Fesselnder Thriller
„...Zu viel hatten sie in den letzten Stunden mit ansehen müssen. Sie hatten die Büchse der Pandora geöffnet. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen...“
Mit diesen Worten endet der heftige Prolog. Er ließ ...
„...Zu viel hatten sie in den letzten Stunden mit ansehen müssen. Sie hatten die Büchse der Pandora geöffnet. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen...“
Mit diesen Worten endet der heftige Prolog. Er ließ mich als Leser mit einer ganzen Menge von Fragezeichen vor den Augen zurück.
Dann wechselt die Geschichte nach Wien ins Technische Museum. Dort findet eine Auszeichnungsgala für Journalisten statt. Für sein Lebenswerk wird der 42jährige Henning Lauritz ausgezeichnet. Das kommt überraschend. Seit Jahren ist der einst erfolgreiche investigative Journalist in einem Sumpf aus Alkohol und Drogen versunken. Außerdem hat er eigenartigen Flashbacks.
Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Das Buch ist sehr geschickt konstruiert. Wahrheit und Lüge existieren lange Zeit unerkannt nebeneinander.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Einerseits forciert er an vielen Stellen das rasante Tempo, andererseits lässt er Raum für intensive Gespräche und die allgemeinverständliche Beschreibung neuester oder zukünftiger technischer Spielereien.
In Wien wird Henning von Karl angesprochen. Der hat einst mit dem Journalisten Xaver zusammengearbeitet. Kurz vor einem Treffen der beiden stirbt Xaver. Die Geschichte wiederholt sich. Auch Karl ist tot, bevor er am nächsten Tag Henning treffen kann.
Jetzt hat Henning Blut geleckt. Er will der Sache auf den Grund gehen und entscheidet sich für einen kalten Entzug. Peter, sein Freund, steht ihm zur Seite.
„...Gerade du weißt, dass es Dinge gibt, die ein Mensch alleine nicht bewältigen kann. Die Dinge, die einen am meisten Angst machen, die verdrängen wir so perfekt, dass wir sei für Tugenden halten...“
Dann erreicht ihn eine Nachricht und elektrisiert ihn:
„...Manchmal kann sich auch ein Engel in Babel verirren. Engel können Trojanische Pferde sein...“
Noch ahnt Henning nicht, in welches Wespennest er gestochen hat. Er und seine Freunde leben ab jetzt gefährlich.
Dabei könnte alles so schön sein. Bilder vom befriedeten Bagdad gehen um die Welt. Die Menschen sind voll Freude außer sich. Der amerikanische Präsident Busch wird für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Doch im Hintergrund werden ganz andere Fäden gezogen. Ein mächtiges Konsortium, das niemand kennt, hat eigene Pläne. Conduliza Rose, die sich als nächste Präsidentin der USA sieht, ist der ausführende Teil dieser Vereinigung. Ihre Machtgier kennt keine Grenzen. Wer nicht spurt, muss weg. Menschen sind Schachfiguren, die man beliebig benutzen kann.
Schnell wechselnde Handlungsorte sorgen für einen hohen Spannungsbogen. Immer wieder ergibt sich die Frage, was an den Veröffentlichungen in den Medien wahr ist und wo wie manipuliert wurde.
Doch auch auf der Gegenseite kocht man nicht nur mit Wasser:
„...Diese Überwachungsfetischisten sind ja so einfallslos. Stellen sich hin und blasen sich vor der ganzen Welt auf. Dabei sind sie so von sich überzeugt, dass sie gar nicht erkennen, wie einfach man ihr System überlisten kann...“
Zu den spannendsten Gesprächen gehört für mich das zwischen der Journalistin Cosima, die zusammen mit Henning unterwegs ist, und Director Rose. Hier geht es ans Eingemachte. Hier werden Motive offengelegt. Bei Rose klingt das so:
„...Über siebzig Prozent der Menschen in der USA haben gar nicht die intellektuellen Fähigkeit, sich mit den dringlichen Fragen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Sie sind einfach zu desinteressiert, zu ungebildet oder zu dumm. […] Niemand zwingt sie, ihre Lebenszeit mit belanglosen Chats oder einem sinnfreien Dasein auf Instagram zu verbringen...“
Dass vom Autor aufgebaute Szenario ist an vielen Stellen bis ins kleinste Detail durchdacht. Manche Verschwörungstheorie hat er auf die Spitze getrieben. Auch im militärischen Bereich beschreibt er Waffensysteme, die hoffentlich weit von der Realität weg sind. Aber wer weiß das schon!
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.