Sehr brutal, aber für alte Thrillerhasen zu konstruiert
Der Thriller ist mir damals bei Instragram aufgefallen und hat mich sofort gecatcht. Für Zartbeseitete ist Chris Meyres Buch nichts, denn nicht nur im Titel geht es blutig zu. Der Blutkünstler foltert ...
Der Thriller ist mir damals bei Instragram aufgefallen und hat mich sofort gecatcht. Für Zartbeseitete ist Chris Meyres Buch nichts, denn nicht nur im Titel geht es blutig zu. Der Blutkünstler foltert seine Opfer lange und ausgiebig, bevor er ihre Körper benutzt um sein eigenes Kunstwerk zu schaffen. Die Taten werden sehr detailliert beschrieben und der Leser wird dabei nicht geschont.
Wer Chris Carter oder Andreas Gruber liest, wird jedoch keine Schwierigkeiten haben. Eine Triggerwarnung möchte ich aber dennoch betreffend Gewalt an Kindern aussprechen.
Mit dem Profiler Tom Bachmann holt sich der BKA einen erfahrenen Mann ins Team, der auch der "Seelenleser" genannt weil, weil er sich besonders gut in die Köpfe von Serienmördern einlesen kann. Tom ist ein etwas spezieller Charakter. Er hat in seiner Kindheit selbst schreckliche Dinge erlebt, die ihn als Erwachsener nicht gerade liebenswert machen. Er ist eher unsympathisch und ein Einzelgänger. Dass er mit der Sondereinheit des BKA, zu dem Ira Sokolov, Nina Brinkhaus und Philipp Herbst gehören, zusammen arbeiten soll, schmeckt ihm nicht immer.
Die Geschichte besteht eigentlich aus drei Handlungssträngen, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Schnell wird einem klar, dass man es hier nicht nur mit einem Psychopaten zu tun hat, sondern mit zwei. Zusätzlich gibt es noch einen weiteren Handlungsstrang aus der Vergangenheit. Dadurch erhält man ausführliche Einblicke in die Geschichte und bekommt einige Rückschlüsse, vorallem zu Tom Bachmann. Erst ganz am Ende werden die Handlungsstränge zusammengeführt und alles wird aufgelöst.
Der Thriller ist ein echter Pageturner und beginnt stark, flach jedoch im Mitteltel etwas ab. Die kurzen Kapitel regen dazu an immer noch schnell ein weiteres Kapitel zu lesen. Der Schreibsil ist knackig, kurzweilig und fesselnd.
Meine Kritikpunkte sind eher dahingehend, dass nicht nur der Name des Autors, sondern auch einiges aus dem Inhalt an das berühmte amerikanische Vorbild erinnert. Einiges erscheint mir sehr konstruiert und mit Tom Bachmann haben wir auch keinen wirklichen Sympathieträger als Hauptprotagonisten. Auch Andreas Gruber's Maarten S. Sneijder ist kein wirklich sympathischer Mann, doch dieser hat Charisma und man mag ihn trotz all seiner Fehler. Bei Tom Bachmann ist das nicht der Fall.
Trotzdem liest man mit angehaltenen Atem und verschlingt die Seiten...ein Fitzek Syndrom. Und all diese aufgezählten Punkte machen es mir immer schwerer einen Thriller gut zu bewerten. Meistens ist er spannend und fesselt, doch vieles wirkt konstruiert. Die Ermittler sind immer traumatisiert oder Alkoholiker...vom Leben zerstört. Mir fehlt hier das Neue oder einfach einmal wieder ein Thriller, der nicht auf diese Schiene aufsteigt oder ein Abklatsch eines anderen ist. Oftmals ist auch das Ende viel zu actionlastig und unglaubwürdig.
Alles in allem hat mir "Der Blutkünstler vorallem zu Beginn sehr gut gefallen, ist dann abgeflacht und hat mich im Endeffekt auch nicht besser unterhalten können, als die Bücher, die man momentan im Regal dieses Genres findet. Was richtig Neues oder Innovatives findet man nicht. Sicherlich kann man das Rad nicht immer neu erfinden, aber man sollte sich nach wenigen Wochen doch noch an die Geschichte erinnern können...was ich hier nur mehr in Bruchstücke kann....
Fazit:
Ein brutaler Thriller und ein Pageturner, der zu Beginn fesselt, aber mich trotzdem nicht völlig überzeugen konnte. Zu viele Ähnlichkeiten zu bereits bekannten Ermittllern bzw. gab es für mich keine neuen innovativen Ideen. Mich kann in letzter Zeit kaum mehr ein Thriller richtig überzeugen, weil man das Gefühl hat immer ähnliches zu lesen. Wer allerdings nicht so viele Thriller liest und sich auch vor ziemlich brutalen Szenen nicht scheut, dem kann ich das Buch jedoch empfehlen!