen und Zufälle. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass der Autor zu viel hineinpackte, Begegnungen und Personen ganz kalkuliert auf ihre Bildhaftigkeit hineinpackte und dadurch die Wirkung verwässerte. Auch die Charakterisierung seiner Hauptfiguren litt darunter, ihre Entwicklung war nicht immer nachzuvollziehen. Das fand ich sehr schade, denn immer wieder waren da sehr anrührende emotionale Abschnitte, die allein besser gewirkt hätten, wären sie nicht zu überfrachtet gewesen. Statt auf die Fantasie der Leser zu vertrauen, gibt der Autor jedes Detail vor und bemüht immer wieder den Zufall um den Roman voranzutreiben. Dass hat mir die Freude an diesem Roman geschmälert, dessen Handlungsidee mir sehr gut gefallen hat und von dem ich mir viel versprochen hatte.
Mein Lesedruck: eine schöne Idee, eine gute Sprache, aber die Ausführung war nicht ganz rund, deshalb bin ich mit meinen Leseeindruck auch gespalten. Es war alles da, was eine unterhaltsame, etwas märchenhafte Geschichte ausmacht, dass es mich trotzdem nicht richtig gepackt hat, lag vielleicht auch an meinen hohen Erwartungen.
Die Gestaltung des Covers fand ich ausnehmend gelungen, der ein Bahnhof, etwas altertümlich, der Aufbruch und Heimkehr gleichermaßen symbolisiert.