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Veröffentlicht am 25.03.2022

Ein tolles Buch!

Mehr als die Finsternis
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Gut Mohlenberg im Jahr 1923. Auch hier hat man mit den Folgen der Inflation zu kämpfen und ist daher sehr auf zahlende Patienten angewiesen. Als Friederike Louise vom Bahnhof abholt, die bei ihnen therapiert ...

Gut Mohlenberg im Jahr 1923. Auch hier hat man mit den Folgen der Inflation zu kämpfen und ist daher sehr auf zahlende Patienten angewiesen. Als Friederike Louise vom Bahnhof abholt, die bei ihnen therapiert werden soll, erlebt sie gleich zwei Überraschungen. Einmal kommt Louise nicht alleine, sie hat ihre Gouvernante Fräulein Wermut dabei und zusätzlich wird Friederike von Kommissar Lechner gebeten die Zeugin eines vermeintlichen Selbstmords aufzunehmen, da diese durch den Schock wohl verstummt ist. Da sie dazu noch hochschwanger ist, braucht sie medizinische Betreuung.

Melanie Metzenthin gibt uns auch in diesem Buch wieder einen guten Blick auf die damalige Gesellschaft. Die Folgen des Krieges belasten die Menschen nicht nur materiell, auch das Selbstwertgefühl vieler hat gelitten. Auswirkungen hat das auf das Miteinander, da werden Vorurteile gepflegt, Schuld zugewiesen und auf andere geschoben. Im Kleinen sehen wir das auf Gut Mohlenberg bei den neu hinzugekommenen Protagonisten.

Ging es im ersten Band der Reihe um den Umgang mit den traumatisierten Kriegsteilnehmern und um psychisch Kranke im Allgemeinen, dreht sich dieses Buch nun mehr um das Thema Rassismus und Vorurteile. Auch die Wissenschaft und deren Erkenntnisse und wie diese die Zeit auch prägten sind ein Thema. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Figur des Fräulein Wermut, einer Frau ihrer Zeit, die wissenschaftliche Erkenntnisse gerne auch mit dem eigenen Menschenverstand nachprüft. Im Gegensatz zu vielen, die alles was Wissenschaft sagt blind glauben, revidiert sie auch mal ihre Ansichten, wenn sie merkt, dass da etwas nicht zur Realität passt.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, es lädt zum mitraten ein und ist spannend, da man unbedingt erfahren will, was den Personen passiert ist und welche Zukunft die Autorin ihnen wohl zugedacht hat. Ich habe mich sofort wieder auf Gut Mohlenberg wohlgefühlt und freue mich, dass wir noch mit Band drei und vier rechnen dürfen und so die Gelegenheit bekommen, den ein oder anderen Protagonisten wiederzusehen.

Von mir eine volle Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 20.03.2022

eine großartige Geschichte

Ursula und die Farben der Hoffnung
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Ursula kommt aus einer Familie, in der Kunst nur eine untergeordnete Rolle spielt. Doch für sie ist Zeichnen ihr Leben. Das dies einmal auch ein Beruf werden könnte wird ihr erst klar, als sie die Familie ...

Ursula kommt aus einer Familie, in der Kunst nur eine untergeordnete Rolle spielt. Doch für sie ist Zeichnen ihr Leben. Das dies einmal auch ein Beruf werden könnte wird ihr erst klar, als sie die Familie Dehmel kennenlernt. Tochter Vera wird schnell zur besten Freundin, Mutter Paula zur Ersatzmutter und an Heinrich verliert sie ihr Herz. Doch die Zeiten sind nicht einfach, der erste Weltkrieg wirbelt auch hier einiges durcheinander und verschiebt Träume in die Zukunft.

Ulrike Renk erzählt nun die Geschichte der Familie Dehmel weiter. Ursula wird ein Mitglied dieser Familie, sie ist allen tief verbunden, teilweise sogar mehr als ihrer leiblichen Familie. Wir lernen Ursula kennen, als sie 15 Jahre alt ist und ihre Leidenschaft fürs Zeichnen in der Familie eher noch als Schrulle abgetan wird. Mit 16 lernt sie dann die Dehmels kennen und wird von ihnen in ihrer künstlerischen Weiterentwicklung unterstützt. Hier lernt sie sich und ihren Fähigkeiten zu vertrauen und tritt dann ein Studium an der Kunstgewerbeschule Berlin an. Hier lernt sie alles, um sich mit ihren Werken in Zukunft auch einen Lebensunterhalt verdienen zu können.

Sie wird Teil der Familie Dehmel, nicht nur als Freundin von Vera, sondern auch, weil Paula sie und ihre Arbeiten schätzt und Heinrich und sie sich verlieben. Der Autorin gelingt es dabei auch den Leser zum Teil der Familie zu machen, teilzuhaben an der Freude des Zusammenseins im Hause Dehmels, nicht nur bei Paula, sondern auch bei Richard und Ida in Blankenese. Die Dehmels schaffen es schon damals eine Patchworkfamilie zu sein, die funktioniert und die immer offen ist für Gäste und Freunde.

Mir hat das Buch viel Freude gemacht. Auch wenn die Protagonisten einiges an Sorgen haben und der erste Weltkrieg eine große Rolle spielt, ist das Buch doch ein Wohlfühlbuch. Bei den Feiern und Zusammentreffen der Dehmels wäre ich gerne Mäuschen gewesen, das ist wirklich eine außergewöhnliche Familie. Einen Dank daher auch an Regina Polansky, die die Geschichte ihrer Familie der Öffentlichkeit geschenkt hat.

Ich kann auch dieses Buch wieder empfehlen, Ulrike Renk ist es hier wieder gelungen eine ganz großartige Familiengeschichte zu schreiben.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

toller Auftakt der neuen Serie

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Quinn und Matilda könnten nicht unterschiedlicher sein, Quinn ist an der Schule einer der Coolen, Matilda das Mädchen aus der verschrobenen Nachbarsfamilie, das Fantasy Romane liebt und von ihrer Familie ...

Quinn und Matilda könnten nicht unterschiedlicher sein, Quinn ist an der Schule einer der Coolen, Matilda das Mädchen aus der verschrobenen Nachbarsfamilie, das Fantasy Romane liebt und von ihrer Familie total genervt ist. Nachdem Quinn einen schweren Unfall hat und plötzlich seltsame Dinge sein Leben bestimmen, tun sich er und Matilda zusammen, um das Rätsel zu lösen. Dabei stellt sich heraus, dass das Bild, das die beiden vom jeweils anderen hatten, doch nicht so ist, wie es scheint.

Kerstin Gier beginnt mit diesem Buch eine neue dreiteilige Jugendbuchreihe. Der Schreibstil ist locker und bei mir sprang auch sofort das Kopfkino an. Die Geschichte ist wechselnd aus Quinns und Matildas Sicht geschildert. Der ständige Wechsel macht es schwer, das Buch aus der Hand zu legen, weil man sich immer denkt, ach ein Kapitel geht noch. Sowohl Quinn als auch Matilda sind normale Teenager, allerdings hat Quinn nach seinem Unfall plötzlich Fähigkeiten, die nicht normal sind. Er kann zeitweise extrem gut sehen und hören, außerdem blinzeln ihm dauernd Pflanzen und Gegenstände zu. Matilda nimmt das sehr gelassen und ihre Vorliebe für Fantasy Romane hilft den beiden bei der Suche nach Quinns eigentlichen Wurzeln sehr. Je mehr sie herausfinden um so schwieriger wird es zu erkennen, wem sie noch trauen können und wem nicht.

Mir haben die beiden sehr gut gefallen und die Geschichte ist super durchdacht. Das Ende fand ich für ein Buch, dem noch zwei weitere folgen werden, sehr gut. Soweit abgeschlossen, dass man erst einmal zufrieden ist und doch so offen, dass man sich auf die weiteren Bände freuen kann. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht und was sich Kerstin Gier in ihrer neuen Welt noch so einfallen lassen wird.

Von mir daher eine dicke Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Nellie und der Krieg

Ein neuer Horizont
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Nellie ist nach Korea gereist um dort als Kriegsreporterin zu arbeiten. Allerdings werden ihr als Frau auch immer wieder Steine in den Weg gelegt. Unterstützt wird sie von Jake, der allerdings bald zu ...

Nellie ist nach Korea gereist um dort als Kriegsreporterin zu arbeiten. Allerdings werden ihr als Frau auch immer wieder Steine in den Weg gelegt. Unterstützt wird sie von Jake, der allerdings bald zu einem Auftrag nach Berlin aufbricht. So kämpft sie sich weiter allein durch, um ihre Ziele zu erreichen. Schließlich hat sie ihrer Schwester Laura, die verschwunden ist, versprochen das Leben für sie mitzuleben.

Nick hat unterdessen in Berlin auch noch eine Rechnung offen. Er will erfahren, wer seine Familie im Krieg verraten hat und denjenigen zu Verantwortung ziehen.

Maiken Nielsen nimmt uns diesmal mit nach Korea, mitten in den beginnenden Krieg. Gerade die Kriegsszenen sind so beschrieben, dass man meint, hautnah dabei zu sein und man muss doch des Öfteren die Luft anhalten, ob Nellie es da wohl wieder unbeschadet rausschaffen wird. Aber nicht nur diese Szenen gehen unter die Haut, auch Jakes Streifzüge durch das zerstörte Berlin haben mich mitten in das damalige Leben mitgenommen. Das Thema Denunziation zieht sich durchs ganze Buch, sowohl Nellie als auch Jake müssen damit Bekanntschaft machen. Da zeigt sich recht deutlich, dass Menschen zu ihrem eigenen Vorteil doch gerne mal andere anschwärzen. Egal in welchem System und in welcher Lage.

Ich fand das Buch ganz hervorragend geschrieben, es war keine Minute langweilig. Auch wenn man Nellie manchmal schütteln möchte für die Risiken, die sie eingeht. Schön fand ich auch die Beziehung zu ihrer Schwester Laura, die in Rückblicken erzählt wird und zu einem elementaren Handlungsstrang wird. Daraus erklärt sich ein Teil von Nellies Handeln.

Auch Jakes Geschichte hat mich sehr berührt. Er hat es wirklich nicht leicht gehabt im Krieg, daher ist es schon bewundernswert, wie ausgeglichen er doch ist und wie vernünftig, was das Thema Rache betrifft.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen, ich habe viel über Korea und den Krieg, der das Land geteilt hat, gelernt. Und ich habe mit Jake, Nellie und ihrer Familie mitgefiebert, mitgelitten und mich mitgefreut. Daher von mir eine dicke Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 24.10.2021

grandioser Abschluß

Die Hafenschwester (3)
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Der dritte Band der Hafenschwester setzt 1923 ein, die Hyperinflation ist auf ihrem Höhepunkt und auch in der Familie Studt wird das Geld langsam knapp. Die Ersparnisse sind aufgebraucht und die Ausbildung ...

Der dritte Band der Hafenschwester setzt 1923 ein, die Hyperinflation ist auf ihrem Höhepunkt und auch in der Familie Studt wird das Geld langsam knapp. Die Ersparnisse sind aufgebraucht und die Ausbildung der Kinder eher ungewiss. Nach der Währungsreform kommt etwas Ruhe auf, doch macht sich Rudi während seines Jurastudiums Feinde und muss daher nach Berlin wechseln. Ellas Studium ist daher nicht mehr machbar und sie arbeitet zunächst als Krankenschwester, bis sie endlich ihr Studium antreten kann. Doch dann kommen die Nationalsozialisten an die Macht und ein Studium scheint für sie unmöglich zu werden. Und als Rudi in die Fänge der SA gerät, ist es an Ferdi, der mittlerweile bei der Polizei arbeitet, ihn wieder herauszuholen. Allerdings muss er dafür Dinge tun, die seinem Gewissen nicht guttun.

Diesmal begleiten wir eher die nächste Generation der Studts durch ihr Leben. Gerade auf Ferdi liegt ein Schwerpunkt, da er als Polizeikommissar viel mit der SA, SS und Gestapo zu tun hat und so hautnah viele Unmenschlichkeiten erlebt. Er versucht so weit es geht unter dem Radar zu bleiben und im Rahmen seiner Möglichkeiten Menschen zu helfen, die es schwer haben in diesen Zeiten.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Obwohl es 700 Seiten lang ist, ist nicht eine davon langweilig. Durch die wechselnden Perspektiven wird deutlich, wie unterschiedlich die einzelnen Familienmitglieder ihre Rolle in der Familie sehen. Gerade unter den Geschwistern gibt es da einiges, was Zündstoff bietet. Ich habe mit allen mitgefiebert und gelitten und gerade Ferdi dafür bewundert, wie er es schafft in einer so schwierigen Zeit nicht unter die Räder zu kommen. Mitgelitten habe ich besonders bei den Szenen, die sich um den Feuersturm im Sommer 43 drehen. Eine wirklich harte Zeit für Hamburg und die Menschen dort. Erschreckend fand ich auch, wie sich die Menschen von den Nazis um den Finger haben wickeln lassen.

Alles in allem ein tolles Buch und am Ende war ich traurig, dass die Geschichte um die Familie Studt damit beendet ist. Im Laufe der drei Bücher sind mir doch alle sehr ans Herz gewachsen.

Von mir daher eine unbedingte Leseempfehlung, nicht nur für dieses Buch, sondern für die gesamte Trilogie.

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