Ist der echt?
SalonfähigEin Roman der die Gemüter spaltet. Man muss sich nur die Rezensionen ansehen, da ist alles dabei. Harter Stoff. Ein Roman, der im Kern die Realität abbildet, überspitzt, aber der Wirklichkeit so nah, dass ...
Ein Roman der die Gemüter spaltet. Man muss sich nur die Rezensionen ansehen, da ist alles dabei. Harter Stoff. Ein Roman, der im Kern die Realität abbildet, überspitzt, aber der Wirklichkeit so nah, dass es weh tut.
Elias Hirschls namenloser Protagonist eifert seinem großen Idol mit krankhafter Akribie nach. Sein Vorbild ist der jüngste Bundeskanzlerkanditat Julius Varga. Da waren wohl Ähnlichkeiten beabsichtigt. Der junge Parteichef verkörpert alles, was auch der Protagonist sein will. Leider ist dieser nur ein kleines Licht im Parteigetriebe. Aber zumindest darf er Vargas Blumen in seiner Abwesenheit gießen. Herrlich!
Unser Held kontrolliert ständig seine Haltung, der Slim-Fit-Anzug muss einwandfrei sitzen, seine Sprache exzellent sein, seine Außenwirkung ankommen, alles muss perfekt sein. Ständig ist er bemüht sich als Person zu optimieren, der Rhetorikstil wird verbessert und eingeübt. Nichts an ihm ist noch echt. Man erfährt auch nicht wirklich was über ihn. Keine Gefühle, kein eigenes Leben. Ein Soziopath der schlimmsten Sorte. Vermutlich leben solche Menschen unbemerkt neben uns und sie sind brandgefährlich. Nicht nur in der Politik.
Mich hat dieser kranke Typ bis zuletzt gefesselt. Ich war abgestoßen und zugleich fasziniert. Manches in dem Roman ist stark überzogen und surreal und völlig krass. Dennoch unbedingt lesenswert.