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Veröffentlicht am 07.01.2022

Lesepflicht!

Das Jahr des Dugong – Eine Geschichte für unsere Zeit
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Von John Ironmonger hatte ich bereits letztes Jahr schon das Buch „Der Wal und das Ende der Welt“ gelesen, und war restlos begeistert. So durfte schnell sein neues Werk „Das Jahr des Dugong – Eine Geschichte ...

Von John Ironmonger hatte ich bereits letztes Jahr schon das Buch „Der Wal und das Ende der Welt“ gelesen, und war restlos begeistert. So durfte schnell sein neues Werk „Das Jahr des Dugong – Eine Geschichte für unsere Zeit“ bei mir einziehen.

Toby Markham besitzt eine Marketingagentur, die erfolgreich läuft. So ist ihm ein recht luxuriöses Leben beschieden. Eine hübsche Geliebte, ein protziges Auto, keine Geldsorgen, dafür ein toller Skiurlaub in den Schweizer Alpen. Bis zu einer verhängnisvollen Ski-Fahrt: er erwacht in einem seltsamen Gebäude, das mehr Gefängnis als Krankenhaus gleicht. Erst langsam erfährt er, dass er angeklagt ist für eine Straftat, die ihm erstmal absurd erscheint. Er soll aktiv am Sterben der Welt schuld sein, weil er eine Werbeagentur geführt hat. Erst nach und nach wird im klar, dass dieser Strafbestand nicht von der Hand zu weisen ist, und die Konsequenzen unausweichlich sind.

Mit diesem Buch ist dem Autor wieder ein eindringliches Werk gelungen. Wir alle begehen Raubmord an unserem Heimatplaneten, auch wenn wir uns das nicht so in dem Umfang eingestehen wollen. Jede Autofahrt, jeder Einkauf, jedes Licht einschalten, jede noch so kleine unbedachte Aktion hat Einfluss auf unseren Planeten. Jede (unbedachte) Handlung zieht Konsequenzen mich sich. Selbst in – für mich – unerwarteten Bereichen wie den Finanzhandel kann man Raubbau am Planeten begehen.

„Das Jahr des Dugong“ hält dem Leser schonungslos den Spiegel vor die Nase: ist die nächste Autofahrt wirklich notwendig? Oder kannst du die im letzten Jahr ausgestorbenen Tierarten aufzählen?

Mir hat dieses Buch nochmal bewusst gemacht, dass es eigentlich schon zu spät ist, den Planeten zu retten, und doch ist es so unglaublich wichtig, den Untergang zumindest zu bremsen. Jeder kann für sich im kleinen was dazu beitragen. Das Auto stehen lassen, das Einkaufsverhalten überdenken, und sich um ein möglichst nachhaltiges Leben bemühen.

John Ironmonger schafft es auf eindringliche Weise, seinen Alltag zu reflektieren. Was braucht unser Planet? Was können wir als Menschen tun, um unseren Planeten von der Seuche Mensch zu befreien? Was kann für Flora und Fauna aktiv getan werden? Und brauch es wirklich das neueste Auto, den abgefahrensten Aktienfond oder sogar futuristische Genmanipulation?

Es ist ein Buch, das einem die Augen öffnet, den Zeigefinger erhebt, und doch dem Leser selbst überlässt, was er aus dieser Geschichte macht. Dieses Buch lebt von seiner bildhaften Sprache, von seiner Bildgewalt, und seiner grandiosen Idee, die Protagonisten mit den Namen ausgestorbener Tierarten zu versehen. Ironmonger fesselt einen an seine Geschichten, er gibt immer eine Nachricht mit, und hinterlässt dem Leser eine Botschaft, die er weitergeben kann.

Auch wenn ich für mich sagen kann, dass mir die Geschichte des Wals ein Tick besser gefallen hat, muss ich sagen, dass John Ironmonger ein grandioser Geschichtenerzähler ist. Sie brauchen Zeit, um sich voll zu entfalten, aber sie wirken nach und haben einen Platz in meinem Buchherz gefunden. Sollte man gelesen haben.

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Veröffentlicht am 25.12.2021

Ein bewegendes Buch

Das Archiv der Träume
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Was macht eine gute Beziehung aus, und wo setzt man Grenzen zu einer schlechten Beziehung? Ab wann kann man eine Beziehung als toxisch bezeichnen? Diese Fragen habe ich mir gestellt, als ich das Buch „Das ...

Was macht eine gute Beziehung aus, und wo setzt man Grenzen zu einer schlechten Beziehung? Ab wann kann man eine Beziehung als toxisch bezeichnen? Diese Fragen habe ich mir gestellt, als ich das Buch „Das Archiv der Träume“ gelesen habe.

Als Carmen ihre Freundin kennen lernt, wird die Beziehung von viel Glück, Schmetterlingen im Bauch und Sex bestimmt. Die beiden benötigen nicht viel. Und doch schleichen sich immer mehr die Zeichen ein, dass Carmens Freundin nicht das gleiche Verständnis hat von einer friedvollen Beziehung. Schnell wird die Eifersucht groß und die psychische Gewalt steigert sich von kleinen Sticheleien bis hin zu ausgeprägter Mißhandlung. Carmen will sich lange nicht eingestehen, dass sich ihre Freundin nicht mehr ändern wird und der Weg, sich frei zu machen von dieser Beziehung, wird schwer und lang.

Wer liebt, sieht vieles durch eine rosarote Brille. Negative Dinge werden verharmlost, oder man kann getrost darüber hinweg sehen. Oft genug sehen Außenstehende das Problem viel eher als die Betroffenen selbst. Der Prozess, sich einer toxischen Beziehung zu entledigen, ist viel viel schwerer als man sich das eingestehen mag. Zudem ist Gewalt in Beziehungen, besonders in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, nach wie vor ein Tabuthema.

Carmen Maria Machado gibt mit „Dem Archiv der Träume“ einen schonungslosen Einblick in eine Welt, die so fremd und weit weg erscheint. Psychische Gewalt ist sehr schwer zu erkennen, da sie nicht die gleichen Spuren wie die körperliche Gewalt trägt. Das ist für mich das Schlimme daran. Hilflos schaut man dieser Beziehung zu, möchte der Hauptprotagonistin so oft zurufen, dass hier eine Trennung unvermeidlich ist, und gerade diese Machtlosigkeit ist gerade das, was gerade für die Betroffenen das Problem ist. Scham, Hilflosigkeit, mangelnde Kraft und die Schuldzuweisungen gegenüber sich selbst bestimmen den Alltag.

„Das Archiv der Träume“ hat mir gezeigt, dass Gewalt in einer Beziehung nicht von den üblichen Stereotypen gezeichnet ist, und viel subtiler daher kommt als man es vermutet.

Ein sehr bewegendes Buch

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Veröffentlicht am 25.12.2021

eine tolle Umsetzung

Eine wundersame Rettung
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In den Wirren des Krieges gibt es immer wieder erstaunliche Geschichten von Menschen, denen die Flucht gelang oder sie auf spannende Weise überlebten. Eine dieser Geschichten erzählt von Tamar, die mit ...

In den Wirren des Krieges gibt es immer wieder erstaunliche Geschichten von Menschen, denen die Flucht gelang oder sie auf spannende Weise überlebten. Eine dieser Geschichten erzählt von Tamar, die mit ihren Eltern aus Wilna flieht. Wilna ist eine Stadt in Litauen, und das Leben ist dort eh schon nicht so einfach wie man es sich wünscht. Gezeichnet vom täglichen Überlebenskampf fordert auch noch der Krieg seinen Tribut. Familienmitgliedern werden deportiert, Familien auseinander gerissen mit den schlimmsten Befürchtungen, dass man seine Liebsten vermutlich nie wieder sieht. In all diesem Chaos wächst Tamar auf. Die Familie versucht trotz der Kriegswirren und Flucht Tamar ein möglichst Angstfreies Leben zu bescheren. Alltägliche Dinge wie ein Hund lenken Tamar und bereichern ihren Alltag.

Eine wundersame Rettung steht für eine von vielen Geschichten, bei denen die Menschen während eines Krieges alle Möglichkeiten nutzten, um sich zu schützen, und Lösungen zu finden. Es ist ein ganz eigener anderer Alltag, der erlebt wird. Unterstützt von Instrumenten und Liedern wird diese Geschichte so einfühlsam von Roswitha Dasch aufbereitet, dass sie einen sehr tief berührt und nachhallt. Die jiddischen Lieder lockern das Ganze auf, und machen dieses Hörbuch wirklich zu einem Erlebnis.

„Eine wundersame Rettung“ ist ein Hörbuch, das ich immer wieder hören würde. Auch wenn ich als solches das Cover ganz gut finde, weil es die wichtigen Aspekte des Buches aufgreift, finde ich, dass der Hund in der Geschichte nicht die Rolle einnimmt, die ich aufgrund des Covers und des Klappentextes erwartet hätte. Insgesamt aber eine sehr bewegende Geschichte, die sehr gut umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 19.11.2021

genial

Die Begegnung. Eine Geschichte über den Weg zum selbstbestimmten Leben
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In einer stürmischen Nacht nimmt Hakon einen jungen Mann in seiner Hütte auf, der mit seinem Kanu gestrandet ist. Während draussen in schwärzester Nacht ein schweres Gewitter tobt, verkürzen sich beide ...

In einer stürmischen Nacht nimmt Hakon einen jungen Mann in seiner Hütte auf, der mit seinem Kanu gestrandet ist. Während draussen in schwärzester Nacht ein schweres Gewitter tobt, verkürzen sich beide die Nacht, in dem sie beide ihre Lebensgeschichte erzählen. Beide verbindet die Suche nach einem erfüllten Leben und dem Sinn des Lebens. Welchen Sinn und welche Rolle steht einem Menschen im großen Ganzen zu?

Beide Männer sind von ähnlichen Dingen getrieben. Die Familiensituation war nicht immer einfach, und beide wollten ihren Platz im Leben finden. Um diesen zu finden, wollten beide sich ausprobieren, doch dafür fehlten nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch der Rückhalt der Familie. Beide müssen sich Entscheidungen stellen, deren Konsequenzen sie nicht immer voraus sehen können. Oftmals entschied sich eine Entscheidung für falsch, und doch brachten sie wertvolle Erfahrungen mit sich. Auch wenn nicht jede Entscheidung zum Ziel führte, brachte sie besonders Hakon voran. Dieser teilt seine Erfahrung bereitwillig mit seinem Besucher, der wiederum sehr davon profitiert.

Es sind nicht nur die Entscheidungen im Leben, die einen weiterbringen. Es sind auch die Begegnungen mit den Menschen, die uns auf unserer Reise begegnen. Manch Lebensweg wäre sicherlich anders verlaufen, wäre man an bestimmter Stelle anders abgebogen: man wäre manchem Menschen oder Situation gar nicht erst begegnet.

Und gerade das macht das Leben doch irgendwie besonders: Begegnungen mit Menschen, von denen man lernt, Kraft und Inspiration bekommt. Viele Begegnungen bringen einen weiter, beeinflussen einen mehr oder weniger und geben Denkanstoß für neue Richtungen.

Dem Buch „Die Begegnung“ von Jochen Schweizer bin ich erst etwas kritisch gegenüber gestanden. Manch Unternehmer hätte das Schreiben lieber sein gelassen. Doch hier muss ich sagen: ich kann mir durchaus vorstellen, dass Jochen Schweizer in diesem Buch seine Leidenschaft fürs Leben eingeflochten hat. Viele Menschen haben etwas, das sie voran treibt und für das sie brennen. Die Protagonisten haben jeder für sich einen Antrieb, ihr Leben voranzutreiben. Dieses Buch gehört zu meinen unerwarteten Highlights in 2021. Es ist für mich motivierend, regelmäßig seine Lebenseinstellung zu hinterfragen mit Hinblick auf das, was man täglich aufs neue bewirken kann. Für sich, aber vor allem für andere und unseren Planeten. Dies hat der Autor gekonnt auf den Punkt gebracht. Eine Begegnung mit einem Buch, das ich sicherlich nicht nur einmal gelesen habe.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Realitätsnah und toll

What I Like About You
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Als Blogger kennt man das irgendwie: Das was man im Internet zeigt ist nur ein Ausschnitt dessen, was einen wirklich ausmacht. So ergeht es auch Halle Levitt. Ihre Onlinewelt glänzt, sie ist als Halle ...

Als Blogger kennt man das irgendwie: Das was man im Internet zeigt ist nur ein Ausschnitt dessen, was einen wirklich ausmacht. So ergeht es auch Halle Levitt. Ihre Onlinewelt glänzt, sie ist als Halle Fels der Star im Internet und die Königin der Cupcakes. Mit ihrem besten Onlinefreund Nash kann sie alles teilen – nur nicht die Wahrheit.

Als sie die Schule wechselt, erlebt Halle ihren Horrormoment schlechthin: Nash steht wahrhaftig vor ihr, und sie muss sich entscheiden. Sagt sie die Wahrheit oder kann sie die Wahrheit verbergen?

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist aus dem modernen Leben gegriffen, denn wie oft ergeht es uns genau so: Das Onlineleben ist ein Ausschnitt aus dem, was wir wirklich sind und uns ausmacht. Oft täuscht der erste Eindruck, und dieses Buch trifft den Nagel auf den Kopf.

Wunderbar flüssig geschrieben, humorvoll, die Protagonisten sind überzeugend und sympathisch und vor allem menschlich. Nicht nur für junge Erwachsene! Und ich hol mir jetzt erstmal einen Cupcake (man sollte definitiv Gebäck beim Lesen zur Hand haben).

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