Ein stilles, nachdenkliches machendes Buch
Jolas BriefeTandi Reese wagt mit ihren Kindern einen Neuanfang. Die junge Mutter, die eine schwierige Vergangenheit hat, möchte endlich wieder auf die Beine kommen. Doch es ist gar nicht so einfach, alte Gewohnheiten ...
Tandi Reese wagt mit ihren Kindern einen Neuanfang. Die junge Mutter, die eine schwierige Vergangenheit hat, möchte endlich wieder auf die Beine kommen. Doch es ist gar nicht so einfach, alte Gewohnheiten abzulegen. Während sie das uralte Haus ihrer verstorbenen Nachbarin Jola entrümpelt, stößt Tandi auf geheimnisvolle Kästchen voller Gebetsbriefe, die sie in ihren Bann ziehen. Sie nehmen sie mit in eine längst vergessene Welt, die auf seltsame Weise mit ihrer eigenen verbunden zu sein scheint, und werden zum Auslöser umwälzender Veränderungen … (Auszug Klappentext)
Schreibstil: Der Schreibstil ist gut, ich hatte keine Probleme der Geschichte zu folgen. Zwischendurch gibt es die besagten Briefe von Jola, die in kursiver Schrift gedruckt sind. Was mir negativ auffiel, ist, dass die Schrift doch sehr klein ist und gedrungen wirkt. Man hätte die Geschichte durchaus auch auf 150 Seiten mehr drucken können. Das wäre in jedem Fall angenehmer zu lesen.
Charaktere: Tandi ist eine sehr schnell zu beeindruckende Frau – meistens im Negativen, wenn sie sich immer wieder den gleichen Typ Mann sucht, der sie doch nur wieder unglücklich macht und sie ausnutzt. Sie hat eine schwierige Vergangenheit, über die sie nicht so richtig hinwegkommt. Manchmal hätte ich sie für ihre Gedanken und Handlungen schütteln können, um sie mal wieder auf den richtigen weg zu führen. Gerade, wenn sie es nicht schafft ihre Mutterrolle vernünftig zu übernehmen. Sie war für mich somit insgesamt nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Im Laufe des Buches ändert sich das zum Glück zum Positiveren.
Meine Meinung:
Mein erster Eindruck war, dass man dieses Buch nicht eben zwischendurch lesen kann, sondern sich Zeit nehmen muss um alles Geschriebene gut aufzunehmen.
Jolas Briefe fand ich immer sehr spannend, wenn sie auch anfangs, als Jola noch jung war, nicht immer verständlich für mich waren. Die Familienkonstellationen die sie in den Briefen beschreibt, haben mich etwas verwirrt. Nach und nach erfährt man mehr über Jolas Persönlichkeit und ihr Leben, ich hätte mir aber noch viel mehr dieser Briefe gewünscht, weil diese für mich das Kernstück des Buches sein sollten und auch waren.
Tandis Leben fand ich zwar auch recht unterhaltsam, gerade wenn es ab der Hälfte etwas ereignisreicher wird. Aber manchmal hatte ich den Eindruck, dass es sich etwas zieht, weil auch jede kleinste Handlung beschrieben wurde.
Was mich etwas gestört hat war, dass die Autorin einige der Charaktere so beschreibt, dass sie der Leser gleich nicht leiden kann und schon weiß, wer die „Bösen“ sind. Ich denke, dass hätte man etwas subtiler lösen können. Ich hätte mir da jedenfalls gern eine eigene Meinung gebildet, ohne direkt darauf gestoßen zu werden.
Für mich war es ein Buch zum Wohlfühlen, weil Tandi auch die guten Seiten des Lebens - Hoffnung und liebe, hilfsbereite Menschen kennenlernt. Wobei sie meines Erachtens manchmal etwas viel Glück (oder göttlichen Beistand?) hat.
In der ersten Hälfte läuft die Spannung noch etwas subtiler ab, sie besticht mit ihrer stillen und unaufgeregten Art. Danach wurde die Geschichte mehr und schneller vorangetrieben, was ich persönlich begrüßte.
Das Ende war schlüssig und gefiel mir gut. Jedoch hätte ich gern noch ein paar mehr Sachen aufgeklärt gehabt bzw. erfahren, wie z.B. mehr Erläuterungen über Tandis Vergangenheit, mehr Dialoge mit ihren Kindern und mehr von Jolas Briefen.
Insgesamt gefiel mir „Jolas Briefe“ nicht schlecht - auch wenn es eher mit viel Glaube und verhaltener Spannung aufwartet und mir deshalb etwas zu langatmig war. Es klingt eher im Stillen nach und man macht sich auch Gedanken über sein eigenes Leben - darüber was wirklich wichtig ist, und dass es sich lohnt mal hinter die Fassade zu schauen.
Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.
Dieses Buch bekam ich freundlicherweise als Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks zur Verfügung gestellt, was meine Meinung jedoch in keiner Weise beeinflusst.