INHALT:
Den äusseren zeitgeschichtlichen Rahmen für dieses Buch bilden die Konflikte zwischen den Nord- und Südstaaten Amerikas kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs, welcher von 1861 bis 1865 dauerte). Dreh- ...
INHALT:
Den äusseren zeitgeschichtlichen Rahmen für dieses Buch bilden die Konflikte zwischen den Nord- und Südstaaten Amerikas kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs, welcher von 1861 bis 1865 dauerte). Dreh- und Angelpunkt der damaligen Konflikte und darum auch des Buchs sind die gesellschaftlichen und sozialen Spannungen innerhalb der amerikanischen Gesellschaft, welche sich vor allen Dingen an der Sklavereifrage entzündeten. Grob vereinfacht gesagt waren der neu gewählte US-Präsident Abraham Lincoln und Unionstruppen auf seiner Seite in den Nordstaaten gegen die Sklaverei, während die Südstaaten an ihr festhielten und sich deswegen auch aus der Staatenunion austrat.
Die Protagonistin Annie, welche deutsche Vorfahren hat, kommt im Jahr 1859 in den Süden nach South Carolina. Sie stammt aus dem mittleren Westen und ist der Sklaverei gegenüber kritisch eingestellt. Auf der Plantage des reichen Plantagenbesitzers Williams, dessen Kinder sie fortan als Lehrerin unterrichten soll, kommt sie hautnah mit den Nöten der dort (und auch auf anderen Farmen) beschäftigten Sklaven in Berührung. Als Annie sich mit den Bediensteten anfreundet und auch deren verborgene und unterdrückte Talente erkennt, gerät sie in tiefe innere Konflikte in Hinblick auf ihren neuen Arbeitgeber und die reiche Gesellschaft, deren Teil sie sein soll. Ein Lichtblick in dieser für Annie ungewohnten und unerfreulichen neuen Welt ist der älteste Sohn der Williams, der David heisst, und in den sie sich verliebt. Ob aus den beiden ein Paar wird, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Die Kinder der Familie William indes haben ihrerseits sehr unterschiedliche Haltungen zur Sklaverei.
Parallel zu Annies Erleben wird die Geschichte ihrer Cousine Jennifer in New York erzählt, welche sich gegen die Sklaverei engagiert, indem sie als Unterstützerin für entflohene Sklaven tätig ist, um ihnen den Weg ins sichere Canada zu ermöglichen. Ihr Verlobter Danny ist ganz und gar nicht mit ihrem Handeln einverstanden und beginnt, sie deswegen zu bedrohen und unter Druck zu setzen.
Annies Cousin Marcus hat sich derweil in eine Südstaatlerin verliebt, deren Eltern mit dieser Verbindung aber ganz und gar nicht einverstanden sind.
Einen dritten Handlungsstrang bildet schliesslich das Leben von Annies Schwester Sophia, welche ein Kind erwartet und mit ihrem Mann Philipp in Kansas eine Farm betreibt. Als wir Sophia kennenlernen, wird gerade ihre Farm angezündet, und ihr Mann kann nur mit Mühe das Schlimmste verhindern und die Tiere retten. Immer wieder zünden Banden die Höfe von Lincoln-Anhängern an, und man erfährt, dass auch hier der Kampf von Sklavengegnern und Sklavenbefürwortern die Ursache ist.
MEINE MEINUNG:
Während uns Noa C. Walker die innere Entwicklung und Liebesgeschichte der jungen Annie erzählt, erfahren wir eine Menge über die Epoche des amerikanischen Bürgerkriegs. Dabei gelingt es der Autorin sehr überzeugend, die unterschiedlichsten Haltungen der Protagonisten zur Sklavenfrage (einschliesslich der versklavten Menschen selbst) darzulegen.
Durch den steten Wechsel zwischen den Handlungsorten bleibt die Lektüre unterhaltsam, spannend und abwechslungsreich. Die drei weiblichen Hauptfiguren werden glaubhaft geschildert und sind mir von Anfang an sympathisch gewesen. Ihr Schicksal, ihre Gedanken und Gefühle haben mich bewegt und mitfiebern lassen.
Weitere Pluspunkte dieses Romans sind die vielen anschaulichen und detaillierten Beschreibungen etwa der Natur, der Wohnungseinrichtungen, Kleider und Gepflogenheiten der damaligen Zeit, so dass man sich alles sehr gut vorstellen und sich als Teilhaberin des Geschehens fühlen kann.
FAZIT:
Wer historische Liebesromane mag, in welchen man auch eine Menge über die damalige Gesellschaft und Politik erfährt, dem kann ich «Das Leuchten der Sehnsucht» empfehlen. Eine Fortsetzung soll es im nächsten Jahr geben.
Was ist das nur für ein merkwürdiges und riesiges Haus am Wasser, in das Carter da geraten ist? Es verändert sich ständig, und die meisten seiner Bewohner scheinen nicht friedlich zu sein.
Inhalt:
Carter ...
Was ist das nur für ein merkwürdiges und riesiges Haus am Wasser, in das Carter da geraten ist? Es verändert sich ständig, und die meisten seiner Bewohner scheinen nicht friedlich zu sein.
Inhalt:
Carter kann sich nur mit Mühe und Not aus einem Brunnen vor dem Ertrinken retten. Als er sein Gefängnis verlässt, findet er sich in einer riesigen Halle wieder und begegnet kurz darauf einem freundlichen Mädchen, das von Innen her zu leuchten scheint. Sie bedeutet ihm, ihr schnellstens und unauffällig zu folgen und bringt ihn zu einer Gruppe anderer Gestalten. Diese haben jeweils spezielle Fähigkeiten und ein besonderes Aussehen und nennen sich «Erlöser». Sie sind alterslos und haben einst etwas Bedeutsames getan und eine Welt gerettet. Das ist alles, woran sich diese «Helden» erinnern können. Sie wissen weder, wie sie in das Fürimmerhaus geraten sind, noch welches ihre jeweilige Vergangenheit war. Selbst ihre Namen scheinen nicht die ursprünglichen zu sein. Eines aber ist allen klar: Das Fürimmerhaus ist ein Gefängnis, dem sie entkommen wollen. Das Gleichgewicht in diesem Haus ist aus den Fugen geraten. Harmonie und Dissonanz halten sich nicht mehr die Waage, was dazu führt, dass das Haus selbst sich verändert und krankhafte Auswüchse entwickelt. Der Grund dafür liegt darin, dass der geheimnisvolle «Erbauer», welcher im innersten Zentrum des Hauses wohnt, die Kontrolle über das von ihm geschaffene Haus und seine Bewohner verloren hat. Seine Gegenspieler, welche sich «Archonten» nennen, haben ihn gefangengenommen und eingeschlossen. Den jungen Helden ist auch klar, dass der Weg aus dem Haus nur durch die Befreiung des «Erbauers» möglich ist. Darum machen sie sich auf die Suche nach ihm und versuchen, immer weiter in die innerste Kammer des Gebäudes vorzudringen. Doch ihr Weg ist gefährlich und mühsam, weil im Haus eine erbitterte Schlacht tobt zwischen den «Archonten» und den «Treibholzmenschen», die aus dem Meer in das Gebäude zu gelangen versuchen. Ausserdem hat sich noch der unheimliche «Zeigermann» an ihre Fersen geheftet, und die riesenhafte «Eulenechse» scheint auch hinter ihnen her zu sein.
Carter ist der Einzige in der Gruppe, der sich an kleine Begebenheiten aus seiner Vergangenheit erinnern kann. Er weiss nicht nur, dass «Carter» sein wahrer Name ist, sondern hat auch immer wieder Träume und Visionen, welche der Gruppe auf ihrer Flucht hilfreich sind. Aber welche Welt er gerettet haben soll, weiss er nicht. Als er schliesslich den «Lotsen» mithilfe einer alten Telefonzelle kontaktieren kann, kommen die neuen Freunde ihrem Ziel endlich ganz nah...
Meine Meinung:
«Fürimmerhaus» ist ein sehr vielschichtiger Roman, dessen viele Anspielungen und fantastischen Elemente sich beim ersten Lesen vermutlich noch gar nicht in ihrer Gesamtheit erschliessen. Kai Meyer führt die Leser in hohem Tempo durch seine Geschichte und enthüllt immer nur kleine Puzzleteile, die nach und nach ein Ganzes ergeben. Dieses ist dann wiederum ganz anders, als man es sich gedacht hat.
Das Buch ist ein fantastischer Roman erster Güte, der erstaunt, verwirrt, einen in die Irre leitet und dabei immer auch ein Abbild unserer Welt ist. Was ist wahr, was ist Schein? Dabei geht es durchaus auch um philosophische Fragen: Was geschieht, wenn ein Erschaffer die Kontrolle über sein Werk verliert? Können sich bejubelte Helden in Zerstörer verwandeln, wenn sie von allen vergessen werden? Wie kurzlebig sind äusserlicher Ruhm und Schein – und was sind Werte, die Bestand haben und ein friedliches Zusammenleben fördern?
Für junge Leser bietet die Figur des «Carter» vermutlich die grösste Identifikationsmöglichkeit. Auch er muss sich in seiner (neuen) Welt erst zurechtfinden und deren Regeln kennenlernen und teilweise auch hinterfragen.
Das Ende des Romans hat mich völlig überrascht, weil ich die ganze Zeit etwas ganz anderes vermutet und die Protagonisten verschiedenen Romanen zugeordnet hatte. Die teilweise düstere Stimmung, welche das gesamte Buch immer wieder durchzieht, hat meiner Lesefreude keinen Abbruch getan.
Die Covergestaltung finde ich ebenfalls sehr gelungen: Der Schutzumschlag zeigt Türme und Treppen aus dem Haus, die über- und untereinander verschachtelt sind, denn nichts ist so, wie es sein soll oder scheint.
Fazit:
«Fürimmerhaus» ist skuril, fantastisch, spannend und hintergründig. Kai Meyer hat wieder etwas ganz Eigenes und für mich Neuartiges erschaffen. Sein Roman eignet sich für jugendliche Leser und Erwachsene, die Freude an fantastisch-philosophischen Geschichten haben.
Wir befinden uns in der letzten Eiszeit. Die Menschen leben in Wohnhöhlen und sind auf das Jagdglück der Jäger ihres Stammes angewiesen. Der Glaube an die Grosse Mutter, die das Leben des gesamten Stammes ...
Wir befinden uns in der letzten Eiszeit. Die Menschen leben in Wohnhöhlen und sind auf das Jagdglück der Jäger ihres Stammes angewiesen. Der Glaube an die Grosse Mutter, die das Leben des gesamten Stammes und der ganzen Schöpfung lenkt, ist allgegenwärtig. Der Kreislauf der Jahreszeiten bestimmt den harten Alltag. Und doch ist darin Platz für Kunst, für Musik und Träume. Gerade durch sie offenbart sich die Grosse Mutter den Menschen.
Junhi fühlt sich nicht wirklich zu ihrem Stamm gehörig. Als sie noch klein war, wurde ihre Mutter dem Mann eines anderen Stammes gegeben, ihr Vater wurde getötet. Junhi wird geduldet, mehr nicht. Und auch die Stammesmutter Uma ist ihr keine Hilfe. Im Gegenteil. Sie verbietet ihr sogar das Träumen, denn der Träumer des Stamms, der erfahrene Tukh, hat bereits jemanden, den er zu seiner Nachfolgerin ausbilden soll: Tira. Sie ist körperlich eingeschränkt, sodass sie nie eine Jägerin oder gar Mutter werden kann, deswegen hat Uma ihr den Platz an Tukhs Seite zugewiesen. Doch Junhi ist die bessere Träumerin. Und die begnadetere Zeichnerin, denn die Träume müssen auf die Höhlenwände gemalt werden. Entweder mit roten oder mit schwarzen Farben, je nachdem ob es ein guter oder ein schwerer Traum war. Gegen den Befehl von Uma teilt Junhi weiter ihre Träume heimlich mit Tukh. Doch als dieser einen ihrer Träume falsch deutet, ihn als seinen eigenen ausgibt und die Jäger zur Mammutjagd schickt, werden diese bis auf zwei Männer alle getötet. Fortan fürchtet sich Junhi vor ihren Träumen und fühlt sich allein schuldig an dieser Katastrophe.
Um nicht zu verhungern, bleibt dem Stamm nichts anderes übrig, als einen anderen um Aufnahme zu bitten. Die jungen Frauen gelten dabei als Geschenke, die von den Männern des neuen Stammes gewählt werden dürfen. Junhi hadert lange mit sich, doch schliesslich gibt sie ihren Wunsch, Tukhs Nachfolgerin zu werden, auf und entschliesst sich dazu, die Frau des freundlichen Jerrik zu werden, der um sie wirbt. Aber im allerletzen Moment greift Tukh ein und beansprucht Junhi nun doch auch öffentlich für sich…
Diesen Jugendroman habe ich verschlungen. Man vergisst immer wieder, dass man sich 28 Tausend Jahre in der Vergangenheit befindet, mit so viel Tempo und so aktuell wird Junhis Geschichte erzählt. Dabei erfährt man eine Menge über das Leben in der Eiszeit. Besonders gut hat mir die Verbindung von Träumen und künstlerischer Darstellung gefallen, deren Spuren ja noch erhalten sind. Die Höhlenmalereien von Lascaux oder Gargas und vieler anderer Höhlen kann man heute noch bewundern. Linda Dielemans, die niederländische Autorin des Romans, ist Archäologin. Ihre fundierten Kenntnisse über diese Epoche machen «Im Schatten des Löwenmanns» zu einem gleichermassen spannenden wie informativen Buch. Ich kann mich nach der Lektüre dieses Romans noch viel besser in die Eiszeitmenschen hineinversetzen und habe (trotz einiger Vorkenntnisse) noch eine Menge gelernt. Das hat mir wirklich Freude gemacht. Besonders schön finde ich auch die Seiten am Ende des Buchs: Die Autorin hat eigene Zeichnungen als «Liste mit Höhlenmalereien» mit einer Kurzbeschreibung angefügt. So kann man noch besser verstehen und begreifen, was im Roman erzählt wird.
Junhis Suche nach ihrem Platz im Leben und ihrer Bestimmung unterscheidet sich im Grunde genommen nicht von den Fragen, mit denen jede und jeder von uns sich selbst auch auseinandersetzt. Linda Dielemans ist es wunderbar gelungen, eine so lange zurückliegende Epoche glaubhaft lebendig werden zu lassen.
INHALT:
Britannien um das Jahr 440 nach Christus: 400 Jahre lang haben die Römer das Land besetzt und sich im Lauf der Zeit mit den meisten Bewohnern verbunden. Die Hauptfigur des Buches, der 18jährige ...
INHALT:
Britannien um das Jahr 440 nach Christus: 400 Jahre lang haben die Römer das Land besetzt und sich im Lauf der Zeit mit den meisten Bewohnern verbunden. Die Hauptfigur des Buches, der 18jährige Legionär Aquila, ist keltischer Christ und dient in der römischen Armee. Zu Beginn des Romans lernen wir ihn, seine Schwester Flavia und den Vater Flavian, die er beide sehr liebt, auf ihrem Hofgut kennen. Der alte, erblindete Vater ahnt bereits, dass der innere Friede im Land enden wird, denn sächsische Angreifer, Picten und Sklavenaufstände sorgen für Unruhe. Seine Hoffnung ruht auf dem britannischen Prinzen Ambrosius, der im Untergrund lebt. Dem römischen Konsul Aetius lässt er heimlich durch einen Boten Nachrichten zukommen und bittet um Hilfe gegen die Sachsen und den brutalen Briten Vortigern.
Da jedoch auch Rom selbst durch Barbarenangriffe bedroht ist, werden die römischen Truppen auch dort gebraucht und aus Britannien nach Rom zurückbeordert.
Aquila kann es nicht ertragen, seinen alten Vater und seine jüngere Schwester zu verlassen, und so desertiert er von den «Adlern» und schleicht sich heimlich zum Gut seiner Familie, wobei er sich der Schuld gegenüber seinen Kameraden schmerzlich bewusst ist.
Nur zwei Tage nach seiner Rückkehr wird die Familie von einer sächsischen Truppe im Auftrag des Sachsenführers Hengest brutal angegriffen. Der Vater und alle Bediensteten werden ermordet, die Farm wird niedergebrannt und Aquilas Schwester verschleppt. Er selber kann einen Anführer töten, wird jedoch überwältigt und an einen Baum gebunden zurückgelassen, damit die Wölfe ihn fressen sollen.
Ehe es dazu kommt, taucht eine Gruppe jütländischer Angreifer auf Beutezug auf. Sie befreien Aquila und nehmen ihn als Sklaven mit nach Jütland, wo er drei Jahre lang dienen muss. Missernten zwingen die Jütländer schliesslich dazu, nach Britannien auszuwandern. So kehrt Aquila als Gefangener in seine Heimat zurück und erkennt, dass der Sachse Hengest dem britannischen Vortigern an Brutalität und Cleverness weit überlegen ist und mittlerweile die ganze Macht im Land hat.
Das Schicksal führt Aquila noch einmal mit seiner Schwester Flavia, die tatsächlich noch am Leben ist, zusammen. Sie lebt nun als Frau eines Sachsen im Dorf und hat mit ihm ein Kind. Aquila drängt sie, mit ihm in die Wälder zu fliehen, doch Flavia kann und will ihr Kind und ihren Mann nicht verlassen. Sie verhilft jedoch ihrem zutiefst von ihr enttäuschten und verbitterten Bruder zur Flucht.
Aquila irrt tagelang durch die Wälder, ehe er dem gutmütigen Einsiedlermönch Ninnias begegnet. Dieser befreit ihn von seinem Sklavenhalsring und versucht gleichzeitig, den Hass und die Rachegedanken aus seinem Herzen zu vertreiben. Denn Aquila ist auf der Suche nach dem Boten, der seinen Vater (und dessen Botschaften an Aetius) feige und geldgierig dem Sachsen Hengest verraten haben soll. Ihn will er bestrafen und töten. Ninnias zeigt ihm das Grab des Gesuchten, den er vor drei Jahren selber beerdigt hat. Er erlag den körperlichen und seelischen Wunden, die ihm unter der Folter von den Sachsen zugefügt wurden, als sie die Namen seiner Auftraggeber aus ihm herauspressten.
Auf Ninnias’ Rat hin begibt sich Aquila in die walisischen Berge, um Ambrosius seinen Dienst anzubieten. Schon bald verbindet die beiden Männer eine gute Freundschaft, auch wenn Aquila ansonsten verschlossen und verbittert bleibt. Die von seinem Herrn für ihn arrangierte Hochzeit mit der Keltin Ness ist für ihn daher mehr Last als Grund zur Freude. Erst die Geburt des gemeinsamen Sohnes lässt Aquila ein wenig warmherziger werden. Als es zum Aufstand der Kelten gegen Aquila kommt, ist es Ness, die sich ebenso wie einst Aquilas Schwester Flavia gegen ihr Volk und für ihr Kind und ihren Mann entscheidet, und damit zum ersten Mal so etwas wie Verständnis in Aquila wecken kann.
Die weiteren Jahre sind geprägt vom Wechsel zwischen Kämpfen gegen die Sachsen und unruhigen Zeiten des Waffenstillstands. Erst mit Hilfe seines Neffen Artos gelingt es Ambrosius schliesslich, die Sachsen vorläufig für längere Zeit zu besiegen. Aquila begegnet derweil seinem eigenen Neffen, der auf Seiten der Sachsen kämpft und schwer verwundet wird. Es gelingt Aquila, den Jungen zu versorgen, zu verstecken und schliesslich mit einer Botschaft zu Flavia zurückzuschicken. Als er diese Tat schliesslich seinem neuen britannischen Hochkönig Ambrosius beichtet, vergibt dieser ihm und verhilft ihm so endlich zu innerer Freiheit und Zufriedenheit.
MEINE MEINUNG:
Als ich diesen Roman vom Verlag als Rezensionsexemplar bekam, war ich sehr glücklich. Einmal deswegen, weil es eines der wenigen Bücher von Rosemary Sutcliff ist, welches ich weder gelesen hatte noch besass. Zum anderen, weil für mich wirklich jedes Buch der englischen Autorin ein Lesegenuss und eine wahre Freude ist. Und so dachte ich, dass ich auch dieses verschlingen würde.
Auf den ersten Blick und thematisch ist es ein Buch, wie man es von Rosemary Sutcliff gewohnt ist: eine gut recherchierte Geschichte, die im nachrömischen Britannien spielt und sich auf reale Quellen stützt.
Es geht um die Zeit unmittelbar vor Artus, und der Roman handelt unter anderem von Hengest, Vortigern und Ambrosius. Die Geschichte beginnt just zu dem Zeitpunkt, als die Römer Britannien zum letzten Mal verlassen, und umfasst die sich anschliessende Zeitspanne des Zurückdrängens der Sachsen und ihrer Verbündeten.
Die beiden Vorgängerbände «Der Adler der neunten Legion» und «Der silberne Zweig» lassen bereits etwas davon erahnen, dass eine wichtige Epoche im Schwinden begriffen ist.
Aber dieser dritte Band ist durchzogen von einer grossen Traurigkeit und Melancholie. Und darum war «Die Laternenträger» für mich nicht rasch zu lesen und auch nicht schnell zu rezensieren.
Dies ist kein fröhliches Buch. Und trotzdem ist es zugleich ein sehr hoffnungsvolles.
Die wenigen wirklich unbeschwert fröhlichen Kapitel befinden sich ganz am Anfang des Buches. Doch schnell werden wir Zeugen der Zerstörung von Aquilas Freude und allem, was er liebt, und wir erleben hautnah mit, wie dieser Verlust ihn immer mehr verändert. Aus jugendlicher Unschuld wird Verständnislosigkeit und Verzweiflung, dann kommt der Hass und schliesslich die Leere.
«So übernahm Aquila den Dienst seines Vaters. Es war nicht so gut wie Liebe, es war nicht so gut wie Hass; aber es war etwas, womit er die Leere in sich füllen konnte; besser als gar nichts.»
Rosemary Sutcliff wäre nicht die grossartige Schriftstellerin, als die ich sie schätze und verehre, wenn sie Aquila einfach seinem Schicksal überlassen würde. Es gelingt ihr, dass die Leser sich einfühlen in seinen Schmerz. Wir können seinen persönlichen Verlust spüren – und die Zerrissenheit der Menschen und Völker um ihn herum, deren Welt sich im Wandel und Untergang befindet.
Doch Sutcliff bleibt dabei nicht stehen. Mehr als in jedem anderen Buch von ihr sind bei «Die Laternenträger» der Titel, die verschiedenen Charaktere, welche uns begegnen, die Themen und Symbole, die sich durch das ganze Buch ziehen, tief bedeutsam und verweisen auf etwas Höheres, Gutes. Sie illustrieren, was es bedeutet, inmitten der Dunkelheit ein Licht hochzuhalten. Und so ist dieser Roman gerade und besonders auch eine Geschichte darüber, wie man inmitten von Unterdrückung an der Menschlichkeit festhalten kann. Es ist eine Geschichte darüber, wie jedes Mal, wenn die Welt unterzugehen scheint und alles Leben und allen Lebenssinn mit sich zieht, das Leben und das Licht immer noch weiterleuchten kann.
Dreimal begegnet Aquila dem Imkermönch Ninnias. Er ist jedes Mal der ruhende Pol und die moralische Instanz in einer unruhigen, unmoralischen Zeit des Kämpfens und Tötens. Seine handwerklichen Heilerfähigkeiten korrelieren mit seiner Fähigkeit, Zuversicht und Hoffnung zu vermitteln.
Aquilas unstete Reisen gleichen hingegen seiner inneren Zerrissenheit und bilden den Gegenpol zu Ninnias. Aquila ist äusserlich gefangen als Sklave, und er ist es innerlich in seiner Leere und seiner Unfähigkeit, sich nach dem Verlust seiner Schwester um die Menschen zu kümmern, die ihm nahe sein wollen.
Ein weiterer Heiler ist der Arzt Eugenus. Auch er weiss um die Bedeutsamkeit von Hoffnung und Licht für die Seele des Menschen. Ihn lässt Sutcliff am Ende des Romans die bedeutsamen Worte sprechen:
«Es mag sein, dass es am Ende Nacht um uns wird, aber ich glaube, dass wieder ein Morgen kommt. Der Morgen wächst immer wieder aus der Nacht, wenn auch vielleicht nicht für die Menschen, die die Sonne untergehen sahen. Wir sind die Laternenträger, mein Freund; es ist an uns, danach zu sehen, dass das Feuer nicht erlischt, dass wir das Licht, möge es auch noch so klein sein, in die Dunkelheit und den Sturm hineintragen.»
Es sind die Schönheit der Sprache, für die Rosemary Sutcliff bekannt ist, die ergreifenden Naturbeschreibungen und die vielfältigen symbolischen Anspielungen, welche dieses Buch für mich zu etwas ganz Besonderem machen.
Die vorliegende Ausgabe wurde illustriert von Daniel Seex und übersetzt von Astrid von dem Borne.
Ältere, inzwischen vergriffene deutsche Übersetzungen trugen den Titel «Die Fackelträger» und «Drachenschiffe drohen am Horizont».
Es sei noch angemerkt, dass Rosemary Sutcliff in der Figur des «Artos» bereits auf König Artus hinweist. Seine Geschichte wird dann in «Sword at sunset» weitererzählt, und entspricht mehr der tatsächlichen historischen Vorlage für den grossen König Britanniens.
Wer gerne etwas über den legendären Artus und seine Ritter liest, dem kann ich von der Autorin die Artus-Trilogie «Die Abenteuer der Ritter von der Tafelrunde» sehr empfehlen. Diese erscheinen Ende August ebenfalls in einer Neuausgabe im Verlag Freies Geistesleben.
FAZIT:
«Die Laternenträger» ist die fesselnde Geschichte eines jungen Mannes, der durch plötzliche und lange dauernde Dunkelheit, persönliche Tragödien und Verluste geht. Es ist die Erzählung, wie er Stück für Stück beginnt, wieder Leben, Licht und Heilung zu finden. Und es ist eine Geschichte darüber, wie Vergebung und Frieden ein halbes Leben andauernden Hass und Bitterkeit besiegen können.
«Die Laternenträger» hat für mich noch mehr Substanz und Poesie als Sutcliffs vielen anderen wunderbaren Werke. Die Dunkelheit und der Schmerz, die darin beschrieben sind, lassen das Licht der Hoffnung und den Wert eines jeden Lebens umso strahlender und kostbarer hervortreten.
Obwohl das Buch bereits 1959 zum ersten Mal erschien, hat es bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Aufgrund der Thematik finde ich es für Jugendliche (und natürlich auch für Erwachsene) sehr empfehlenswert.
INHALT:
Elizabeth ist mit ihrer kleinen Tochter Tat auf einem Schiff unterwegs. Nach drei Jahren wird sie zum ersten Mal ihre Eltern Murray und Hannah wiedersehen. Murray ist Leuchtturmwärter auf Lizzie ...
INHALT:
Elizabeth ist mit ihrer kleinen Tochter Tat auf einem Schiff unterwegs. Nach drei Jahren wird sie zum ersten Mal ihre Eltern Murray und Hannah wiedersehen. Murray ist Leuchtturmwärter auf Lizzie Island. Elizabeth und ihr älterer Bruder Alastair sind auf der Insel vor West-Kanada geboren und aufgewachsen. Ausser den Kindern und ihren Eltern lebt niemand dort, der einzige Kontakt zur Aussenwelt besteht aus den seltenen Besuchen von Schiffen, deren Besatzung Waren des täglichen Lebens liefert. Oder er zeigt sich in Gestalt von Technikern, welche den Leuchtturm reparieren müssen. Dauerhaft bleibt niemand auf Lizzie Island, selbst die Hilfsleuchtturmwärter haben es nicht lange ausgehalten, vielleicht wurden sie auch von Murray erfolgreich vergrault. Denn Murray liebt seine Insel über alles, er ist der Chef über dieses Kleinod. Und ein Paradies ist es. Die Familie lebt im Einklang mit Vögeln und den Bewohnern des Meeres, welche Murray ihnen in zahlreichen Exkursionen nahebringt und ans Herz legt. Die Geschwister gehen ganz auf im Leben mit der Natur, wobei es dem jungen Alastair vor allem die Buckelwale angetan haben.
Aber je älter die Kinder werden umso bedrückender werden Einsamkeit und Isolation spürbar, die mit diesem Inselleben in totaler Abgeschiedenheit einhergehen. Vor allem der sensible Alastair ist todunglücklich und sehnt sich danach, eine Schule und Universität besuchen zu dürfen, um das Verhalten der Wale zu studieren. Doch sein Vater hat ihm bereits das Versprechen abgerungen, der nächste Leuchtturmwärter von Lizzie Island zu werden.
Als ein junger Mann in einem Kajak auf der Insel landet, wird eine Spirale von tragischen Ereignissen in Gang gesetzt, durch die das vermeintlich friedliche und paradiesische Leben endgültig zerstört wird.
Bei der Lektüre dieses Buches begleiten wir Elizabeth, die ihren Eltern wiederbegegnet und hin- und hergerissen ist zwischen Wut und dem Wunsch nach Verstehen.
MEINE MEINUNG:
Der Sogwirkung, welche «Die Tochter des Leuchtturmwärters» entwickelt, konnte ich mich nicht entziehen. Ich war fasziniert von den wunderbaren Beschreibungen der Natur- und Tierwelt um Lizzie Island und von den Hauptpersonen.
Als Leserin ahnt man, dass Kummer und Schmerz auf der heilen Inselwelt lauern. Man möchte eigentlich nicht wissen, was Trauriges geschehen ist und muss doch immer weiterlesen.
Lawrence versteht es, die Gedanken und Empfindungen aller vier Hauptfiguren so zu schildern, dass man mit ihnen fühlen und auch leiden kann.
Die Protagonistin Elizabeth erschien mir zunächst unnahbar und undankbar ihren Eltern gegenüber, doch im weiteren Verlauf der Geschichte wurde immer mehr deutlich, warum sie sich so verhält.
Und versteht man beim Lesen auch immer wieder den Vater nicht, so wird doch zunehmend die Hilflosigkeit spürbar, welche auch ihm zu schaffen macht. Er möchte seine Familie vor der bösen Welt draussen schützen und muss doch mit ansehen, wie er selbst immer schwächer wird und dies einfach nicht vermag.
Die Welt dringt trotz aller Abgeschiedenheit und Kontrolle auch bis zur Insel vor. Lawrence beschreibt dies sehr eindrücklich, wenn er etwa von den in Seenot geratenen Seeleuten schreibt, die im Orkan niemand retten kann.
Und auch mit dem Auftauchen des jungen Mannes mit seinem Kanu hat niemand gerechnet.
Die tragischste Figur im Buch ist wohl Alistair, dessen Empfindsamkeit und Verzweiflung mir sehr zu Herzen gegangen sind.
Elizabeth durchschaut schliesslich, dass ihre Eltern immer noch versuchen, an der Fassade der heilen Inselwelt festzuhalten, auch um ihretwillen. Doch am Ende des Buchs ist sie reif genug, die Dinge, die sich vor drei Jahren auf der Insel ereignet haben, einordnen zu können, um sich erwachsen von ihrer Kindheit und ihren Eltern in ein eigenes Leben zu verabschieden.
Dieser (Jugend-) Roman ist vielschichtig, tiefgründig und symbolträchtig. Manches geht einem erst auf, wenn man noch länger über die Ereignisse nachdenkt. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Lawrence vieles ungesagt lässt, was einem als Leserin jedoch schmerzlich bewusst ist und im Hintergrund mitschwingt.
FAZIT:
«Die Tochter des Leuchtturmwärters» ist ein Roman über das Erwachsenwerden und Abschiednehmen. Es ist kein einfaches Buch, aber eines der schönsten, welches ich gelesen habe und das mich tief berührt hat.