Muss gelesen werden
54 MinutenNormalerweise bleibe ich den Genres des Blogs ja treu und poste keine Rezensionen zu Büchern, die nichts mit Romance, Fantasy, Dystopie oder Jugendbuch zu tun haben. Aber dieses Buch versprach, sehr dramatisch ...
Normalerweise bleibe ich den Genres des Blogs ja treu und poste keine Rezensionen zu Büchern, die nichts mit Romance, Fantasy, Dystopie oder Jugendbuch zu tun haben. Aber dieses Buch versprach, sehr dramatisch zu werden, und ich möchte es euch nun empfehlen, nachdem ich es in einem Rutsch gelesen habe.
Das Thema: Ein Amoklauf an der Schule.
Ty wurde schon seit Längerem nicht mehr in der Schule gesehen und als der sonderbare Kerl wieder auftaucht, freut das niemanden – nicht mal seine Schwester. Denn Ty hat eine Waffe und was wie ein geplanter Racheakt rüberkommen soll, entwickelt sich zu ziellosem Gemetzel.
Doch wer ist Ty? Sein Vater ist seit dem Tod seiner Frau ein unnachgiebiger Waffennarr, lieblos, kalt. Die Flausen seiner Tochter (die Tänzerin werden möchte) verachtet er. Disziplin setzt er um mit Gewalt. Ty liebt seine Schwester, deckt sie, unterstützt sie. Bis diese eine für ihn widerwärtige Bindung eingeht: eine Beziehung mit einem anderen Mädchen. Er fühlt sich im Stich gelassen, allein, ungeliebt. Er liefert seine Schwester an den Vater aus und treibt so einen Keil in die Beziehung zu ihr. In der Schule hat er Schwierigkeiten, kaum Freunde. Perspektive: Für ihn null.
Also beschließt er, es allen heimzuzahlen, dass er sich so fühlt. Denn es ist ihre Schuld. Die von allen anderen. Nur nicht seine.
In der Aula sperrt er seine Mitschüler ein, erschießt jeden, der ihm in seinen Augen je Unrecht getan hat. Wie die Rektorin. Und dann jeden, der es wagt, ihn zur Besinnung bringen zu wollen. Wie den Lieblingslehrer. Und dann jeden, der einen Fluchtversuch wagt. Und dann wahllos weiter, bis seine Schwester sich ihm stellt. Dabei kennt er keine Freunde mehr. Er ist wie im Wahn.
Das Buch ist in Zeiten unterteilt: In 54 Minuten. So lange fürchtet jeder um sein Leben. Vor dem Unbekannten. Dann vor Ty, dem merkwürdigen Jungen. Vor Ty dem Freund. Vor Ty dem Bruder.
Die Autorin hat hier ein bewegendes Werk geschaffen, indem man atemlos mitfiebert und sich nur eines wünscht: Bitte lass es enden. Wie ist egal. Erschießt diesen Jungen, denn er will nicht gerettet werden, kann nicht gerettet werden. Es muss enden. Das Blut dutzender Lehrer und Klassenkameraden klebt an seinen Händen. Er ist verrückt. Dazu gemacht durch den Verlust seiner Mutter, seine schwache Psyche und befähigt durch seinen Vater, der ihn Gewalt lehrte und ihm den Zugang zu einer Waffe nicht unmöglich machte.
Happy End? Das sucht man hier vergebens.
Mein Fazit:
Spannend, angsteinflößend, schockierend. Die Geschichte berührt einen tief im Inneren und muss gelesen werden. Einige Sichtweisen fand ich zäh, am interessantesten war Autumn. Ich vergebe eine klare Leseempfehlung und 4 von 5 Sternen!